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Wird der Weg das Ziel beim Ökoanbau?

Editorial zur Entwicklung des Ökolandbaus
Von Mechthilde Becker-Weigel
Biodiversität im Öko-Weizenfeld. Foto: Agrar-Press

Die Zahl der Betriebe in Deutschland, die nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus wirtschaften, hat weiter zugenommen und ist von 2020 bis 2023 um 2.600 oder 10 % auf rund 28.700 gestiegen. Landesweit arbeiten inzwischen 14,2 % der landwirtschaftlichen Betriebe mindestens gemäß den Vorgaben der EU-Ökoverordnung. Das sind die Ergebnisse der Agrarstrukturerhebung 2023, die gerade veröffentlicht wurde. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche wuchs von 2020 bis 2023 um 16 % auf 1,85 Mio. ha. Ihr Anteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) von 16,6 Mio. ha stieg in dieser Zeit von 9,6 % auf 11,2 % (siehe Artikel „Ökolandbau wächst moderat“).

Das Signal ist, der Ökolandbau in Deutschland wächst. Aber von Bio in der Breite sind die Zahlen weiterhin noch weit entfernt. Und gemessen an den politisch gesetzten Zielen und Erwartungen ist das Wachstums- und Umstellungstempo noch viel zu verhalten. Es sieht so aus, dass das 30-%-Ziel der Ampel-Regierung nur noch in der Theorie erreichbar sein wird. Die Ökoanbaufläche wird weiterwachsen, aber die Kurve ist nicht steil genug. Die Gründe sind vielfältig.

Sieht man die Umsetzungszahlen für den ökologischen Landbau genauer an, so ist in Deutschland ein hoher regionaler Spezialisierungsgrad zwischen den einzelnen Bundesländern festzustellen. Das dürfte ein Grund sein, der die Umstellung bremst. Ertragsschwächere Standorte mit einem hohen Anteil an Dauergrünland rechnen sich am besten. Niedrige Pachtpreise und extensive Bewirtschaftung passen gut in das System und sind Bedingungen, die eine Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise erleichtern. Ertragsrückgänge und ökonomische Einbußen sind dann vergleichsweise geringer als bei intensiv wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben auf Hochertragsstandorten. Schon 2021 war bei einem 10 %igen Bio-Anteil an der landwirtschaftlichen Fläche Dauergrünland mit 19 % deutlich überrepräsentiert.

Neben Dauergrünland erreichen auch andere Erzeugnisse zweistellige Bio-Anteile, wie Frischeier mit 14 % der Menge. Den höchsten Bio-Anteil bei pflanzlichen Produkten hat Unterglasgemüse mit 24 % der Fläche. Bei diesen Produktbereichen sind nicht Flächenprämien umstellungsentscheidend, sondern die spezifische Nachfrage und der Organisationsgrad der Lieferketten und Abnehmerstruktur. Kulturen im Freiland, die witterungsabhängiger sind, stark unter Schädlingen und hoher Anbaukonzentration leiden, befinden sich am unteren Ende der Tabelle. So liegen die Mengenanteile bei Getreide bei 3 %, Zuckerrübe unter 2 % und Raps unter 1 %.
Der stärkste Treiber für eine Anbauausdehnung kann nur die Nachfrage sein. Die ist neben Überzeugungsstärke beim Großteil der Verbraucher weiterhin preiselastisch und damit schwer kalkulierbar. Auch muss man sich fragen, ob der Umstellungsanreiz schwächer wird, je mehr die Systeme des konventionellen und ökologischen Anbaus zusammenwachsen und Düngemittel- sowie Pflanzenschutzmitteleinsatz eingeschränkt werden.

Wenn nicht nur der Weg das Ziel sein soll, liegt es an der Politik, den Einsatz der umstellungswilligen Landwirtinnen und Landwirte zu unterstützen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die dem ausgegebenen Ziel gerecht werden.

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