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Stoffe mit Vergangenheit

Das Diakonische Werk Altholstein lud zu einem Erinnerungsaustausch in den Laden „Lieblingsstücke“ in Neumünster
Von Iris Jaeger
An dieser Stoffbahn hängen für Angelika Bandle Kindheitserinnerungen. Fotos: Iris Jaeger

Ein Blazer als seltenes gutes Stück im Kleiderschrank, eine bunt bedruckte Stoffbahn, die als Vorhang diente, ein Shirt, dass an den Südfrankreich-Urlaub mit den Eltern erinnert – jeder kennt oder hat Stoffe und Kleidungsstücke im Schrank, die an etwas erinnern: An die Kindheit, an die Eltern oder den verstorbenen Partner, an besondere Erlebnisse, Lebensphasen, Vergangenes – Erinnerungsstoffe. So war auch der Nachmittag im Secondhand- und Begegnungsladen „Lieblingsstücke“ mit Leiterin Jessica Wölm in Neumünster betitelt, zu dem das Diakonische Werk Althol­stein eingeladen hatte. Die fünf teilnehmenden Besucherinnen sollten ein Kleidungs- oder Stoffstück mitbringen, das ihnen am Herzen liegt, und dessen Geschichte bei Kaffee und Kuchen erzählen.

Bei Angelika Bandle ist es eine Stoffbahn in knalligem Gelb, bedruckt mit wolkenartig geformten, roten Fischen. „Diese Stoffbahn habe ich vor Kurzem erst wiederentdeckt. Sie diente als Vorhang, mit dem mein Schlafbereich abgetrennt war“, erinnert sie sich. Damals war sie fünf oder sechs Jahre alt und kann sich noch gut daran erinnern, wie sie als Kind das Muster durchdrungen hat. „Ich habe die Schuppen gezählt oder die Schwanzflossen angeschaut“, erzählt sie. Sie will den Stoff behalten und vielleicht noch etwas daraus machen.

Als der Sohn von Ursula Brüggen noch in Westberlin wohnte, hat sie ihn oft zusammen mit ihrer Tochter am Wochenende dort besucht. Sonntags ging es dann immer zum Flohmarkt, von dem sie nie mit leeren Händen zurückkam. Daran erinnert unter anderem eine mit einem „B“ bestickte Stoffserviette.

An den Kauf des Blusenjacketts kann sich Christine Rieken noch gut erinnern. 

Für Christine Rieken ist ihr Blusenjackett von Betty Barcley ein ganz besonderes Kleidungsstück. „Ich habe jung geheiratet und wir hatten nur sehr wenig Geld. Und doch wollte ich zumindest ein gutes Stück haben, das ich mit meinen Sachen immer wieder neu kombinieren konnte. Ich habe mir dieses Jackett gekauft und konnte nächtelang nicht schlafen, weil es so teuer war. An dieser Jacke hängen so viele Erinnerungen. Mit ihr möchte ich auch beerdigt werden, wenn es mal so weit ist. Schließlich will ich dann gut aussehen.“

Diakoniemitarbeiterin Marion Janser besitzt noch ein Shirt aus ihrer Kindheit, das sie bei einem gemeinsamen Südfrankreich-Urlaub mit ihren Eltern erworben hat.
Mit dieser Strickjacke hat Diakoniemitarbeiterin Jessica Wölm seinerzeit ihren Führerschein bestanden. 
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