Anfang November stand wieder die alljährliche, beliebte Agrarexkursion auf der Tagesordnung vieler Landjugendlicher. In diesem Jahr startete sie bereits am späten Mittwochnachmittag, und mit guter Stimmung ging es in Kiel an Bord der Stena Line in Richtung Schweden.
Die rund 14-stündige Fährfahrt wurde mit einem Abendessen an Bord begonnen, bei dem die ersten netten Gespräche untereinander stattfanden und neue Kontakte geknüpft werden konnten.
Für den Donnerstagmorgen verabredeten sich einige Teilnehmer guter Dinge, um den Sonnenaufgang zu betrachten, doch leider war es viel zu neblig, als dass man etwas hätte sehen können. So ging es unverrichteter Dinge zurück ins Bett, ehe gegen 9 Uhr das Einlaufen in den Hafen begutachtet werden konnte. Wieder an Land, übernahm Busfahrer Aurel die weitere Beförderung der Gruppe.
Der erste Stopp sollte bei einem Landmaschinenhersteller in Väderstad sein. In Schweden ist es typisch, dass die Firmen nach den Ortsnamen benannt werden. Ein weiteres Beispiel hierfür ist Husqvarna, ein Hersteller von Forst- und Gartengeräten. Väderstad liegt etwa vier Stunden nördlich von Göteborg. Dort wurden wir von Lars Mundt in Empfang genommen, einem Mitarbeiter von Väderstad, der selbst Mitglied in der Landjugend Flintbek ist.
Vor der Besichtigung und Einführung in das Unternehmen ging es zu einer Bäckerei, in der die Gruppe eine typische schwedische Brotzeit serviert bekam. Diese bestand aus Schwarzbrot mit einer Creme aus Roter Bete sowie schmackhaften Fleischbällchen.
Im Unternehmen Väderstad begann alles 1962 mit einer Stahlegge, die in einer kleinen Werkstatt ursprünglich für den Eigenbedarf hergestellt wurde. Viele Nachbarn wollten diese Art Maschine auch ihr Eigen nennen, und aus dieser Idee heraus entstand das heutige Unternehmen, das sich im Lauf der Zeit fortwährend vergrößerte und als Spezialist für Maschinen zur Bodenbearbeitung bekannt ist. Deren großer Vorteil ist die Möglichkeit einer flachen Bearbeitung bei hoher Geschwindigkeit, die trotzdem sparsam im Dieselverbrauch ist.
Die Gruppe konnte bei einer Werksführung die Schweißroboteranlagen und die CrossCutter Disc anschauen, eine speziell geformte Scheibe für eine besonders flache Bearbeitung schwerer Böden. Die Landmaschinen waren jedoch nicht schon immer mit der markanten roten Farbe gezeichnet, in den Anfangsjahren waren sie grün. Im Nachbarort wurden zu dieser Zeit MB-Traktoren gefertigt, die ebenfalls grün gestrichen wurden, sodass diese Farbe besonders günstig für die Hersteller war. Nach dem Firmenverkauf an Volvo wurden die Maschinen jedoch rot, denn dann war diese Farbe günstiger.
Es wurden einige spannende Fakten und Unterschiede der Landwirtschaft in Schweden und Deutschland aufgezeigt. Zum Beispiel sind alle Eier in Schweden salmonellenfrei und damit sehr gefragt. Maschinen dürfen mit 4 m Arbeitsbreite auf den Straßen gefahren werden, und Schweden ist Vorreiter beim Verzicht auf Antibiotika. Insbesondere auf deren flächendeckenden Einsatz wird hier verzichtet.
Am darauffolgenden Morgen ging es zunächst zur Burg Vadstena, die auf eigene Faust erkundet werden konnte. Danach fuhren wir rund 3,5 Stunden weiter auf den Betrieb des schwedischen Bauernverbandspräsidenten Palle Borgström. Dort fand ein intensiver Austausch zu aktuellen Themen der Landwirtschaft statt. Auch hier wurden uns Unterschiede zur Landwirtschaft in Deutschland erklärt. Zum Beispiel gibt es in Schweden kein duales Ausbildungssystem, wie man es bei uns kennt, sondern es wird ein Themenbereich studiert, danach steigt man ins Unternehmen ein. Des Weiteren besitzt eigentlich jeder Landwirt in Schweden auch einige Hektar Wald.
Man merkte, dass das Land in einigen Punkten, etwa beim erwähnten Einsatz von Antibiotika, dem CO2-Fußabdruck oder den Haltungsstufen, durchaus Vorreiter ist. Hier kann die deutsche Landwirtschaft in vielen Dingen von den Schweden lernen. Ein besonders wichtiger Punkt ist zudem, dass die schwedischen Verbraucher viel Wert auf regionale Produkte legen und gern mehr Geld dafür ausgeben.
Am Sonnabend blieb noch etwas Zeit übrig, um sich in Göteborg und Umgebung umzuschauen, bevor es am späten Nachmittag wieder auf die Fähre ging.