Sommerweizen wird in Schleswig-Holstein häufig dann im Anbauumfang deutlich ausgedehnt, wenn in der Herbstaussaat der Winterweizen nicht gut etabliert werden konnte oder durch Auswinterung Schäden in größerem Umfang auftreten. Da durch die Nässe des Herbstes 2023 landesweit ein großer Anteil der Weizenaussaattermine ab Oktober nicht realisiert werden konnte – insbesondere war hiervon auch die Marsch betroffen –, wuchs der Anteil von Sommerweizen in der Anbaufläche 2024 deutlich an auf rund 13.300 ha, was knapp einer Verdreifachung der Fläche gegenüber dem Vorjahr entspricht (Statistikamt Nord).
Trotz des hohen Potenzials an Aussaatfläche für Sommerweizen war die Bestellung im Frühjahr schwierig, da regions- und standortabhängig durch die insgesamt feuchten Ausgangsbedingungen nur wenige und oftmals kurze Zeitfenster für eine frühe und akzeptable Aussaat zur Verfügung standen. Im weiteren Vegetationsverlauf blieb es feucht, was insgesamt gute Feldaufgänge und bei ausreichend früher Saat eine gute Bestandesentwicklung ermöglichte. Bedingt durch hohe Temperaturen bei feuchten Bedingungen und den hohen Krankheitsdruck in benachbarten Winterweizenflächen, wurden auch im Sommerweizen Septoria und später zudem besonders Braunrost beobachtet. Die vom Statistikamt Nord prognostizierten Erträge von 62,5 dt/ ha liegen für 2024 leicht oberhalb des mehrjährigen Durchschnittes.
Landessortenversuche: Erträge und Qualitäten
Die Landessortenversuche Sommerweizen konnten in der Marsch nur am Standort Sönke-Nissen-Koog angelegt werden (Tabelle 1). Die Erträge im Sönke-Nissen-Koog lagen in der Stufe zwei (ortsüblich intensiv) bei 78,9 dt/ha und waren damit zumindest zufriedenstellend.
Im Hügelland wurden die Standorte Futterkamp und Kastorf angelegt, wovon jedoch der Versuch in Futterkamp aufgrund zu hoher Streuung nicht gewertet werden konnte und der Standort Kastorf zwar mit hoher Streuung versehen ist, aber noch gewertet werden kann (Tabelle 2). Hintergrund hierfür dürften die Herausforderungen durch Nässe sein, die Bodenunterschiede kleinräumig stark zeigen können, aber auch ein spätes Auftreten von Septoria und Braunrost, auch in der für die Ertragsauswertung relevanten Stufe zwei. In Kastorf lag das Ertragsniveau bei rund 69,4 dt/ha.
Die Qualitäten der Sorten an den Standorten konnten in diesem Jahr nicht an die im Sommerweizen oftmals üblichen höheren Werte heranreichen. Nur in zwei einzelnen Ausnahmen wurde die für B-Weizen notwendige 12-%-Hürde erreicht (Tabelle 3), und das trotz höherer Qualitätseinstufung der Sorten. Im Mittel lagen die Werte bei 11,6 % in Kastorf und 11,1 % im Sönke-Nissen-Koog.
Potenzial beschränkt durch Stress wegen Nässe
Häufig wird beim Anbau von Sommerweizen durch einen zu späten Saatzeitpunkt das Ertragspotenzial begrenzt. Trotz schwieriger Ausgangslage konnten die beiden gewerteten Versuche beide am 19. März unter guten Bedingungen gedrillt werden. Auch die Entwicklung war akzeptabel. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass, ähnlich wie beim Winterweizen, ein Zusammenspiel von Stress, bedingt durch Nässe, mit hohem Blattkrankheitsdruck, eventuell latentem Fußkrankheitsdruck und verschiedenen weiteren Faktoren das Ertragspotenzial begrenzt hat. Auf den ermittelten Ertragsniveaus hätte zudem bei der N-Düngung nach Bedarf eine höhere Proteinkonzentration möglich sein müssen. Hier hat vermutlich zu einem gewissen Teil eine Verlagerung von Stickstoff, aber auch Schwefel stattgefunden, sodass diese durch das schwache Wurzelsystem nicht mehr erreicht worden sind. Es ist auch anzunehmen, dass, zumindest in den Landessortenversuchen, das sonst ausreichend intensive Behandlungsniveau in diesem Jahr hätte erweitert werden müssen. Hierbei stellt sich allerdings immer auch die Frage der Wirtschaftlichkeit und der ökologischen Vertretbarkeit von Maßnahmen.
Empfohlene Sorten für
den Anbau
Nach dem besonderen Anbaujahr sollte das Augenmerk nicht zu sehr auf die diesjährigen Zahlen gelegt werden, sondern auf die mehrjährige Leistung der Sorten nach Hohenheimer Verrechnung. Hier ist eine große Zahl verschiedener Umwelten eingeflossen, um eine robuste Bewertung der Sorten zu ermöglichen. Zusammen mit den Anbaueigenschaften der Sorten sollten sie Basis für die Wahl der Sorte oder Sorten sein. Die dementsprechend empfohlenen Sorten für den Anbau zeigt Tabelle 4.
‚KWS Carusum‘ hat als E-Weizen ein etwas geringeres Ertragsniveau, gehört aber zu den proteinstärkeren Sorten und ist auch von den Gesundheits- und sonstigen Eigenschaften günstig zu bewerten.
‚KWS Jordum‘ hat in den letzten Jahren neben der Nutzung als Sommerweizen auch als Wechselweizen gute Erträge mit guten Proteinkonzentrationen gezeigt. Bei hohem Druck ist in diesem Jahr ein etwas höherer Braunrostbefall deutlich geworden. Zudem bringt die Sorte eine Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke mit.
‚Licamero‘ gehört auch zu den älteren Sorten, hat aber ein immer noch akzeptables Leistungsniveau leicht unterhalb des Durchschnittes. Aufgrund der schneller abbauenden Fallzahl sollte die Sorte frühzeitig geerntet werden. Auch ist die erhöhte Braunrostanfälligkeit zu beachten.
‚Patricia‘ zeigte sich im Anbau ertraglich gut und ist auch hinsichtlich der Qualität positiv zu beurteilen.
‚Quintus‘ erhält eine auslaufende Empfehlung, da die Sorte in der Fläche zwar immer noch vertreten ist, aber hinsichtlich ihrer Leistung im Vergleich zu den neueren Sorten deutlich abfällt.
‚Winx‘ zeigte in beiden Naturräumen gute Erträge, ist aber eher etwas intensiver zu führen. Gleichzeitig liegen die erreichten Proteinkonzentrationen etwas unterhalb des Mittels.
Fazit
Das Anbaujahr war herausfordernd und hat auch beim Sommerweizen, ähnlich wie schon beim Winterweizen, teilweise für Frust gesorgt, wenn auch im Allgemeinen die Sommerungen besser abgeschnitten haben als die Winterungen. Für die Aussaat von Sommerweizen kommt es darauf an, nach Möglichkeit frühe Zeitfenster anzustreben und gleichzeitig wegen der häufig ins Trockene umschlagenden Frühjahre wassersparend zu ackern.