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Unterschiedliche Entwicklung der Rindfleischerzeugung

Weniger Produktion in Frankreich und Deutschland, mehr Importe aus Brasilien, Argentinien und UK
Von Mechthilde Becker-Weigel
Die Rinderfleischerzeugung wächst in der EU in Spanien und Irland. Foto: mbw

Während Deutschland und Frankreich innerhalb der EU den stärksten Produktionseinbruch verzeichnen, ging die Rindfleischerzeugung im Ganzen nur moderat wegen geringerer Schlachtgewichte um 0,6 % zurück. Im ersten Halbjahr 2022 wurden insgesamt etwas mehr Rinder in der EU geschlachtet als im Vorjahreszeitraum.

Anders als bei Schweinen ist für Rindfleisch in der EU bisher noch kein stärkerer Produktionsrückgang zu verzeichnen. Laut dem Statistischen Amt der EU (Eurostat) nahm die Zahl der in meldepflichtigen Schlachtstätten zerlegten Rinder im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar leicht um 42.000 Tiere oder 0,4 % auf 11,18 Millionen Stück zu. Bei etwas rückläufigen Schlachtgewichten lag die in den 27 Mitgliedstaaten erzeugte Rindfleischmenge mit knapp 3,29 Mio. t nur um 0,6 % unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2022.

Die EU-Kommission erwartet im weiteren Jahresverlauf keinen stärkeren Einbruch. In ihrer Sommerprognose gingen die Brüsseler Analysten davon aus, dass die EU-Rindfleischerzeugung 2022 bei 6,85 Mio. t liegen und damit den Vorjahreswert nur um 34.000 t oder 0,5 % unterschreiten werde. Die hohen Produktionskosten der Landwirte, insbesondere für Futter, würden vor dem Winter für ein zunehmendes Schlachtviehangebot bei sinkenden Schlachtgewichten sorgen, so die Kommission.

EU-Kommission erwartet stabile Nachfrage

Für den Rindfleischverbrauch erwarten die EU-Marktanalysten trotz gestiegener Verbraucherpreise und Inflation einen vergleichsweise geringen Rückgang. Die heimische Nachfrage soll im Vergleich mit 2021 lediglich um 0,2 % auf rund 6,59 Mio. t sinken; das wären bei einem Durchschnittsverbrauch von 10,2 kg je Kopf nur 100 g weniger als im Vorjahr. Vor Corona hatte der Rindfleischverbrauch in der EU-27 bei gut 6,8 Mio. t oder 10,7 kg pro Kopf gelegen. Ob die Prognose der Inflation standhält, bleibt abzuwarten.

Schwächer lief im ersten Halbjahr 2022 der EU-Export von Rindfleisch und lebenden Tieren, der ohne die Berücksichtigung von Rinderfett um 7,6 % auf 463.300 t sank. Die Rindfleischimporte nahmen um 25,1 % auf 179.700 t zu. Vor allen Brasilien, Argentinien und das Vereinigte Königreich lieferten mehr Ware auf den Binnenmarkt, Uruguay und Australien weniger.

Die Rindfleischerzeugung innerhalb der EU hat sich im ersten Halbjahr 2022 sehr unterschiedlich entwickelt. In den beiden großen Produktionsländern Frankreich und Deutschland ging die Zahl der Rinderschlachtungen deutlich zurück.Im Nachbarland Frankreich sank das Schlachtrinderaufkommen gegenüber den ersten sechs Monaten 2021 um 93.200 Tiere oder 4,2 % auf 2,13 Millionen Stück; die Rindfleischerzeugung ging daraufhin um 4,3 % auf 682.340 t zurück.

Noch deutlicher war der Einbruch in Deutschland mit einem Minus bei den Rinderschlachtungen um 130.000 Tiere oder 8,3 % auf 1,44 Millionen Stück, wobei die Rindfleischproduktion um 9,4 % auf 474.600 t abnahm. In beiden Ländern waren 2021 die Rinderbestände überdurchschnittlich stark abgebaut worden.

Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen, da bei der Viehzählung im Mai 2022 erneut weniger Rinder und vor allem Kühe in Deutschland und Frankreich gehalten wurden. Das Schlachtrinderangebot dürfte deshalb weitersinken, wenn dies nicht durch vermehrte Lebendimporte oder gedrosselte Ausfuhren von Lebendrindern ausgeglichen werden sollte. Ansonsten nahm im ersten Halbjahr 2022 auch die Rindfleischerzeugung in Belgien und Dänemark um jeweils mehr als 2 % ab; in den Niederlanden und Schweden ging sie um jeweils gut 1 % zurück.

Mehr Schlachtungen in Irland und Spanien

In anderen Mitgliedstaaten stiegen dagegen im ersten Halbjahr 2022 das Schlachtrinderaufkommen und die daraus erzeugte Fleischmenge an. Das traf insbesondere auf Irland zu, wo im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2021 laut Eurostat fast 90.000 Rinder oder 10,6 % mehr geschlachtet wurden und die Fleischproduktion um 8,3 % auf 301.420 t stieg. Mitverantwortlich hierfür waren die um ein Fünftel vermehrten Anlieferungen von Kühen ins Schlachthaus, darunter auch viele Mutterkühe. Neben Problemen mit der Trockenheit und gestiegenen Produktionskosten wurden offenbar auch wieder mehr ältere Milchkühe aus der Produktion genommen; in den Jahren zuvor war der Milchkuhbestand in Irland stetig erhöht worden. Auch die spanischen Rinderhalter haben ihre Bestände aufgestockt und insbesondere die Milchkuhherden vergrößert. Das Aufkommen an schlachtreifen Rindern insgesamt nahm gegenüber Januar bis Juni 2021 um 6,6 % auf 1,30 Millionen zu. Die spanische Rindfleischherstellung wuchs im gleichen Zeitraum um 7,3 % auf 367.450 t. Auch in Italien stieg die Rindfleischerzeugung um 5,3 % auf 375.100 t. Dazu trug auch bei, dass mehr Lebendrinder aus anderen EU-Staaten importiert wurden, die dann in Italien gemästet und geschlachtet wurden. age

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