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Zukunft selbst definieren

Kommentar zur DBV-Initiative #Zukunftsbauer
Von Sönke Hauschild, BVSH
„Das unversehrte Tier“ könnte ein universelles Ziel des Zukunftsbauern sein. Foto: Imago

Auf dem Deutschen Bauerntag in Lübeck im Juni vergangenen Jahres wurde vom Deutschen Bauernverband (DBV) die Kampagne „#Zukunftsbauer“ beschlossen. Bisher steht die neue (innere) Haltung im Vordergrund: Landwirte verlassen die Opferrolle, ändern ihr Selbstbild und damit die gesellschaftliche Wahrnehmung, so hoffen die Strategen. Neben der Wertschätzung soll es um Wertschöpfung gehen, beides wichtige Zukunftsfaktoren, die jeweils eine ganz eigene Motivation in sich tragen. 

Nun taucht die Frage auf: Wie sieht er in der Praxis aus, der Zukunfts(er)bauer? Der Ansatz ist, sich auf die Gesellschaft zuzubewegen. Doch reichen etwas mehr Tierwohl oder weniger Pflanzenschutz sicherlich nicht, um Veränderung sichtbar zu machen. Umwälzende Prozesse aber dauern und halten nicht Schritt mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Meinung. 

Wie wäre es, wenn man das Dilemma vom Ende her auflöste: Wo kann das gemeinsame Ziel von Gesellschaft, Politik und Landwirtschaft liegen? Klar ist: Es befindet sich per definitionem in der Zukunft, nicht im Heute. Und mit der Ziel- hat man noch lange keine Wegbeschreibung. Doch ändert sich die Denkweise, besteht die Chance, vom kurzfristigen Taktik- in den langfristigen Strategiemodus zu kommen. Allein diese Zukunftsperspektive kann jungen Landwirten schon mehr Sicherheit schaffen, als es die aktuelle Situation tut. 

Am Beispiel der Schweinehaltung zeigt sich, dass der Blick in die Zukunft weniger schwerfällt als die Wegbeschreibung dorthin. Denn am Ende steht in Deutschland ohne Zweifel der Ringelschwanz. Das ist gesellschaftlicher und politischer Konsens. Es wird nicht einfach, die Zeitdauer ist ungewiss, doch es gibt keinen Weg drum herum. 

Wie wäre es, wenn sich der Zukunftsbauer selbst vom Ergebnis her definierte: Ich strebe das unversehrte Schwein an. Ich nähere mich dem Ziel versuchs- oder abteilweise, orientiere meine betriebliche Entwicklung daran und bewerte die Vorgaben der Politik am Ergebnis: Dient es dem Ringelschwanz oder schadet es ihm? So ändert sich die Haltung – die innere zuerst, aber dann die Schweinehaltung in der betrieblichen Praxis. 

Niemand, der sich ein Ziel setzt, ist schon da. Selbst in Finnland oder der Schweiz liegt der Anteil unkupierter Tiere mit intakten Schwänzen nur bei 50 bis 60 %. Aber wer sich nicht auf den Weg macht, kommt nie an. Zudem darf man den Weg als Teil des Ziels sehen: Ändert sich die Bewegungsrichtung – auf die Gesellschaft zu –, wird das positiv wahrgenommen. Das heißt aber auch, dass die veränderte gesellschaftliche Wahrnehmung zum Schluss kommt. Der Fehler bisheriger Kampagnen war, diese als Startpunkt zu nehmen. 

Sollten sich nicht alle Bereiche der Landwirtschaft Gedanken machen, was ihr Ziel ist und welches Symbol dazu passen könnte? Es kann empfehlenswert sein, in den Ergebnissen der zahlreichen Kommissionen zu wildern, die sich mit der Landwirtschaft beschäftigt haben, oder sich die Symbolik der Schutzorganisationen einmal genauer anzusehen. Die Landwirtschaft sollte ihre Zukunft selber beschreiben und selbstbewusst gestalten. Und der Politik klarmachen, dass die Zukunft nicht in der Vergangenheit liegt.

Sönke Hauschild. Foto: bb
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