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Trendwende bei Erzeugerpreisen kündigt sich an

Milchpreisvergleich
Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto: Imago

Die Stimmung am Milchmarkt dreht sich und die Milchauszahlungspreise der hiesigen Meiereien sind im Mittel rückläufig. Erstmals seit 23 Monaten liegt die Differenz zwischen dem Rechnungsmonat Dezember und dem Vormonat im negativen Bereich. Um durchschnittlich 0,3 ct wurden die Auszahlungspreise durch die Meiereien reduziert. Es ergibt sich ein Mittel von 59,05 ct/ kg ECM für den Dezember. Teilweise kam es zu Nachzahlungen für einige Monate des Jahres 2022.

Das Milchaufkommen ist im Dezember aufgrund der ungewöhnlich kalten Witterung zeitweise zurückgegangen. In den letzten zwei Wochen des Jahres wurde der saisonübliche Anstieg dann wieder fortgesetzt. Zum Jahresende standen den deutschen Meiereien 3,6 % mehr Milch zur Verfügung als im Vorjahr. In dem sehr sensiblen Milchmarkt trägt diese Mehrproduktion zum Stimmungswandel bei und drückt auf das Preisgefüge. So wie eine eher kleine Fehlmenge zu enormen Preisanstiegen führt, 2022 waren es überwiegend weniger als 2 % Defizit zum Vorjahr, so wirkt sich nun das Plus aus. Im Nachbarland Frankreich bleibt es wie in den Vormonaten bei einer kleineren Produktion als im Vorjahr. Europaweit liegt die Milcherzeugung nach EU-Daten auf dem Niveau des Vorjahres, bis Oktober bei –0,2 %. Und auch auf globaler Ebene bleiben die Vorzeichen wie länger schon bestehen, Australien und Neuseeland melken nach wie vor weniger, die USA bleibt stabil. Dennoch drehen die Preise, für die Erzeugerpreise hierzulande sind ab Januar deutliche Rücknahmen angekündigt. Der ife-Rohstoffwert Milch ab Hof wird im Dezember bei 47,9 ct/kg gesehen, das sind 4,0 ct weniger als im November. Der Fettwert wurde um 1,9 auf 29,2 ct/ kg zurückgesetzt, der Nichtfettwert um 2,1 auf 20,3 ct/kg. Der zugrunde liegende Kurs für Magermilchpulver liegt jetzt wieder unter dem Höchststand von 2014 und nähert sich dem Gipfel von Januar 2020. Der Butterpreis ist ebenfalls gesunken, bleibt aber weiter hoch. Der Kieler Börsenmilchwert für den Januar-Termin ist mit 41 ct am Freitag, 13. Januar, deutlich abgeschwächt. Nachdem zur Jahresmitte 2022 Höchstwerte notiert wurden, begann im September der Abstieg. Im Oktober wurden die 55-ct-Marke gerissen, Ende November die 45-ct-Marke. Am Spotmarkt in den Niederlanden ist der Milchkurs abgestürzt, dort wurden im neuen Jahr 33,5 ct notiert.

Im Bereich der Käseproduktion wurden im Dezember noch feste Kurse notiert. Die Kemptener Butter- und Käsebörse berichtet auch im Januar weiter von einer guten Nachfrage, es besteht aber kaum noch Spielraum für weitere Preissteigerungen. Für Käse tendieren die Preise seitwärts, Butter schwächelt auf hohem Niveau, weil sich die Nachfrage nach dem Ende der Feiertage normalisiert und das Angebot am Markt gut ausreicht. In der Hannoveraner Notierung für Schnittkäse sieht man ein ähnliches Bild. Deutschlandweit hatten sich die Meiereien zum Jahresende hin auf Butter und Käse konzentriert sowie auf Magermilchpulver. Im Schnitt des ganzen Jahres 2022 sticht vor allem die Ausweitung der Produktion von Vollmilchpulver heraus.

Die Preistendenz im Bereich der Milchpulver ist schwächer. Vollmilchpulver steht im Januar mit 3.900 bis 4.050 €/t im Kurs. Dieses Niveau ist vergleichbar mit dem Jahresende 2021. Aufgrund der saisonal immer besseren Rohstoffverfügbarkeit steigt das Angebot am EU-Binnenmarkt, sodass die langsam anziehende Nachfrage gut bedient werden kann. Im Bereich der Magermilchpulver ist es noch ruhig, so wie für den Jahresbeginn üblich. Im Exportgeschäft wirkt sich der steigende Euro-Wechselkurs hindernd aus und schmälert die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich. Magermilchpulver in Lebensmittelqualität notiert mit 2.650 bis 2.890 €/t in einer großen Spanne schwächer, Futtermittelqualität tendiert mit 2.440 bis 2.470 €/t leicht schwächer. Das Kaufinteresse am Weltmarkt sollte jahreszeitlich bald an Schwung gewinnen.

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