Die Schlachtschweinepreise haben Mitte voriger Woche einen empfindlichen Satz nach unten gemacht, auf nun nur noch 1,92 €/kg und somit auf den niedrigsten Stand seit November 2022. Dieser Schritt kam zwar nicht unvorhergesehen, aber für viele Marktbeobachter doch relativ überraschend. Begründet wurde er mit einem steigenden Lebendangebot und den durch den Feiertag bedingten fehlenden Schlachttagen in dieser Woche. Im Nachhinein war dieser Angebotsüberhang bereits erkennbar, wenn man einen Blick auf die ISN-Schweinebörse warf, denn zu den beiden letzten Terminen vor der Preissenkung konnten bereits keine der angebotenen Partien verkauft werden. Auch der nachfolgende Termin ging ohne Abschlüsse aus. Die Erzeugerseite musste sich schließlich dem in den vergangenen Wochen deutlich gestiegenen Druck der Schlachtunternehmen beugen, auch wenn sich die rote Seite mit ihrer Forderung von –0,10 €/kg nicht in vollem Umfang durchsetzen konnte. Die Schlachtsauen sind von dem Preisrückgang ebenso betroffen. Hier machte er sich mit –0,05 € auf nun 1,15 €/kg SG bemerkbar. Es wird ebenfalls von einem ohnehin schon reichlichen Lebendangebot und Angebotsüberhängen gesprochen, die mit in die nächste Woche genommen werden müssen.
Schwarzmalerei im Spiel?
Die Schlachtunternehmen bewerten den Schweinefleischmarkt aktuell als impulslos, reichlich versorgt und umkämpft. Zwar lassen sich das gestiegene Lebendangebot und auch die Angebotsüberhänge aus dieser Woche, die in die nächste Woche verschoben werden müssen, nicht leugnen. Auch die durch die Maskenänderung gestiegenen Schlachtgewichte tragen nicht zur Marktentlastung bei, aber die Geschäfte mit Schweinefleisch werden insgesamt als solide bezeichnet. Besonders Schultern, Bäuche und Rohware für die Kasseler-Herstellung werden zügig nachgefragt. Von der Ebene der Zerlegungs- und Großhandelsunternehmen wird der Markt sogar als gut aufnahmefähig und in einigen Fällen als leicht unterversorgt beurteilt. Bei dieser Ausgangssituation haben die Schlachtunternehmen nun die Möglichkeit erhalten, diese aktuellen Übermengen auch einfach und zügig „wegzudrücken“.
EU-weit ähnliche Entwicklung
In den Nachbarländern haben sich die Schweinepreise stabil entwickelt oder ebenfalls nachgegeben, wenn meist auch nicht in diesem deutlichen Umfang. Es wird EU-weit von einem saisonüblich steigenden Lebendangebot und einem schwierigen Drittlandshandel, aber auch von einer positiven Entwicklung des Schweinefleischmarktes innerhalb der EU berichtet. Dieser Entwicklung wird in den nächsten Wochen weiterer Auftrieb prophezeit. Auch hierzulande dürfen marktentlastende Impulse durch das bevorstehende Weihnachtsgeschäft erwartet werden, wenn auch meist erst ab der zweiten Novemberhälfte. Spannend bleibt, ob diese Preiskorrektur nur ein kurzfristiger Kompromiss zur Überbrückung von Angebotsüberhängen ist und somit beim Einsetzen besagter Impulse durch das Weihnachtsgeschäft wieder zurückgenommen wird oder ob die Schlachtunternehmen sich längerfristig mit diesem Preisniveau durchsetzen können. Die Verlaufskurve des VEZG-Preises zeigt sich in diesem Jahr bekanntlich deutlich flacher als in den Vorjahren. Das heißt, die Preise haben in diesem Jahr immer verhältnismäßig lange auf einem Niveau verharrt.