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Rapsextraktionsschrot konnte eingespart werden

Rinder aktuell: Neue Versuchsergebnisse aus Futterkamp
Von Dr. Luise Prokop, Landwirtschaftskammer SH
Je stärker die Ration an den Proteinbedarf eines Tieres angepasst ist und ein Luxuskonsum vermieden wird, desto geringer sind die Stickstoffausscheidungen.

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat im Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) in Futterkamp die Wirkung eines Zusatzfuttermittels auf die Reduktion von proteinreichem Kraftfutter in der Ration untersucht. Diese Ergebnisse sollen im Folgenden vorgestellt werden.

In den vergangenen Jahren sind die Preise für proteinreiche Kraftfuttermittel wie Raps- und Sojaextraktionsschrot um über 50 % gestiegen. Im vorigen Jahr kam es durch den Krieg in der Ukraine zu Lieferengpässen und neuen Preisrekorden. Die Reaktionsmöglichkeiten in der Rinderfütterung auf solche Situationen sind begrenzt – schließlich müssen die Tiere trotzdem weiterhin bedarfsdeckend ernährt werden.

Neben hohen Futtermittelpreisen spielt die Reduktion von Nährstoffausscheidungen vor dem Hintergrund der neuen Düngeverordnung in der Rationsgestaltung eine ebenso zentrale Rolle. Ziele der Fütterung in Bezug auf die Proteinversorgung sind demnach die Einsparung und der effiziente Einsatz von Proteinfuttermitteln. Im Rahmen eines Fütterungsversuches wurde untersucht, ob durch Zulage des Produktes OPTaminPlus Rapsextraktionsschrot bei gleichen Leistungsparametern eingespart werden kann. Dieses Produkt besteht aus der pansengeschützen Aminosäure Methionin, Harnstoff und einer Mixtur aus ätherischen Ölen.

Oberstes Ziel in der Rinderfütterung ist es, die betriebseigenen Futtermittel optimal zu nutzen. Durch hohe Grundfutterqualitäten kann das meiste Kraftfutter eingespart werden.

So lief der Versuch

Der Versuch wurde über 60 Tage vom 3. Mai bis 30. Juni 2022 durchgeführt. Vor Beginn wurden 72 laktierende Tiere gleichmäßig nach Laktationszahl, Laktationstag und Milchleistung auf beide Versuchsgruppen aufgeteilt. Am ersten Versuchstag wies die Kontrollgruppe eine durchschnittliche Tagesmilchmenge von 42,4 kg auf. Die Versuchsgruppe lag mit durchschnittlich 41,4 kg Milch darunter. Die Aufteilung der Kühe nach Laktationszahl sowie der durchschnittliche Laktationstag beider Versuchsgruppen können der Tabelle 1 entnommen werden. Alle für den Versuch eingeteilten Tiere konnten den Versuch beenden – es mussten keine Tierwechsel vorgenommen werden.

Gestaltung der Ration

Die Ration der Kontrollgruppe entsprach einer betriebsüblichen Ration und wurde schon vor dem Versuch gefüttert, sodass keine Umstellungsphase notwendig war. Die konkrete Zusammensetzung der beiden Rationen ist in Tabelle 2 dargestellt. In der Versuchsgruppe wurde 1 kg Rapsextraktionsschrot (FM) pro Tier und Tag herausgenommen und durch 100 g OPTaminPlus (FM), 700 g Maissilage (TM) und 100 g Grassilage (TM) ersetzt. Die kalkulierte Futteraufnahme betrug für beide Gruppen 22,8 kg TM je Tier und Tag. Das Verhältnis von Grund- zu Kraftfutter betrug in der Kontrollgruppe 60 % zu 40 %. In der Versuchsgruppe wurde 1 kg Rapsextraktionsschrot zum Teil durch Grundfutter ersetzt, weshalb das Verhältnis auf 64 % zu 36 % anstieg.

Die kleinen Unterschiede in der Rationszusammensetzung zeigen sich auch in den Kennwerten (Tabelle 3). Deutliche Unterschiede sind vor allem beim geringeren Rohprotein- und nutzbaren Rohproteingehalt der Versuchsgruppe aufgrund des geringeren Einsatzes von Rapsextraktionsschrot zu finden. Alle weiteren Kennwerte weisen geringe Unterschiede zwischen den beiden Rationen auf.

Ergebnis Futteraufnahme

Die Tiere der Kontrollgruppe nahmen mit durchschnittlich 25,6 kg TS je Tag signifikant mehr Futter auf als die Tiere der Versuchsgruppe mit durchschnittlich 24,7 kg je Tier und Tag. Ein Grund für die Unterschiede in der Futteraufnahme der Kontrollgruppe liegen im höheren Kraftfutteranteil und der dadurch leicht erhöhten Energiedichte der Ration. Die höhere Futteraufnahme auf der einen und die geringen Unterschiede der Rationskennwerte auf der anderen Seite bedingen die höheren Aufnahmen an Energie, Rohasche, Rohprotein und nutzbarem Rohprotein in der Kontrollgruppe (Tabelle 4).

Keine signifikanten Unterschiede konnten bei der Aufnahme von Rohfaser, saurer Detergenzienfaser und neutraler Detergenzienfaser nach Amylasebehandlung festgestellt werden. Dies liegt an dem unterschiedlichen Verhältnis von Grund- zu Kraftfutter. Auch wenn die Versuchsgruppe im Durchschnitt weniger fraß, war der Grundfutteranteil in dieser Ration höher. Wie zu erwarten, war die Wasseraufnahme in der Kontrollgruppe entsprechend der größeren Futteraufnahme um 8 l je Tier und Tag höher als die der Versuchsgruppe.

Milchleistung und -inhalte

Entgegen der Erwartung aufgrund der signifikant höheren Futteraufnahme der Kontrollgruppe konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Milchleistung und den Milchinhaltsstoffen nachgewiesen werden. Die höhere Futteraufnahme spiegelt sich auch nicht in einem höheren Lebendmassezuwachs wider. Die Tiergewichte zeigen keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen. Die Wiederkaudauer ist mit 3 min Differenz ebenfalls nahezu identisch. Die konkreten Zahlen können der Tabelle 5 entnommen werden.

Die Frage der Effizienz

In Tabelle 6 sind einige Effizienzkennzahlen im Vergleich zwischen den beiden Versuchsgruppen dargestellt. Die Differenzen entstehen hauptsächlich durch die Unterschiede in der Futteraufnahme und der Milchleistung. Die hohen Werte der Futtereffizienz und der Energieeffizienz weisen darauf hin, dass die Tiere Körpersubstanz abgebaut haben. Die N-Effizienz liegt in einem sehr guten Bereich. Das heißt, die aufgenommene Proteinmenge wird effizient in Milchprotein umgesetzt.

Ökonomische Bewertung

Anhand des durchgeführten Fütterungsversuches konnte gezeigt werden, dass durch das Zusatzfuttermittel OPTaminPlus 1 kg Rapsextraktionsschrot bei gleicher Leistung eingespart werden kann. Nun stellt sich die Frage nach den Kosten. In Tabelle 7 und 8 sind diese für die Ration der Kontroll- und der Versuchsgruppe je Tier und Tag anhand der tatsächlich realisierten Futteraufnahme und Milchleistung dargestellt.

Die Futterkosten sind zum Zeitpunkt des Versuches in der Kontrollgruppe um knapp 50 ct pro Tier und Tag höher. Dies liegt zum einen an der größeren durchschnittlichen Futteraufnahme in der Kontrollgruppe und zum anderen an einer günstigeren Ration. Denn auch wenn die Futteraufnahme in beiden Versuchsgruppen gleich gewesen wäre, ist die Ration der Kontrollgruppe zum Zeitpunkt des Versuches noch um 20 ct pro Tier und Tag teurer.

Stellt man den Futterkosten die Erlöse aus dem Milchverkauf anhand der realisierten Milchleistung gegenüber, ergibt sich ein Vorteil im Einkommen nach Futterkosten (IOFC) von 25 ct pro Tier und Tag in der Versuchsgruppe. Überträgt man diese Berechnung bei gleicher Futteraufnahme und Milchleistung in den April 2023, fallen insbesondere die gesunkenen Kraftfutterkosten ins Gewicht.

Die Futterkosten für die von der Versuchsgruppe gefressene Ration ist trotzdem noch um 32 ct pro Tier und Tag günstiger. Daraus folgt ein weiterbestehender Vorteil im Einkommen nach Futterkosten der Versuchsgruppe von 9 ct pro Tier und Tag. Aufgrund der Einflussfaktoren wie Kraftfutterkosten und Milchpreis ist die ökonomische Bewertung betriebsindividuell durchzuführen und erlaubt keine allgemeinen Aussagen.

Fazit

Im vergangenen Jahr hat die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp einen Fütterungsversuch zur Einsparung von Rapsextraktionsschrot durchgeführt. Durch den Einsatz eines Futterzusatzstoffes (bestehend aus pansengeschütztem Methionin, Harnstoff, ätherischen Ölen) konnte 1 kg Rapsextraktionsschrot je Tier und Tag bei gleichen Leistungsparametern eingespart werden. Die Versuchsgruppe ist bezüglich der Effizienzkennzahlen, der Futterkosten und des Einkommens nach Futterkosten im Vorteil. Dabei müssen die betriebsindividuellen Bedingungen berücksichtigt werden.

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