Während in der vergangenen Saison die Kartoffelernte durch starke Niederschläge beeinträchtigt wurde, laufen die Rodungen in diesem Herbst relativ reibungslos. Die Speisekartoffeln konnten vielerorts bereits geborgen werden. Aktuell stehen noch viele Bestände mit Industriekartoffeln zur Ernte an. Ende September gab das Bundeslandwirtschaftsministerium ein vorläufiges Ergebnis der deutschen Kartoffelernte bekannt. Demnach wird mit einer Gesamterntemenge von 12,7 Mio. t gerechnet. Das sind über 1,0 Mio. t mehr als im Vorjahr. In den vergangenen 30 Jahren war nur die Ernte im Jahr 2000 mit 13,2 Mio. t größer. Leider gibt die Flächenstatistik wenig Auskunft über die Verwertung der Kartoffeln. Man geht jedoch davon aus, dass die Vermehrungsflächen ausgeweitet wurden und der Anteil an Stärkekartoffeln gesunken ist.
Ernterekord in Niedersachsen
Die Anbaufläche von Speise- und Verarbeitungskartoffeln wird auf 217.000 ha geschätzt. Das wäre ein neuer Rekord. Somit wäre eine Ernte von 9,5 Mio. t in diesem Bereich möglich. Dies sind 1,1 Mio. t mehr als im Vorjahr. Trotz des knappen Pflanzguts im Frühjahr wird mit einer deutlich größeren Speisekartoffelernte als im Vorjahr gerechnet. Aus den einzelnen Regionen werden unterschiedliche Entwicklungen gemeldet. Vielfach haben Trockenheit oder Überschwemmungen die Ergebnisse beeinträchtigt. Vor allem in Niedersachsen hat es dagegen gepasst. Mit 6,34 Mio. t kommen mittlerweile mehr als die Hälfte der deutschen Kartoffeln aus dieser Region. Für Schleswig-Holstein geht man von einer Anbaufläche von 7.100 ha aus. Es wurde ein mittlerer Ertrag von 386 dt/ ha ermittelt. Damit liegt man 21 dt/ ha über dem Vorjahreswert. Die Erntemenge in Schleswig-Holstein steigt auf 274.000 t, beträgt jedoch nur 4 % des Kartoffelaufkommens in Niedersachsen.
Preisverfall gestoppt?
Der Angebotsdruck aus der Ernte hat die Kartoffelpreise spürbar reduziert. Im Frühjahr sorgte das knappe Angebot noch für Kurse bis zu 50 €/dt. Mit dem Beginn der Rodungen in diesem Herbst starteten die Großhandelsnotierungen bei etwas über 30 €/dt, sind aber mittlerweile auf unter 20 €/dt gefallen. Aktuell hat der Lebensmittelhandel mit Sonderangebotsaktionen den Absatz etwas belebt. Die Kurse sind im Großhandel zuletzt nicht weitergefallen, auch dadurch, dass der überwiegende Teil der Ernte eingelagert wird. Erst nach einigen Wochen ist diese Ware wieder vermarktungsfähig. Dies reduziert vorerst das Angebot. Vor allem Übermengen und Ware ohne Vertragsbindung sollten jedoch vorerst eine Preiserholung ausbremsen. Im weiteren Verlauf könnte dann auch der Export wieder anziehen und die Kurse hierzulande stützen. Der Kurs der Verarbeitungskartoffeln für den Liefermonat April an der Terminbörse in Leipzig kann sich seit einigen Wochen auf einem Niveau von 30 €/ dt behaupten.
In Schleswig-Holstein läuft der Absatz der Speiskartoffeln meist im Ab-Hof-Direktabsatz. Diese Betriebe vermarkten die Ware meist abgesackt in kleinen Gebinden. Dabei versucht man, die Preise im Jahresverlauf stabil zu halten. Die starken Schwankungen der Großhandelspreise haben hier nur geringen Einfluss. Auch auf vielen der hiesigen Kartoffelbetriebe laufen aktuell Veranstaltungen wie „Kartoffeln zum Selbstbuddeln“, wo die Knollen vergünstigt angeboten werden.