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Viele Ferkel – kein Nachteil für die Folgewürfe

Schweine aktuell: Hohe Aufzuchtleistung erzielen
Von Prof. Steffen Hoy, Universität Gießen; Birgitt Hameister, VzF Uelzen
Große und vitale Würfe sind das Ziel der Ferkelerzeugung. Foto: Prof. Steffen Hoy

Sauen sollen viele Ferkel aufziehen. Aber hat das einen negativen Einfluss auf die Wurfgröße im nächsten Wurf? Prof. Steffen Hoy, Universität Gießen, und ­Birgitt Hameister, Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredelungswirtschaft (VzF) Uelzen, ­haben das ausgewertet.

Es wird diskutiert, ob Sauen mit vielen Ferkeln beim Absetzen eine Erholung brauchen oder ob sie in der Folge weniger gut tragend werden und/oder einen kleineren Wurf erbringen. Dieser Frage wurde in einem größeren Betrieb an Daten von etwa 1.300 Sauen nachgegangen. Aus dem db-Planer wurden von jeder Sau unter anderem folgende Parameter erfasst: Wurfgröße beim Absetzen des ersten und zweiten Wurfes, Anteil zum zweiten Wurf belegter Sauen, Abferkelrate zum zweiten und dritten Wurf sowie die Wurfgröße gesamt (ggF) und die Zahl lebend geborener Ferkel (lgF) im zweiten Wurf und Folgewürfen.

Sauen mit wenigen Ferkeln werden nicht alt

Die Auswertung umfasst insgesamt 1.286 Sauen nach dem Absetzen ihres ersten Wurfes. Es wurden zwei Gruppen gebildet: Sauen mit bis zu zwölf Ferkeln (unter 13) je Wurf beim Absetzen (742 Sauen) und solche mit 13 bis 16 abgesetzten Ferkeln je Wurf (über 13, 544 Sauen). Fast 25 % der Sauen setzten bereits im ersten Wurf 13 Ferkel und etwa 12 % sogar 14 Ferkel ab. 19 Sauen zogen 15 und zwei Jungsauen 16 Ferkel auf. Im Mittel betrug die Wurfgröße beim Absetzen in den beiden Kategorien 11,1 beziehungsweise 13,4 Ferkel.

Von den Sauen mit der niedrigeren Wurfgröße beim Absetzen (unter 13) wurden nur 90,6 % für die Besamung zum zweiten Wurf aufgestellt. In der Sauengruppe mit hoher Aufzuchtleistung (über 13) waren es dagegen 97,7 %. Es ist plausibel, dass Sauen mit einer niedrigeren Zahl abgesetzter Ferkel im ersten Wurf nicht weitergenutzt werden. Eventuell spielten auch Gesundheitsprobleme eine Rolle, sodass die Sauen nicht für weitere Belegungen berücksichtigt wurden.

Die zum zweiten Wurf belegten Sauen mit niedriger Wurfgröße beim Absetzen (im ersten Wurf: unter 13 abgesetzte Ferkel) erreichten mit 87,5 % eine etwas höhere Abferkelrate als die Sauengruppe mit vielen abgesetzten Ferkeln (über 13, 86,1 %). Bei der Wurfgröße insgesamt geborener Ferkel im zweiten Wurf gab es mit jeweils 16,0 ggF keinen Unterschied zwischen den beiden Sauengruppen. Sauen mit geringerer Aufzuchtleistung im ersten Wurf erzielten 14,9 lgF, die mit größerer Zahl abgesetzter Ferkel im ersten Wurf 14,8 lgF (Tabelle 1).

Im Ferkelindex erreichten Sauen mit der niedrigeren Absetzwurfgröße als Jungsau 1.304 lgF je 100 besamten Sauen. Bei Sauen mit größeren Würfen beim Absetzen des ersten Wurfes waren es 30 Ferkel weniger (je 100 zum zweiten Wurf belegte Sauen). Diese Differenz war jedoch zufällig, da sich die Wurfgröße lebend geborener Ferkel zwischen den beiden Gruppen nicht unterschied.

Wurfgröße hat Einfluss auf Folgewürfe

In einem weiteren Schritt wurde ausgewertet, ob es zwischen Sauen mit geringerer oder höherer Wurfgröße beim Absetzen des ersten Wurfes (unter 13 beziehungsweise über 13) in den Folgewürfen Differenzen in der Wurfgröße gesamt oder lebend geborener Ferkel gab. Das war nicht der Fall. Im dritten bis fünften Wurf traten keine Unterschiede in der Wurfgröße in Zuordnung zur Aufzuchtleistung beim Absetzen des ersten Wurfes auf (Tabelle 1).

Ebenso beeinflusste die Wurfgröße beim Absetzen des zweiten Wurfes (unter 13 beziehungsweise über 13) nicht die Größe des dritten bis sechsten Wurfes (Tabelle 2). Im dritten Wurf erreichten die Sauen 17,1 beziehungsweise 17,2 ggF je Wurf und identisch 15,5 lebend geborene Ferkel pro Wurf. Die Abferkelrate betrug 90,7 beziehungsweise 90,9 %. Das ist ein sehr hoher Wert – ohne Differenz zwischen Sauen mit geringerer oder höherer Aufzuchtleistung im zweiten Wurf.

Unsere Auswertungen bestätigen frühere Ergebnisse, wonach die Wurfgröße (lebend geborene Ferkel) bis zum vierten Wurf zunimmt und ab dem fünften Wurf zurückgeht (Abbildung). Im sechsten Wurf erzielen die Altsauen aber immer noch eine höhere Wurfgröße als die Jungsauen. Erst ab dem achten Wurf ist die Wurfgröße niedriger als bei den Erstlingssauen. Das unterstützt die Empfehlung, die Nutzungsdauer der Sauen (die oft nur fünf bis sechs Würfe oder weniger beträgt) zu erhöhen. Das hilft zugleich, Kosten für den Jungsauenzukauf zu sparen.

Fazit

Eine hohe Aufzuchtleistung im ersten oder zweiten Wurf wirkt sich nicht nachteilig auf die Wurfleistungen in den Folgewürfen aus – so wie das oft befürchtet wird. Das ist die wichtigste Aussage. Allerdings müssen die Haltungs- und Fütterungsbedingungen bestmöglich gestaltet werden. Eine sehr gute Tiergesundheit (möglichst keine Mastitis-Metritis-Agalaktie-­Fälle) und eine optimale Fütterung stellen wichtige Voraussetzungen dar. Außerdem müssen Stallklima und Lüftung sachgerecht gestaltet werden. Die Lüftung nach der DIN 18910, eine hohe Luftgeschwindigkeit und nach Möglichkeit die Kühlung des Abferkelstalles im Sommer sind wichtige Einflussgrößen. Bei hoher Außentemperatur im Sommer verringert sich nach den Untersuchungen die Futteraufnahme um fast 1 kg pro Tag (von 6,0 auf 5,2 kg).

Daher wird eine dreimal tägliche Fütterung empfohlen, um gegenzusteuern und eine höhere Futteraufnahme zu erzielen. Das reduziert den Gewichtsverlust der Sauen während der Säugezeit. Es konnte nachgewiesen werden, dass bei einer mittleren täglichen Futteraufnahme von 4,9 kg pro Säugetag die Sauen 17,5 kg an Gewicht verloren. Fraßen sie demgegenüber 6,6 kg Laktations-Futter je Tag, hatten sie lediglich einen Gewichtsverlust von 1,2 kg. Wird die Gewichtsabnahme zu groß, hat das nachteilige Auswirkungen wie ein verlängertes Absetz-Beleg-Intervall, niedrigere Wurfgröße sowie geringere Ausgeglichenheit der Ferkel im Folgewurf. Schon in einer früheren Untersuchung wurden bei abgesäugten Sauen bis 0,7 Absetz-Beleg-Tage mehr und 0,5 lebend geborene Ferkel je Wurf weniger als bei Sauen mit geringem oder keinem Gewichtsverlust während der Säugezeit nachgewiesen.

Mit unserer aktuellen Auswertung konnten wir zugleich demonstrieren, dass eine hohe Aufzuchtleistung aus Tierwohlsicht kein Problem darstellt, da im Vergleich zu einer geringeren Zahl abgesetzter Ferkel keine Nachteile für leistungsstarke Sauen festgestellt wurden. Betriebswirtschaftlich ist eine hohe Leistung sowieso von Vorteil.

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