Der Deutsche Kartoffelhandelsverband (DKHV) hat mit Blick auf die erste Ernteschätzung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) vom 21. September (siehe Ausgabe 39) Vorsicht angemahnt. „Es ist noch zu früh, um zu einer endgültigen Beurteilung der Gesamtsituation zu gelangen, da noch viele Flächen gerodet werden müssen“, sagte DKHV-Präsident Thomas Herkenrath in Berlin.
Welche Mengen letztendlich für die Vermarktung zur Verfügung stehen würden, hänge von der Qualität und Stabilität der Lagerbestände ab.
Begrenzt und vorläufig
Das Bundeslandwirtschaftsministerium habe trotz herausfordernder Wetterbedingungen und später Aussaat eine vielversprechende Einschätzung zur diesjährigen Kartoffelernte abgegeben, so Herkenrath. Demnach wird für Deutschland eine Gesamternte von fast 10,9 Mio. t erwartet; damit würde die Vorjahresproduktion um fast 2 % übertroffen und der mehrjährige Durchschnitt um 1 %. Die betreffende Anbaufläche sei allerdings um 1,4 % auf 262.600 ha eingeschränkt worden.
Der DKHV betonte, dass sich aus den bislang vorliegenden Zahlen nicht ableiten lasse, welche Verwertungsrichtungen besonders vom Flächenrückgang betroffen seien. Ferner basiere die Ernteschätzung auf begrenzten und vorläufigen Daten. Das Agrarressort hatte bereits bei der Veröffentlichung seiner Voraussage darauf hingewiesen, dass dafür erst 36 % der insgesamt knapp 700 Probeflächen aus der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung ausgewertet worden seien.
Keine Panik
Mit Blick auf den deutlichen Preisrutsch für nicht kontrahierte Kartoffeln in den vergangenen Wochen mahnt unterdessen die Organisation Nordwesteuropäischer Kartoffelanbauer (NEPG) die Landwirte, nicht in Panik zu geraten. Wie die Organisation erklärte, sind die Preisperspektiven vor allem für Lagerware angesichts der robusten fundamentalen Marktdaten für die laufende Saison durchaus gut. Die NEPG erinnerte daran, dass der Bedarf der europäischen Verarbeitungsindustrie in den kommenden Monaten um 2 Mio. t höher ausfallen dürfte als vor zwei Jahren. Darüber hinaus seien die derzeit sehr niedrigen Preise für freie Ware kein Anreiz für risikoscheue Erzeuger, auch künftig Kartoffeln in einem immer schwierigeren Umfeld anzubauen. Zusätzliche wirtschaftliche, rechtliche und technische Faktoren sowie der Klimawandel machten den Kartoffelanbau zunehmend riskant und schwierig.
Den zuletzt „dramatischen“ Preisrutsch begründete die Organisation unter anderem mit der sehr kleinen Nachfrage nach freier Ware als Folge des umfangreichen Vertragsanbaus. Außerdem falle das Angebot an nicht lagerfähigen Knollen relativ groß aus. age