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Landessortenversuche Hafer

Schwierigste Ernte der letzten Jahre
Von Achim Seidel, Landwirtschaftskammer SH
Der Landessortenversuch Hafer in Kastorf war am 11. Juli noch relativ grün bei sehr geringer Bestandesdichte. Fotos: Achim Seidel

Der Anbau von Hafer ist in den zurückliegenden Jahren wieder bedeutender geworden, da einerseits der Markt nach wie vor intensiv nach Partien guter Qualität fragt, andererseits auch durch seine positiven Eigenschaften bei unkomplizierter Integration in die Fruchtfolge. Allerdings fielen die Erträge im Anbaujahr deutlich geringer aus. Wie die ­Ergebnisse in den Landessortenversuchen waren und welche Sorten sich für den Anbau in der nächsten ­Saison empfehlen, führt der folgende Artikel auf.

Im vergangenen Anbaujahr wurde auch aufgrund der schwierigen Bestellbedingungen im Frühjahr die Anbaufläche laut Statistikamt Nord in Schleswig-Holstein auf rund 15.800 ha (um etwa 14 %) reduziert. Nach der ersten Ertragsschätzung wurde mit knapp 56 dt/ ha ein um etwa 25 % geringerer Ertrag im Land als im Vorjahr verbucht. Tatsächlich dürften sie nochmals geringer ausgefallen sein.

Grund hierfür sind das bekanntermaßen zunächst nasse und kühle Frühjahr, das kaum Zeitfenster von mehreren Tagen für eine sichere Bestellung geboten hat. Entsprechend spät fielen die Saattermine aus. Der Feldaufgang war oftmals nicht zufriedenstellend, und trotz angepasster Saatstärken blieb durch mangelnde Bestockung die Bestandesdichte meist zu gering.

Da Hafer eine kühle, feuchte Witterung mit möglichst kons­tanter Wasserversorgung benötigt, wirkten die trockenen und heißen Tage mit trockenem Wind im Juni während der Kornfüllung besonders negativ. Durch wieder vorhandene Wasserversorgung im Juli wurde ein Großteil der Bestände zwiewüchsig. Bei der Beerntung sind viele Partien mit geringer Tausendkornmasse und schlechtem Hektolitergewicht aufgefallen. Dabei wurde die Situation durch den zwiewüchsigen Hafer verschlimmert, und die Ernte wurde weiter verzögert. Grünes Stroh und unreife Körner bis hin zu grünen, ungefüllten Spelzen führten zu Schwierigkeiten beim Drusch und machten ein Trocknen im Nachgang notwendig.

Zwiewuchs durch Nässe nach vorangegangener Trockenheit, wie in diesem extremen Fall, führte zu stark eingeschränkter Beerntbarkeit.

Aufbau der Landessortenversuche

Da Haferanbau in allen Naturräumen eine Bedeutung hat, werden entsprechend die Landessortenversuche auf der Geest (Schuby und Tensbüttel), in der Marsch (Sönke-Nissen-Koog und Barlt) und im Östlichen Hügelland (Futterkamp, Kastorf und Loit) angelegt. Die Versuche werden zweistufig geführt, wobei in der Stufe 1 Fungizide gar nicht und Wachstumsregler nur bei Bedarf deutlich reduziert eingesetzt werden. Die Stufe 2 wird wie gehabt mit einem ortsüblichen Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz geführt, um das sortenspezifische Ertragspotenzial zu ermitteln.

Aufgrund der schwierigen Jahressituation ergab sich teilweise eine hohe Streuung im Ertrag, sodass solche Standorte nicht in die Wertung mit einbezogen werden konnten. Nicht gewertet werden können daher die Standorte Loit und Tensbüttel.

Erträge im Landessortenversuch

Das geringste Ertragsniveau wurde am Standort Schuby mit 28,7 dt/ ha ermittelt (Tabelle 1). Dabei war Schuby der Standort mit dem frühestmöglichen Saattermin. Dennoch hat, bedingt durch die geringe Wasserhaltefähigkeit des Sandbodens, die Trockenheit im Juni deutlich den Ertrag reduziert. In Kastorf lag das Ertragsniveau mit 34,7 dt/ha (Tabelle 2) auch trockenheitsbedingt auf dem bislang niedrigsten Niveau, in erster Linie basierend auf zu geringer Bestandesdichte.

In Futterkamp lagen die Erträge bei leicht höherer Bestandesdichte mit 57 dt/ha höher, auf ähnlichem Niveau wie der Standort Barlt mit 59,5 dt/ha. Die höchsten Erträge, dennoch deutlich unter dem mehrjährigen Durchschnitt, wurden mit 76,6 dt/ha im Sönke-Nissen-Koog ermittelt. Diese resultieren aus akzeptablen Bestandesdichten bei geringerem Trocken- und Hitzestress.

Selbst nach dem Reinigen und Trocknen verblieb ein hoher Anteil unreifer, grüner Körner, was zu deutlichen Qualitätseinbußen führte.

Qualitäten in den Versuchen

Sowohl für die spätere Nutzung von Hafer zu Futterzwecken als auch insbesondere für Schälhafer wird ein hohes Hektolitergewicht von in der Regel 53 bis 54 kg/ hl gefordert. Dabei ist es oftmals schwierig, dies zu erreichen, insbesondere wenn die Kornfüllung unter Stress abgelaufen ist. Da dieses Merkmal leicht zu erfassen ist, wird es auch weiterhin wichtig für eine sicherere Vermarktbarkeit bleiben.

Dennoch sollte neben dem Hekt­olitergewicht die Schäleignung im Hinblick auf den Spelzgehalt weiter berücksichtigt werden, insbesondere wenn direkt an eine Schälmühle geliefert werden soll. In den Versuchen waren die Hektolitergewichte sehr niedrig, und lediglich für wenige Sorten an einzelnen Standorten wurden Werte von über 50 kg/hl nach der Reinigung ermittelt (Tabelle 3).

Die Sortenempfehlung der LKSH

Für einen Anbau sollten in erster Linie Sorten in Betracht gezogen werden, die mehrjährig sicher gute Leistungen hinsichtlich Ertrag, Qualität, Sortengesundheit und agronomischer Eignung erbracht haben (Tabelle 4). Auch ältere Sorten, mit denen bereits gute Erfahrungen gemacht wurden, haben eine Anbauberechtigung. Dennoch soll neuen Sorten Raum gegeben werden, und diese sollten immer wieder auf einem Teil der Fläche getestet werden.

Folgende Sorten empfehlen sich für einen Anbau:

Die bereits seit vielen Jahren fest etablierte Sorte ‚Max‘ punktet durch gutes Hektolitergewicht bei guter Strohabreife, aber erhöhtem Lagerrisiko.

‚Lion‘ hat sich ebenso im Markt fest etabliert und ist bei guter Standfestigkeit und hoher Kornqualität ebenso von hoher Bedeutung für die Schälmühlen. Zu beachten ist weiterhin eine höhere Neigung zu Mehltau. Es muss bei beiden genannten Sorten der stabile, aber mittlerweile leicht unterdurchschnittliche Ertrag eingeplant werden.

Mit sehr starken Erträgen, aber teilweise mit Schwächen im Hekt­olitergewicht hat sich in den vergangenen Jahren ‚Magellan‘ gezeigt und ist damit voll empfohlen.

Mit sicherem Hektolitergewicht und gutem Ertrag zeigte sich ‚Fritz‘, die gleichzeitig aber eine deutliche Lageranfälligkeit aufweist.

Mittlerweile durchschnittliche Erträge mit weiterhin guter Blattgesundheit zeigte ‚Delfin‘. Trotz eines insgesamt guten Hektolitergewichtes ist diese Sorte mit höherem Spelzgehalt weniger für die Schälung geeignet und sollte nur gezielt im Futterbereich in den Anbau kommen.

Nach dem ersten Versuchsjahr zeigte ‚Karl‘ insgesamt sehr gute Ergebnisse im Hinblick auf Ertrag und Qualität und empfiehlt sich für den Probeanbau.

Auf Sandstandorten zeigte ‚Platin‘ mittlere Hektolitergewichte bei guten Erträgen und bietet sich daher für die leichteren Standorte an. Vorteilhaft ist die frühere Abreife der Sorte.

Erfolgreich anbauen und vermarkten

Um sicher und damit ökonomisch erfolgreich Hafer zu produzieren, sollten in Absprache mit Landhandel und Schälmühlen die richtigen Sorten in den Anbau kommen, die den geforderten hohen Qualitätsanforderungen gerecht werden. Unter Umständen ist es sinnvoll, im Vorfeld Anbauverträge abzuschließen.

Was schwierig zu steuern ist, aber zum Erfolg maßgeblich beiträgt, ist ein möglichst früher Saattermin, jedoch mit gutem Saatbett für einen zügigen Start. Dabei sollte so weit wie möglich wassersparend geackert werden, da ansonsten gerade hier die Jugendentwicklung empfindlich ausgebremst werden kann.

Zudem wichtig für hohen Ertrag und gute Qualität ist eine moderate Pflanzenschutzintensität. Zu hoch dosierte Wachstumsreglermaßnahmen können gerade in trockenen Phasen den Stress verstärken. Bei zu starken späteren Fungizidmaßnahmen können die Umlagerung ins Korn gestört und die Abreife deutlich verzögert werden. Strobilurine sollten hier eindeutig nicht zum Einsatz kommen.

Fazit

Die Erträge ebenso wie die Qualitäten des Hafers waren im vergangenen Jahr eine bittere Enttäuschung und lagen deutlich unterhalb der Ergebnisse des Trockenjahres 2018. Hier wird nochmals deutlich, dass für einen erfolgreichen Sommergetreideanbau die optimale und zeitige Aussaat mit folgender milder und sonniger Witterung bei guter Wasserversorgung für gute Entwicklung und Ertragsbildung essenziell ist. Dennoch ist die Integration der Sommerung Hafer in klassische Marktfruchtfolgen ein einfacher, aber sehr wichtiger Schritt in Richtung Stabilisierung des Anbausystems. Bei der Sortenwahl kommt es auf die Nutzung ertragsstarker Sorten an, die aber besonders hinsichtlich ihrer Qualität für die meisten Fälle eine gute Vermarktung an die Schälindustrie zulassen, da hier ein aktuell sehr aufnahmefähiger Markt besteht.

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