„Riesige Chancen“ für die Landwirtschaft sieht die Leiterin des Greifswalder Moor Centrums, Dr. Franziska Tanneberger, in der Wiedervernässung trockengelegter Moorflächen. Interessant sei vor allem die stoffliche Verwertung von Paludikulturen wie Schilf oder Röhricht, so Tanneberger.
Der Lösung des „Henne-Ei-Problems“ fehlender Wertschöpfungsketten sei man zuletzt durch neue Kooperationsprojekte nähergekommen. Um im Bereich Paludikulturen auf Tempo zu kommen, wären dennoch staatliche Abnahmegarantien in den Anfangsjahren hilfreich, so ihre Einschätzung.
Entscheidend für die Moorwiedervernässung ist aus Sicht der Wissenschaftlerin vor allem, wirtschaftliche Perspektiven für Flächeneigentümer und Landwirte zu schaffen. Als eine Einbahnstraße bezeichnete Tanneberger dagegen die trockene Moornutzung. Denn mit dem Klimaschutz, dem Artenschutz und der Wasserknappheit seien drei Gründe gegeben, die aus wissenschaftlicher Sicht nur einen Schluss zuließen: „Diese Herausforderungen meistern wir nur, indem wir Moore wiedervernässen.“ Dies bedeute auch, dass auf die Milchviehhaltung in Moorgebieten Veränderungen zukämen. In diesen Regionen in neue Ställe oder Meiereien zu investieren, hält sie für „keine gute Idee“.
Dennoch könnte die Moorwiedervernässung laut Tanneberger auch für die Tierhaltung Vorteile bringen. Man müsse sich klarmachen, dass Moore lediglich rund 7 % der Gesamtagrarfläche in Deutschland ausmachten, so die Wissenschaftlerin. Gleichzeitig hätten trockene Moore einen weit überproportionalen Anteil an den Treibhausgasemissionen, die der Landwirtschaft zugeschrieben würden. „Dem ständigen Draufhauen, etwa auf die Rinderhaltung wegen ihrer Methanemissionen, könnte man etwas entgegensetzen, wenn man bei den Mooren vorankommt“, so Tanneberger.
Ihre Auszeichnung mit dem Deutschen Umweltpreis bezeichnete Tanneberger als große Überraschung. „Ich sehe darin eine Anerkennung für die gemeinsame Arbeit einer großen Gruppe von Menschen hier in Greifswald“, betonte sie. Das Preisgeld beabsichtigt sie für diese Arbeit einzusetzen.