StartNachrichtenPferd & ReiterVier Holsteiner Sieger

Vier Holsteiner Sieger

Bundeschampionate in Warendorf, Nordrhein-Westfalen
Von Rita Jäger
Foto: Pixabay

Schon im vergangenen Jahr hatte es bei den Bundeschampionaten in Warendorf einige Modernisierungen gegeben. Diese Entwicklung setzte sich in diesem Jahr fort. Unter den 1.040 angemeldeten Pferden wurden zahlreiche Medaillen vergeben, eine ganze Reihe davon ging nach Schleswig-Holstein.

Unter dem Sattel von Hannes Ahlmann wurde Vendigo von Van Gogh Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde. Fotos (3): Friederike Kintrup/Equitaris

Der neue Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde heißt Vendigo. Vorgestellt wurde der Holsteiner Hengst von Hannes Ahlmann aus Reher, Kreis Steinburg. Mit soliden Leistungen hatte sich der Sohn des Van Gogh-Kannan für das Finale qualifiziert. Vom Titel hatten Hannes Ahlmann und sein Vater Dirk Ahlmann nicht einmal geträumt: „Der kann aufgrund seiner Klasse sicher auf dem zweiten oder dritten Platz landen“, hatte Dirk Ahlmann noch morgens bei einer Tasse Kaffee geschätzt. „Bundeschampion wird er wohl nicht werden.“

Umso strahlender waren die Gesichter, als dem mächtigen Braunen in Anwesenheit seiner Züchterin und Besitzerin Rita Siebke-Baasch aus Sarzbüttel, Kreis Dithmarschen, die Siegerschärpe umgehängt wurde. „Ich habe Vendigo seit ein paar Monaten. In der kurzen Zeit haben wir aber schon festgestellt, wie gut wir zusammenpassen. Schon beim ersten Ausprobieren habe ich gemerkt: Das wird was mit uns!“, beschrieb Hannes Ahlmann den neuen Champion. „Mein Vater war nicht so überzeugt, aber ich umso mehr. Zu Hause lässt sich Vendigo noch manchmal etwas ablenken, aber auf dem Turnier ist er hundertprozentig bei der Sache.“

Die Richter begründeten die Wertnote 9,0 im ersten Umlauf des Finalspringens so: „Vendigo hat ganz viel Vermögen, viel Übersicht, einen beeindruckenden Abdruck vom Hinterbein beim Absprung.“ Im zweiten, verkürzten Umlauf sahen sie noch eine Steigerung und lobten Vendigos Losgelassenheit (9,2). Die Wertnotensumme 18,2 bedeutete den überlegenen Sieg des Holsteiner Paares.

Vizechampion wurde Cassy, ebenfalls Holsteinerin. Richard Vogel stellte die Stute von Cicero-Contender vor, die von Elmar Teves in Bayern gezüchtet wurde. Das Richtergremium lobte das energische Abfußen der Fuchsstute. Leichte Abstriche gab es wegen der mangelhaften Anlehnung in den Wendungen, so wurde es die Wertnote 8,7 im ersten Umlauf. Im zweiten Umlauf präsentierte sich Cassy erheblich besser. Hier bekam sie die Wertnote 9,0 für die „Runde, in der wir vor allem die Losgelassenheit hervorheben möchten“, erläuterte Kommentator Peter Teeuwen das Richterurteil und die Gesamtnote 17,7.

„Ein bisschen getrödelt“

Con Quality von Chin Champ holte sich mit Richard Vogel den Titel bei den siebenjährigen Springpferden. Foto: Dr. Tanja Becker/Equitaris

Schon vor diesem Erfolg waren es erneut siegreiche Bundeschampionate für Richard Vogel. Am Freitag gewann er im Großen Preis von Warendorf, einer Springprüfung der Klasse S*** für achtjährige und ältere Pferde. Zuvor hatte er bereits die Einlaufprüfung der Klasse S* für diese Altersklasse sowie eine Qualifikation für die siebenjährigen Springpferde gewonnen. Außerdem wurde der Holsteiner Hengst Con Quality unter seinem Sattel Bundeschampion der siebenjährigen Springpferde.

Im Stechen der S**-Springprüfung, die Parcoursbauer Peter Schumacher für die Titelentscheidung aufgebaut hatte, setzte sich das Paar in 38,67 s und ohne Strafpunkte deutlich vom übrigen Feld ab. Dabei hatte Vogel es dem Hengst wahrlich nicht leicht gemacht, hatte er doch erst die Startlinie passiert, als die Uhr schon angesprungen war. „Ich habe ein bisschen getrödelt“, gab er hinterher zu. „Aber ich bin Con Quality so dankbar, dass er, obwohl zu Anfang etwas hektisch, so reagiert und für mich gekämpft hat.“ Con Quality von Chin Champ-Quality stammt aus der Zucht von Hartmut Knop aus Niedersachsen.

Vizechampion wurde Ziroccocorte OLD von Zirocco Blue-Stakkato aus niedersächsischer Zucht. Zirocco Blue ist auch der Vater der Holsteiner Stute Zoe Blue BTH aus einer Mutter von Colman (Züchter: Hans Peter Petersen, Tating). Mit ihrer Reiterin Katrin Eckermann kam sie in 41,08 s auf den dritten Platz.

Im Finale der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde verteidigte der Vorjahressieger Cascoblanco von Cascadello I-Sir Shostakovich xx (Züchter: Manfred Johannsen, Tornesch) unter dem Sattel von Pia Leuwer seine schwarz-rot-goldene Schärpe. Zur Finalqualifikation waren 32 Pferde angetreten, 15 von ihnen zogen ins Finale ein. Neben einer Springpferdeprüfung und einer Dressurpferdeprüfung, jeweils auf L-Niveau, mussten die Youngster in einer anspruchsvollen Geländepferdeprüfung der Klasse M zeigen, was in ihnen steckt.

Titelverteidigung gelungen

Vorjahressieger Cascoblanco von Cascadello I setzte sich mit Pia Leuwer bei den sechsjährigen Vielseitigkeitspferden durch.

Mit je einer 9,0 im Springen und in der Dressur startete Cascoblanco klar in Führung liegend ins Gelände. Dort zeigte der Holsteiner Hengst sich mutig, mit toller Galoppade (9,0), hohen Rittigkeitswerten (9,0) und einer durchweg positiven Perspektive als zukünftiges Vielseitigkeitspferd (9,0). Lediglich beim Springverhalten machte die Jury kleine Abzüge (8,0). Hier wünschte man sich noch mehr Gleichmaß. Letztlich gab es 8,6 Punkte, die mit dem Polster aus den vorangegangenen Teilprüfungen reichten, um dem Schimmel den Titel des Bundeschampions der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde zu sichern.

„Wir haben eine Reihe von Pferden gesehen, die bereits im Vorjahr hier beim Bundeschampionat eine gute Figur abgegeben haben. Sie sind gereift, haben Erfahrung gesammelt und sich leistungsmäßig schön weiterentwickelt. Das bestätigt, dass sie in den richtigen Händen sind und wir ihrem weiteren Werdegang positiv entgegensehen“, so die Einschätzung von Peter Thomsen, Bundestrainer der Vielseitigkeit.

Bei den sechsjährigen Springponys siegte Del Toro K von Del Piero mit seiner Reiterin und Besitzerin Antonia Ercken.

In einer Spezialspringponyprüfung der Klasse L mit zwei Umläufen wurde unter 15 Startern der Bundeschampion der sechsjährigen Springponys ermittelt. Den Titel sicherte sich der Holsteiner Del Toro K von Del Piero-Aljano (Züchter: Malte Kuhnert, Freienwill). Der Wallach konnte sich nach zwei siebten Plätzen in der Einlaufprüfung und der Finalqualifikation deutlich steigern und zeigte unter seiner Besitzerin und Reiterin Antonia Ercken zwei sichere Runden. Die Gesamtnote von 17,1 (8,5 und 8,6) reichte zum Sieg.

Entsprechend lautete das Urteil der Richtergruppe: „Sprung zwei und drei waren ein wenig wackelig in der Linie, aber der Ritt dann großzügig in der Galoppade angelegt. Das Pony zeigt schnelle Reflexe am Sprung und ist energisch abfußend im Absprung. Es steht sicher an den Hilfen der Reiterin und kann sich so voll auf den Sprungablauf konzentrieren.“ Antonia Ercken übernahm Del Toro K einige Monate vor dem Bundeschampionat des vergangenen Jahres, als das Paar im Finale der fünfjährigen Springponys die Bronzemedaille erhielt. „Er ist ein sehr sensibles Pony, sehr vermögend und vorsichtig am Sprung“, erzählte die Reiterin.

Erfolgreiche Reitponys aus dem Norden

Auch Platz vier ging an einen Sohn von Del Piero. Oakland’s Piero aus einer Almonte-Mutter stammt aus der Zucht von Angela Haeske-Maaß aus Wapelfeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Auf Rang fünf folgte Grenzhoehes Marbella von Grenzhoehes Olivier K We-Giorgio N (Züchterin: Sabine Reimers-Mortensen, Lutzhorn).

Der fünfjährige Bin Quietschbunt … Na und EA WE von Black eyed peas WE-FS Pavarotti (Züchterin: Elisabeth Ahn-Ballies, Grebin) wurde Fünfter unter den fünf- und sechsjährigen Vielseitigkeitsponys. Er hat seine Stärken ohne Zweifel im Gelände (8,2) und wurde hier von Championatsreiterin Josefa Sommer bestens in Szene gesetzt.

Auch bei den Reitponys schafften es Teilnehmer aus dem Norden auf die vorderen Plätze. So erreichte der holsteinisch gezogene Steendieks Dinaro von Steendieks Morgenstern Dalai-FS Chambertin (Züchter: Peter Böge, Schönhorst) den dritten Rang bei den dreijährigen Reitponyhengsten. „Das formschön gelungene Hengstmodel“ (Exterieur: 9,0) wurde von Mareike Peckholz im Warendorfer Reitpferdeviereck vorgestellt und erzielte am Ende die 8,6, mit einer weiteren 9,0 für den Schritt.

Aus der Zucht von Peter Böge stammt auch der Viertplatzierte der vierjährigen Reitponystuten und -wallache, Steendieks Danciano von Steendieks Morgenstern Dalai-Steendieks Constantino. Bei den Stuten und Wallachen der dreijährigen Reitponys teilte sich der holsteinisch gezogene Wallach Grenzhoehes Odin von Grenzhoehes Olivier K We-Don Dolino, ebenfalls aus der Zucht und dem Besitz von Sabine Reimers-Mortensen, den vierten Platz mit der Stute En vogue aus Rheinland-Pfalz.
fn

Gustav-Rau-Medaille für Ingrid Wiegmann

Im Rahmen der Bundeschampionate wurde Ingrid Wiegmann für ihre Verdienste ausgezeichnet. Bekannt ist die Barmstedterin, Kreis Pinneberg, durch ihren bundesweiten Fohlennotdienst „Ammenstuten Deutschland“, der verwaiste Fohlen und Ammenstuten zusammenbringt. Gerührt und unter großem Beifall der Zuschauer nahm Ingrid Wiegmann die Gustav-Rau-Medaille in Bronze aus der Hand von Theo Leuchten, Vizepräsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), entgegen.

Seit mehr als 20 Jahren agiert Ingrid Wiegmann ehrenamtlich und unabhängig als Koordinierungsstelle für Ammenstuten und Waisenfohlen – bei Tag und Nacht und bundesweit. In den ersten 15 Jahren konnte sie mehr als 350 Stuten und Waisenfohlen vermitteln. Allein 2022 waren es 142 Fohlen und 245 Stuten. Mittlerweile bekommt sie bis zu 600 Anfragen pro Jahr aus dem In- und Ausland. In ihrer Datenbank sind auch Standorte von eingefrorenen Biestmilchvorräten abfragbar, die als Erste Hilfe oft überlebenswichtig sind.fn

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