In der Husumer Marienkirche wurde am 15. August nicht gepredigt, sondern diskutiert über die Zukunft der Landwirtschaft. Dabei ging es um Ernährungssicherheit, die Verantwortung der Landwirtschaft für Klimaschutz, Umwelt und Tierwohl und die Erzeugung gesunder Lebensmittel zu sozial verträglichen Preisen.
Hans Christian Hansen, Landwirt aus Ahrenviöl, leitet einen konventionellen Milchvieh- und Futterbaubetrieb, Jasper Metzger-Petersen leitet den Biobetrieb Backensholz in Oster-Ohrstedt, beide sind Landwirte mit Herzblut und Überzeugung und stehen unter demselben Veränderungsdruck. Das betrifft die Klimaanpassung genauso wie rechtliche und politische Vorgaben und betriebliche Anforderungen. So wird es für beide Betriebe immer schwieriger, geeignete Mitarbeiter zu finden. Innerbetrieblich belasten die Unternehmer der zunehmende Verwaltungsaufwand und die schleppende Digitalisierung in diesem Bereich. Seit Jahren wird aus breiten Kreisen der Gesellschaft der Druck stärker und die emotionale Schärfe nimmt zu. Damit hätte die Elterngeneration nicht in dem Maße zu kämpfen gehabt, waren die Landwirte einig. „Vor zehn Jahren haben wir über Kälberenthornung diskutiert. Heute diskutieren wir darüber, ob wir Tiere überhaupt noch essen sollen“, fasste Jasper Metzger-Petersen zusammen. Für den Biolandwirt ist Landwirtschaft ohne Tierhaltung kein Weg, schließlich gehe es um ökologische Kreislaufsysteme. Die zum Teil berechtigten Ansprüche der Verbraucher seien hoch, korrelierten aber meist nicht mit dem Kenntnisstand, wurde in der Diskussionsrunde mit Pfarrer Friedemann Magaard festgestellt. Dr. Juliane Rumpf, Vorsitzende der Agrarsozialen Gesellschaft und ehemalige Landwirtschaftsministerin, äußerte Verständnis dafür, dass die Landwirte sich angegriffen fühlen. „Gegenüber den Landwirten werden Vorwürfe und Forderungen erhoben, ohne dass der Verbraucher seinen Teil der Rechnung zahlt“, so Rumpf. Sie sprach damit an, dass Verbraucher eine Umstellung der Landwirtschaft fordern, beim Einkauf aber auf Billigware setzen. Vor diesem Hintergrund stellen sich für die Landwirte direkte Fragen, was die Umsetzung der neuen EU-Agrarpolitik und der Forderung im Koalitionsvertrag nach einer Ausweitung das Bioanbaus angeht. Für Rumpf steht fest: Gerade Regionen, in denen weniger intensiv gewirtschaftet werden könne, böten sich für ökologische Dienstleistungen an, um die Landwirtschaft zu erhalten und den ländlichen Raum zu stützen. Dafür sollten Gunststandorte aber genutzt werden, um zur Nahrungsmittelsicherung beizutragen. In seiner Quintessenz appellierte Magaard für einen Pakt zwischen Landwirtschaft, Politik und Verbrauchern. Ein Weiter-so könne die Gesellschaft sich nicht leisten.