Der monatliche Milchpreisvergleich im Bauernblatt zeigt es deutlich: Seit gut einem Jahr steigen die Auszahlungspreise in Schleswig-Holstein stetig an. Seit Mitte dieses Jahres hat sich die Entwicklung sogar etwas beschleunigt. Ursache dafür ist ein eingeschränktes Milchangebot, kombiniert mit niedrigen Milchinhaltstoffen und hohen Preisen für Milchprodukte. Die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit drosseln die Milchproduktion zusätzlich. Die Meiereien erzielen für Butter, Milchpulver und Käse aktuell hohe Preise. Durch eine erhöhte Käseproduktion steht weniger Sahne für die Butterherstellung zur Verfügung. Die Kurse für Industrierahm, den Rohstoff für die Butterproduktion, erreichten zuletzt Rekordwerte. In der Presse gab es bereits Bilder von leer geräumten Butterregalen im Lebensmittelhandel. Vereinzelt musste eine maximale Verkaufsmenge je Kunde festgelegt werden, damit die Weihnachtsbutter für alle reicht.
Milchanlieferung könnte wieder steigen
Entsprechend der saisonüblichen Entwicklung könnte die Milchproduktion Mitte November in Deutschland wieder steigen. Dennoch erwartet man, dass die Anlieferung weiter hinter den Vorjahreswerten zurückbleibt. Die hohen Erlöse haben die Milchproduktion bislang kaum erhöht. Die Milchviehbetriebe kämpfen weiter mit ungünstigen Rahmenbedingungen wie Arbeitskräftemangel und hohen Auflagen. Dazu kommt in vielen Betrieben die Umstellung auf Haltungsstufe 3. Vor allem in Süddeutschland führen die Diskussionen um die Anbindehaltung zur Aufgabe ganzer Bestände. Somit wird vorerst nicht mit einer raschen Erholung der Anlieferungsmengen gerechnet.
Dass bei den Milchgeldauszahlungspreisen noch Luft nach oben ist, zeigen auch die weiter steigenden Spotmilchpreise. In Deutschland legte das Bundesmittel laut Berechnungen des ife-Institutes um 0,3 ct auf 60,4 ct/kg zu. Auch in Italien und in den Niederlanden gab es weitere Aufschläge für die zwischen den Meiereien gehandelten Milchmengen.
Keine günstigen Importe
Hohe Milchpreise und teure Milchprodukte werden auch aus den europäischen Nachbarländern gemeldet. So liegen zum Beispiel die Butterpreise in Irland über dem hiesigen Niveau.
Somit besteht wenig Gefahr, dass günstige Importe die Kurse hierzulande unter Druck setzen. In Frankreich sind die Butternotierungen zwar etwas geringer, doch sind hier die Preise für Milchpulver und Käse vergleichsweise hoch. In Osteuropa ist die Nachfrage nach deutscher Ware zuletzt sogar weiter gestiegen. Hierzulande sind die Erlöse für Schnittkäse nicht so deutlich wie die Butterpreise gestiegen. Dennoch zeigt sich auch hier eine stabile Nachfrage, während die Lagerbestände Richtung Weihnachten weiter abnehmen.
Auch auf dem Weltmarkt ist noch nichts davon zu spüren, dass die hohen Produktpreise die Nachfrage bremsen. An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade ist der Durchschnittspreis über alle Produkte zuletzt um 1,9 % gestiegen.
Im LEH läuft das Weihnachtsgeschäft mit Butter jetzt an. Angesichts leerer Lager haben die Abnehmer ihre Zurückhaltung aufgeben und gehen auf die hohen Preisforderungen ein. Auch wenn die Nachfrage- und Preisentwicklung nicht für alle Milchprodukte gleich verläuft, könnte das flotte Buttergeschäft die Milchgeldauszahlungspreise vorerst weiter steigen lassen.