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Schwache Rapskurse trotz hoher Sojapreise

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Während der Sojahunger Chinas dazu geführt hat, dass die US-Sojakurse seit Jahresbeginn stark gestiegen sind, habe die Rapskurse am Terminmarkt in Paris im gleichen Zeitraum nachgegeben. Die sonst übliche Kopplung dieser beiden Preisverläufe ist somit aufgehoben. Am Freitag, 10. März, ist die Matif-Notierung für Winterraps erstmals seit Juni 2021 wieder unter die Marke von 500 €/t gefallen. Wichtiger als der Sojamarkt scheint aktuell eher der Rohölmarkt für den Verlauf der Rapskurse zu sein. Der Rohölkurs bewegt sich an der Börse in New York seit dem Jahresbeginn um die Marke von 75 US-$/bbl. Auch die Spritpreise an den Tankstellen haben sich zuletzt spürbar reduziert. Da mehr als 60 % der hiesigen Rapsernte von der Biodieselproduktion aufgenommen werden, sind die Tankstellenpreise wichtig für den Rapsmarkt. Zusätzlich werden noch umfangreiche Mengen an Raps importiert, um den großen Bedarf der Biodieselproduktion zu bedienen. Vor allem aus der Ukraine wurden zuletzt größere Mengen eingeführt, als vorab erwartet wurde. Doch auch die Importe aus Australien bleiben sehr hoch.

Vorerst umfangreiche Importe

Im Schwarzmeer-Raum wartet man jetzt auf eine Verlängerung des Getreideabkommens zwischen Russland, der Ukraine und der UN. Vor allem in der Ukraine sollen noch umfangreiche Rapsbestände aus der alten Ernte auf eine Exportmöglichkeit warten. Im seit dem 1. Juli 2022 laufenden Getreidewirtschaftsjahr hat die EU 5,7 Mio. t Raps aus Drittländern importiert. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme um 2,2 Mio. t beziehungsweise 62 %. Der größte Lieferant ist die Ukraine mit 51 % der Liefermenge. Danach folgt Australien mit 41 % der Lieferungen.

Im Handel vor Ort hat sich der Rapshandel beruhigt. Aktuell sind die Gebote des Handels bis auf 450 €/t gefallen und liegen damit deutlich unter den Rekordmarken von über 1.000 €/t im vorigen Jahr nach der Invasion Russlands in der Ukraine. Während sich kaum noch Raps der alten Ernte in der Hand der Erzeuger befindet, sind für viele Landwirte aktuell die Gebote für die Ernte 2023 mehr von Interesse. Diese haben sich Ende voriger Woche auf bis zu 460 €/t reduziert und liegen damit aber über den Geboten für prompte Ware. Ein Grund für die höheren Kurse für die neue Ernte könnte ein geringeres Angebot aus der Ukraine sein. Dort sollen sich die Aussaatflächen für Winterfeldfrüchte im letzten Herbst kriegsbedingt um 30 % reduziert haben. Somit kann man dort auch von einer reduzierten Rapssaatfläche für das Erntejahr 2023 ausgehen. Preismindernd wirkt sich auch die aktuelle Diskussion um die Biodieselproduktion aus. Es gibt Vorschläge aus der Politik, diese in den nächsten Jahren deutlich zu verringern.

Ölschrote weiterhin teuer?

An der Matif sind die Terminkurse für Raps zuletzt regelrecht abgestürzt. Auch die Kurse für Rapsöl stehen in der EU unter Druck. Rapsschrot bleibt dagegen relativ teuer, dies auch durch die weiterhin sehr hohen Forderungen für Sojaschrot. Die neue Sojaernte in Südamerika sorgt sonst im Frühjahr für Preisdruck. Während in Brasilien in diesem Jahr erneut eine Rekordernte erwartet wird, gibt es aus Argentinien Meldungen über eine Trockenheit. Mittlerweile gibt es jedoch auch Informationen darüber, dass die Ernteausfälle dort nicht so stark sein sollen wie bislang erwartet. Wenn jetzt die Sojakurse unter Druck geraten, fehlt auch hier die Unterstützung für den Rapsmarkt. Dennoch bleibt der internationale Sojamarkt durch den Importbedarf Chinas geprägt. Chinas Appetit auf Sojabohnen fiel in den ersten beiden Monaten des Jahres überraschend stark aus. Demnach importierte das Reich der Mitte in Summe 16 Mio. t Sojabohnen und damit so viel wie zuletzt im Vergleichszeitraum 2008.

Hierzulande sind die Rapsbestände gut entwickelt. Erste Dünge- und Pflanzenschutzmaßnahmen sind erfolgt. Mit ausreichenden Niederschlägen sollte die Rapsernte größer als im Vorjahr ausfallen.

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