Beim Kauf eines neuen Traktors sollten sich Landwirte mittlerweile gut überlegen, ob sie beim Motor noch auf einen Selbstzünder rein für fossilen Diesel setzen. Dies rät Dr. Edgar Remmele vom Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (TFZ).
Angesichts der teils jahrzehntelangen Verweilzeiten von Traktoren auf dem Hof stelle sich die Frage, ob mineralischer Dieselkraftstoff in zehn oder 15 Jahren noch zu bezahlbaren Preisen verfügbar sei, erklärte Remmele bei einem Webinar des Beratungsnetzwerks Land Schafft Energie, bei dem die Frage diskutiert wurde, was „Traktoren morgen tanken“.
Remmele verwies auf die schon jetzt hohen Energiepreise. Aktuell koste Rohöl fast 100 US-$ (88 €) pro 159-l-Fass, und die Tendenz sei aufgrund der geopolitischen Spannungen weiter steigend. Dazu komme die schrittweise Anhebung der CO2-Bepreisung auf etwa 17 ct/l Dieselkraftstoff bis zum Jahr 2026. Daneben könnten Betreiber dezentraler Ölmühlen oder von Biodieselanlagen in Zukunft mit Biokraftstoffen Einnahmen aus dem Verkauf von Treibhausgas-Minderungsquoten erzielen, was einen zusätzlichen Preisvorteil für den Biosprit bringe. In der Summe mache dies die biogenen Alternativen immer attraktiver.
Den einen Kraftstoff der Zukunft gibt es Remmele zufolge nicht: „Keine der Dieselalternativen sticht besonders heraus.“ Eine hohe Flexibilität erlaubten die von John Deere gemeinsam mit dem TFZ entwickelten MultiFuel-Motoren, die mit Pflanzenöl, Biodiesel oder fossilem Diesel in Reinform oder in beliebiger Mischung betankt werden könnten. So könne der Landwirt grundsätzlich auf dezentral erzeugte Biokraftstoffe setzen, ohne während vorübergehender Knappheiten bei einem Kraftstoff den Schlepper stehen lassen zu müssen.
Eine andere vielversprechende Neuentwicklung ist aus Sicht von Remmele der Biomethantraktor von New Holland, den es anders als die MultiFuel-Technik bereits zu kaufen gebe. Alternativ könnten Neufahrzeuge mit Selbstzünder von spezialisierten Werkstätten auch auf den Betrieb mit Pflanzenöl umgestellt werden, ohne dass damit Garantieansprüche für den Motor verloren gingen.