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Strategien zur Bekämpfung der Stängelschädlinge

Gelbschalen sind wichtige Werkzeuge
Von Manja Landschreiber, Landwirtschaftskammer SH
Die Unterscheidung beider Stängelrüssler ist für die Termininierung des Spritztermins wichtig. Foto: Manja Landschreiber

Die Wirkstoffklasse der Pyrethroide dominiert die Schädlingsbekämpfung im Raps. Alternative Wirkstoffe sind kaum noch verfügbar. Mit dem Wirkstoff Indoxacarb (Produkte Avaunt, Sindoxa) gegen Rapsglanzkäfer verschwindet 2023 eine weitere Möglichkeit für den wichtigen Wirkstoffwechsel aus dem Markt (Aufbrauchfrist 2022). Da einige Schädlinge, wie Rapserdfloh, Gefleckter Kohltriebrüssler und auch Kohlschotenrüssler, zeitlich übergreifend auftreten können, sind diese Populationen mit verstärktem Einsatz von Pyrethroiden zwangsläufig einem höheren Selektionsdruck ausgesetzt. Höherer Selektionsdruck bedeutet auch eine schnellere Resistenzentwicklung. Somit muss jeder Insektizideinsatz wohlüberlegt platziert werden.

In die Bewertung müssen Termin und Schwere der Schädigung durch das jeweilige Insekt einfließen. Denn die Anwendungshäufigkeit ist der Motor der Resistenzentwicklung. Um das tatsächliche Geschehen auf dem eigenen Rapsschlag zu bemerken, ist die Gelbschale das uneingeschränkte Hilfsmittel. Auch wenn es diese mittlerweile schon als elektronische Variante gibt, einiges bleibt: die Eigenverantwortung für das Aufstellen, die regelmäßige Kontrolle und das Wechseln des Wassers.

Die Lage der Gelbschale bestimmt deren Fängigkeit. Rapsstängelrüssler kommen von vorjährigen Befallsflächen. Foto: Manja Landschreiber
Nur mit Gelbschalen kann man die Stängelschädlinge erfassen. Ein Gitter schützt die ebenfalls zeitig fliegenden Hummeln (nächstes Bild). Foto: Manja Landschreiber
Foto: Manja Landschreiber

Der Große Rapsstängelrüssler erwacht schon bei Bodentemperaturen von zirka 5 °C auf den vorjährigen Rapsflächen. Das kann, wie 2021, bereits Ende Februar sein. Da führte die plötzliche Erwärmung zu einem geballten Zuflug der Stängelschädlinge. Wer zu diesem Zeitpunkt seine Gelbschalen nicht auf dem Acker hatte, verpasste dieses wichtige Ereignis.

Da der Große Rapsstängelrüssler auf den vorjährigen Rapsflächen überwintert und folglich auch dort erwacht, ist es ratsam, eine Schale dort aufzustellen. Dadurch wird das Erwachen der Käfer festgestellt. Gehört die Vorjahresbefallsfläche einem Berufskollegen, sollte die Schale im eigenen Raps, wo der Zuflug dann überwacht wird, zu dieser Seite hin ausgerichtet werden. Somit wird der Weg kurz gehalten. Über die Frage, wie viele Gelbschalen im Raps stehen sollen, wird häufig diskutiert. Dafür spielt die Flächengröße eine wesentliche Rolle. Mehrere Schalen auf großen Flächen spiegeln natürlich eher die tatsächlichen Gegebenheiten wider.

Der Große Rapsstängelrüssler ist durchgängig schwarz gefärbt, wirkt aber durch die Behaarung eher grau. Foto: Manja Landschreiber

Begrenzen Knicks oder Waldränder einen aktuellen Rapsschlag, sollten auch dort Gelbschalen stehen. In diesen Bereichen überwintern Gefleckter Kohltriebrüssler und Rapsglanzkäfer. Sind die Gelbschalen gut platziert, ist deren Fängigkeit deutlich höher. Regelmäßige Kontrollen mit Wasserwechsel verstehen sich von selbst.

Der Große Rapsstängelrüssler sucht unmittelbar nach dem Erwachen die nächstgelegenen Rapsschläge zur Eiablage auf. Die Weibchen sind sofort geschlechtsreif und beginnen nach der Paarung, ihre Eier abzulegen. Mit dem Vollzug der Eiablage beginnt auch schon die Schädigung des Rapses. Das Weibchen scheidet bei der Herstellung der Einischen Wuchsstoffe aus, die für die typischen Verdrehungen der Stängel verantwortlich sind. Diese Verdrehungen sind sehr auffällig und nicht zu verkennen. Die Bekämpfung muss demzufolge zeitnah (innerhalb von drei Tagen) nach dem Zuflug (Bekämpfungsschwellen!) vor der Eiablage erfolgen. Resistenztechnisch ist die Welt beim Großen Rapsstängelrüssler noch in Ordnung.

Der Gefleckte Kohltriebrüssler ist graufleckig gefärbt mit einem auffälligen weißen Fleck auf dem Rücken und rotbraunen Füßen. Foto: Manja Landschreiber

Der Gefleckte Kohltriebrüssler benötigt normalerweise etwas höhere Temperaturen. Ihn erkennt man an dem weißen Fleck auf dem Rücken. Nach dem Erwachen im Winterquartier und dem Einflug in die Rapsbestände vollzieht er erst einen ausgiebigen Reifungsfraß, bevor er mit der Eiablage startet. Somit stehen für eine eventuelle Bekämpfung je nach Witterung zehn bis 14 Tage zur Verfügung. Nach erfolgter Eiablage wachsen die Rapsstängel gerade weiter, sodass die Larven oft unentdeckt bleiben. In Resistenztests des Julius-Kühn-Instituts (JKI) konnte beginnende Resistenz gegen die Pyrethroide festgestellt werden.

Um die Insektizidmaßnahme richtig zu terminieren, ist es von großer Bedeutung, die Schädlinge zu unterscheiden. Es gilt, vor allem den Großen Rapsstängelrüssler sicher zu erkennen. Seine größere Schadwirkung wird auch in der niedrigen Bekämpfungsschwelle von nur fünf Käfern je Gelbschale innerhalb von drei Tagen sichtbar. Der Große Rapsstängelrüssler ist komplett schwarz gefärbt, wobei er durch seine dichte Behaarung eher grau wirkt. Hingegen hat der Gefleckte Kohltriebrüssler, wie der Name es auch schon verrät, einen weißen Fleck auf dem Rücken sowie rotbraune, feingliedrige Füße.

Da im vorherigen Jahr zum Teil stärkerer Befall mit beiden Schädlingen zu beobachten war, könnte es durchaus sein, dass bei günstigem Frühjahrswetter auch dieses Jahr die Stängelschädlinge eine Rolle spielen. Besonders durch Rapserdfloh geschwächte Bestände bedürfen größerer Aufmerksamkeit.

Stängel- und Triebrüssler ohne Rapsglanzkäfer können mit Pyrethroiden der Klasse II (zum Beispiel Karate Zeon oder andere) in Schach gehalten werden. Treten allerdings neben den Stängelschädlingen auch gleichzeitig bekämpfungswürdige Rapsglanzkäfer auf, sollte Trebon 30 EC (B2) (Pyrethroid Klasse I) zum Einsatz kommen. Mavrik Vita/Evure (B4) hat gegen die Stängelschädlinge keine Zulassung.

Fazit

Eine Behandlung sollte nur nach Überschreitung von Bekämpfungsschwellen erfolgen. Die Resistenzsituation der Pyrethroide ist inzwischen bei einigen Rapsschädlingen sehr angespannt. Eine separate Betrachtung der einzelnen Schädlinge ist nicht mehr zielführend. Hier muss eine Gesamtbewertung zum Tragen kommen. Ein Pyrethroideinsatz, beispielsweise gegen den Rapsglanzkäfer, betrifft auch späte Kohltriebrüssler und zusätzlich frühe Kohlschotenrüssler. Zusätzlich befinden sich fast ganzjährig Rapserdflöhe im System. Diese Tiere sind dann alle als Nebeneffekt von der eigentlichen Maßnahme betroffen. Und das sind im Übrigen auch die Rapsschädlinge, die am stärksten von der Pyrethroidresistenz betroffen sind. So schließt sich der Kreis.

Das Verdrehen und Aufplatzen der Stängel, verursacht durch den Rapsstängelrüssler, kostet Ertrag. Die im Stängel fressenden Larven (siehe nächstes Bild) höhlen diesen aus. Foto: Manja Landschreiber
Foto: Manja Landschreiber
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