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Zuckerpreise deutlich gefallen

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

In Schleswig-Holstein werden auf knapp 10.000 ha Zuckerrüben angebaut. Die im März/April 2024 gelegten Rüben präsentieren sich gut entwickelt und lassen gute Erträge erwarten, während die jungen Rübenbestände aus dem Mai schwächer sind, weil sie unter dem kühlen und feuchten Wetter gelitten haben. In der letzten Kampagne haben extrem hohe Rübenpreise den Rübenanbau sehr lukrativ gemacht. Dieser hohe Rübenpreis wurde durch sehr hohe Zuckerpreise bewirkt.

An der Terminbörse in London ist der Zuckerkurs nach dem ungewöhnlichen Höhenflug im Jahr 2023 nun deutlich gesunken, bewegt sich aber mit derzeit etwa 550 US-$/t immer noch auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Eine Ursache für diese Preiskorrektur ist auch die um rund 3 Mio. t höhere weltweite Erzeugung 2024/25, die das US-Agrarministerium in seiner halbjährlichen Vorschau auf den globalen Zuckermarkt schätzt. Insgesamt prognostiziert es eine globale Erzeugung von 186 Mio. t Zentrifugalzucker, der ein Verbrauch von weltweit knapp 179 Mio. t gegenübersteht. Pro Kopf der Weltbevölkerung wurden nach 19 kg im Jahr 2000 im Jahr 2022 dann 22,1 kg verbraucht. Treiber für weiteres Nachfragewachstum sind Länder wie China, Indien und Pakistan. Bemerkenswert ist auch der stabile Konsum von 35,1 kg pro Kopf in den EU-Ländern trotz der politischen Bemühungen, ihn zu senken durch Maßnahmen wie Zuckersteuer, Zuckerhöchstmengen in Getränken und so weiter.

Weltgrößter Produzent und Exporteur ist Brasilien. Von einer leicht rückläufigen Zuckererzeugung 2024/25 in Höhe von 44 Mio. t werden rund 34,5 Mio. t exportiert. Der brasilianische Pro-Kopf-Verbrauch von über 45 kg liegt mit in der Weltspitze. Darüber hinaus wird aus dem Zuckerrohr zu erheblichen Teilen Bioethanol hergestellt. Der jeweilige Umfang der Zucker- und Biokraftstofferzeugung wird von der Preisrelation dieser beiden Produkte bestimmt.

Zweitgrößter Produzent ist Indien mit einer leicht größeren Erzeugung 2024/25 von 34,5 Mio. t. Dem steht ein seit Jahren ebenso stetig ansteigender Verbrauch in Höhe von 32 Mio. t oder 19,1 kg pro Kopf im Jahr 2022 gegenüber. Daher wird Indien in diesem Jahr wieder als Exporteur auf dem internationalen Markt auftreten, allerdings bleiben die Ausfuhrmengen mit zirka 3,7 Mio. t erheblich hinter früheren Lieferungen von 6 bis 8 Mio. t zurück.

EU-Zuckerproduktion

In der EU-27 werden knapp 15 Mio. t Zucker aus Rüben hergestellt. Der EU-Verbrauch wird 2024/25 unverändert zu den Vorjahren auf 16,8 Mio. t geschätzt. Die EU-Importe stammen zollbegünstigt aus den sogenannten wenig entwickelten Ländern (LDC) und zuletzt auch aus der Ukraine.

Chinas Zuckererzeugung wird 2024/25 auf 10,4 Mio. t veranschlagt. Bei einem stetig wachsenden Verbrauch von insgesamt 15,7 Mio. t ist eine Importmenge von rund 5 Mio. t erforderlich, die zum größten Teil aus Thailand und Brasilien stammen. Der Pro-Kopf-Konsum hat sich in den letzten 20 Jahren auf fast 11 kg verdoppelt und steigt weiter.

Notbremse für ukrainische Importe

Für bestimmte ukrainische Agrarprodukte wurde von der EU eine seit dem 6. Juni 2024 geltende „Notbremse“ eingeführt, das heißt es werden gegebenenfalls hohe Zölle fällig. Die Notbremse tritt dann in Kraft, wenn die EU-Importmengen aus der Ukraine den Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2023 übersteigen. Sie gilt aber nur für Zucker, Eier, Geflügel, Hafer, Mais, Schrote und Honig. Die Zuckerimporte aus der Ukraine haben sich nach dem Überfall Russlands im Februar 2022 auf über 400.000 t vervielfacht. Der dreijährige Durchschnitt beträgt zirka 262.650 t Weißzucker jährlich. Von Januar bis April 2024 wurden laut Agridata der EU-Kommission aus der Ukraine rund 222.000 t Zucker oder zirka 50.000 t pro Monat geliefert, sodass bei gleich bleibendem Liefertempo inzwischen die Notbremse ausgelöst werden müsste, wie dies schon bei Hafer geschehen ist.

In der EU wird auch der tatsächlich erzielte Verkaufspreis der Zuckerindustrie erfasst. Dieser lag im April 2024 laut „DG Agri Dashboard: Sugar“ noch knapp über 800 €/t. So darf weiter die berechtigte Hoffnung auf hohe Zucker- und Zuckerrübenpreise zur Ernte 2024 gehegt werden. 

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