In der Natur und im Garten ist während der Winterzeit vegetationsmäßig nicht besonders viel los. Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Pflanzen, die auch den winterlichen Verhältnissen mehr oder weniger trotzen. Oft tragen sie die Bezeichnung „Winter“ oder „Schnee“ im Namen, weil sie entweder im Winter wachsen, bei winterlichen Bedingungen blühen, an Frost angepasst sind oder einfach nur weil sie Schnee oder Schneebällen ähnlich sehen.
Viele Pflanzen überstehen den Winter in Ruhestadien wie Zwiebeln, Knollen, Knospen oder Samen, denen Frost und kalte Wetterbedingungen nicht so leicht etwas anhaben können. Bei starkem Frost können aber auch solche Überdauerungsorgane geschädigt werden. Hier übt das winterliche Element des Schnees eine besondere Schutzfunktion aus, denn eine Schneeschicht isoliert und schützt die Pflanzenorgane im Boden. Daher sind besonders starke Frostnächte ohne Schneebedeckung gefährlich für Knollen, Zwiebeln und Rosetten. Manche Pflanzen sind allerdings auch auf den Winter angewiesen. Man denke an das Wintergetreide, das im Herbst ausgesät wird, den ganzen Winter auf dem Feld steht und im Frühjahr loslegt. Hier ist der Frost sogar als Kältereiz (Vernalisation) unerlässlich und entscheidend für die Blüten- und Fruchtbildung von zum Beispiel Winterweizen, Winterroggen und Wintergerste. Auch Raps wird in Mitteleuropa überwiegend als Winterraps angebaut. Die Pflanzen haben, wenn sie im Mai blühen, also schon den ganzen Winter auf dem Acker gestanden. Auch Winterzwiebel, Wintersalat und Winterlauch trotzen niedrigen Temperaturen. Bei der Winterlinde scheint bei der Namensgebung die Unterscheidung zur Sommerlinde eine Rolle gespielt zu haben, denn Letztere ist natürlicherweise deutlich weiter südlich in Europa verbreitet, während die Winterlinde weiter nach Norden geht, also an winterliche Verhältnisse besser angepasst ist. Einige weitere Vertreter unserer Gartenpflanzen tragen „Winter“ oder „Schnee“ in ihren deutschen Namen.
Der Winterling
Der Winterling (Eranthis hiemalis), auch als Gelber Winterstern bezeichnet, blüht bereits sehr früh im Jahr, oft bei Schnee oder unter Frostbedingungen im Februar und März. Inzwischen kann man die ersten Exemplare des zu den Hahnenfußgewächsen zählenden Winterlings, wie auch in diesem Jahr, bereits im Januar blühen sehen. Mit der Blüte kommt aus den unterirdischen Sprossknollen unterhalb der gelben Blüte ein Wirtel aus drei eingeschnittenen Hochblättern aus dem Boden. Die lang gestielten Laubblätter erscheinen erst später im Laufe der Blüte oder danach. Die Pflanze liebt volle Sonne bis lichten Schatten und kann an günstigen Standorten schnell dichte Blütenteppiche ausbilden. Hier spiegelt sich der Winterbezug übrigens auch im wissenschaftlichen Namen wider – hiemalis bedeutet winterlich.
Der Winterjasmin
Der in Westchina heimische Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) ist ein sommergrüner, bis 3 m hoch rankender Strauch mit überhängenden grünen Ästen, der allerdings der Rankhilfe zum Klettern bedarf. Die leuchtend gelben, duftlosen Blüten erscheinen in milden Wintern bisweilen bereits im Dezember, verschwinden aber bei stärkeren Frösten wieder. Ansonsten gehen sie bei entsprechender Witterung im Januar bis zum März auf. Die ovalen, dunkelgrünen Blätter werden später ausgebildet, weshalb die Pflanze, die seit 1844 in Europa in Kultur ist, als nacktblütig (nudiflorum) bezeichnet wird. Der Winterjasmin steht gerne sonnig ohne besondere Bodenansprüche und lässt sich durch Absenker und Stecklinge leicht vermehren. Die Pflanze gilt als winterhart bis –15 °C, kann also in besonders strengen Wintern durchaus einmal zurückfrieren.
Der Winterschneeball
Beim Winterschneeball (Viburnum x bodnantense), einem bekannten Zierstrauch unserer Parks und Gärten, haben wir sogar den Winter und den Schnee im Namen. Dieser Gartenstrauch wird auch als Bodnant-Schneeball bezeichnet, weil er um 1934/35 als Hybrid in Kultur entstanden ist, und zwar in dem Ort Bodnant in Nordwales. Der 2 bis 3 m hohe, sommergrüne Strauch hat seine Hauptblütezeit von Februar bis April, kann aber manchmal auch bereits im November/Dezember seine stark duftenden, zartrosa bis weißen Blütenbüschel ausbilden. Ein prächtiger Winterblüher für einen sonnigen bis halbschattigen Standort, der nicht nur winterhart bis –20 °C ist, sondern auch Stadtklima und Rückschnitte problemlos verträgt.
Das Schneeglöckchen
Das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) dürfte wohl eine der bekanntesten Blütenpflanzen mit dem Hinweis auf Schnee und Winter im Namen sein und zudem zu den beliebtesten Zwiebelfrühjahrsblumen gehören. Sie kommt wild wachsend an Waldrändern und in Gebüschen vor, ist aber auch in Hausgärten verbreitet anzutreffen. Die Heimat liegt in Mittel- bis Südeuropa. Sie ist ebenso wie der Winterling eine der sehr früh im Jahr, oftmals bereits im Januar, blühenden Frühjahrsblumen, die schon aus dem Boden lugen, wenn noch Schnee liegt oder jederzeit noch fallen kann. Das Schneeglöckchen bildet aufrechte, bläulichgrüne Blätter und einzeln stehende weiße, nickende Blüten, die jeweils drei lange, reinweiße Blütenblätter und drei kurze mit einem grünen Fleck ausbilden. Sie erreichen eine Höhe von 10 bis 15 cm und eignen sich als Unterpflanzung von Sträuchern, aber auch in Beeten oder im Rasen wachsen sie gut, bilden leicht dichtere Bestände und verwildern auch. Als Schnittblumen für die Vase sind die kleinen Blütenstängel ebenfalls durchaus geeignet.
Der Schneeglanz
Die Gruppen der Chionodoxaarten (sechs bis acht Arten), die im Deutschen als Schneeglanz, Schneeruhm, Schneestolz oder Sternhyazinthe bezeichnet werden, sind recht anspruchslose Zwiebelpflanzen unserer Gärten, die ursprünglich in Südeuropa und im Orient vorkommen. Sie zeigen ihre sternförmigen Blüten, die meist blau, aber auch blassblau, weiß, rosa und purpurfarben sein können und eine weiße Mitte besitzen, ab Februar bis in den April. Oft kommen sie eben bereits stolz aus dem Boden, während noch Schnee liegt. In aufgeschütteten Beeten, an Beeträndern, in Blumenkästen oder in Rasenflächen macht der Schneestolz eine ebenso gute Figur wie als Schnittblume in der Vase.
Die Schneeheide
Die auch als Winterheide bezeichnete Schneeheide (Erica carnea) ist eine beliebte winterliche Blütenpflanze unserer Parks und Gärten. Dieses Heidekrautgewächs stammt aus den Gebirgen Süd- und Mitteleuropas und blüht bereits ab Dezember oft durch den ganzen Winter bis zum zeitigen Frühjahr. Die Blüten schließen sich bei Frost und öffnen sich wieder bei Tauwetter. Für Insekten stellen sie eine wichtige winterliche und früh im Jahr verfügbare Nahrungsquelle dar. Der bis zu 30 cm hohe Zwergstrauch besitzt in der Natur kleine, glockige, rosa Blüten. Bei den zahlreichen Sorten im Gartenhandel sind auch diverse andere Blütenfarben von Weiß bis Rot und Purpur vertreten. Die auf Kalkboden wachsende Blütenpflanze ist winterhart bis –30 °C und bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte.
Die Schneeballarten
Die Gehölzgattung der Schneebälle (Viburnum) gehört zur Familie der Moschuskrautgewächse und man kennt etwa 100 bis 200 Arten, von denen einige wichtige Ziersträucher unserer Parks und Gärten sind. Beliebt sind sie wegen ihrer Anspruchslosigkeit, wegen vielgestaltiger Blüten- und Fruchtformen, attraktiver Herbstfärbung und interessanter Winterblüte einiger Arten. Manche der meist duftenden Blüten ähneln mit ihren ballförmigen Blütenständen kleinen Schneebällen, was der Gattung die deutsche Bezeichnung eingetragen hat. In Mitteleuropa sind nur zwei Arten, der Gewöhnliche Schneeball (V. opulus) und der Wollige Schneeball (V. lantana) heimisch. Die namensgebenden rundlichen Blütenstände gibt es beispielsweise bei Viburnum opulus ‚Roseum‘, V. macrocephalum, V. carlesii, V. x burckwoodii und V. lantana.
Die Schneeforsythie
Die zu den Ölbaumgewächsen gehörende Schneeforsythie (Abeliophyllum distichum) ist ein nur selten anzutreffendes, aber hübsches Strauchgehölz von 1,5 m Höhe. Der aus dem zentralen Südkorea stammende Spätwinterblüher zeigt seine kleinen, lang gestielten, weißen bis zartrosafarbenen, stark duftenden Röhrenblüten von Februar bis April. Sie erinnern an kleine Forsythienblüten. Die Blüten erscheinen vor der Belaubung der Pflanze, die sich für sonnige oder halbschattige Standorte an geschützten Stellen eignet.
Die Schneebeere
In diesem Fall haben wohl die schneeweißen Früchte der Schneebeere (Symphoricarpos albus) für den deutschen Namen des aus Nordamerika stammenden Zier- und Heckengehölzes gesorgt. Ab Frühjahr bilden sich zusammen mit den rundlichen Blättern die kleinen, unscheinbaren rosa oder weißen, nektarreichen Blüten, die gern von unterschiedlichen Insekten als Nahrungsquelle genutzt werden. Daraus entwickeln sich die saftigen, weißen, beerenähnlichen Steinfrüchte. Die Pflanze ist äußerst robust, gedeiht auf einer Vielzahl unterschiedlicher Böden, erweist sich als frosthart, gut schnitt-, hitze- und schattenverträglich sowie stadtklimaresistent. Die weißen Beeren bleiben oftmals lange am Strauch hängen und können dann recht dekorativ sein – bis zum ersten Schnee. Dann sind die Schneebeeren im weißen Geäst nicht mehr so leicht auszumachen.