In den letzten Jahren haben sich die Märkte für Proteinkonzentrat und -texturat weltweit rasant entwickelt. Anwendung finden Proteinkonzentrate in der Lebensmittelindustrie im Bereich der Herstellung vegetarischer und veganer Produkte, im stetig wachsenden Markt der Sport- und Fitnesslebensmittel sowie in der Tierernährung. Proteintexturate sind der Grundbaustein für die Erzeugung einer fleischähnlichen Konsistenz im Bereich der Fleischersatzprodukte, da sie eine ähnliche Textur aufweisen. Diese Proteinprodukte werden überwiegend aus Sojabohnen, Körnererbsen und Ackerbohnen gewonnen, aber auch die Gewinnung aus Milch und Weizen ist möglich. Weltweit gehandelt wird aber hauptsächlich Ware, die aus Sojabohnen und Körnererbsen hergestellt ist.
Weltweit Kapazitäten aus dem Boden geschossen
Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und in China ist die Nachfrage nach Proteinkonzentraten in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. In gleichem Tempo wurden entsprechende Produktionskapazitäten aus dem Boden gestampft. Auch in Deutschland wurden solche Bauvorhaben umgesetzt beziehungsweise geplant. So wollte auch die Nordzucker in diesen Bereich einsteigen mit dem Neubau eines Werkes in Groß Munzel bei Hannover. Der durch die Nordzucker angestrebte Vertragsanbau von gelben Körnererbsen stieß Mitte letzten Jahres bei den Landwirten auf großes Interesse, entsprechende Vertragsmengen waren dank lukrativer Preise schnell unterzeichnet. Doch zum Ende des letzten Jahres gab es erste Wachstumsdämpfer auf dem Markt für Proteinkonzentrate und -texturate. Auch zu Jahresanfang setzte sich dieser Trend fort. Es zeichnet sich eine Marktsättigung beziehungsweise bereits eine Überkapazität ab.
Was sind die Gründe für die Marktsättigung?
In den USA wurde die enorm gestiegene Nachfrage mangels eigener Produktionskapazitäten zunächst hauptsächlich durch chinesische Importware gedeckt. Nun wurden in den USA aber besonders im letzten Jahr massiv eigene Kapazitäten geschaffen und die Importmenge aus China deutlich reduziert. Zusätzlich führte bereits die damalige US-Regierung unter Präsident Joe Biden Zölle auf diese Proteinprodukte aus China ein. Die frei gewordenen Mengen drängen nun auf den europäischen Markt, und dies zu Preisen, die bis zu 50 % unter den hiesigen liegen. Es ist also zu einem regelrechten Preisverfall gekommen. Eine Besserung ist nach heutigem Stand bisher nicht in Sicht. Dieser Umstand hat nun auch die Nordzucker dazu bewogen, für das Neubauprojekt in Groß Munzel erst einmal einen Baustopp zu verhängen. Vonseiten der Nordzucker wird allerdings betont, dass das Projekt nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben sei. Bestehende Anbauverträge mit den Landwirten werden außerdem weiterhin eingehalten.
Ackerbohne deutlich im Preis gefallen
Die Überversorgung im Proteinkonzentratbereich macht sich auch in den hiesigen Notierungen des Landhandels für Ackerbohnen bemerkbar. Während sich die durchschnittlichen Erzeugerpreise im gesamten Jahr 2024 stabil zwischen 240 und 250 €/t bewegten, kam es zu Jahresbeginn zu einem deutlichen Preisrückgang auf nur mehr durchschnittlich 230 €/t. Das untere Ende der Preisspanne liegt sogar erstmalig unter 200 €/t.
Es bleibt also festzuhalten, dass in den Proteinkonzentratmarkt vielleicht etwas zu viele Wachstumsmöglichkeiten hineininterpretiert wurden.
Marktlage – für die Woche vom 3. bis 9.2.2025
Getreide: Die Zölle der USA für Importe aus China, Mexiko und Kanada setzten die Kurse für Weizen und Mais an der Börse in Chicago wegen des drohenden Handelskrieges unter Druck.
Raps: Viel Raps dürfte nicht mehr bei den Erzeugern liegen, Vorkontrakte für die Ernte 2025 wurden vermehrt abgeschlossen.
Futtermittel: Sojaschrot geriet wegen der internationalen
handelspolitischen Ränkespiele preislich unter Druck.
Kartoffeln: Am Speisekartoffelmarkt war der Absatz wegen Aktionen im LEH und flott laufender Exporte rege.
Schlachtrinder: Schlachtkühe wurden rege nachgefragt, waren aber nur begrenzt verfügbar, daher zogen die Preise an.
Schlachtschweine/-sauen: Die seit Jahresanfang bestehenden Angebotsüberhänge konnten noch nicht abgebaut werden.
Ferkel: Der Handel war etwas belebter. Wegen der Überhänge erfolgten die Einstallungen aber nicht so zügig, wie sie könnten.
Milch: Mitte Januar wurde die steigende Tendenz der Milchanlieferung unterbrochen und rutschte wieder unter das Vorjahresniveau.
Schlachtlämmer/-schafe: Im Handel mit Schlachtlämmern und Lammfleisch fehlte es weiterhin an Impulsen.
Markttendenz – für die Woche vom 10. bis 16.2.2025
Getreide: Die schwankenden Vorgaben vom Terminmarkt erschweren weiter die Preisfindung am Kassamarkt.
Raps: Hinsichtlich der kommenden Ernte stimmen die Feldbestände bislang optimistisch.
Futtermittel: Wegen höherer Preise für importierte Futterzusatzstoffe können Preisanpassungen in den nächsten Wochen nicht ausgeschlossen werden.
Kartoffeln: Die Preise für Kartoffeln zur Herstellung von Pommes frites ziehen nicht nur hierzulande an.
Schlachtrinder: Zuletzt wurden wegen der Maul- und Klauenseuche (MKS) viele Tiere abgeliefert, nun ist das Angebot klein.
Schlachtschweine/-sauen: Wegen der verhaltenen Nachfrage belebt sich der Markt nur langsam. Der Abbau der Überhänge dürfte noch Wochen dauern.
Ferkel: Wegen des überwiegend flotten Verkaufs wird eine leicht festere Preisentwicklung erwartet.
Milch: Trotz der leichten Entspannung bei MKS bleibt ein Restrisiko. Sie verursacht auch zusätzliche Kosten für die administrative Abklärung mit den verschiedenen Empfängerländern.
Schlachtlämmer/-schafe: Immer noch bewirkt die Blauzungenkrankheit ein sehr begrenztes inländisches Angebot.