Auf die Auswertungsergebnisse der Schweinemast im Wirtschaftsjahr 2023/24 der Schweinespezialberatung (SSB) und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) wurde im Beitrag in Ausgabe 5 des Bauernblattes eingegangen. Wie sehen aber die Hintergründe aus, welche Faktoren haben Einfluss auf den Betriebserfolg und welche Erkenntnisse können weitergenutzt werden?
Will der Betrieb seinen wirtschaftlichen Erfolg verbessern, muss die Kostenstruktur bekannt sein und auch, welche Kostenblöcke kurz- oder nur mittel- und langfristig zu beeinflussen sind. Es liegt in der Natur der Dinge, dass der Festkostenblock in der Tierhaltung häufig extrem unflexibel ist, anders als im Ackerbau, der theoretisch jederzeit Maschinen austauschen kann, während ein Stall in der Tierhaltung für 20 bis 30 Jahre feststeht. Lediglich die Kosten der Arbeitserledigung können durch eine bessere Produktivität/Effektivität gesenkt werden, sofern die frei werdende Arbeitskraft in anderen Bereichen eingesetzt werden kann.
Bei den Direktkosten oder variablen Kosten sieht das anders aus. Dort kann geschicktes Agieren oder manchmal auch Glück, den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben, maßgeblich das Wirtschaftsjahresergebnis beeinflussen. In den letzten zehn Jahren machten die Ferkelkosten (Durchschnitt zehn Jahre: 73,58 €) und die Futterkosten (Durchschnitt zehn Jahre: 69,56 €) die größten Blöcke aus. Genau deswegen haben sie fast immer den größten Einfluss auf den ökonomischen Erfolg des Betriebes. Auf Platz drei, mit einem steigenden Anteil an den Gesamtkosten, sind die Energiekosten (Strom, Heizung und Wasser). Es gibt zunehmend Konzepte zur Senkung der Energiekosten (Frequenzsteuerungen, Eigenstromverbrauch aus Photovoltaik et cetera). Insgesamt sind die Kosten über die letzten zehn Jahre um etwa 50 € (40 %) je 100 kg Zuwachs gestiegen (130 € zu 180 €; siehe Abbildung).
Schlachtgewicht und ökonomischer Erfolg
Mit der Anpassung des Schlachtgewichtes (SG) konnte Einfluss auf den ökonomischen Erfolg genommen werden. Unter den Gegebenheiten des Auswertungszeitraumes (hohe Schlachterlöse, geringere Futterkosten zum Vorjahr) war es sinnvoll, die Schlachtgewichte anzuheben. Dazu hier verschiedene Szenarien:
Szenario 1: Steigerung um 1 kg SG bei 3 kg Futteraufnahme je Tier und Tag, 800 g Masttagszunahmen (MTZ) in der Endmast, der daraus resultierenden Futterverwertung (FVW) von 1:3,75 und durchschnittliche Futterkosten 30,1 €/dt. Mit 79 % Ausschlachtung schlagen 1,43 € Futterkosten je zusätzlichem Kilogramm SG zu Buche. Bei einem Erlös von ø 2,16 €/kg SG wurde die Direktkostenfreie Leistung (DKfL) um 0,73 € gesteigert.
Szenario 2: Steigerung von 95 kg auf 99 kg SG und Steigerung des Sortierverlusts um 1 ct/kg SG (Ergebnis aus SSB-Auswertungen), Annahme der Futterkosten aus Szenario 1. Das Schlachtschwein mit 95 kg SG würde demnach im Schnitt 205,20 € erlösen und das Schlachtschwein mit 99 kg SG im Schnitt 12,85 € bei zusätzlichen 5,72 € Futterkosten. Dies ergibt eine um 1,93 € höhere DKfL bei einem Mastschwein mit 99 kg SG. Bei durchschnittlichen Schlachtgewichten über 101/102 kg steigt der Sortierverlust jedoch deutlich an.
Szenario 3: Annahmen aus Szenario 1 (Futterkosten) und Szenario 2 (99 kg SG und Sortierverlust) mit Berücksichtigung der Festkosten von 113,90 € je Mastplatz. Im Durchschnitt wurden 954 g MTZ und 2,83 Umtriebe erreicht. Für 4 kg zusätzliches SG (5,1 kg Lebendgewicht) werden bei 800 g MTZ sechs Tage zusätzliche Mastdauer benötigt (135 statt 129 Tage Umtriebszeit). Dadurch werden nur noch 2,70 Umtriebe je Jahr erreicht. Dies steigert die Festkostenbelastung um 1,94 € je Mastschwein und bindet komplett die zuvor (Szenario 2) ermittelten besseren ökonomischen Leistungen durch ein höheres Schlachtgewicht.
In einem weitestgehend abgeschriebenen Stall verbessert das gesteigerte Schlachtgewicht den Betriebserfolg fast immer. Ist die betriebsindividuelle Sortierung relativ schlecht, kann bei einer Steigerung der Gewichte der Sortierverlust um mehr als 1 ct/kg SG ansteigen. Optimal wäre eine Steigerung der Schlachtgewichte ohne eine überdurchschnittliche Verschlechterung der Sortierverluste und ohne Verringerung der Umtriebe, indem die letzte Lieferung aus dem Abteil mit dem bisherigen Gewicht erfolgt.
Tiergesundheit und Ökonomie
In den Auswertungen kann die Tiergesundheit nicht an einer Kennzahl festgemacht werden. Die Verlustrate und Veterinärkosten können für dessen Bewertung herangezogen werden.
Eine Betrachtung der Verlustrate aus den letzten fünf Jahren zwischen den 25 % erfolgreichen und den 25 % weniger erfolgreichen Betrieben zeigt, dass sich zwar der Durchschnitt der SSB verbessern konnte, das obere und untere Viertel in dem Zeitraum jedoch auf einem relativ konstanten Niveau mit leichten Schwankungen verblieben sind. Dabei hat das untere Viertel im Schnitt um 50 % (etwa 1,1 %) höhere Verluste als das obere Viertel.
Werden die Tierarztkosten in den Vierteln analysiert, hat das obere Viertel um etwa 19 ct geringere Kosten je Mastschwein als der Durchschnitt, das untere Viertel allerdings auch 5 ct. Werden einzelbetriebliche Werte betrachtet, fällt auf, dass im oberen Viertel kaum ein Betrieb über 1,00 € Veterinärkosten je Mastschwein hat und die Ausreißer mit absteigenden DKfL zunehmen. Das heißt, dass geringe Veterinärkosten kein Garant für eine wirtschaftlich erfolgreiche Mast sind, aber hohe Kosten eine Teilhabe am oberen Viertel ausschließen.
Mit 73 ct je Mastschwein machen die Veterinärkosten nur 0,4 % der Direktkosten aus. Stärkeren Einfluss hingegen hatten die Verlustkosten. Der nachweisliche Unterschied zwischen den Vierteln wird dadurch nachvollziehbar. Im ausgewerteten Wirtschaftsjahr verursachte jedes während der Mastperiode verstorbene Schwein (etwa 66 kg LG) Direktkosten von 133 €. Dadurch wird jedes verkaufte Schwein im oberen Viertel mit 3,11 € und im unteren Viertel mit 4,47 € belastet.
Konfektionierung des Futters
Mehlförmig oder Pellets? – Welchen Einfluss die Konfektionierung des Futters hat, wurde im abgelaufenen Jahr erstmalig erfasst. Grundlage waren die deutlichen Preisabschläge für mehlförmiges Futter bereits im Wirtschaftsjahr 2022/23 wegen hoher Energiekosten beim Pelletieren. 90 % des Jahres musste mehlförmig gefüttert werden, damit der Betrieb entsprechend kategorisiert werden konnte. 2022/23 war dies noch auf zu wenigen Betrieben gegeben. Mehlförmiges Futter war bis zu 1 €/dt günstiger. Beim Einsatz von mehlförmigem Futter lagen die Masttageszunahmen um etwa 10 g niedriger und die Futterverwertung etwa um 0,03 höher als in den anderen Betrieben. Der Preisvorteil im Einkauf gleicht den Nachteil in der Biologie aus und ermöglicht einen Vorteil von um 1,8 ct geringeren Futterkosten je Kilogramm Zuwachs beziehungsweise 1,71 € je Mastschwein.
Fazit
Über die Jahre belastet eine steigende Kostenstruktur die Schweinemäster in Schleswig-Holstein. Dieser Trend wird sich auch nicht umkehren. Wollen die Betriebe zukünftig erfolgreich sein, ist es notwendig, die eigene Kostenstruktur zu kennen und Erfolgsfaktoren oder Stärken abzuleiten. Bei den 2023/24 gegebenen Konstellationen mit hohen Erlösen hatte ein höheres Schlachtgewicht einen positiven Einfluss auf die DKfL. Bei dem optimalen Vermarktungsgewicht müssen die Gegebenheiten des Betriebes bekannt sein, damit der Vorteil nicht durch weniger Umtriebe zunichtegemacht wird. Die gestiegenen Energiekosten belasten auch die Futterherstellung, wodurch Mehlfutter günstiger angeboten wurden und dadurch wirtschaftlich vorteilhaft waren.