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Spätfröste und Extremwetter zeigen Wirkung

Kirschenproduktion 2024: Erneut nur schwache Ernte in Sicht
Von Redaktion
Deutsche Verbraucher verzehren Süßkirschen üblicherweise als Tafelobst. Foto: Imago

Die deutschen Obstbaubetriebe erwarten auch in diesem Sommer eine nur unterdurchschnittliche Kirschenernte. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, gehen die Betriebe von einer Gesamterntemenge an Süß- und Sauerkirschen von 41.100 t aus. Demnach würde die Kirschenernte um 2,3 % besser ausfallen als im Vorjahr mit 40.200 t, aber um 13,2 % schlechter als der Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2023 von 47.300 t.

Die bundesweite Süßkirschenernte wird 2024 mit schätzungsweise 33.800 t aber nur um 0,9 % unter dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre liegen. Verglichen mit der weniger guten Ernte 2023 wären das 4,4 % mehr.

In nahezu allen Bundesländern liegen die Erwartungen Destatis zufolge deutlich unter dem Niveau der vergangenen Jahre. Durch Spätfröste während der Blütezeit und das regenreiche Frühjahr sei es teilweise zu erheblichen Schäden in den Obstanlagen bis hin zu Totalausfällen gekommen, so die Wiesbadener Statistiker.

An Sauerkirschen dürfte nach den ersten Schätzungen das niedrigste Aufkommen der vergangenen zehn Jahre verzeichnet werden. Maßgeblich dafür ist einerseits die starke Einschränkung des Anbaus. Andererseits wirkten dieses Jahr ungünstige Witterungsbedingungen, Spätfrost und regional auftretende Extremwetterereignisse negativ auf den Ertrag. Mit voraussichtlich 7.300 t wird das schon magere Ergebnis von 2023 um 6,2 % verfehlt. Im Vergleich mit den im langjährigen Mittel geernteten 13.300 t wird die diesjährige Sauerkirschenproduktion um 44,8 % kleiner ausfallen.

Mehr Kirschen im Südwesten

In Baden-Württemberg, dem bedeutendsten Bundesland für den Anbau von Süßkirschen, sind die Ernteerwartungen laut Destatis indes positiv. Nach der ersten Schätzung dürften im Südwesten dieses Jahr auf einer Anbaufläche von 2.600 ha insgesamt 21.400 t Süßkirschen und damit 55,7 % mehr als 2023 gepflückt werden. Die Obstbaubetriebe in Niedersachsen erwarten dagegen von 500 ha Anbaufläche mit 3.400 t eine um ein Drittel geringere Erntemenge als im Vorjahr. Rheinland-Pfalz folgt mit voraussichtlich 2.800 t von 700 ha auf dem dritten Platz. Insgesamt werden in Deutschland auf 5.700 ha Süßkirschen angebaut.

Totalausfall in Sachsen

Der Anbau von Sauerkirschen erfolgt bundesweit auf nur noch 1.500 ha, womit er um 700 ha oder 29,3 % kleiner ausfällt als 2014. Das Bundesland mit der größten Sauerkirschenfläche ist Rheinland-Pfalz mit 460 ha, gefolgt von Sachsen mit 330 ha und Baden-Württemberg mit 240 ha. Wie bei den Süßkirschen zeichnen sich auch bei den Sauerkirschen regional unterschiedliche Entwicklungen ab. Für Baden-Württemberg wird eine Ernte von 4.300 t erwartet; das wäre fast das Fünffache der Menge von 2023. Dagegen soll das Aufkommen in Rheinland-Pfalz mit 1.400 t um 32,7 % kleiner ausfallen. Für Sachsen wird bei den Sauerkirschen nahezu ein Totalausfall erwartet, denn die Ernte soll gegenüber dem Vorjahr um 98,1 % auf ganze 33 t abnehmen.

Verbrauch rückläufig

Nicht nur die hiesige Kirschenproduktion hat im längerfristigen Vergleich abgenommen, auch der Verbrauch, und zwar zuletzt vier Jahre in Folge. Laut jüngsten Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) verbrauchten die Bundesbürger im Vermarktungsjahr 2022/23 im Mittel 1,7 kg an frischen und verarbeiteten Kirschen. Vier Jahre zuvor war es noch 1 kg mehr gewesen.

Insgesamt beziffert die BLE den Kirschenverbrauch der Deutschen für das Kalenderjahr 2023 auf 144.000 t und für 2022 auf 182.000 t. Darin enthalten sind auch Konserven, Gefrierobst und Säfte. Als Grund für den Rückgang werden die höheren Verkaufspreise aufgrund der gestiegenen Produktionskosten genannt. Während die Süßkirschen im Jahr 2023 zu fast 70 % als Tafelobst verbraucht wurden, gingen 89 % der in Deutschland geernteten Sauerkirschen in die Verarbeitung.

Den überwiegenden Teil seines Kirschenverbrauchs deckt Deutschland über Importe. Die meisten frischen Süßkirschen stammten dabei 2023 nach vorläufigen Angaben mit 19.862 t aus der Türkei, gefolgt von Griechenland mit 5.892 t, Spanien mit 5.605 t und den Niederlanden mit 5.035 t. Hauptlieferland für verarbeitete Kirschen war im vorigen Jahr mit großem Abstand Ungarn mit 26.797 t. age

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