Auch in diesem Jahr setzen die am Schlachtschweinehandel Beteiligten große Hoffnungen auf den Beginn der Grillsaison. Niedrige Temperaturen und Regenwetter haben die Nachfrage nach Grillartikeln vom Schwein bislang gebremst. Ein überschaubares Lebendangebot fand bislang ohne große Probleme Abnehmer. Der Vereinigungspreis bewegt sich seit Wochen mit 2,20 €/IP auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die Schlachtbetriebe verweisen jedoch auf Probleme im Fleischverkauf. Im In- und Ausland ist die Nachfrage ruhig. Nachdem der Basispreis in der Vorwoche erneut unverändert geblieben ist, haben einige der hiesigen Schlachtbetriebe angekündigt, weniger Schlachtschweine abzunehmen.
Auch wenn Fleisch weiterhin in den deutschen Haushalten gefragt ist, hat doch 2023 insbesondere Schweinefleisch an Nachfrage eingebüßt. Im vergangenen Jahr wurden laut AMI 6,6 % weniger Schweinefleisch im Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Bereits seit mehr als zehn Jahren ist der Schweinefleischverzehr stark rückläufig. Während im Jahr 2013 der durchschnittliche Pro-Kopf-Verzehr noch bei 38,6 kg pro Bundesbürger lag, verzehrte 2023 jeder Deutsche im Schnitt nur noch 27,4 kg.
Global gute Nachfrage
Weltweit wird dagegen derzeit noch mit höheren Absatzmengen gerechnet. Dies gilt besonders in vielen asiatischen Ländern und in Lateinamerika. Gegen diesen Trend bewegt sich die Nachfrage jedoch in Europa und zum Beispiel in Japan. Auch in China schwächelt der Absatz. Die Nachfrage soll in diesem Jahr um 3 % zurückgehen. Der chinesische Schweinebestand wird sich vorausichtlich um 1 % verringern, nachdem die Produktion in den vergangenen Jahren stetig erhöht wurde. Da in China rund die Hälfte der weltweiten Menge an Schweinefleisch produziert wird, reicht die geringe Änderungsrate aus, um auch die globale Produktion zu senken (siehe Seite 66). Dabei steigen die Schweinebestände vor allem in Brasilien und in den USA weiter an. Sogar in der EU wird nach dem jüngsten Einbruch wieder mit einer um 1,7 % erhöhten Erzeugung gerechnet. Die niedrigen Futterkosten und die stabilen Erlöse haben die Schweinehaltung in den EU-Ländern konsolidiert. Auch die Zahl der Zuchtsauen ist in Europa wieder gestiegen.
Weniger Chinageschäfte
Der reduzierte Appetit der Chinesen auf Schweinefleisch wird auch den Importbedarf absenken. Dies trifft vor allem die EU als den wichtigsten Lieferanten. Die größten europäischen Lieferländer sind Spanien, die Niederlande und Dänemark. Bereits im vergangenen Jahr haben die EU-Länder Marktanteile verloren, vor allem an Kanada und die USA. In diesem Jahr sieht vor allem Brasilien gute Chancen beim Schweinefleischabsatz an China. Auch Russland hofft auf weitere Geschäfte in diese Richtung.
Die hiesigen Schweinehalter freuen sich zwar über die aktuell hohen Erlöse, sehen jedoch auch mit Sorge auf den rückläufigen Verbrauch im Inland und unter anderem in China. Es gibt zwar weltweit noch Regionen mit steigendem Bedarf, doch es stellt sich die Frage, ob der EU-Schweinesektor mit anderen globalen Anbietern konkurrieren kann. Trotz der aktuell wirtschaftlich guten Lage ist die Perspektive der hiesigen Schweinehalter weiterhin eher trübe. Steigende bürokratische Auflagen, fehlende Planungssicherheit und stetig wechselnde Anforderungen drücken auf die Stimmung.