In dieser Woche trieb die Angst um die Zukunft ihrer Betriebe viele Landwirte auf die Straße. Sollten die angekündigten Kürzungen der staatlichen Hilfen umgesetzt werden, steigt die Bedeutung der Erlöse für die landwirtschaftlichen Produkte. Für viele der hiesigen Betriebe bleibt somit der Milchgeldauszahlungspreis entscheidend für das Einkommen.
Nach einem außergewöhnlichen Vorjahr mit Rekordpreisen auf Erlös- und Kostenseite hat sich der Milchmarkt im Jahr 2023 deutlich abgekühlt. In der Spitze lag der Durchschnittspreis im Dezember 2022 in Schleswig-Holstein bei knapp 59,50 ct/kg. Im Dezember 2023 hat sich der durchschnittliche Basispreis auf 41,30 ct/kg reduziert. Vor allem im Frühjahr 2023 sank der Preis kräftig, um sich dann ab dem Sommer wieder zu stabilisieren. Die Landwirte hoffen jetzt, dass sich die Notierungen auch im weiteren Verlauf über der Marke von 40 ct/kg behaupten.
Marktlage stabilisiert
Die im Herbst wieder steigenden Milchauszahlungspreise sind vor allem auf die im Vergleich zum Vorjahr geringere Anlieferungsmenge und auf die erhöhten Erlöse für Butter und Magermilchpulver zurückzuführen. Der vom ife-Institut errechnete Rohstoffwert stieg im Oktober und November um jeweils 4 ct an. Seitdem zeigen die Werte eine unveränderte Tendenz für die kommenden Monate. Die zuletzt wieder etwas abgeschwächte Preisdynamik spiegelt sich auch in den Preisen für die zwischen den Meiereien gehandelte Spotmilch wider. Dort haben die Notierungen im Dezember eine Talsohle erreicht. Wichtig für die weitere Preisentwicklung bleibt jedoch auch die Entwicklung des Milchangebotes. Saisonbedingt steigt das Angebot seit November bundesweit an. Im Dezember lag die Anlieferungsmenge noch spürbar unter der Vorjahreslinie. Zum Jahreswechsel hat die Anlieferungsmenge jedoch spürbar zugenommen und den Rückstand zum Vorjahr verringert.
Wichtig für die Entwicklung der Auszahlungspreise bleibt auch die Nachfrage nach Milchprodukten auf dem Weltmarkt. Der Index der Global Dairy Trade in Neuseeland ist zum Jahresbeginn erneut leicht gestiegen. Dies war bereits die dritte Auktion in Folge mit einem Preisanstieg. Im Mittel verteuerten sich die Verkaufspreise der Milchprodukte Anfang des Jahres um 1,2 %. Im vergangenen Jahr gaben die internationalen Kurse für Milchprodukte nach, vor allem durch eine geringere Nachfrage aus China. Dort konnte die Milchproduktion in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut werden. Trotz der höheren Eigenversorgung bleiben jedoch Importprodukte in China gefragt. Dazu gehören vor allem H-Milch und Vollmilchpulver, auch aus der Europäischen Union.
Deutlich weniger Milchviehbetriebe
Anfang November hielten 50.581 Betriebe in Deutschland Milchkühe. Das waren 4,4 % weniger als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig sank die Zahl der in Produktion stehenden Milchkühe um 2,5 % auf 3,7 Millionen Tiere. Auch in Schleswig-Holstein hat sich die Milchviehherde um 4,5 % reduziert. Im Norden gab es auch den stärksten Rückgang der Zahl der Milchviehbetriebe. In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der Milchkuhhalter im Jahr 2023 um deutliche 15,7 % verringert. Die Zahl der Kühe je Betrieb hat sich dagegen in unserem Bundesland auf 121 Milchkühe erhöht.