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Wie ein klimaresilienter Mischwald entsteht

Forstjournalistin aus Schweden zu Besuch in Schleswig-Holstein
Von Peer Rosenhagen, Landwirtschaftskammer SH
Bezirksförster Thore Schlüter (li.) mit Anna Froster und Fotograf Daniel Chatard Foto: Peer Rosenhagen

Kürzlich besuchte die schwedische Journalistin Anna Froster die Forstabteilung in Bad Segeberg. Hintergrund war eine Reportage über die Forstwirtschaft in Schleswig-Holstein in dem größten Natur-
magazin in Schweden, „Sveriges Natur“.

Frosters Wunsch war es, anhand von verschiedenen Waldbildern die Beratung und Betreuung von privaten und kommunalen Waldbesit­zenden näher kennenzulernen. So kam es, dass der Bezirksförster für Ostholstein, Thore Schlüter, zusammen mit seinem Fachbereichsleiter Peer Rosenhagen kurzerhand einen Termin mit der Journalistin im Wald der Gutsverwaltung Glasau ausmachte.

Vor Ort wurde zunächst eine Fläche besichtigt, wo alle Buchen, bedingt durch die Trockenheit der vergangenen Jahre, sehr gelitten haben und teilweise im Absterben begriffen waren. Angrenzend an diese Fläche war schon überall 2 bis 3 m hohe Buchennaturverjüngung zu sehen. Hier hatte sich Förster Schlüter dazu entschieden, die Buchen auf einer Fläche von 0,25 ha zu entnehmen und dort aktiv andere Baumarten, und zwar Nadel- und Laubbaumarten, investiv zu pflanzen.

Durch eine gezielte Anreicherung mit verschiedenen Baumarten kann so über die Jahre ein besonders klimaresilienter Mischwald entstehen und das Holz für den Waldbesitzenden noch zu guten Konditionen vermarktet werden. Wenn an dieser Stelle nichts getan werden würde, würde sich ein reiner Buchenwald entwickeln, der, wenn man den Klimaprojektionen für die kommenden Jahrzehnte glauben mag, erhebliche Probleme durch Trockenstress bekommen würde.

Diese wohlabgewogene, kleinflächige Behandlungsweise beeindruckte Anna Froster sichtlich, da nach ihrer Aussage in Schweden weiterhin der großflächige Kahlschlag von vielen Hektar Größe und die anschließende Wiederaufforstung mit häufig nur ein bis zwei Baumarten die gängige Forstpraxis darstellen.

Als Nächstes wurde gemeinsam ein ehemaliger Fichtenwald besichtigt, der in den vergangenen Jahren durch Stürme, Borkenkäfer und Trockenheit stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Hier musste kalamitätsbedingt ein Kahlschlag in der Fichte durchgeführt werden, und es wurde anschließend ein bunter Strauß von Nadel- und Laubbaumarten gepflanzt. An diesem Beispiel konnten das System der forstlichen Förderung sowie die konkreten Entscheidungen für die einzelnen Baumarten erklärt werden. Dies geschieht auf der Grundlage des vorhandenen Standortes, der zu erwartenden Klimaszenarien sowie natürlich schlussendlich nach dem Willen des Waldbesitzenden und dessen frostbetrieblichen Vorstellungen.

Zu guter Letzt besichtigten alle Beteiligten noch eine Ackererstaufforstung. Hier wurde die Dringlichkeit der Waldmehrung in Schleswig-Holstein erklärt, da der Waldanteil hier nur bei 11 % der Landesfläche liegt.

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