Menschen mit Handicap zu integrieren ist auf dem GreenTec-Campus im nordfriesischen Enge-Sande längst nicht mehr nur eine gute Absicht, sondern seit vergangenem Jahr Realität. Und das in einer Sportart, die in Schleswig-Holstein noch nicht weit verbreitet ist, für die der GreenTec-Campus aber ebenfalls Vorreiter ist: Padel, ein Mix aus Tennis und Sqash. Das paddelartige Aussehen des Schlägers gab der Sportart den Namen.
Seit mehr als drei Jahren wird in Nordfriesland gepadelt und das Padelfieber greift „da oben im Norden“ immer weiter um sich. Und da sich der GreenTec-Campus mit Geschäftsführer Marten Jensen nicht nur der Nachhaltigkeit und dem Klima- und Naturschutz durch Voranbringen Erneuerbarer Technologien verschrieben hat, sondern auch soziale Faktoren in den Vordergrund stellt, lag es nahe, über Inklusion nicht nur zu reden, sondern sie zu leben.
„Ausschlaggebend für die Gründung der Inklusions-Padelgruppe war ein Bericht über Inklusion beim Tennis“, erzählt Andrea Jensen, die die Gruppe ins Leben gerufen hat. „Der Padel-Platz ist allseitig umschlossen, so kommt es seltener vor, dass der Ball sehr weit wegfliegt. Und durch den Rückprall bekommen die Spielenden eine zweite Chance. Besonders für inklusive Gruppen ist das ein Riesenvorteil“, so Jensen. Und es wurde mit Melf Nicolaisen extra ein Inklusions-Sportkoordinator eingestellt, der die Gruppe betreut, trainiert und das Inklusions-Angebot weiter ausbauen möchte. „Der Bedarf ist vorhanden und die Nachfrage danach groß“, so Melf Nicolaisen. Zwar habe es mehr als zwei Jahre gedauert, die Außen-Anlage in Enge-Sande als Förderprojekt barrierefrei zu gestalten, aber dieses Frühjahr solle es richtig losgehen. Bis dahin wird, wie schon den ganzen Winter über, in der Padel-Halle in Leck gespielt.
Kirsten Hahn, Inge Malcherczyk und Telse Winkler sind von Anfang an in der Inklusions-Padelgruppe dabei. Die Trainingszeit in der Halle in Leck gehört bei ihnen zu den festen Terminen, die sie nicht missen möchten. Dafür kommt Telse sogar extra aus Husum angefahren. „Weil es einfach viel Spaß macht“, erklärt sie. Vor ihrem Schlaganfall habe sie viel Sport betrieben. Die Bewegung habe ihr gefehlt. Padel sei für sie ein gutes Training, da es ihr Gehirn und somit die Koordination und das Gleichgewicht schule. „Mein Laufen hat sich durch das Training deutlich verbessert. Und wir halten hier zusammen und lachen sehr viel. Somit ist das Padeltraining mein persönliches Sonntagshighlight.“
Ebenso für Kirsten Hahn aus Riesum-Lindholm, die vor zehn Jahren bei einem Verkehrsunfall ihr Bein verloren hat. Als Telse sie gefragt habe, ob sie beim Inklusions-Padel mitmachen wolle, habe sie sofort zugesagt. „Ich habe früher viel Squash gespielt. Somit ist Padel ein tolle Alternative und es macht so viel Spaß“, erklärt sie. Vergangenes Jahr habe sie sogar schon an einem Padel-Turnier teilgenommen. Das sei eine richtig coole Erfahrung gewesen und sie habe durch den Sport wieder neue Leute kennengelernt, mit denen sie sich austauschen könne. „Man kommt hier in Bewegung und es ist schön zu erleben, was man trotz Einschränkung noch alles kann“, so Kirsten Hahn.
Für die Rollstuhlfahrerin Inge Malcherczyk wird extra ein Sportrolli gestellt, in dem sie sich auf dem Feld bewegen kann. „Man hat hier sehr schnell Erfolgserlebnisse“, berichtet sie. Denn es gehe hier nicht um Leistung oder strenge Regeln, „sondern gerade zu Anfang war es schon ein Erfolg, den Ball überhaupt einmal zu treffen und zurückzuschlagen“, so Malcherczyk. „Die Teilnehmenden gewinnen zunehmend an Selbstvertrauen und seit wir vergangenen Sommer angefangen haben, haben alle hier enorme Fortschritte gemacht. Das ist einfach nur toll mit anzusehen“, so Melf Nicolaisen. Jeder könne hier mitmachen und es ausprobieren. Für die Inklusionsgruppe gebe es angepasste Spielvorgaben. Letztlich gehe es aber um den Spaß und die wiedergewonnene Freude an der Bewegung.
Info
Padel ist eine noch junge Sportart, die in Mexiko erfunden wurde. In vielen Ländern Mittel- und Südamerikas und insbesondere in Spanien hat sich Padel bereits als äußerst beliebter Breiten- und Wettkampfsport etabliert. In Nordeuropa hat die Verbreitung von Padel gerade erst begonnen. Padel wird im Wettkampf nur als Doppel gespielt, zu Trainingszwecken gern auch als eins gegen eins. Die Spieler stehen sich auf den durch das Netz geteilten Spielfeldhälften gegenüber. Die Padel-Regeln ähneln im Wesentlichen denen des Tennis-Doppelspiels. Ausführliche Informationen gibt es unter greentec-campus.de/padel oder auf der Homepage des Deutschen Padel Verbands (dpv) unter dpv-padel.de