Der Krieg in der Ukraine hat die Exportmöglichkeiten des Landes deutlich eingeschränkt. Aber nicht alle Produkte aus der Ernte 2021 kamen deswegen in geringerem Umfang nach Deutschland.
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und insbesondere die Sperrung der Schwarzmeerhäfen haben das Exportvolumen spürbar limitiert. Vor allem Massegüter wie Weizen und Raps, die normalerweise im Umfang von Millionen Tonnen ausgeführt werden, verlassen seit Kriegsbeginn nach Recherche der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (mbH) nur noch sporadisch das Land. Deutschland importierte nach jüngsten Angaben des Statistischen Bundesamtes in den ersten vier Monaten des Jahres 2022 rund 113.768 t Ölfrüchte aus der Ukraine und damit knapp 49 % weniger als noch im Januar bis April 2021.
Deutlich weniger Raps
aus der Ukraine
Den kräftigsten Rückgang verzeichneten dabei die Rapslieferungen. Mit 56.579 t wird das Vorjahresvolumen um knapp 72 % verfehlt. Allerdings lag der Importanteil der Ukraine an der deutschen Rapsverarbeitung in den vergangenen Jahren bei vergleichsweise niedrigen 10 %. Dagegen lieferte die Ukraine in den ersten vier Monaten Mais im Umfang rund 53.815 t in die Bundesrepublik, 46 % weniger als im Vergleichszeitraum 2021.
Anders die Produkte, die schon in der Vergangenheit eher in geringeren Chargen ausgeführt wurden. So erhielt Deutschland direkt aus der Ukraine von Januar bis April 2022 mit 51.707 t fast die dreifache Menge GVO-freier Sojabohnen. Auch die Lieferungen von Sonnenblumenöl übertreffen, entgegen der Befürchtungen einiger Marktteilnehmer, mit 43.261 t das Vorjahresvolumen von 36.942 t um 17 %.
Bei der in Kürze anstehenden Ernte sind nach Einschätzung der Union zur Förderung von Proteinpflanzen e. V. (Ufop) erhebliche Einbußen möglich. Auch wenn ein großer Teil der ukrainischen Ackerfläche in der Bewirtschaftung gehalten werden konnte, konnten viele Bestände nicht termingerecht beziehungsweise ausreichend gedüngt beziehungsweise gepflegt werden.
Diesel und Lagerraum
fehlt zur Ernte
Regional mangelt es an Dieselkraftstoff und zudem an Lagerraum, weil die letztjährige Ernte nicht vermarktet werden konnte. Die Ufop begrüßt daher die vielfältigen Initiativen des Handels und der EU-Mitgliedstaaten, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten Unterstützung zu leisten, wenngleich die exportierbaren Mengen über Güterzüge bei weitem nicht den Export durch Schiffe ersetzen können. Grundsätzlich ist offen, ob, und in welchem Umfang die Anbauflächen praxisüblich geerntet und für die kommende Aussaat bestellt werden können. Die Ufop blickt daher gespannt auf die Rapsernte in Kanada und in anderen Ländern und in welchem Umfang der zu erwartende Ausfall des Angebotes aus der Ukraine kompensiert werden kann. Diese Frage betrifft alle Ölsaaten beziehungsweise Sonnenblumenöl sowie Weizen.