StartNachrichtenPflanzeRegenwürmer mögen Blühstreifen

Regenwürmer mögen Blühstreifen

Unterirdische Artenvielfalt profitiert von mehrjährigen Strukturen
Von Dr. Anna Vaupel , Dr. Lukas Beule , Julius-Kühn-Institut
Forschende des JKI weisen in einer Studie unter Blühstreifen dreimal so viele Regenwürmer nach wie unter angrenzendem Winterraps beziehungsweise Wintergetreide. Fotos: Dr. Anna Vaupel

Forschende des Julius-Kühn-Instituts (JKI) weisen im Vergleich mit angrenzenden Winterkulturen dreimal so viele Regenwürmer in mehrjährigen Blühstreifen nach.

Untersucht wurden 46 Flächen in Deutschland, in Baden-Württemberg, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Dass mehrjährige Blühstreifen an Feldrändern sich vorteilhaft auf die oberirdische Artenvielfalt auswirken und somit auch die funktionelle Biodiversität fördern, ist durch Studien gut belegt. So bieten Blühstreifen Nahrung und können als Winterquartier für nützliche Gliederfüßer (Arthropoden) fungieren, die wiederum helfen, Schädlinge in Schach zu halten. Forschende des JKI in Berlin konnten nun zeigen, dass Blühstreifen auch unterirdisch die Artenvielfalt fördern, als Lebensraum für Regenwürmer. Die Ergebnisse der umfangreichen Feldstudie sind jetzt im Journal „npj Sustainable Agriculture“ erschienen, das zum Nature-Verlag gehört: https://doi.org/10.1038/s44264-024-00040-2

Dazu verglich das Forschungsteam um Dr. Lukas Beule die Regenwurmgemeinschaften im Wintergetreide und Winterraps mit denen in angrenzenden mehrjährigen Blühstreifen auf 46 Flächen in sechs deutschen Bundesländern. Für die Studie wurden insgesamt 7.526 Regenwürmer gesammelt. Die Regenwürmer wurden mit einer Senföl-Lösung aus dem Boden ausgetrieben, gezählt, gewogen und lebend auf Artniveau bestimmt. Nach der Bestimmung wurden die Würmer wieder freigelassen, damit sie weiterhin ihre nützlichen Funktionen im Boden erfüllen können.

Regenwürmer wurden ausgegraben und ausgezählt, um die Aktivität unter mehrjährigen Blühstreifen beurteilen zu können.
Auswertung eines Feldversuchs zur Artenvielfalt von Regenwürmern, hier der Vergleich von Blühstreifen und Winterraps

Regenwürmer leisten Beitrag zum Bodenschutz

„Bereits im Feld waren wir von der enormen Anzahl an Regenwürmern in den Blühstreifen positiv überrascht“, berichtet Dr. Anna Vaupel, die Erstautorin der Publikation. Dieser erste Eindruck bestätigte sich nach Auswertung der Feld­erhebungen, denn im Mittel fanden die Forschenden mehr als dreimal so viele Regenwürmer in den Blühstreifen wie auf den angrenzenden Ackerflächen. Darüber hinaus beherbergten die Blühstreifen auch mehr Regenwurmarten. „Da Regenwürmer im Boden eine Vielzahl wichtiger Ökosystemfunktionen erfüllen, ist dieses Ergebnis in mehr als einer Hinsicht relevant und zeigt, welches Potenzial mehrjährige Blühstreifen für den Bodenschutz haben“, erklärt der Leiter der Studie, Dr. Lukas Beule. Durch ihr Röhrensystem erhöhen die Würmer die Wasserinfiltration des Bodens und beugen so Bodenerosion vor, was angesichts zunehmender Starkregenereignisse ein wichtiger Beitrag zum Bodenschutz ist. Zudem sind Regenwürmer entscheidend am Humusaufbau beteiligt und tragen so zur verbesserten Nährstoffversorgung der Pflanzen bei. Außerdem sind Regenwurmgemeinschaften ein wichtiger Indikator für den generellen Gesundheitszustand von Böden.

Weitere Forschungsprojekte folgen

„Noch sind etliche Fragen offen, die wir jedoch beantworten müssen, um das Potenzial von mehrjährigen Blühstreifen für das Bodenleben künftig voll ausschöpfen zu können“, ergänzt Beule. Im nächsten Schritt will sein Team erforschen, wie weit die positiven Effekte aus den Blühstreifen in den Acker hineinreichen. Außerdem soll untersucht werden, wie sich Blühstreifen, beispielsweise durch angepasste Pflanzenmischungen, weiter optimieren lassen, um die bestmögliche Förderung des Bodenlebens, auch auf unterschiedlichen Böden, zu erreichen.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt