StartNachrichtenMarktUnsicherheiten prägen die globale Agrarentwicklung

Unsicherheiten prägen die globale Agrarentwicklung

OECD und FAO legen Zehn-Jahres-Agrarausblick 2023 bis 2032 vor
Von Mechthilde Becker-Weigel
Für den asiatischen Raum erwarten OECD und FAO in ihrem Ausblick für die kommenden zehn Jahre eine steigende Nachfrage nach Fleisch. Foto: Imago

Das globale Wachstum der Agrarproduktion kühlt sich ab, Produktivitätsfortschritte werden in Zukunft ausschlaggebender als Flächenausweitungen, berichten die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in ihrem Zehn-Jahres-Ausblick. Große regionale Wachstumsunterschiede kündigen sich in der Fleischproduktion an. Die Organisationen warnen vor Protektionismus, Exportverbote gefährden Ernährungssicherheit, heißt es.

Geopolitische Spannungen, ungünstige Klimatrends, Tier- und Pflanzenkrankheiten, hohe Energiepreise sowie eine größere Preisvolatilität bei Betriebsmitteln: Die künftige Entwicklung des weltweiten Agrarsektors wird geprägt sein durch anhaltende Risiken und Unsicherheiten. Davon gehen die (OECD) und die FAO in ihrem „Agrarausblick 2023 bis 2032“ aus, der jetzt in Rom vorgestellt wurde. Nach der Vorhersage der beiden Organisationen wird sich das globale Wachstum im Agrarsektor abschwächen. Haupttreiber für die Produktionszunahmen bleiben Fortschritte bei der Produktivität. Zentral für die globale Ernährungssicherheit sei weiterhin ein regelbasierter und freier Welthandel, betonen OECD und FAO in dem Zusammenhang. Vor protektionistischen Markteingriffen wie Exportverboten wird dagegen ausdrücklich gewarnt. Die damit verbundenen Preissteigerungen und Angebotseinschränkungen würden die Ernährungssicherheit vor allem in wirtschaftlich schwachen Weltregionen gefährden.

Nahrungsmittelkonsum wächst langsamer

Laut Bericht wird der globale Nahrungsmittelkonsum gemessen in Kilokalorien im kommenden Jahrzehnt jährlich im Mittel um 1,3 % steigen. Die prognostizierte Wachstumsrate falle damit etwas geringer aus als in vorangegangenen Jahren. Grund seien eine verlangsamte Zunahme der Weltbevölkerung und des Pro-Kopf-Einkommens. Die gesamte Produktion von Pflanzen,- Tier- und Fischereierzeugnissen dürfte den beiden Institutionen zufolge bis 2032 um durchschnittlich 1,1 % pro Jahr zunehmen. Dies sei zwar nur etwa halb so viel wie im Jahrzehnt bis 2015, deute jedoch darauf hin, dass der Anteil der Agrarprodukte gestiegen sei, die als Nahrungsmittel verwendet würden.

Nicht mehr so entscheidend für das globale Wachstum der pflanzlichen Erzeugung wird laut dem OECD-FAO-Agrarausblick die Gewinnung neuer Agrarflächen sein. Lediglich 15 % des Produktionswachstums werden nach ihrer Prognose noch auf Flächenausweitungen basieren, dagegen 79 % auf Ertragssteigerungen und 6 % auf Anbauintensivierungen. Auch das Wachstum in der Tierproduktion entstehe in erster Linie durch Produktivitätsfortschritte, und zwar eine effizientere Fütterung und ein besseres Herdenmanagement. Bei den Wachstumsraten gebe es jedoch starke regionale Unterschiede, so die OECD und FAO. Für Länder der unteren und mittleren Einkommensgruppe prognostizieren die Experten noch eine starke Ausweitung und Intensivierung der Tierproduktion sowie der Futtermittelnachfrage. In Ländern der hohen sowie der oberen-mittleren Einkommensklasse wie beispielsweise China sei dies aber nicht mehr zu erwarten.

Biokraftstoffnachfrage wird global weiter steigen

Wie weiter aus dem Bericht hervorgeht, wird die Nachfrage nach Biokraftstoffen der ersten Generation im kommenden Jahrzehnt trotz insgesamt sinkender Kraftstoffverbräuche und Verlagerungen auf andere Rohstoffe weltweit insgesamt noch langsam steigen. Für die EU-27 wird hier allerdings mit einem rückläufigen Bedarf gerechnet. Die Treibhausgasemissionen aus dem Agrarbereich werden den Projektionen zufolge in den nächsten zehn Jahren insgesamt noch um 7,6 % zunehmen. Dies lasse gemessen am wirtschaftlichen Gesamtwachstum des Sektors von 12,8 % allerdings auf eine abnehmende CO2-Intensität der Agrarproduktion schließen, stellten ORCD und FAO fest. Zur Einhaltung der Pariser Klimaziele müssten angepasste und klimaneutrale Produktionsweisen jedoch noch breiter eingesetzt werden, mahnen die beide Organisationen. age

FAO: Welt-Getreideproduktion könnte neues Rekordhoch erreichen

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat ihre Prognose für die weltweite Getreideproduktion im Vermarktungsjahr 2023/24 angehoben und rechnet nun mit einer neuen Rekordmenge. Prognostiziert wird ein Getreideaufkommen einschließlich Reis von 2,819 Mrd. t; im Vergleich zum Vorjahresniveau wäre das ein Plus von 1,1 %. FAO-Experten erläutern in ihrem aktuellen Marktbericht, dass die höhere Prognose fast ausschließlich die besseren Aussichten für die weltweite Weizenproduktion zeigt, die jetzt auf 783,3 Mio. t geschätzt wird. Allerdings würde das weltweite Weizenaufkommen damit noch um 2,3 % unter der Menge des Vorjahres liegen. Für die weltweite Grobgetreideproduktion prognostizieren die Marktexperten in Rom einen Anstieg um 2,9 % auf 1,512 Mrd. t; die globale Reiserzeugung soll im Wirtschaftsjahr 2023/24 um 1,2 % um 523,7 Mio. t zulegen.

Die weltweite Getreideverwertung in der kommenden Saison wird bei 2,805 Mrd. t gesehen, mit einer verstärkten Verwendung von Grobgetreide, insbesondere von Mais als Tierfutter. Die weltweiten Getreidebestände sollen sich zum Ende der Saison 2023/24 auf 878 Mio. t belaufen; dies wäre gegenüber der vorherigen Saison ein Zuwachs von 2,3 %. Diese Zahlen deuten laut FAO auf komfortable Versorgungsaussichten in der neuen Kampagne hin. age

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt

Milch: Knapp und teuer

BB-Slider