Es gibt keine Möglichkeit, den zukünftigen Verlauf der Preisentwicklung für landwirtschaftliche Produkte vorherzusagen. Marktbeobachter versuchen, aus der aktuellen Faktenlage einen möglichen Trend einzuschätzen. Gerade beim Milchpreis gibt es verschiedene Prognosemodelle, denn der Milchpreis ist für viele Betriebe entscheidend für den Erfolg in diesem arbeits- und kostenintensiven Betriebszweig.
In Schleswig-Holstein zeigten die Auszahlungspreise seit Mitte des vergangenen Jahres eine leicht ansteigende Entwicklung. Einige Parameter deuten darauf hin, dass diese Preiserholung vorerst unterbrochen wird. Der vom ife-Institut errechnet Rohstoffwert der Milch – ein aus den wirklichen Verkaufspreisen von Butter und Magermilchpulver ermittelter theoretischer Milchpreis – gab im Februar um 0,5 auf 42,2 ct/kg Milch nach. Im Dezember lag dieser Kurs noch bei 43,7 ct/kg. Auch die Börsenmilchwerte, die sich aus den Terminmarktnotierungen für Butter und Magermilchpulver an der EEX-Börse in Leipzig ableiten, gehen ab April ebenfalls weiter zurück, was keinen schnellen Anstieg der Milchpreise in den nächsten Monaten erwarten lässt. Der Trend der Preise für die zwischen den Meiereien gehandelter Spotmilch zeigte zuletzt deutlich nach unten. Anfang März lag der Kurs für Norddeutschland hier noch bei 41,50 und ist bis Ende März auf 33,50 ct/kg Milch gefallen. Auch am Weltmarkt fallen die Preise. Bei der letzten Global-Dairy-Trade-Auktion in Neuseeland am 19. März sind die Preise im Mittel um 2,8 % gesunken. Analysten begründen diesen Preisrückgang mit der rückläufigen Nachfrage am Weltmarkt, vor allem aus China. Dabei ist die Milchproduktion rückläufig. Die fünf größten Exportländer melden ein geringeres Angebot. Die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten ist jedoch uneinheitlich und die weitere Tendenz ungewiss.
Vor allem die hiesige Tierhaltung ist auf der Suche nach verlässlichen Perspektiven. Die hohen Anforderungen der Politik und der Verbraucher führen zu hohen Kosten für den Umbau der Haltungsformen. Kein Milchbauer weiß heute, was er in einem halben Jahr für seine Milch erlöst. Um mehr Gewissheit über die künftigen Preise zu schaffen, will die Politik klare Lieferverträge zwischen Meiereien und Landwirten vorschreiben. Der Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) soll entsprechend geändert werden. Die Gegner dieser Gesetzesänderung befürchten die Neuauflage einer Art Milchquote, da die Lieferverträge auch klare Mengenvorgaben setzen. Derzeit wird diskutiert, ob eine Absicherung der Erzeugerpreise auch über Terminmärkte funktionieren könnte. Zudem werden verschiedene Fest- oder Mindestpreismodelle genannt. Etliche Milchbauern befürchten viel Bürokratie, ohne dass sich die Erlöse wesentlich bessern. Marktexperten sind eher gegen staatliche Eingriffe in den Handel. Sie vertrauen auf das Unternehmertum und die Selbstregulierung durch Angebot und Nachfrage. Wer liquide ist und das nötige Fachwissen hat, kann selbst einen Teil der Produktion über Kontrakte an der Terminbörse absichern. Auch können Meiereien dies für die Lieferanten übernehmen und Kontraktpreise anbieten, ähnlich wie beim Vorverkauf von Getreide oder Raps. Durch solche Maßnahmen können stabilere Preise erzielt werden. Das Risiko nimmt ab, garantiert höhere Preise hat dies jedoch nicht zur Folge.