Anstelle der traditionellen VR Classics mit vier Turniertagen voller Spring- und Dressursport wurde in diesem Jahr an zwei Tagen eine Weltcupstation der Dressurreiter in den Holstenhallen ausgetragen. Die sportliche Bedeutung war groß, da zuletzt wieder Weltcupstationen abgesagt wurden und es nun vor dem Finale im April nur noch sehr wenige Gelegenheiten gibt, sich zu qualifizieren.
Für die sechs Dressurprüfungen an zwei Tagen, darin enthalten die fünfte Etappe des FEI Dressage World Cup, zauberten die Veranstalter internationales Sportflair in die Holstenhallen. Es kamen Teilnehmer aus insgesamt elf Nationen, allein in der Weltcuptour waren Reiter aus sieben Nationen dabei.
Und die Freude bei den Teilnehmern war groß, dass die Dressurversion der VR Classics überhaupt stattfinden konnte. „Das ist toll”, sagte Kaderreiter Benjamin Werndl aus Bayern. Auch die für Australien startende Kristy Oatley, die schon lange im schleswig-holsteinischen Lütjensee, Kreis Stormarn, zu Hause ist, freute sich, „endlich mal wieder einen richtigen Turnierstart zu haben”.
Die erste Prüfung, den Prix St. Georges, gewann Mannschaftseuropameisterin Helen Langehanenberg mit der neunjährigen Stute Daniela. Diese ist eine Tochter von Langehanenbergs Erfolgspferd Damsey, mit dem die zierliche Westfälin im Weltcup in Neumünster bereits großartige Erfolge feiern konnte. Wie der Vater kann auch Daniela in schweren Lektionen brillieren und legt große Leistungsbereitschaft an den Tag.
Super Leistung von Helena Schmitz-Morkramer
Dahinter reihte sich mit einem hervorragenden zweiten Platz Helena Schmitz-Morkramer aus Hamburg mit DSP Lifestyle ein. Das Paar kam am Sonntag in der Intermediaire noch einmal auf den dritten Platz.
Einen Start-Ziel-Sieg holte sich wenig später Benjamin Werndls Schwester, Jessica von Bredow-Werndl: Mit Dalera BB erreichte sie 84,39 % und damit Platz eins in der Qualifikation zur Weltcupkür. Auf Platz zwei folgte Isabell Werth aus Nordrhein-Westfalen mit DSP Quantaz, der in Neumünster eine lange Turnierpause beendete. Das Paar kam auf 78,55 %. Dritte wurde Nanna Skodborg Merrald aus Dänemark mit Atterupgaards Orthilia und 77,92 %.
Auch am Sonntag waren die zweifache Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und ihre Trakehner Stute nicht zu schlagen: 90,61 % brachten ihnen den Sieg in der fünften Qualifikation zum FEI Dressage World Cup ein.
„Mächtig Eindruck” hinterließen auch die wenigen Hundert Zuschauer, die nach der Lockerung der Corona-Regeln für Indoorveranstaltungen kurzfristig die Chance erhielten, live vor Ort dabei zu sein. „Das war sofort zu spüren”, so die Siegerin. „Es war so eine knisternde, elektrisierte Atmosphäre.” Und nicht nur das, denn nach jedem Ritt in der Grand-Prix-Kür wurden Pferd und Reiter lautstark vom Publikum gefeiert.
Zwei Siege für Jessica von Bredow-Werndl
Erstmals erlebte Cathrine Dufour aus Dänemark die Atmosphäre in Neumünster und krönte die Premiere gleich mit Erfolg: Die Bronzemedaillengewinnerin der Europameisterschaft und ihre Teamkollegin Nanna Skodborg Merrald, die sich bereits seit dem fünften Lebensjahr kennen, belegten die Plätze zwei und drei in der Weltcupqualifikation. „Ich wollte schon häufiger hierher, aber nicht jedes Pferd arrangiert sich mit so einer Arena. Mit Vamos Amigos habe ich mich getraut und ich bin sehr zufrieden mit ihm”, so Dufour.
Riesenjubel begleitete auch die Wahl-Schleswig-Holsteinerin Kristy Oatley und Du Soleil aus der Bahn. Das Paar sicherte sich Platz sieben in der Weltcupqualifikation.
Isabell Werth pilotierte ihren etwas aufgeregten DSP Quantaz in aller Ruhe durch die Kür, klopfte dem Zwölfjährigen zwischendurch den Hals und ließ ihn nach der Grußvorstellung ausgiebig das Publikum begucken. Der Quaterback-Sohn soll wieder Turnier- und Prüfungsroutine bekommen. Das ließ sich einrichten, denn für das Weltcupfinale in Leipzig ist die Finalsiegerin von 2019 ohnehin gesetzt.
Großes Pech hatten Helen Langehanenberg und Benjamin Werndl aus dem deutschen Olympiakader. Erst zeigte Langehanenbergs Stute Annabelle Anzeichen von Lahmheit, dann fiel auch Werndls Famoso OLD aus. Beide verzichteten daher auf den Start.
Turnierleiter Francois Kasselmann zog eine positive Bilanz, auch weil das gemeinsame Engagement von Veranstaltern, Sponsoren und Stadt die Realisierung der VR Classics meets FEI Dressage World Cup überhaupt ermöglicht hat: „Wir freuen uns jetzt schon, im Februar 2023 alle hier wiederzusehen.”