Bilder des preisgekrönten norwegischen Fotografens Audun Rikardsen waren bereits im Rahmen von Ausstellungen zum GDT-Wettbewerb „Europäischer Naturfotorgraf des Jahres“ zu sehen. Nun widmet ihm das Stadtmuseum Schleswig mit 40 ausgewählten Exponaten eine eigene Ausstellung: „WinterWale“ beeindruckt mit einzigartigen Aufnahmen und ist bis zum 17. September zu sehen.
Museumsleiterin Dr. Dörte Beier freut sich sehr darüber „einen Hochkaräter der Fotografie“ präsentieren zu können, der auf seine ganz eigene Weise seine Arbeit als Wissenschaftler mit dem Können eines Naturfotografens verbindet.
Aufgewachsen in einem kleinen Fischerdorf in Nordnorwegen entwickelte Audun Rikardsen schon früh eine große Faszination für die nordische Natur, insbesondere für die Tierwelt über und unter Wasser. Seine Berufswahl überrascht daher wenig und erklärt auch seine Vorliebe für Walfotos sowie Naturaufnahmen der arktischen Küste: Audun Rikardsen arbeitet als Professor für Süßwasser- und Meeresbiologie an der Arctic University of Norway in Tromsø, mit dem Schwerpunkt Walforschung.
2010 begann seine Leidenschaft für Naturfotografie, bereits wenige Jahre später wurden seine Bilder weltweit in allen großen Fotowettbewerben ausgezeichnet. So wurde er unter anderem 2016 von der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) zum Europäischen Naturfotografen des Jahres gekürt, erhielt im selben Jahr den prestigeträchtigen Fritz-Pölking-Preis der GDT. Beim renommiertesten Naturfotowettbewerb der Welt „Wildlife Photographer of the Year“ gewann er mit einer Adler-Fotoserie den Portfolio-Preis. „Bei diesem Wettbewerb wurden 42.000 Fotografien aus 96 Ländern eingereicht, da zu gewinnen, ist schon herausragend“, erklärte Dörte Beier.
„In der Person Rikardsen vereinen sich gleich mehrere herausragende Eigenschaften“, hob die Museumsleiterin bei der Ausstellungseröffnung vergangene Woche hervor: „Da ist zunächst sein fundiertes Wissen über seine Motive, sein ausgeprägter Sinn für Ästhetik, seine vielseitigen Begabungen und seine Kreativität sowie seine besonderen technischen Fähigkeiten im Umgang mit seiner Fotoausrüstung“, so Beier. Rikardsens Besonderheit in der Fotografie liegt in der Wahl seiner Motive und in der Art und Weise, diesen eine völlig neue Perspektive zu verleihen. So hatte er die Idee, den Fischfang eines Adlers aus Unterwassersicht zu fotografieren. Dafür positionierte er die Kamera unter Wasser und köderte die Adler mit einem Fisch, um dann Anflug und Zuschlag aus Sicht des Fisches zu fotografieren.
Bis zum Gelingen der Bilder vergingen drei Jahre. Eine weitere Besonderheit seiner Arbeiten ist das zeitgleiche Fotografieren von Vorgängen unter und über Wasser. Dafür entwickelte er ein spezielles Kamerasystem inklusive Unterwassergehäuse und Blitz. Darüber hinaus scheut er nicht die Herausforderung, sich mit der schweren Ausrüstung bei eisiger Kälte tauchend zwischen Wale, Heringsschwärme und die Netze von Fischern zu wagen. Auf diese Weise entstehen einzigartige Fotos, zum Beispiel von Killerwalen, die Fischtrawlern folgen und umkreisen, um beim Heringsfang nicht leer auszugehen. Dieser Interessenskonflikt zwischen lokalen Fischern und jagenden Walen, die um das Silber des Meeres (Hering) konkurrieren, sei ein Aspekt, auf den die Ausstellung hinweisen möchte, so Beier. Es gehe um weit mehr als um herausragende Einzelaufnahmen.
Rikardsen schafft es in seiner Funktion als Taucher, Naturschützer, Fotograf und Wissenschaftler den Fokus auch auf menschliche Verhaltensweisen zu richten, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit kreativ ausgewähltem Fokus, der den Blick des Betrachters gekonnt auf die Dinge richtet, die da nicht in Ordnung sind: vermüllte Strände, Wale, die sich in Internetkabeln oder Fischereigeschirr verfangen, Fischkutter die Unmengen von Hering wieder ins Meer ablassen, weil zu viel gefangen wurde und nicht alles an Bord passte. „Ich mag es, Teil der Natur und Elemente zu sein“, sagte Rikardsen bei seinem Bildvortrag über seine Arbeit. Ich nutze die Fotografie, um meine Geschichten zu erzählen und den Menschen meine Wissenschaft zu zeigen. Gleichzeitig kann ich meine Wissenschaft nutzen, um bessere Bilder zu machen.“