Die Rübenkampagne 2022/23 barg für die deutsche Zuckerwirtschaft zahlreiche Herausforderungen. Das zeigt die Bilanz, die von der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) vorgelegt wurde. Großen Einfluss hatte der Krieg in der Ukraine. Laut WVZ erforderte der drohende Gasmangel hohe Investitionen in die standortspezifische Energieversorgung der Fabriken.
Den Landwirten haben der WVZ zufolge eine lang anhaltende Trockenheit, ein erhöhter Schädlingsdruck und früher Frost am Jahresende zu schaffen gemacht. Unter dem Strich der Kampagne 2022/23 stehen nach Angaben des Branchenverbandes rund 3,87 Mio. t Zucker, die aus 25,36 Mio. t Rüben erzeugt wurden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zuckerproduktion damit um 14,9 % zurückgegangen. Das Rübenaufkommen fiel trotz größerer Fläche um 13,4 % kleiner aus. Dabei sank der Ertrag im Mittel von 82,4 t/ha Rüben auf nur 70,3 t/ha. Die Anbaufläche war um 5.527 ha oder 1,6 % auf 360.691 ha ausgeweitet worden.
Die zu bewältigenden Herausforderungen dürften in absehbarer Zeit auch nicht weniger werden. Sorgen bereiten der WVZ besonders politische Vorhaben wie die Brüsseler Pläne zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und das Freihandelsabkommen der EU mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten. Laut dem Vorsitzenden der Vereinigung, Dr. Stefan Streng, sollte in Sachen Pflanzenschutz auf Innovationen statt Verbote gesetzt werden. „Einsatzmengen lassen sich mit intelligenten Technologien reduzieren, solange uns ein Spektrum von Wirkstoffen erhalten bleibt“, so Streng. Bemühungen für mehr Umweltschutz und höhere Nachhaltigkeitsziele seien jedoch vergeblich, wenn europäischer Rübenzucker durch Importzucker verdrängt werde.
Angesichts der gestiegenen Produktions- und Betriebskosten seien die aktuellen Preisentwicklungen auf dem EU-Zuckermarkt und die stabile Nachfrage eine gute Grundlage für die kommende Rübenkampagne, so die WVZ. age
Produktion von Biozucker in der EU erheblich ausgeweitet
Die europäischen Zuckererzeuger haben die Produktion von Biozucker zuletzt deutlich gesteigert. Das geht aus dem Statistischen Bericht 2021/22 hervor, den der Verband der Europäischen Zuckerindustrie (CEFS) vorgelegt hat. Demnach wurden im Rahmen der Kampagne 2021/22 in der EU-27 insgesamt 59.898 t Biozucker hergestellt; 2020/21 waren es erst 35.790 t gewesen. Spürbar ausgeweitet wurde auch die Anbaufläche. Laut Bericht wurde die nach ökologischen Kriterien bewirtschaftete Rübenfläche um 2.517 ha auf 9.251 ha ausgedehnt. Deutlich verbessert hat sich der Ertrag der Biolandwirte, der 2021/22 um fast 20 % auf 6,3 t Zucker pro Hektar zulegen konnte. Im Vergleich zum fünfjährigen EU-Mittel von 11,6 t/ ha im konventionellen Anbau fällt der Ertrag im Ökolandbau allerdings immer noch mager aus. Insgesamt wurden in der EU im Berichtsjahr rund 16,28 Mio. t Zucker erzeugt; das waren 14,2 % mehr als in der vorangegangenen Kampagne. Die dafür genutzte Fläche blieb mit 1,41 Mio. ha weitgehend stabil.
Betrachtet man den Zuckerrübenanbau in der EU insgesamt, führen Frankreich und Deutschland, dort wurden laut CEFS 356.000 ha beziehungsweise 355.000 ha angebaut. An dritter Stelle folgte Polen mit 251.000 ha Zuckerrübenfläche. In Frankreich und Deutschland wurden im Rahmen der Kampagne 2021/22 insgesamt jeweils rund 4,55 Mio. t Zucker erzeugt, in Polen waren es 2,31 Mio. t. Westlich des Rheins wurden dafür 21 Fabriken betrieben; bundesweit waren es 18 und in Polen 17. Bezogen auf die gesamte EU wurde an 89 Standorten Zucker erzeugt. 2020/21 waren es noch 91 Fabriken gewesen, dem Bericht zufolge wurde jeweils ein Standort in Kroatien und Rumänien geschlossen. Die jüngste Kampagne nahm laut CEFS durchschnittlich 119 Tage in Anspruch und dauerte damit neun Tage länger als die vorangegangene. age