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Zu nass für bessere Erträge

Deutscher Bauernverband mit erstem Erntebericht, Raiffeisenverband schätzt nun zurückhaltender
Von DBV, DRV
Viele Gerstenpartien landeten zunächst in der Trocknung. Aufgrund des wechselhaften Wetters lief die Ernte in der KW 30 an. Foto: Agrar-Press

Die Wintergerste sorgte in weiten Teilen des Landes für einen mäßigen Start in die diesjährige Ernte. Das hat der Deutsche Bauernverband (DBV) am vorigen Freitag in seinem erstem Erntebericht festgestellt.

Nach der anhaltenden Nässe in ganz Deutschland im Frühjahr und im Frühsommer waren die Befürchtungen groß, dass die Qualitäten leiden würden. Dies scheint sich zu bestätigen. Insbesondere Schmachtkorn sowie niedrige Hekt­olitergewichte wirkten sich qualitäts- und ertragsmindernd aus, heißt es in der bundesweiten Betrachtung. Auch der Pilzbefall sei in diesem Jahr außergewöhnlich hoch und schmälere die Qualitäten.

In den meisten Bundesländern läuft die Wintergerstenernte noch, da sie aufgrund der wiederkehrenden Niederschläge immer wieder unterbrochen werden muss. Das vorläufige Ertragsniveau liegt nach den Umfragen des Verbandes mit 7 t/ha deutlich unter dem des vorigen Jahres (7,4 t/ha). Die Gesamterntemenge dürfte sich damit in diesem Jahr auf nur zirka 9,2 Mio. t belaufen (2023: 9,5 Mio. t).

Ausgehend von dem bisher dürftigen Ergebnis der Gerste und den ersten Druschergebnissen in den anderen Fruchtarten ist zu erwarten, dass die für dieses Jahr prognostizierten 42 Mio. t Getreide deutlich unterschritten werden. Bei den anderen Druschfruchtarten sind bisher nur wenige Flächen geerntet worden.

Auch für den Raps liegen derzeit noch keine aussagekräftigen Zahlen vor. Die kommende Aussaat dürfte jedoch von der erfreulichen Entwicklung auf den Märkten positiv beeinflusst werden. Seit Jahresstart hat sich die Preisschere zwischen den Vorkontraktpreisen für Raps und Brotweizen merklich vergrößert. Gleichzeitig zeigt sich beim Thema Rapserdfloh ein kleiner Silberstreif am Horizont. Für Regionen mit Starkbefall wurden im Jahr 2023 erstmals Notfallzulassungen zweier neuer Insektizide erteilt, erste Erfahrungen in Deutschland belegen eine gute Wirksamkeit.

Der DBV-Erntebericht basiert auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge sowie auf aktuellen Ertragsschätzungen. Der zweite DBV-Erntebericht folgt am 29. Juli. 

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) ist mittlerweile auch pessimistischer und hatte bereits am Mittwoch zuvor in seiner fünften Erntemeldung die laufende Getreide- und Rapsernte in Deutschland nach unten korrigiert, ebenfalls aufgrund der enttäuschenden bisherigen Druschergebnisse. Der DRV veranschlagte die deutsche Getreideernte 2024 demnach auf 41,48 Mio. t; das wären 1,14 Mio. t weniger als 2023. Im Juni war der DRV noch von 42,02 Mio. t ausgegangen.

Die Wintergerstenerzeugung schätzt der DRV jetzt auf 9,01 Mio. t und damit um 567.000 t oder 6 % niedriger als im Vorjahr. Im Juni war er noch von 9,31 Mio. t Wintergerste ausgegangen.

Für Raps senkte der DRV seine Ernteerwartung gegenüber der Juni-Prognose um 82.000 t auf 3,81 Mio. t. Im Vergleich zu 2023 sind das 422.500 t Rapssaat oder 10 % weniger. Die aktuelle DRV-Schätzung für den Winterweizen lautet 19,48 Mio. t, womit das Vorjahresniveau um 1,67 Mio. t oder 8 % verfehlt würde. Die Juni-Vorhersage hatte mit 19,62 Mio. t etwas höher als die jetzige gelegen.

Deutlich höherer EU-Nettoexport von Getreide 2023/24

Die Europäische Union hat im Wirtschaftsjahr 2023/24 etwas weniger Getreide exportiert als im Vorjahr, netto betrachtet aber deutlich mehr. Laut Angaben der Brüsseler Kommission beliefen sich die Getreideausfuhren der 27 Mitgliedsländer in Drittstaaten gemäß den vom 1. Juli 2023 bis zum 30. Juni 2024 gezogenen Lizenzen auf 45,68 Mio. t; das waren etwa 1,1 Mio t oder 2,3 % weniger als 2022/23. Kräftig gingen die Getreideimporte zurück, und zwar um 6,55 Mio. t oder 16,2 % auf 33,86 Mio. t. Demnach steigerte die EU ihren Nettoexport von Getreide um 5,46 Mio. t auf 11,82 Mio. t. In der Saison 2021/22 war dieser mit 24,27 Mio. t außergewöhnlich hoch ausgefallen. Berücksichtigt sind bei den Zahlen auch die Mehl- und Malzausfuhren beziehungsweise -importe in Getreidewert.

Maßgeblich für die zuletzt wieder deutlich größere Nettoexportmenge war die Entwicklung der Maiseinfuhren, die um 7,08 Mio. t beziehungsweise 26,8 % auf 19,37 Mio. t zurückgefahren wurden. Der Weichweizenbezug aus Drittländern, der 2022/23 um 6,70 Mio. t oder 260 % zugenommen hatte, blieb auf dem hohen Niveau. Mit 9,36 Mio. t wurde die Vorjahresmenge hier um 0,9 % übertroffen. Der Hartweizenimport legte erneut relativ kräftig zu, und zwar um 30,1 % auf 2,50 Mio. t.

Auch der Export von Hartweizen erhöhte sich relativ gesehen deutlich, nämlich um 12,5 % auf fast 836.000 t. Dagegen verringerten sich die Ausfuhren des Weichweizens als wichtigstes Produkt im EU-Getreideaußenhandel um 1,9 % auf 31 Mio. t. Einschließlich der Mehlausfuhren nahm der Weizenexport insgesamt gegenüber 2022/23 um 1,7 % auf 32,46 Mio. t ab.

In beiden Richtungen geschrumpft ist 2023/24 der Gerstenaußenhandel der EU. Während der Export mit 5,88 Mio. t um 11,7 % kleiner ausfiel als im Vorjahr, wurden die Importe um 5,8 % auf 1,91 Mio. t reduziert. An Mais führten die 27 Mitgliedsländer insgesamt 3,95 Mio. t aus; das waren 7,4 % weniger als in der Kampagne zuvor. Auch die Malzexporte reichten nicht an die Vorjahresmenge heran; mit 3,21 Mio. t wurde diese hier um 4,1 % verfehlt. age

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