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Verantwortung übernehmen, Geschicke lenken, Spaß haben

Kommentar zum landwirtschaftlichen Ehrenamt
Von Dr. Robert Quakernack
Veranstaltungen wie der Tag des offenen Hofes könnten ohne ehrenamtlichen Einsatz von Landjugend, LandFrauen und Bauernverband nicht stattfinden. Foto: rq

Woran bemisst sich die Stärke eines Landes? Ist es die Wirtschaftskraft? Ist es das Gesundheits- oder das Sozialsystem? Oder spielen noch ganz andere Faktoren eine Rolle? Ein ganz wichtiger Aspekt, der häufig vernachlässigt wird, ist das ehrenamtliche Engagement. Nach Zahlen des Bundesinnenministeriums engagieren sich in Deutschland 40 % der über 14-Jährigen in einem Ehrenamt. Jeder Vierte von ihnen hat eine Leitungs- oder Vorstandsfunktion inne. Dieser Einsatz dient dem gesellschaftlichen Zusammenhalt ebenso wie der Stärkung demokratischer Werte und Haltungen. 

Obwohl ehrenamtliches Engagement oft mühsam und zeitintensiv ist, beschreiben viele es als erfüllend, mit den eigenen Talenten und Fähigkeiten das Leben anderer Menschen leichter zu machen oder zu verbessern. So ist es auch in der berufsständischen Vertretung. Der Bauernverband Schleswig-Holstein wählt in diesem Herbst ein neues Ehrenamt und will kein Altherrenverein werden. Es gibt eine Altersgrenze, die festlegt, dass man das 63. Lebensjahr bei der Wahl noch nicht vollendet haben darf. Das ist löblich, trifft aber nun immerhin sechs von 13 aktuellen Kreisvorsitzenden. Und mit jedem Ausscheiden einer engagierten Persönlichkeit muss erst einmal eine Lücke gefüllt werden. Das Bauernblatt stellt in loser Folge junge Landwirtinnen und Landwirte vor, die Lust haben, ihre Zeit in ein Ehrenamt zu investieren (Teil 1: HIER). 

Wichtig ist, Engagement auch zu belohnen – mit Anerkennung, sozialen Beziehungen und dem besonderen Gefühl, etwas mit anderen Menschen für eine Gemeinschaft zu gestalten, das Freude macht. Junge Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter haben allerdings aus gutem Grund oft den Fokus auf der Familienplanung und der Entwicklung des eigenen Hofes. Für die jungen Leute ist die Schwelle zum Eintritt in ein Ehrenamt daher niedrig zu halten. Im optimalen Fall nehmen die Erfahrenen die Interessierten an die Hand und gewährleisten so einen fließenden Übergang. 

Um erste Erfahrungen im Ehrenamt zu sammeln, bietet in der Agrarbranche beispielsweise der Landjugendverband tolle Möglichkeiten. Bei der Landjugend lassen sich die Vorzüge von Gemeinschaft und Vernetzung ausgezeichnet erleben. Darüber hinaus haben sich im ländlichen Raum die Netzwerke Junge LandFrauen und Junge Landwirte etabliert. Hier ist der Pool, aus dem auch der Bauernverband schöpfen kann.

Ein Schlüssel für ein junges, lebendiges Ehrenamt ist die fortschreitende Digitalisierung. Videokonferenzen bieten die Möglichkeit, an Gremien teilzunehmen und sich zu informieren, ohne im Haus oder auf dem Hof zu fehlen. Für das Netzwerken ist der persönliche Austausch allerdings nicht zu ersetzen.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, das bürgerschaftliche Engagement und Ehrenamt in Deutschland zu stärken. Dafür muss sie geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Kreative Lösungen sind gefragt, wie etwa die Idee von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), langjähriges Ehrenamt mit einem früheren Renteneintritt zu belohnen. Das Erfolgsrezept für Verbände und Vereine bleibt aber vor allem zu verdeutlichten, was man durch das Ehrenamt gewinnt.

Dr. Robert Quakernack. Foto: bb
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