Die Rapskurse kletterten an der Matif in Paris Ende August um rund 10 €/t auf zirka 470 €/t. Sie folgten vor allem den festen Rohölkursen, die im gleichen Zeitraum innerhalb von drei Tagen um 7,6 % auf zirka 80 US-$/bbl stiegen wegen der weiterhin angespannten Situation im Nahen Osten. Im Falle eines offenen Kriegs mit Israel könnte die Ölversorgung aus der Region nachhaltig gestört werden, was an den Börsen je nach täglicher Nachrichtenlage bereits kräftig ein- und wieder ausgepreist wird. Die Seewege durch das Rote Meer, wo derzeit ein nach einem Huthi-Angriff brennender Tanker mit 150.000 t Rohöl an Bord treibt, als auch durch den Panamakanal, dessen Kapazitäten durch Trockenheit begrenzt sind, bleiben unsichere Routen. Dazu hat aktuell Libyens rivalisierende Regierung im Osten des Landes die Einstellung der gesamten Ölproduktion und des -exports angekündigt, was weiter preistreibend wirkt. Grundsätzlich besteht für den Ölweltmarkt die Aussicht auf eine anziehende Nachfrage, weil sich die konjunkturelle Lage in China zu bessern scheint, was einen neuen Höchststand des weltweiten Verbrauchs von Rohöl, Benzin und Diesel bedeuten würde. Auch Palmöl stieg an der Börse in Kuala Lumpur nach der Ankündigung Indonesiens, die Beimischungsquote von Palmöl von aktuell 30 % bis Anfang 2025 auf 50 % erhöhen zu wollen.
Im August hat Mars, der Prognosedienst der EU-Kommission, die Ertragsschätzungen wegen der außergewöhnlich heißen Bedingungen im Süden und der übermäßigen Regenfälle im Norden für fast alle Kulturen gesenkt. Auch die Ertragsprognose für Winterraps wurde EU-weit noch einmal auf 30,7 dt/ha korrigiert, 3 % unter dem langjährigen Mittel. Sommerkulturen, wie die Ölpflanzen Soja und Sonnenblumen, waren wegen der heißen Bedingungen, kombiniert mit einer begrenzten Wasserverfügbarkeit in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland, besonders betroffen. Die Erträge der EU-Sonnenblumenernte 2024 werden auf 20,4 dt/ha taxiert, 5 % unter dem Durchschnitt, die Sojaerträge in der EU wurden um 4 % auf 27,5 dt/ha reduziert, 3 % unter dem Durchschnitt.
Nach den früheren deutlichen Kursverlusten an der Chicagoer Börse setzte bei den US-Sojabohnen zuletzt eine Konsolidierung ein, gestützt durch die Aussicht auf eine Hitzewelle in der kommenden Woche, auch wenn immer noch eine Rekordernte prognostiziert wird.
Fester Euro und hohe Importe dämpfen
Für etwas Gegenwind sorgt der feste Eurokurs, denn damit wird EU-Raps am Weltmarkt teurer beziehungsweise Importe billiger. Der Euro kletterte in den vergangenen Handelstagen weiter und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni 2023. Spätestens seit den enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten gilt es als sicher, dass die US-Zentralbank Fed auf ihrer Sitzung am 18. September den Leitzins senken wird.
Dämpfend wirkte auch, dass die EU deutlich mehr Raps als im Vorjahreszeitraum importierte, was grundsätzlich zur Deckung des Inlandsverbrauchs an pflanzlichen Ölen und Fetten in Höhe von 5,65 Mio. t notwendig ist. Rund 60 % gingen in die industrielle Verwertung (Biodiesel, oleochemische Produkte, etwa für Pharmazie, Kosmetik, Hydraulik- und Schmieröle), 32 % in die menschliche Ernährung und 8 % als Futteröle ins Mischfutter. Aus der deutschen Rapsernte können nur rund 1,7 Mio. t Pflanzenöl produziert werden. Nach Angaben der EU-Kommission importierte die EU im Zeitraum vom 1. Juli bis 11. August 2024 bereits über 440.000 t Raps, nach 285.300 t im Vorjahreszeitraum. Die größte Menge kommt mit 290.000 t (Vorjahr: 98.000 t) aus Australien, gefolgt von 96.000 t (47.600 t) aus der Ukraine und 34.000 t (95.300 t) aus Moldawien. Dagegen liegen die EU-Sojaeinfuhren mit 1,2 (1,5) Mio. t unter dem Vorjahresniveau. Brasilien lieferte mit 863.000 (909.100) t die größte Menge, aus den USA kamen 174.500 (465.700) t und aus der Ukraine 115.000 (71.000) t.
Kassamarkt folgt verzögert
Am Kassamarkt wird vom Erfassungshandel der Kursanstieg von über 10 €/t an den Börsen erst zur Hälfte abgebildet. Dagegen hat der Großhandelsmarkt schon deutlicher reagiert, besonders für prompte Lieferungen.