StartNachrichtenMarktRabobank rechnet mit Preisschwäche bei Zucker

Rabobank rechnet mit Preisschwäche bei Zucker

Ausblick auf den internationalen Markt zeigt sehr gute Versorgung
Von Mechthilde Becker-Weigel
Zuckerrohrernte  in Brasilien Foto: Landpixel

Die Rabobank hat ihre Prognose der internationalen Rohzuckerkurse nach unten angepasst und rechnet vor allem für Mitte kommenden Jahres mit einer Preisschwäche. In Brasilien und Thailand werden bessere Zuckerrohrernten erwartet. Die Internationale Zuckerorganisation sieht sogar eine globale Rekorder­zeugung.

Die Analysten der niederländischen Rabobank erwarten, dass sich Rohzucker an der New Yorker Terminbörse im kommenden Jahr aufgrund der Produktionssteigerung verbilligen dürfte. Für das vierte Quartal 2022 prognostizieren sie dort einen durchschnittlichen Kurs für Rohzucker von nur 17,10 US-cts/lb (386 €/t); das wäre im Vergleich zur bisherigen Prognose ein Abschlag von 6,6 %. Im ersten Quartal 2023 dürfte der Rohzuckerpreis laut Rabobank auf 16,9 US-cts/lb (382 €/t) sinken und sich in den folgenden sechs Monaten auf dem noch geringeren Niveau von 16,50 US-cts/lb (373 € /t) stabilisieren. Die entsprechenden Anpassungsraten liegen in einer Bandbreite von –7,1 % bis –11,3 %. 

Größere Zuckerrohrernten in Brasilien und Thailand

Die Experten begründen ihre aus Sicht der Zuckerproduzenten pessimistischere Prognose unter anderem mit besseren Aussichten für die Zuckerrohrernten in Thailand und vor allem in Brasilien. Noch im August dieses Jahres hatte die dem Landwirtschaftsministerium in Brasília zugeordnete Versorgungsgesellschaft Conab ihre April-Prognose für die Zuckererzeugung im eigenen Land um 6,4 Mio. t auf nur noch 33,9 Mio. t herabgesetzt; damit würde das Vorjahresergebnis um 1 Mio. t oder 3 % verfehlt. Zur Begründung verwiesen die brasilianischen Experten auf eine eingeschränkte Anbaufläche und kleinere Erträge.

Wie die Analysten der Rabobank weiter ausführen, hat in Brasilien die Erzeugung von Ethanol aus Zuckerrohr zuletzt erheblich an wirtschaftlicher Attraktivität zugunsten der Produktion von Zucker verloren, weil die Preise für den Biokraftstoff kräftig gesunken sind. Als Auslöser werden neben den global rückläufigen Energiepreisen auch Steuersenkungen für Kraftstoff angeführt. Diese Vergünstigungen dürften noch mindestens bis Ende 2022 gelten, weil sich Brasilien mitten in einer „Lebenshaltungskostenkrise“ befinde. Außerdem werde die Erzeugung von Ethanol erst wieder interessanter, wenn die Weltmarktpreise für Benzin – ausgehend vom aktuellen Niveau – um etwa ein Viertel zulegen würden. Derweil sei in West­europa mit einer kleineren Zuckerrübenernte zu rechnen, schreiben die Experten. Obwohl es im vergangenen Monat ordentlich geregnet habe, seien die Erträge von der vorherigen Trockenheit beeinträchtigt worden. In der Folge dürfte die Zuckererzeugung in der EU 2022/23 um 1 Mio. t kleiner ausfallen als im Vorjahr. Für diesen Rückgang werde die eingeschränkte Verfügbarkeit von Energie allerdings weniger ausschlaggebend sein, so die Erwartung der Rabobank. 

Unterdessen bezifferte die EU-Kommission die Zuckererzeugung in der Gemeinschaft für 2022/23 zuletzt auf voraussichtlich 15,5 Mio. t; das wären 1,15 Mio. t Zucker weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig dürfte der Verbrauch um 220.000 t auf 14,75 Mio. t zurückgehen. Der EU-Import an Zucker und verarbeitetem Zucker werde in der laufenden Vermarktungssaison gegenüber dem Vorjahreszeitraum wohl um 200.000 t auf insgesamt 2,37 Mio. t anziehen. Dieser Zuwachs wird allein der Rohware zugerechnet, deren Einfuhr damit auf 1,6 Mio. t ausgeweitet würde. Den Export von Zucker und verarbeitetem Zucker sehen die Brüsseler Fachleute bei insgesamt 3,42 Mio. t. Davon dürften allerdings nur 840.000 t auf nicht verarbeitete Ware entfallen, was dem Vorjahresniveau entsprechen würde. Daraus ergäbe sich eine Ausweitung des Außenhandelsdefizits der Gemeinschaft um 200.000 t auf 760.000 t Rohware. Unter dem Strich dürften die EU-Zuckerlager bis Ende September 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 300.000 t auf 1,31 Mio. t abgestockt werden. 

Globaler Produktions-überschuss erwartet 

Indes erwartet die Internationale Zuckerorganisation (ISO) für das in diesem Monat gestartete Wirtschaftsjahr 2022/23 eine globale Zuckererzeugung von 181,91 Mio. t telquel (tq), also laut kaufmännischem Sprachgebrauch im offenen Qualitätsstandard. Das wäre ein neuer Rekord.

Das Vorjahresniveau würde damit um 7,8 Mio. t oder 4,5 % übertroffen. Gleichzeitig soll der weltweite Zuckerverbrauch nur um 890.000 t tq oder 0,5 % auf 176,34 Mio. t steigen. Damit würde sich ein Produktionsüberschuss von 5,57 Mio. t Zucker ergeben, nach einem Defizit von 1,34 Mio. t in der vergangenen Saison. Die internationalen Lagerbestände werden für Ende September 2023 bei 96,35 Mio. t Zucker gesehen; im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt wäre das ein Plus von 3,2 Mio. t oder 3,4 %. Unterdessen gaben die Kurse an den internationalen Terminbörsen für Zucker in den vergangenen Monaten nach.

An der New Yorker Börse kostete der Rohzuckerfuture mit Fälligkeit im März 2023 Anfang Oktober 17,80 US-cts/lb (402 €/t). Das waren 14 % weniger als das am 13. April 2022 erreichte Laufzeithoch. Gleichzeitig verbilligte sich der an der Agrarterminbörse in London gehandelte Weißzucker für denselben Liefermonat um rund 8 % auf 494,90 US-$/t (507 €/t). age

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