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Wahlversprechen und Wirklichkeit

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LKSH-Markt
Foto: Imago

Anfang Februar sind die Weizenkurse zwar etwas gestiegen, eine durchgreifende Preiserholung hat jedoch bislang noch nicht stattgefunden. Viele Landwirte verfügen noch über Weizenbestände der alten Ernte und spekulieren auf einen Preisanstieg. Trotz der kleinen Weizenernte in Europa bleibt die Nachfrage am Weltmarkt verhalten. Wie erwartet haben Russland und die Ukraine ihre Exporte reduziert, die Preise für Ausfuhren aus der Schwarzmeerregion sind jedoch noch nicht gestiegen. Damit bleibt EU-Weizen vergleichsweise teuer. Weitere Unsicherheit bringt die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump.

Zölle schaden dem Handel

Den weltweiten Getreidehandel kann man als gut funktionierenden Markt bezeichnen. Trotz der Kriegshandlungen beliefert sogar die Ukraine wieder den Weltmarkt. Die von US-Präsident Trump angekündigten Handelszölle gegen Einfuhren in die USA drohen jetzt die globale Wirtschaftsentwicklung zu bremsen. Als Antwort könnte China als der größte Importeur von Agrarprodukten seine Nachfrage in den USA reduzieren. Diese freien Mengen, zum Beispiel von Getreide, würden dann am Weltmarkt für Angebots- und Preisdruck sorgen. Bislang hat China nur Gegenzölle auf andere Warenarten wie fossile Energie und Maschinen aus den USA erhoben. In den jetzt anlaufenden Verhandlungen könnten jedoch auch wieder die Agrarimporte Chinas zum Thema werden. Die angedrohten Einfuhrzölle der USA gegen Mexiko und Kanada wurden vorerst nicht umgesetzt. Beide Länder haben sich unter anderem verpflichtet, die Grenzen besser zu sichern. Zudem sieht selbst US-Präsident Trump die Gefahr, dass fehlende Importe die Inflation in den USA steigen lassen.

Früchte verderben

Ein wichtiges Wahlversprechen von Trump war, dass vor allem die Lebensmittelpreise sinken würden. Wenn jedoch weniger Obst und Gemüse aus Mexiko oder Getreide und Raps aus Kanada eingeführt werden, steigen die Kosten für Nahrungsmittel in den USA an. Dazu kommt, dass das rigorose Vorgehen gegen illegale Einwanderer in den USA bereits zu Problemen führt.

So werden in Kalifornien große Flächen mit reifem Obst und Zitrusfrüchten nicht geerntet, da die Arbeitskräfte fehlen. Die Kurse für Eier haben sich in den letzten Wochen in den USA verdoppelt. Zum Teil wird dies auf die Vogelgrippe zurückgeführt. Doch auch auf den Geflügelfarmen bleibt die Arbeit liegen. Die Beschäftigten fehlen, da sie befürchten, von den Behörden aufgegriffen und abgeschoben zu werden. Man kann davon ausgehen, dass die meisten US-Farmer Präsident Trump gewählt haben. Anscheinend haben sie dabei vergessen, dass 60 % der Beschäftigten auf den Höfen Migranten sind.

Mittlerweile ist auch die EU ins Fadenkreuz der US-Zollpolitik geraten. Die neuen Zölle für US-Importe von Stahl und Aluminium betreffen auch EU-Erzeugnisse. Die europäischen-Staatschefs haben sich bereits vorab abgesprochen, mit Gegenmaßnahmen zu antworten. Für die deutsche Wirtschaft sind die USA ein wichtiger Absatzmarkt. Einen möglichen Handelskrieg könne man nur durch harte Verhandlungen abwenden, so die Meinung. Mögliches Thema der Verhandlungen wäre auch, dass die EU keine genmanipulierten Pflanzenprodukte (GVO-Soja) oder hormonbehandeltes Rindfleisch aus den USA einführt.

In der Politik wie im Leben zeigt sich, dass es nur selten eine einfache Lösung für ein Problem gibt. Es gilt immer abzuwägen, welche Folgereaktionen eine politische Entscheidung hat.

Marktlage – für die Woche vom 10. bis 16.2.2025

Getreide: Das Auf und Ab der Terminkurse erschwerte die Preisfindung und beließ die Kassapreise vorerst auf erhöhtem Niveau.

Raps: Die Erhebung von US-Zöllen auf Ware aus Kanada schürte die Sorge, dass mehr kanadisches Canola auf den EU-Markt kommen könnte, was die Notierungen unter Druck setzte.

Futtermittel: Am Rapsschrotmarkt blieben große Schwankungen weiterhin aus, die schleppende Nachfrage konnte problemlos gedeckt werden.

Kartoffeln: Nach einigen Anpassungen blieben die Preise für Speise- und Verarbeitungskartoffeln weitgehend stabil.

Schlachtrinder: Das Angebot wurde über alle Kategorien als sehr knapp beschrieben.

Schlachtschweine/-sauen: Die Notierung blieb unverändert, aber bisherige Zuschläge wurden durch die Schlachtunternehmen abgesenkt, was einer Preisminderung gleichkam.

Ferkel: In den meisten Gebieten Deutschlands wurden die Ferkel zügig abgenommen.

Milch: Trotz saisonal steigender Mengen wurde über den Monatswechsel nach wie vor weniger Milch als ein Jahr zuvor erfasst.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Geschäfte wurden Anfang Februar weiterhin als sehr ruhig beschrieben.

Markttendenz – für die Woche vom 17. bis 23.2.2025

Getreide: Die seit Jahren sinkenden globalen Endbestände und die weiter unsicheren Ernteaussichten am Schwarzen Meer wirken preisstabilisierend.

Raps: Am Rapsmarkt bleiben die Umsätze überschaubar, der Fokus liegt auf der Abwicklung von Kontrakten.

Futtermittel: Am Mischfuttermittelmarkt dürfte es bei unveränderten Forderungen bleiben, weil Futtergetreide im Wesentlichen unverändert gehandelt wird.

Kartoffeln: Speisekartoffeln werden um 4 bis 5 €/dt teurer, weil zunehmend aus gekühlten Kisten geliefert wird.

Schlachtrinder: Sowohl Jungbullen als auch Schlachtkühe und Färsen sind begrenzt verfügbar und werden zu wieder deutlich höheren Preisen gehandelt.

Schlachtschweine/-sauen: Durch die ruhige Fleischnachfrage kommen die Geschäfte nicht richtig in Schwung.

Ferkel: Der Ferkelpreis dürfte sich trotz eines unveränderten Schlachtschweinepreises fester entwickeln.

Milch: Der Markt für Schnittkäse wird als rege beschrieben, der für abgepackte Butter als gut.

Schlachtlämmer/-schafe: Eine nennenswerte Belebung des Marktes wird auch in den kommenden Wochen nicht erwartet.

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