Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) rechnet im laufenden Kalenderjahr mit einer weltweit etwas geringeren Schweinefleischerzeugung als 2023. Das französische Fachinstitut für Schweinehaltung (Ifip) ging jüngst in einer Prognose ebenfalls von einem global kleineren Angebot aus. Von beiden wird ein moderater Produktionsrückgang von knapp 1 % angenommen. Das wäre der erste Abschwung seit vier Jahren, als die Afrikanische Schweinepest (ASP) die Produktion in China nach unten gedrückt hatte.
Eine abnehmende Schweinefleischerzeugung in der Volksrepublik ist in beiden Prognosen der Grund für das aktuell erwartete globale Aufkommen in Höhe von 115,6 Mio. t. Fast die Hälfte davon – nämlich knapp 56,0 Mio. t – soll in China erzeugt werden, was laut USDA im Vergleich zu 2023 rund 2 Mio. t oder 3,4 % weniger wären. Chinas Schweineproduzenten haben ein schwieriges Jahr mit Verlusten hinter sich. Die Sauenbestände sind deshalb seit gut einem Jahr rückläufig und lagen Ende Februar 2024 mit 40,4 Millionen Stück um rund drei Millionen Tiere oder 7 % unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Ein weiterer Bestandsabbau ist wahrscheinlich.
Mehr Schweine in Brasilien
Die erwarteten Produktionsrückgänge in China werden laut USDA durch die Zuwächse in anderen Ländern nicht vollständig ausgeglichen. Am stärksten soll die Schweinefleischerzeugung in Brasilien mit 4,7 % auf die Rekordmarke von 4,64 Mio. t zulegen. Niedrigere Produktionskosten und gute Absatzmöglichkeiten würden dort das Wachstum treiben.
In den USA wuchs der Bestand an Schweinen zuletzt leicht an, und auch die Erzeugerpreise sind merklich gestiegen. Die US-Schweinefleischerzeugung wird mit 12,75 Mio. t um 2,9 % höher als 2023 erwartet.
Für die Europäische Union wird ein Produktionszuwachs von 1,7 % auf 21,15 Mio. t vorausgesagt. Nach vorherigen Einbrüchen der Bestandszahlen haben relativ hohe Erzeugerpreise und niedrige Futterkosten die Schweinehaltung in den Mitgliedstaaten stabilisiert; zum Jahreswechsel gab es 1,6 % mehr Zuchtsauen als zwölf Monate zuvor. In vielen EU-Ländern führen die gesunkenen Futterkosten zu höheren Schlachtgewichten, was das Schweinefleischaufkommen ebenfalls zunehmen lässt.
Importbedarf Chinas
Die schwächer eingeschätzte Produktionsentwicklung in China wird sich laut USDA dort auch im Schweinefleischverbrauch zeigen, der mit 57,73 Mio. t um 3 % geringer als 2023 ausfallen soll. Dies führt zu einem etwas niedrigeren Importbedarf, der im Jahresvergleich um rund 1 % auf 1,88 Mio. t Schweinefleisch ohne Nebenerzeugnisse sinken soll. Zu Jahresbeginn hatten die Washingtoner Analysten hingegen noch ein deutliches Einfuhrplus für China vorhergesagt.
Für wichtige Einfuhrländer wie Mexiko, Japan, Südkorea und das Vereinigte Königreich werden größere Schweinefleischimporte erwartet. Mit dem Großkunden Mexiko vor der Haustür und einer höheren Eigenerzeugung wird für den US-Schweinefleischexport ein Zuwachs von fast 8 % auf 3,33 Mio. t vorausgesagt. Brasiliens Ausfuhr soll um gut 5 % auf 1,49 Mio. t zunehmen, wobei gute Absatzmöglichkeiten auf den Philippinen, in Hongkong oder in Chile gesehen werden. Auch für die EU wird nach dem kräftigen Rückgang um fast 20 % im vergangenen Jahr für 2024 eine Steigerung der Schweinefleischexporte prognostiziert; diese sollen um etwa 3 % auf 3,22 Mio. t zulegen. age
Vion stößt in US-Versorgungslücke
Schweineexport aus den Niederlanden
Die Vion Food Group hat ihr Schweinefleischkonzept „GoodFarming Balance“ um die Komponente „World“ erweitert und beliefert nun Kunden in Kalifornien mit Ware aus diesem neuen Teilprogramm. Wie der Konzern erklärte, gilt in dem US-Bundesstaat seit diesem Jahr in vollem Umfang das neue Tierschutzgesetz „Proposition 12“, das strengere Anforderungen an die Schweinehaltung vorsieht. Dabei geht es unter anderem um das Verbot von Kastenständen für Zuchtsauen und mehr Bewegungsraum für die Tiere. Diese Anforderungen erfülle laut Vion eine Gruppe niederländischer Schweinebetriebe, die bereits im Rahmen von „GoodFarming Balance“ liefere und jüngst von US-Auditoren offiziell zertifiziert wurde.
Kalifornien kann die Nachfrage nach Schweinefleisch, das der „Proposition 12“ entspricht, nicht selbst decken. Auch in den übrigen US-Bundesstaaten ist die Verfügbarkeit entsprechender Ware sehr begrenzt. Vion geht davon aus, dass „Proposition 12“ bald auch in anderen Bundesstaaten der USA eine Rolle spielen wird, und hofft deshalb auf weitere Exportchancen.
Nach einer Analyse des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) lagen die Verbraucherpreise für Teilstücke wie Koteletts, Bäuche und Rippchen in Kalifornien aufgrund der Verschärfung der Tierschutzanforderungen im Schnitt um 20 % über denen in anderen Bundesstaaten. Bei der Schweinelende fiel die Teuerung mit 41 % am stärksten aus. age