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Mauerblümchen füllen Fugen

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Wer schon gleich beim Bau einer Trockenmauer an die Bepflanzung denkt, ist fein raus. Beim Aufschichten der Steine lassen sich handelsübliche Topfgrößen leicht einbauen. Wenn aber nachträglich schmale Zwischenräume begrünt werden sollen, bieten sogenannte Kleinballen eine praktikable Lösung. Mit den Mauerblümchen im Kleinformat verwandelt sich die Trockenmauer oder die mit Steinen abgestützte Böschung in einen vertikalen Garten.

Kleinballen passen selbst in Fugen und Spalten, die nur wenige Zentimeter breit und tief sind. Diese Stauden werden aus Stecklingen oder Samen in Multitopfplatten herangezogen. Deren einzelne Zellen laufen unten spitz zu. Daher entwickelt sich ein trichterförmiger Ballen. An sich ist das nichts Besonderes, denn Staudengärtnereien vermehren viele Pflanzen auf diese Weise. Allerdings werden sie für die weitere Anzucht bald in größere Töpfe verpflanzt.

Über die Blühfreude und Trockenheitsverträglichkeit so mancher Fugenpflanze kann man nur staunen. Foto: Karin Stern

Die Kleinballen-Stauden hingegen bleiben bis zum Verkauf in diesem Format. Eine Mindestbreite von 3 bis 4 cm sollte die für die Ansiedlung gedachte Spalte oder Fuge schon aufweisen. Ganz ohne Bodenanschluss geht es jedoch nicht. Sofern noch nicht vorhanden, füllt man ein mit Steinen oder Splitt durchsetztes Substrat in die Fuge und drückt den Kleinballen hinein. Das Substrat lässt sich leicht aus etwas Mutterboden oder Erde von Maulwurfshaufen und Splitt mischen. Klassische Blumenerde empfiehlt sich nicht. Einmal komplett ausgetrocknet, wird sie nie wieder richtig feucht. Nach der Pflanzung ist eine Zeit lang auf ausreichende Feuchtigkeit zu achten. Haben sie sich etabliert, brauchen die Mauerblümchen nur wenig Aufmerksamkeit. Tipp: Größere Ballen Ausläufer treibender Pflanzen wie Polster-Glockenblume (Campanula poscharskyana) oder Polster-Ehrenpreis (Veronica pedunculata) können in kleinere Ballen geteilt und in Fugen gepflanzt werden. Bei Pflanzen, die sich aus einem einzigen Vegetationspunkt entwickeln, klappt das leider nicht. Dazu gehören etwa Lerchensporn (Corydalis), Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und Hauswurz (Sempervivum).

Hitze, Trockenheit und Kälte machen der Hauswurz nichts aus. Foto: Karin Stern
Die Hängepolster-Glockenblume eignet sich perfekt zum Begrünen von Mauern und Treppen. Foto: Karin Stern

Bei den als Kleinballen angebotenen Stauden handelt es sich meist um Steingartenpflanzen, die sich kriechend ausbreiten und schöne Blattpolster oder -rosetten besitzen. Für sonnig warme, nach Süden und Westen ausgerichtete Mauern gibt es eine ganze Reihe geeigneter Kandidaten. Unter den Mittagsblümchen (Delosperma) kommen dabei vor allem die winterharten Varianten infrage. Die Sorte ‚Letseng‘ zeigt schon bereits früh im Mai leuchtend rotviolette Blüten. Nachzügler tauchen immer wieder bis September auf. Die Mittagsblumen-Hybride ‚Red Fire‘ macht ihrem Namen mit der leuchtkräftigen roten Blüte alle Ehre. Außerdem breitet sie sich willig aus, sodass sie im Laufe der Zeit hübsche hängende Polster bildet.

Nahezu unverzichtbar ist der Kaskadenthymian (Thymus longicaulis ssp. odoratus) mit seinem dichten, kissenförmigen Wuchs. Der wundervolle Schmetterlingsmagnet lockt mit rosafarbenen Blüten von Juni bis Juli viele Schmetterlinge an. Ein Rückschnitt nach der Blüte ist nicht zwingend notwendig. Geraten die Triebe zu lang, greift man im Frühjahr zur Schere. Dabei sollte wie bei Lavendel nicht ins alte Holz zurückgeschnitten werden, um die Austriebskraft zu erhalten.

Unter den verschiedenen Thymian-Arten finden sich einige geeignete Kandidaten für die Verschönerung von Fugen. Foto: Karin Stern

Steinkraut (Alyssum montanum) ist als klassische Steingartenpflanze bekannt. Doch für die Trockenmauer empfiehlt sich besonders das Berg-Steinkraut (Alyssum wulfenianum). Es wächst kompakter und ist langlebiger. Zudem blüht es mit ausgezeichneter Fernwirkung etwas später im Mai. Wer danach zügig zurückschneidet, darf sich als Lohn für die geringe Mühe über einen Nachflor im Juli freuen.

Für halbschattig ausgerichtete Trockenmauern steht ebenfalls eine breite Auswahl an geeigneten Stauden zur Verfügung. Die Blüte zeigt sich bei ihnen meist in der ersten Jahreshälfte. Fällt die Wahl auf wintergrüne Arten, sorgen sie auch in der kalten Jahreszeit für etwas Farbe. Der Braunstielige Streifenfarn (Asplenium trichomanes) ist ideal für beschattete Mauerfugen, gedeiht, einmal eingewachsen, aber auch an sonnigen Standorten. Unter den vielen Moos-Steinbrech-Sorten (Saxifraga x arendsii), die von März bis Mai mit reicher Blüte den Blick auf sich ziehen, empfehlen sich besonders die Hybriden ‚Peter Pan‘ (karminrot), ‚Schneezwerg‘ (weiß) und ‚Pixie‘ (rosa). Die Sortenvielfalt ist insgesamt enorm. Die Unterschiede liegen hauptsächlich in Blütenfarbe und Wuchshöhe, sodass jeder Gärtner seine Lieblingsvariante finden sollte.

Weitere Arten für
sonnige Standorte (Auswahl):

Teppich-Schleierkraut (Gypsophila repens)
Zwerg-Polster-Ehrenpreis (Veronica liwanensis)
Polster-Glockenblume ‚G.F. Wilson‘ (Campanula x pulloides)
Rispen-Steinbrech ‚Portae‘ (Saxifraga paniculata)
Hauswurz ‚Reinhard‘ (Sempervivum-Hybride)
Walzen-Fettblatt (Sedum anacampseros)

Weitere Arten für den
Halbschatten (Auswahl):

Farn-Lerchensporn
(Corydalis cheilanthifolia)
Karpaten-Schaumkresse
(Arabis procurrens)
Sternmoos (Sagina subulata)
Mauer-Zimbelkraut ‚Globosa Alba‘ (Cymbalaria muralis)
Gold-TripmadamAngelina‘
(Sedum reflexum)
Polster-Glockenblume
(Campanula poscharskyana)

Dienen Trockenmauern der Abstützung von Gelände, eignet sich auch die Mauerkrone für eine Bepflanzung. Foto: Karin Stern
Ungewöhnliche Wuchsformen zeichnen die Pflanzengruppe der Sukkulenten aus. Foto: Karin Stern
Zur Blütezeit zieht der Moos-Steinbrech die Blicke auf sich. Foto: Karin Stern
Der Gelblichweiße Lerchensporn (Corydalis ochroleuca) ist der trockenheitsverträglichste Vertreter der Familie. Foto: Karin Stern
Die feine Blattzeichnung macht den Braunstieligen Streifenfarn zum Blickfang. Foto: Karin Stern


„Wenn du sie fragst, sind sie Bauern“

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Der Demeter-Hof Sophienlust in Schierensee bei Westensee, Kreis Rendsburg Eckernförde, eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft, arbeitet hauptsächlich mit Menschen mit Assistenzbedarf.

„Ich mag die Kühe. Ich mach sie jeden Tag sauber vor dem Melken. Das gefällt mir echt gut“, sagt Tim, und es ist ihm anzumerken. Der 34-Jährige arbeitet auf Hof Sophienlust unter anderem in der Milchwirtschaft. Das Besondere, auch für einen Demeter-Hof: Es gibt 17 Betreuungsplätze für Menschen mit Assistenzbedarf in der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, die aus insgesamt über 40 Menschen besteht, von denen die meisten auf dem Hof wohnen, darunter die Landwirtschaftsfamilien, Altenteiler, pädagogische Mitarbeitende und Auzubildende.

Tim arbeitet gern mit den Kühen. Er hat einen starken Bezug zu ihnen.

Der Hof wurde 1979 übernommen und als Demeter-Hof gegründet. Die Betreuungsplätze kamen in den späten 1980er Jahren dazu. „Erst gab es nur die Landwirtschaft, daraus hat sich alles nach und nach entwickelt“, weiß Lukas Schmidt, der seit 2020 zusammen mit zwei Kollegen die landwirtschaftliche Betriebsleitung innehat – er für den Ackerbau, die anderen beiden für die Viehhaltung und den Garten.

Der Hof bewirtschaftet knapp 100 ha Acker und einen großen Garten. Es wird eine breite Fruchtfolge gepflegt, das Futter zu 100 % selbst produziert. Die Tierhaltung umfasst 30 melkende Kühe mit Aufzucht und männlicher Mast, 24 Mastschweine und 450 Legehennen in zwei Mobilställen.

„Wir sind vielfältig aufgestellt“, sagt Lukas: „Das ist die Demeter-Idee: Wir düngen nicht die Pflanze, sondern den Boden mit Mist und Gülle, damit die Pflanze langfristig wachsen kann. Wir schauen, dass die Haltung zum Tier passt und nicht das Tier zur Haltung.“ So sind die Rinder horntragend, „weil Hörner eine wichtige Funktion für die Kommunikation haben“. Das Prinzip ist die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Es gibt möglichst geschlossene Kreisläufe, keinen Einsatz von synthetischen Betriebsmitteln bei Pflanzenschutz und Düngung.

Leitungsehepaar Lukas und Anja Schmidt

Gemüse, Milch- und Fleischprodukte werden auf Märkten verkauft, das Getreide an nahe Bäckereien geliefert. Und natürlich dienen die Erzeugnisse auch der Verpflegung der großen Gruppe auf dem Hof. Gekocht und gegessen wird gemeinsam – wie in einem Familienbetrieb, aber größer, beziehungsweise wie früher auf einem Bauernhof.

Die Mitarbeiterzahl erscheint hoch, aber umständehalber geht manches ein bisschen langsamer. Die Menschen mit Assistenzbedarf arbeiten in der Landwirtschaft, in der Milchverarbeitung, beim Verkauf am Markt, in der Hauswirtschaft. Jeder wird nach seinen Fähigkeiten eingesetzt, aber mitarbeiten, das müssen sie. „Es ist etwas weniger mechanisiert als in anderen Betrieben, gerade beim Feingemüse trifft sich das gut“, sagt Lukas, „aber am Ende muss das Unkraut gejätet sein und nicht die Kultur. Wir sind ein real wirtschaftender Betrieb. Am Ende muss ‘was dabei rumkommen.“

Deshalb verlangt das Konzept ein Minimum an Arbeitsfähigkeit und -bereitschaft. Das bedeutet zum Beispiel früh aufzustehen, und auch am Wochenende müssen die Tiere versorgt werden. Auch wenn es hier und da mal schwerfällt: Die Bewohner wissen um ihre Verantwortung. Sie wissen, dass ihre Arbeit wichtig ist und dass vor allem die Tiere auf sie angewiesen sind.

„Es ist nicht bloß eine Beschäftigung, sondern eine sinnvolle Arbeit für sie“, erklärt Anja Schmidt, pädagogische Leiterin der Sozialtherapie und Ehefrau von Lukas. „Außerdem geben ihnen der Umgang mit den Tieren und der regelmäßige Tagesrhythmus Halt und Beruhigung. Sie füllen einen realen Arbeitsbereich aus, und sie identifizieren sich damit. Am Ende haben sie das Fleisch vom eigenen Schwein auf dem Tisch, die Milch von der eigenen Kuh.“ Lukas drückt es so aus: „Wenn du sie fragst, dann sagen sie, sie sind Bauern.“

Und wie steht es mit der anthro­posophischen Philosophie? „Sie prägt den Umgang mit Menschen, Tieren und Natur, die Art, wie Menschen und Umwelt betrachtet werden“, formuliert es Anja. Es wird ein Tagesspruch vor dem Essen gelesen, es werden Feste wie Johanni und Erntedank gefeiert, im Advent wird von allen gemeinsam ein traditionelles Christgeburtsspiel aufgeführt. Aber „Rudolf Steiner ist nicht überall dabei, das Gedankengut zeigt sich mehr im praktischen Tun“, sagt Anja, und Lukas: „Die Philosophie von vor 100 Jahren muss eben auf heute übertragen werden.“

Siehe auch https://www.bauernblatt.com/pioniere-des-oekologischen-landbaus/

Pioniere des ökologischen Landbaus

Der Demeter-Verband – ein biologisch-dynamisches Landwirtschaftskonzept mit anthroposophischen Grundlagen – wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Für Schleswig-Holstein und Hamburg wird das gefeiert auf dem Demeter-Hof Dannwisch in 25358 Horst im Kreis Steinburg am Sonntag, 16. Juni, ab 13 Uhr bis in den Abend.

100 Jahre ist es her, dass der Begründer der anthroposophischen Philosophie, Rudolf Steiner, im heute polnischen Koberwitz im damaligen Niederschlesien auf Bitten von Landwirten, die sich um die Bodenfruchtbarkeit sorgten, acht Vorträge hielt. Dieser sogenannte Landwirtschaftliche Kurs bildete den Impuls und die Grundlage für die biodynamische Wirtschaftsweise. Ab 1928 wurden die so erzeugten Lebensmittel unter der Marke Demeter vermarktet. Es ist der Name der griechischen Göttin der Fruchtbarkeit, insbesondere des Ackerbaus, und der natürlichen Kreisläufe von Saat und Ernte, Geburt und Tod. Als Schwester von Zeus steht sie ganz oben in der Hierarchie der olympischen Götter.

Das Konzept der biodynamischen Landwirtschaft beruht unter anderem auf der Kreislaufwirtschaft. Das heißt, nur so viele Tiere zu halten, wie man vom eigenen Futter ernähren und deren Dung man verwerten kann. Die Gemeinschaft hat einen hohen Wert, die Mitarbeitenden, häufig auch Menschen mit Handicap, werden sozial einbezogen, etwa durch gemeinsames Essen und Rituale. Eine Besonderheit bei Demeter ist der Einsatz von Präparaten im Pflanzenbau (siehe dazu den folgenden Artikel).

Für die Backstube wird das eigene Getreide gemahlen.

Mit ihrem ganzheitlichen Gesamtkonzept hat Biodynamik eine Leitbildfunktion. Es waren Mitglieder dieser Bewegung, die wichtige Entwicklungen im Ökolandbau vorangebracht haben wie die Saatgutzüchtung, Formen der solidarischen und sozialen Landwirtschaft, Bruderhahnaufzucht, muttergebundene Kälberaufzucht sowie das Einbeziehen von Natur- und Artenschutz.

„Vor 100 Jahren hat daran sonst keiner gedacht“, sagt Dirk Kock-Rohwer, Demeter-Landwirt in Bönebüttel, Kreis Plön, und Grünen-Politiker mit Sitz im Landtag. Heute seien die Grenzen fließender, auch konventionelle Betriebe achteten auf Bodengesundheit, beschäftigten Menschen mit Behinderung.

Als internationale Biomarke ist Demeter heute auf allen Kontinenten vertreten. In rund 80 Ländern wirtschaften rund 8.000 Landwirte mit rund 250.000 ha Fläche nach den Demeter-Richtlinien biologisch-dynamisch, dazu kommen mehr als 2.500 Demeter-Mitglieder aus Verarbeitung und Handel. In Deutschland sind es rund 1.800 Landwirte mit rund 114.000 ha Fläche, in Schleswig-Holstein 75.

Ganzheitliches Denken in der Praxis

Hof Klostersee bei Cismar, Kreis Ostholstein

Hof Klostersee hat seine Flächen, wie schon der Name sagt, auf einem ehemaligen See des Klosters Cismar, einem Haff der Ostsee, trockengelegt um 1860 von Hamburger Kaufleuten. Die Hof­stelle in der Gemeinde Grömitz im heutigen Kreis Ostholstein wurde 1863 gegründet, seit 1987 ist sie Demeter-Betrieb.

Bisher wurde das Gebiet noch nicht wie etwa der nahe Oldenburger Graben in die landesweite Kulisse für Wiedervernässung aufgenommen. „Wir haben lange Erfahrung mit der Wasserregulierung, das muss man standortspezifisch betrachten“, sagt der landwirtschaftliche Betriebsleiter Knut Ellenberg (57) und ist damit einig mit anderen betroffenen Bauern im Land.

Zunächst aber macht er sich Gedanken über die Bodenqualität. „Die Substanz an den tiefen Stellen ist in hohem Maße organisch, die müssen wir vor Verbrauch schützen.“ 32 ha davon werden seit 25 Jahren extensiv von Rindern beweidet, doch „das hebt den ökologischen Wert nur zum Teil. Das Land aus der intensiven Bewirtschaftung zu nehmen reicht nicht, es braucht zusätzliche Maßnahmen.“ Was zum Beispiel? Er überlegt. „Eventuell weitere Tierarten, Ziegen, Schafe, doch das ist wirtschaftlich schwierig.“

Auch die biologisch-dynamische Demeter-Landwirtschaft sei ja in die ökonomischen Verhältnisse eingebunden, aber sie versuche, das natürliche und das wirtschaftliche Umfeld als ganzheitlichen Haushalt zu begreifen. „Das Futter kommt von der Fläche und geht wieder zur Fläche. Die Kuh gibt der Fläche zurück, was ihr fehlt, das ist Kreislaufwirtschaft.“ Gemeint ist, dass mit dem Dung möglichst viele Stoffe an dem Ort bleiben, wo sie herkommen.

Knut Ellenberg mit Bulle „Thor“

In diesem Sinne wird auf Hof Klostersee auch Saatgut zum Teil nachgezogen, Roggen wieder ausgesät, bei Weizen und Dinkel ist man an Saatgutzuchtprojekten beteiligt. Acker und Grünland werden in einem ausgewogenen Verhältnis von 80 zu 120 ha gehalten. Das Getreide für die eigene Bäckerei wird am Hof gereinigt und gemahlen, sie verarbeitet davon rund 35 t im Jahr zu Brot und anderen Back- und Konditorwaren, die im Hofladen verkauft werden.

Es werden 60 Stück Milchvieh auf dem Hof gehalten und der eigene Bulle „Thor“. Ein Fünftel der Milch wird in der eigenen Käserei verarbeitet. Es gibt 32 Schweinemastplätze. Jährlich werden rund 18 Rinder geschlachtet und wöchentlich zwei Schweine. Das alles liefert jede Menge eigene Produkte für den großen Hofladen, für den Gemüse und andere Demeter-Produkte zugekauft werden.

Seit 2011 wird muttergebundene Kälberaufzucht praktiziert – was keine Demeter-Bedingung ist – und mit den Erfahrungen weiterentwickelt. Inzwischen ist das Verfahren auf Hof Klostersee so: Die Mutter – nicht eine Amme – kommt vor dem Melken zum Kalb. In der ersten Woche ist sie den ganzen Tag bei ihm, dann acht bis zehn Wochen zweimal am Tag, danach kommt eine Phase, in der das Kalb noch am Eimer trinkt.

„Die Anthroposophie begründet unser Tun, wir setzen sie praktisch um, wir dozieren sie nicht“, erklärt Ellenberg, der auch im Vorstand von Demeter Nord ist. Nur eine kleine Gruppe der Mitarbeitenden beschäftige sich bewusst damit. Großes Interesse zeigten zum Beispiel die beiden landwirtschaftlichen der vier Auszubildenden.

Die anthroposophische Philosophie spiegelt sich auch in der gemeinschaftlich gehaltenen Rechtsform wider: Der Hof ist im Eigentum eines gemeinnützigen Vereins. Eine landwirtschaftliche GbR ist Pächter, die sechs Gesellschafter sind Betriebsleiter für verschiedene Bereiche. Der Hofladen hat aus rechtlichen Gründen eine eigene GbR. Unabhängig davon gibt es ein Seniorenprojekt mit sieben Wohnplätzen. Insgesamt arbeiten rund 30 Personen auf dem Hof – von den Auszubildenden bis zu den Gesellschaftern –, die meisten, nämlich 16, im Hofladen. Fünfmal im Jahr kommen Schulpraktikanten der 9. Klassen für jeweils drei Wochen.

Ein typisches Beispiel für die anthroposophische Herangehensweise, von der der eine oder andere gehört haben mag, ist der Einsatz sogenannter Präparate: Kuhdung wird in Kuhhörnern über Winter vergraben, dann in Wasser gerührt und auf die Flächen gesprüht. Ein Horn-Kiesel-Präparat kommt im Sommer in die Erde und hernach auf die Pflanzen. „Auch das dozieren wir nicht“, sagt Ellenberg, „wir lassen die Auszubildenden rühren, die Substanz verändert sich, wir sprechen über ihre Erfahrungen.“

Verantwortung für die eigene Ernährung

Buschberghof in Fuhlenhagen, Kreis Herzogtum Lauenburg

Die Grundlagen für „Solidarische Landwirtschaft“ (SoLaWi) wurden auf dem Buschberghof in Fuhlenhagen, Kreis Herzogtum Lauenburg, schon Ende der 1960er Jahre gelegt, als man das noch gar nicht so nannte. Damals wurde Demeter-Landwirtschaft von anderen Bauern scharf angefeindet. Heute sitzt Betriebsleiter Karsten Hildebrandt (62) sogar im Ausschuss für ökologische Landwirtschaft des Bauernverbandes Schleswig-Holstein.

Wenn jeder Mensch in Deutschland rechnerisch eine bestimmte Fläche für seine Ernährung braucht, dann könnte doch jeder für deren Bewirtschaftung die Verantwortung tragen. Dies war der Grundgedanke, der die Pioniere des Buschberghofes inspirierte.

1954 wurde der Hof auf Demeter-Landwirtschaft umgestellt und 1968 an einen gemeinnützigen Träger übertragen – heute vielerorts üblich, damals eine Ungeheuerlichkeit, die Kläger vor Gericht anfochten, bis das Oberverwaltungsgericht die Erlaubnis gab. Im Laufe der Folgejahre warben sie auch für Mitstreiter, die bei der anthroposophischen GLS-Bank eine Bürgschaft für Liquiditätsausfälle des Hofes zeichneten, um ihm eine Sicherheit bei Schicksalsschlägen zu geben. Rund 80 Personen ließen sich auf das Modell ein. Jedem wurde pro Jahr 1 dz Weizen zugesprochen.

Karsten Hildebrandt mit Angler Rotvieh

1986 erfolgte ein Generationenwechsel, in dessen Zuge Karsten Hildebrandt und andere Menschen auf den Hof kamen. Das Modell, nun SoLaWi, sah ab 1988 so aus: Es wird ein Kostenplan erstellt, und die Mitglieder tragen diese Kosten anteilig. Dafür können sie alle Produkte, soweit verfügbar, bestellen, darunter auch hofeigenes Brot, Käse, Fleisch. Auswärtig verkauft wird nur selten und nur, wenn mal etwas zu viel da ist.

„Die Verteilung liegt bei den Mitgliedern“, sagt Hildebrandt. „Es fällt kein Verpacken an, kein Wiegen. Man bezahlt nicht den Kohlkopf, sondern das System.“ Und das funktioniert seit 36 Jahren, heute mit rund 100 Haushalten und im Durchschnitt 200 € pro Monat.

Die alten Grabenkämpfe mit Kollegen sind vorbei. „Heute wird man als Ökobauer akzeptiert, auch konventionelle Bauern nähern sich an“, sagt Hildebrandt. Seit einigen Jahrzehnten ist der Betrieb im Bauernverband, hauptsächlich aus praktischen Gründen vor allem wegen des Beratungsangebotes. Doch wenn es im Ökoausschuss um Marktthemen geht, sieht sich Hildebrandt außen vor: „Bei unserer Wirtschafts- und Vermarktungsweise betrifft uns das im Alltag nicht.“

Siehe auch https://www.bauernblatt.com/wenn-du-sie-fragst-sind-sie-bauern/

Nonnengansschaden in Sommerkulturen

Fraßschäden durch Nonnengänse in ackerbaulichen Sommerkulturen können entschädigt werden.

Das Entschädigungsverfahren ist auf lksh.de beschrieben. Das Schadensereignis muss spätestens 14 Tage nach Schadensauftritt gemeldet worden sein. Beim Fristende ist der Abzug der Nonnengänse einzukalkulieren. Spätestens kann ein Schaden bis Ende Mai erfasst und anschließend gemeldet werden.

FN-Zuchtstatistik 2023

Die angespannte Wirtschaftslage und auch die Auswirkungen der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) haben der deutschen Pferdezucht 2023 einen Dämpfer versetzt.

„Trotz der Corona-Pandemie konnte sich die deutsche Pferdezucht in den vergangenen Jahren über eine positive Entwicklung freuen. Wie jedoch zu befürchten war, hat sich dieser Aufschwung im vergangenen Jahr leider nicht fortgesetzt“, sagt Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des Bereichs Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

Die Zahl der eingetragenen Stuten ging 2023 wieder zurück, lag allerdings im gesamten Reitpferdebereich noch immer über der Talsohle des Jahres 2017. Mit dem Rückgang an Stuten ging einher, dass es über alle Rassen hinweg 12 % weniger Bedeckungen gab. Besonders betroffen davon war die Pony- und Kleinpferdezucht.

Auch die Zahl der Fohlen ging über alle Rassen hinweg leicht zurück, insbesondere bei den Ponys und Kleinpferden sowie bei den sonstigen Rassen. Dem allgemeinen Trend folgt auch die Zahl der eingetragenen Hengste. Mit Ausnahme der Vollblüter ist die Zahl der Beschäler über alle Rassen hinweg rückläufig.

Zur Hengstleistungsprüfung (HLP) für Reitpferde traten 373 Junghengste an (2022: 459). Die bisherigen 14-tägigen Veranlagungsprüfungen (VA) wurden 2022 durch die dreitägige VA (kurz) ersetzt. Diese Systemänderung führte dazu, dass 2023 nur eine etwa um die Hälfte reduzierte Anzahl von 75 Hengsten in VA (kurz) geprüft wurden, während sich die bewährten Sportprüfungen und 50-tägigen Leistungsprüfungen einer unverminderten Beliebtheit erfreuten. fn

Quelle: Deutsche Reiterliche Vereinigung

Der Stadtpark in Hamburg-Harburg

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Im südlichen Hamburger Stadtteil Harburg existiert seit 1926 ein Stadtpark, in dem der zentrale, 25 ha große Außenmühlenteich das Hauptgestaltungselement darstellt. Um das Gewässer erstrecken sich vielfältige Wasser- und Uferlandschaften, Laubmischwald, Feuchtwiesen, Feldgehölze und Parkelemente an mehr oder weniger steilen Hängen. Themengärten, Promenaden und Wald- und Uferwege laden zu ausgedehnten Spaziergängen durch das 90 ha große Parkgelände ein.

Zentrales und prägendes Element des Harburger Stadtparks ist der Außenmühlenteich. Foto: Hans-Dieter Reinke

Der Harburger Stadtpark ist mit seinem zentralen Gewässer und den umliegenden steilen Hängen und Plateaus ein Ausläufer der Harburger Berge im Süden der Hansestadt. Das Gewässer stammt aus dem Jahre 1565, als der Harburger Herzog Otto II. die Engelbek zu einem Teich aufstauen ließ, um eine Wassermühle zu betreiben. Die Mühle und das Gewässer lagen damals außerhalb des Stadtgebietes, weshalb es als Außenmühlenteich bezeichnet wurde, was auch heute noch als Name verwendet wird. 1890 wurde das Areal durch die Anlage einer Badeanstalt am Ostufer als Freizeit- und Erholungsgebiet für die Harburger Bevölkerung erstmalig interessant.

Stadtparkentwicklung und Volksparkbewegung

Nachdem 1907 erste 3,5 ha und später 1913 weitere 18 ha von der Stadt Harburg erworben wurden, konnte der Entschluss reifen, das Gebiet zu einem Stadtpark zu entwickeln. Es war die Zeit, in der die Volksparkbewegung ihre Hochphase erlebte und auch der Hamburger Stadtpark in Winterhude und der Altonaer Volkspark angelegt wurden. Die Stadtväter und Grünanlagenplaner hatten im Sinn, durch den Bau öffentlicher Parkanlagen für Erholung, Freizeit und Bewegung zur Erhöhung der Volksgesundheit beizutragen. Die Grünanlage sollte in erster Linie eine öffentliche Fläche für die zunehmende und oft beengt wohnende Bevölkerung Harburgs sein. Ziel der Planungen war eine Grünanlage als Bewegungsraum mit Sport- und Spielflächen, aber auch interessanten Erholungs-, Freizeit- und Bildungsangeboten.

Mit der Parkgestaltung wurde ab 1913 der Stadtobergärtner ­Georg Hölscher beauftragt. Er nutzte die natürlichen Höhenunterschiede von bis zu 30 m zur Park- und Landschaftsgestaltung mit Wiesentälern, Hügelrücken, Heide- und Moorlandschaften, Misch- und Bruchwäldern. Die Gestaltungsarbeiten erstreckten sich, auch durch kriegsbedingte Verzögerungen, weit in die 1920er Jahre hinein, 1926 wurde der erste Teil des Parks feierlich eröffnet, damals noch in der Stadt Harburg, die erst seit 1937 ein Stadtteil von Hamburg ist. Nach dem Tod Georg Hölschers setzte sein Sohn Ferdinand als Leiter der Garten- und Friedhofsabteilung die Entwicklung des Harburger Stadtparks fort. In den frühen 1930er Jahren wurde zum Erlernen praktischen Wissens in den Bereichen Gartenbau und Landwirtschaft ein Schulgarten mit Unterrichtsplätzen im Freien eingerichtet. Es handelte sich vor allem um eine formal gegliederte Anlage mit verschiedenen Sondergärten, die auch heute noch vorhanden sind.

Rund 100 Gehölzarten sind im Stadtpark anzutreffen, darunter auch einige exotische Parkbäume. Foto: Hans-Dieter Reinke

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten weitere Grundstücke durch die Stadt hinzuerworben werden. Später kamen weitere Flächen wie das Grundstück der ehemaligen Zündschnurfabrik, der Eichenhügel und die Langenbekschen Wiesen hinzu, sodass der Park sich allmählich zur heutigen Größe von 90 ha entwickelte.

Park für Erholung, Erlebnis, Bewegung und Freizeit

Der Stadtpark ist auch heute noch eine beliebte Grünanlage der Harburger und ihrer Gäste für Freizeitgestaltung, Erholung, Sport sowie Natur- und Kulturerlebnis. Zentraler Anlaufpunkt ist der Außenmühlendamm mit der Promenade, dem herrlichen Blick über den Außenmühlenteich, einer Allee, Park- und Sitzmöglichkeiten sowie den beiden nahe gelegenen gastronomischen Einrichtungen. Neben dem vornehmen Restaurant und der Eventlocation Leuchtturm mit Seeterrasse, Festsaal und Weingrotte gibt es am östlichen Ufer das Bootshaus Außenmühle, ein Imbisslokal mit Winter- und Biergarten und einem Tretbootverleih. Von hier aus kann man also auch mit einem gemieteten Boot den Park einmal von der Wasserseite aus erleben. Der Außenmühlendamm ist zudem die Flaniermeile, auf der Veranstaltungen stattfinden wie das Harburger Außenmühlenfest, Laternenumzüge oder das White Dinner, das bereits auf eine zehnjährige Tradition zurückblicken kann.

Früher war der am Marmsdorfer Weg im Westen am Dahlengrund gelegene Zugang der Haupteingang. Die dort stehende dreiteilige Toranlage von 1926 aus Backstein wurde 2017 umfassend saniert. Von hier hat man bereits einen Blick auf den See, zu dem man durch eine Feuchtwiese mit Orchideen gelangt. Vom Holzsteg durch das Feuchtareal kann man mit Glück Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes entdecken. Mit seinen Feuchtwiesen, Ufer- und Wasserlebensräumen, aber auch Wald­arealen, Freiflächen und unterschiedlich exponierten Hängen bietet der Harburger Stadtpark für naturkundlich interessierte Besucher zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Neben 170 Pflanzenarten kann man auf dem Wasser Grau- und Kanadagänse, Höckerschwäne, Haubentaucher, Zwergtaucher, Gänsesäger, Kormorane und verschiedene Entenarten sehen, dem Gesang des Teichrohrsängers im Schilf lauschen oder sogar Kleinspecht oder Eisvogel beobachten. Fünf Fledermausarten, Großer Abendsegler, Breitflügel-, Wasser- und Zwerg- sowie Rauhautfledermaus, sind im Gebiet heimisch. Fast zahme Nutrias, Stockenten und Wasserrallen können am Wegesrand sitzen.

Interessant ist auch die Vielfalt der Gehölze von rund 100 Arten, wobei neben den heimischen Erlen, Rosskastanien, Linden, Birken, Kiefern, Eiben, Eschen, Eichen und Buchen auch die fremdländischen Arten der dendrologischen Sammlung noch im Gebiet anzutreffen sind. Dazu gehören beispielsweise Blumeneschen, Platanen, Ginkgo, Trompetenbaum, ­Magnolie, Sumpfzypresse, Riesen-Lebensbaum, Schmetterlingsstrauch, Judasbaum, Rhododendron, Hartriegel, Schneebeere, Kirschlorbeer, Schneeball, Roteiche und verschiedene nicht heimische Kiefern- und Fichtenarten.

Auch einige Kunstwerke, wie die Skulptur „Hausungen“ von Winni Schaak, befinden sich auf dem Stadtparkgelände. Foto: Hans-Dieter Reinke

Einige Skulpturen und Denkmäler befinden sich auf dem Stadtparkgelände. Neben einem Denkmal für den Parkentwickler Georg Hölscher gibt es einen Ehrenbrunnen von 1909 für den ehemaligen Harburger Bürgermeister Julius Hermann Ludowieg. Zu dem „Geparden“ von Hans Martin Ruwoldt von 1965 gesellen sich auch zwei neuere Kunstwerke: Die „Glücklichen Maße“ von Hubert Kiecol und „Hausungen“ von Winni Schaak. Auf einem Hang an der Westseite des Mühlenteiches befindet sich an einem schönen Aussichtspunkt mit Bank, der Beethovenhöhe, ein Gedenkstein, der zum 100. Todestag des Musikers aufgestellt wurde.

Die Themengärten

Auf einer Anhöhe im Nordwesten des Parks befinden sich die Elemente des ehemaligen Schulgartens, die heute als Themengärten oder auch Gärten der Jahrtausende bezeichnet werden, wo unter anderem in vereinfachter Form Stilepochen der Gartenkunst dargestellt werden. So gibt es den Jugenstilgarten mit rosenberankter Laube, das Barockparterre mit geschnittenen Buchsbaumhecken, den mittelalterlichen Bauerngarten oder den Neuzeitgarten mit Horsten von Chinaschilf und blühenden Rudbeckien. Hinzu kommen der Arznei- und Apothekergarten mit Heil- und Giftpflanzen, ein Kräutergarten sowie ein verwilderter Nachtfaltergarten mit Ilex, Phlox, Spiraea und Rosa canina.

In den Themengärten werden Gartenelemente verschiedener Gartenepochen präsentiert; hier der Neuzeitgarten. Foto: Hans-Dieter Reinke

Zudem gibt es ein Areal mit Kirschbäumen, Laubengängen mit Bänken und Buchten, geschnittenen, zum Teil bogenförmigen Hecken von Rotbuche, Hainbuche, Hartriegel und Pfaffenhütchen, ein Aussichtsplateau auf den Mühlenteich und den runden, von Hecken und Bäumen gesäumten Gymnastikrasen, auch als Tanzplatz bezeichnet, im östlichen Bereich des Schulgartens. Im Schulgarten merkt man aber auch an einigen Stellen, dass man sich in einem Stadtpark befindet, der von urbanen Bereichen, hier besonders von der lauten B 75, umgeben ist.

Der historische, heckengesäumte Tanzplatz kann für sportliche Aktivitäten genutzt werden. Foto: Hans-Dieter Reinke

Sportbegeisterte kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Es gibt 16 km Wege im Park für Wanderer und Jogger, Trimm-Einrichtungen, Nordic-Walking-Areale, Rasenfreiflächen für Ballspiele und Frisbeekörbe. Für Kinder gibt es neben dem Freizeitbad Midsommerland mit Innen- und Außenbecken und Saunalandschaft drei unterschiedliche Spielplätze, beispielsweise einen Wasserspielplatz und einen mit einem Piratenschiff. Hinzu kommen Tretbootfahrten sowie Picknick- und Grillmöglichkeiten.

Neben drei Spielplätzen befindet sich auch ein Erlebnisbad im Bereich des Stadtparks. Foto: Hans-Dieter Reinke

Die historische, von Hecken eingefasste Freilichtbühne unterhalb der Eichenhöhe steht für unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen in ansprechendem Ambiente zur Verfügung. Seit 2018 findet beispielsweise jährlich der „Sommer im Park“ statt, bei dem bis zu 900 Zuschauer Lesungen, Theater, Musikveranstaltungen und vieles andere auf der Freilichtbühne erleben können.

Die historische Freilichtbühne wird für Veranstaltungen genutzt.Foto: Hans-Dieter Reinke

Abstecher in die Harburger Berge

Von Harburg lässt sich auch gut noch ein Abstecher in den Wildpark Schwarze Berge, gelegen im nördlichen Niedersachsen in den Harburger Bergen, unternehmen, wo etwa 100 heimische Tierarten zu bewundern sind, darunter Wolf, Wisent, Luchs und Europäischer Braunbär. Ebenfalls in den Harburger Bergen auf Hamburger Gebiet liegt das Freilichtmuseum am Kiekeberg. Hier kann man das Alltagsleben früherer Generationen in mehr als 40 historischen Gebäuden und Gärten erleben. Gartenfreunde fahren dort im August hin, um den größten Pflanzenmarkt Norddeutschlands zu besuchen.

Milchprodukte deutlich preiswerter

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Beim Einkauf bestimmter Lebensmittel mussten die Verbraucher zuletzt deutlich weniger tief in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag berichtete, wurden im vergangenen Monat Meiereiprodukte im Mittel um 5,4 % preiswerter angeboten als im April 2023. Noch kräftiger fiel das Preisminus beim Frischgemüse mit 8,8 % aus.

Dagegen kosteten laut Destatis Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren durchschnittlich 8,3 % mehr. Für Speisefette und Speiseöle waren im Mittel 7,4 % mehr zu zahlen als im April 2023, wobei Olivenöl um 52,9 % teurer war. Die Verbraucherpreise für Obst stiegen im Schnitt um 4,4 %, die für Fleisch und Fleischwaren um 2,2 % sowie die für Brot und Getreideerzeugnisse um 2,1 %.

Rohmilchpreise geben nach

Insgesamt bestätigten die Wiesbader Statistiker für April 2024 den Anstieg der Lebensmittelpreise um durchschnittlich 0,5 %. Im März hatten diese um 0,7 % niedriger als im Vorjahr gelegen. Für das erste Jahresdrittel errechnet sich eine Verteuerung der Nahrungsgüter um 1,1 %. Im Jahresmittel 2023 hatte sie noch 12,4 % betragen. Verglichen mit dem Basisjahr 2020 ergibt sich für Lebensmittel ein Preisanstieg um 32,8 %.

Die niedrigeren Ladenpreise für Meiereiprodukte erklären sich zum Teil auch mit dem Rückgang der Rohmilchpreise. Diese lagen laut Angaben von Destatis im März 2024 um 7,1 % niedriger als im Vorjahresmonat. Der Rückgang der Erzeugerpreise für Produkte aus tierischer Produktion betrug im Mittel 4,9 %, der für Tiere 4,6 %. Hingegen lagen die Preise für pflanzliche Erzeugnisse im März 2024 um 1,9 % über dem Niveau des Vorjahresmonats. Zu Buche schlugen hier insbesondere die um 51,7 % höheren Preise für Speisekartoffeln und die um 37,8 % gestiegenen Tafeläpfelpreise. Getreide war auf Erzeugerebene indes im Schnitt um 28,8 % preiswerter als im März 2023, Rapssaat um 12,6 %.

Appetit auf Speiseeis

Wie der Bundesverband der Deutschen ­Süßwarenindustrie (BDSI) ebenfalls am Dienstag mitteilte, haben industriellen Hersteller in Deutschland im Jahr 2023 insgesamt 543,7 Mio. l Speiseeis abgesetzt. Dies entspricht einem Mengenrückgang von 2,4 % gegenüber den 2022 verkauften 556,8 Mio. l. Der Umsatz stieg dennoch inflationsbedingt deutlich, nämlich um 10,5 % auf 2,94 Mrd. €. Der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch ging gegenüber dem Vorjahr um 0,2 auf 7,9 l zurück. Darin ist neben den pro Einwohner industriell hergestellten 6,4 l Eis auch eine Schätzung für Eisdielen-Eis sowie 1,5 l Softeis enthalten.

Hauptursachen für den Absatzrückgang waren nach Angaben des BDSI die hohe Inflation sowie die verregneten Sommermonate Juli und August 2023. Auch das Frühjahr 2023 sei eher unbeständig gewesen, während sonnenreiche Hochdruckphasen im September den Sommer und damit das Eisvergnügen verlängert hätten.

Gestiegen ist 2023 laut BDSI ausschließlich der Verkauf von Multipackungen. Der Absatz von Speiseeis der Markeneishersteller in der Gastronomie sowie von Impulseis – zum Beispiel Eis am Stiel, Eis-Riegel oder Sandwich-Eis an Tankstellen, Flughäfen, Bahnhöfen, in Kiosken, Schwimmbädern oder Freizeitparks – nahm hingegen gegenüber 2022 um 5 Mio. l auf 46 Mio. l ab. age

Deutsche Geflügelfleischproduktion aufgrund höherer Schlachtgewichte gestiegen

Die Produktion von Geflügelfleisch in Deutschland ist im ersten Quartal 2024 gestiegen. Wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, wurden in den meldepflichtigen Schlachtbetrieben 169,2 Millionen Stück Geflügel verarbeitet; das waren 181.700 oder 0,1 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Stärker legte die Erzeugung von Geflügelfleisch zu, nämlich um 2,2 % auf 386.340 t. Grund war, dass die Tiere in der Regel schwerer zur Schlachtung geliefert wurden. Das im Vorjahresvergleich wieder günstigere Futter führte offenbar – wie auch bei Schweinen und Rindern – zu höheren Schlachtgewichten. Eine Rolle spielte zudem, dass spürbar mehr schwere Truthühner an die Schlachtbänder gelangten. Der Anstieg der Geflügelfleischerzeugung insgesamt basierte im ersten Jahresviertel 2024 zum großen Teil auf dem größeren Putenaufkommen. Den Statistikern zufolge nahmen die Schlachtungen gegenüber dem ersten Quartal 2023 um 3,5 % auf knapp 7,63 Millionen Truthühner zu. Die Erzeugung von Putenfleisch wuchs durch die höheren Schlachtgewichte sogar um 7,0 % auf 105.425 t. Bei der bedeutendsten Geflügelart, den Masthähnchen, stieg das Schlachtaufkommen mit 0,6 % auf 152,9 Millionen Stück moderater an; die dazugehörige Fleischproduktion erhöhte sich um 0,9 % auf 276.730 t. Bei Suppenhühnern war hingegen im Vorjahresvergleich ein Rückgang bei den angelieferten Tieren von 13,5 % zu verzeichnen. Die entsprechende Fleischerzeugung ging um 9,5 % auf rund 7.950 t zurück. Auch bei den weniger bedeutenden Gänsen, Enten und Straußen war die Produktion im bisherigen Jahresverlauf rückläufig. age

Zweiter Sieg für Marvin Jüngel

Mehr als 100.000 Zuschauer haben in diesem Jahr den Weg nach Hamburg-Klein Flottbek auf sich genommen, um dort fünf Tage Spring- und Dressursport zu erleben. Ein großer Teil von ihnen sah auch die Entscheidung im 93. Deutschen Springderby, als Marvin Jüngel sich zum zweiten Mal hintereinander mit seiner Stute Balou’s Erbin das Blaue Band holte.

Zwei der 32 Paare haben den weltberühmten Parcours in Klein Flottbek ohne Fehler absolviert: Frederic Tillmann drehte die 162. Nullrunde in der Geschichte des Derbys, Marvin Jüngel folgte mit der 163. „Wir haben uns die ganze Zeit vorgenommen, möglichst cool an die Sache heranzugehen“, erklärte der junge Sachse. „Heute früh hat sich Balou’s Erbin so entspannt in der Box verhalten – da wusste ich schon, dass es gut werden könnte, dass ich nur entspannt bleiben muss. Und das hat super geklappt.“

Frederic Tillmann musste zuerst ins Stechen, riskierte alles, war unglaublich schnell unterwegs und leistete sich am letzten Sprung, der Mauer, einen Fehler. Im Schritt mit einer Hand auf dem Oberschenkel ritt der Titelverteidiger Marvin Jüngel vor 27.500 Zuschauern zur letzten Runde des Tages ein. Fokussiert, konzentriert und mit eiserner Ruhe blieb er erneut fehlerfrei. Lediglich zwei Zeitfehler schlugen am Ende zu Buche.

„Balou’s Erbin hat so mitgekämpft, es war ein unbeschreibliches Gefühl“, strahlte der 22-jährige Jüngel. „Ich hatte das Glück, dass ich wie im vergangenen Jahr wieder als zweiter Reiter ins Stechen gehen konnte, und habe Frederic gesehen. Ich habe gewusst, dass ich an seine Zeit niemals herangekommen wäre. Da war für mich klar: Ruhe bewahren und fehlerfrei reiten.“ Marvin Jüngel ist damit der zehnte Reiter, der mindestens zweimal hintereinander das Derby gewonnen hat, und mit seinen 22 Jahren der Jüngste in dieser Liste der Mehrfachsieger.

Frederic Tillmann sorgte ebenfalls für Furore. Er ist der erste Reiter, der mit vier gebrochenen Rippen fehlerfrei den Derbyparcours absolviert hat. Der Franzose Emeric George hatte mit seiner Stute Dune du Ru die zweite Derbyqualifikation gewonnen. Am Sonntag platzierte er sich mit der schnellsten Vierfehlerrunde auf Platz drei.

Bester Schleswig-Holsteiner war Simon Heineke. Der Bereiter des Stalls Moorhof in Wedel, Kreis Pinneberg, war in der zweiten Qualifikation Vierter und kam im Finale mit dem Holsteiner Cordillo auf den fünften Platz. Das Paar hatte einen Abwurf am Einsprung zu Pulvermanns Grab.

Derbydebüt für Mathies Rüder

Ein Held des 93. Deutschen Springderbys war Stefan Jensen aus Bosbüll, Kreis Nordfriesland. Nach dem letzten Hindernis riss er die Hände in die Höhe und freute sich unbändig. Auf seinem 18-jährigen Cyrus L hat er den Derbyparcours ohne Hindernisfehler absolviert, aber leider sieben Zeitstrafpunkte kassiert. Trotzdem war der 52-Jährige überglücklich: „Die sieben Zeitstrafpunkte sind völlig egal, ich bin so begeistert. Es war ein großer Traum von mir, hier fehlerfrei zu reiten. Und mein Pferd hatte so viel Spaß“, sagte Jensen, der am Ende Siebter wurde.

Bemerkenswert war auch der Auftritt von Mathies Rüder. Der 18-jährige Fehmaraner feierte sein Derbydebüt und musste nach einem guten Auftakt die zweite Qualifikation abbrechen, da das Gebiss seines zwölfjährigen Holsteiner Hengstes For Freedom EKT gebrochen war. Reiten durfte er aufgrund seines guten Ergebnisses aus der ersten Qualifikation trotzdem. Das Paar kam mit acht Fehlern auf einen tollen zehnten Platz und war damit noch platziert. Einen Patzer mehr hatte Christian Hess aus Heidmühlen, Kreis Segeberg. Er kam mit Claron und 16 Fehlerpunkten auf den 16. Platz.

Nicht so gut lief der Sonntag für die zwei norddeutschen Damen. In der ersten Qualifikation lag die 22-jährige Hamburgerin Elisa Marlene von Hacht auf Patz drei, in der zweiten Qualifikation wurde sie Zweite. Am Sonntag schied sie dann aus, genau wie Janne Friederike Meyer-Zimmermann, der mit Electric Joy die Bahnschranken zum Verhängnis wurden. „Da darf man jetzt nicht enttäuscht sein“, sagte die Pinnebergerin. „Es ist schade, ich glaube, den Rest hätten wir gut geschafft, aber das nützt nichts. Deswegen ist das Derby ja auch besonders: Es kann einen überall erwischen.“ Doch der Wallach ist erst neun Jahre alt und hatte vorher zwei fehlerfreie Runden in den Qualifikationen gezeigt. Auch im Finale war er brav den Wall hinuntergelaufen. Das Paar wird man also im Derbypark wiedersehen.

Schreckmoment im Großen Preis

Mit einem extrem spannenden Stechen wurde der Große Preis von Hamburg beendet. 14 der 50 Starter waren fehlerfrei geblieben und hatten sich für das Stechen qualifiziert. Sie lieferten sich einen Kampf um Sekundenbruchteile, den der Brasilianer Yuri Mansur gewann. Hinter dem Schweizer Olympiasieger Steve Guerdat platzierte sich als bester deutscher Reiter der Europameister von 2021, André Thieme aus Mecklenburg-Vorpommern, auf Platz drei. Bundestrainer Otto Becker hatte nicht mit so vielen Nullfehlerritten gerechnet, erklärte er: „Der Parcours war schwer, aber fair.“

Mansur hatte die elfjährige Miss Blue-Saint Blue Farm gesattelt und erfüllte sich neun Jahre nach seinem ersten Start in Hamburg einen Traum: „Das Turnier hier in Hamburg ist mit uns brasilianischen Reitern eng verbunden“, sprudelte es aus dem stolzen Sieger. „Früher haben wir uns die Übertragungen aus Hamburg immer und immer wieder im Fernsehen angesehen. Als ich dann das erste Mal hier war, war das für mich schon etwas absolut Besonderes.“ Und jetzt dieser Sieg.

Während des Großen Preises sorgte der Sturz des Iren Trevor Breen für Schreckminuten auf dem Derbyplatz. Sein Pferd hatte den Absprung zu einem der Oxer nicht gefunden und war gestürzt. Der erfahrene irische Springprofi wurde mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus gefahren, wo ein Bruch an der Halswirbelsäule diagnostiziert wurde. Er wird aber voraussichtlich keine bleibenden Schäden davontragen.

Im Speedderby wurde jedes Paar von den etwa 24.000 Zuschauern lautstark gefeiert. Marieke Reimers aus Mehlbek, Kreis Steinburg, und Lordillo S waren in diesem Jahr in 104,70 s unschlagbar. Das Paar ließ die Zweitplatzierten Robert Bruhns aus Brandenburg und Cellisto AR fast 7 s hinter sich. Den vielleicht größten Jubel aber genoss der Drittplatzierte: der 69-jährige Karl-Heinz Markus mit seiner selbst gezogenen Fiona. Der Rentner aus dem Emsland bekam tosenden Applaus.

Katharina Haas siegt im Viereck

Im Viereck war es ebenfalls spannend und „ganz schön anstrengend“, wie die Siegerin des 64. Deutschen Dressurderbys am Ende feststellte. Katharina Haas war aus Österreich angereist und sicherte sich souverän den Sieg. Im Finale mit Pferdewechsel erreichte die 30-Jährige die beiden besten Bewertungen, allerdings nicht mit ihrem eigenen Pferd Let It Be NRW, sondern mit den beiden Fremdpferden.

Siegerin im 64. Deutschen Dressurderby wurde die Österreicherin Katharina Haas mit ihrem Let it Be NRW. Foto: Reitsport-Hellmann

Am besten war sie mit dem 13-jährigen Royal Dream von Finalkonkurrentin Sarah Waldsperger unterwegs. „Alle Pferde waren echt fair und gut zu reiten. Die meisten Fehler sind mir tatsächlich mit meinem eigenen Pferd passiert, ich weiß auch gar nicht so genau, warum“, resümierte Haas. Aber sie könne sich gut auf andere Pferde einstellen, im Alltag reite sie rund zehn Pferde täglich. Haas gewann auch den Fairnesspreis per Zuschauervoting.

Im Derby verwies sie den in Dänemark lebenden Deutschen Maik Kohlschmidt auf Platz zwei und Sarah Waldsperger aus Wentorf, Kreis Herzogtum Lauenburg, auf Platz drei. Letztere sagte über das Finale: „Es war spannend, ein schönes Erlebnis. Ich habe mich gefreut und bin eigentlich davon ausgegangen, dass mein Pferd für alle sehr angenehm zu reiten sein wird.“ Ihr Pferd, der 13-jährige Royal Classic-Sohn Royal Dream, gehört ihrer Schwester.

Zum ersten Mal gab es im Ponydressurderby einen männlichen Sieger, den 14-jährigen Mats Buck aus Nordrhein-Westfalen. Mit seinem Pony Dancing Sun HF verwies er seine Konkurrentinnen Emily Schirrmacher und Ava Müller auf die Plätze. „Es war abnormal“, sagte der Ponyderbysieger. „Wenn man da hineinreitet und sieht, dass die Ränge bis oben hin voll sind, überall sitzen Leute, das ist ein superschönes Gefühl.“ Neben dem Gewinn des Blauen Bandes war sein Highlight die Siegerehrung auf dem großen Derbyplatz: „Das war wirklich die beste Siegerehrung, die ich bisher hatte.“

Leonie Ottmar ist U25-Siegerin

Die 23-jährige Leonie Ottmar aus Flensburg sicherte sich vor Leonie Sahm und Kim Burschik das Blaue Band im U25-Dressurderby. „Hier in Hamburg zu gewinnen, das ist ein Traum“, sagte die Siegerin und zögerte kurz: „Nein, davon habe ich noch nicht mal geträumt, das ist mehr als ein Traum!“ Mit dem achtjährigen Don Horatio, im Besitz ihrer Trainerin Vera Fürst, hatte sich die studierte Biologie- und Lebensmitteltechnologin ins Finale der besten Drei mit Pferdewechsel geritten. „Ich habe zwar noch nie ein solches Finale mit Pferdewechsel geritten, aber ich saß schon auf vielen verschiedenen Pferden“, erzählte sie. So habe sie schon ein bisschen Übung damit, sich schnell auf andere Pferde einzustellen. „Ich war während des ganzen Finales unheimlich fokussiert. Am Ende ist die ganze Anspannung von mir abgefallen und der Adrenalinpegel wieder gesunken. Da war ich dann schon kaputt, aber unheimlich happy. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.“

Die 23-jährige Leonie Ottmar aus Flensburg gewann das Blaue Band im U25-Dressurderby. Foto: Reitsport-Hellmann

Neben dem Sport war auch die Zucht wieder Teil der Veranstaltung: Elf Holsteiner Fohlen kamen auf dem Derbyplatz zur Versteigerung. Zur Preisspitze avancierte Espartaco, ein Sohn des Ermitage Kalone. Die einstige Derbysiegerin Carassina von Concerto II (Thomas Kleis) ist die Großmutter des Hengstes, der für 20.500 € nach Österreich wechselte. Für die Auktion seien aufgrund technischer Schwierigkeiten mit dem Online-Bietersystem erschwerte Bedingungen entstanden. Einem insgesamt positiven Ergebnis mit einer Verkaufsquote von 100 % und einem Durchschnittspreis von rund 13.050 € habe dies aber nicht im Weg gestanden.

Erspartaco von Ermitage Kalone erzielte den höchsten Preis bei der Holsteiner Fohlenauktion auf dem Derbyplatz. Foto: Janne Bugtrup

Derbychef Volker Wulff hatte viel Spaß bei seiner letzten Auflage des Turniers: „Es war einfach mega! Wir hatten so viele Menschen im Derbypark wie noch nie“, resümierte er. Genau waren es 104.000 und damit mehr als jemals zuvor. Das 93. Deutsche Spring- und Dressurderby war das letzte, das von dem Team von En Garde Marketing um und mit Wulff organisiert und veranstaltet wurde. Mit einem Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre erklärte Wulff: „Ich würde diese 25 Derbyjahre als Buch beschreiben. Ein Buch, das sich selbst geschrieben hat und das wir mitschreiben konnten. Ein Buch voller Emotionen, Liebe, Hoffnung, Zuversicht und Aktivitäten. Natürlich waren auch Enttäuschungen dabei. Ein buntes Buch, das wir jetzt nach 25 Jahren schließen.“ Natürlich seien im Team in den vergangenen Tagen schon einige Tränen geflossen, aber er wünsche dem Derby alles Gute für die Zukunft. pm

Trendwende am Getreidemarkt?

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Getrieben von Wettermeldungen steigt der Weizenpreis seit einigen Wochen wieder an. In Paris kletterten die Kurse für Septemberweizen seit Ende Februar, Anfang März um fast 50 €/t. Besonders Wettermeldungen aus Russland, das als Exportweltmeister den Weltmarktpreis maßgeblich beeinflusst, bringen weitere Thermik in den Markt. Nach früheren Meldungen über Trockenheit in Südrussland sind es nun Nachrichten über die Gefahr massiver Ernteeinbußen durch Fröste Anfang Mai in den wichtigen Getreide-Anbaugebieten Woronesh, Lipezk und Tambow in der Zentralen Schwarzerde-Region. Hier werden zirka 10 % des russischen Weizens produziert. Der Kälteeinbruch könnte eine Neuaussaat notwendig machen, wird berichtet. Auch wird erst ab der zweiten Maihälfte mit Niederschlägen in Südrussland gerechnet. Bis dahin könnte die Entwicklung der Pflanzen allerdings bereits negativ beeinflusst sein.

Am 10. Mai schloss der meistgehandelte Kontrakt Septemberweizen an der Matif bei 249,50 €/t. Ursache waren auch die weiter gestiegenen russischen Exportpreise. Kontrakte für Weizen wurden fob Exporthafen mit 215 bis 219 US-$/t gehandelt, 3 bis 4 US-$ höher als in der Woche davor. Große Vorräte aus der vergangenen Ernte ermöglichen die noch anhaltend hohen physischen Verladungen von bis zu 1 Mio. t Weizen pro Woche.

Erste Schätzung neue Ernte

Am 10. Mai veröffentlichte das USDA (US Department of Agriculture) auch seine „World Agricultural Supply and Demand Estimates“, den WASDE-Bericht. Bei der globalen Weizenproduktion erwartet das USDA im kommenden Jahr 2024/2025 einen neuen Rekord von 798,2 Mio. t. Rückgänge der Ernten in Russland, der Ukraine, der EU und auch in Kanada sollen durch Zuwächse in China, Indien, Argentinien und Australien wieder wettgemacht werden. Russland werde auch im kommenden Jahr unangefochtener Exportweltmeister in Sachen Weizen bleiben, mit einem veranschlagten Exportvolumen von 52,0 Mio. t, 1,5 Mio. t weniger als die Schätzung für die laufende Saison. Erwartet werden weltweite Endbestände von 253,6 Mio. t, also eine Abnahme von 4,2 Mio. t und damit die niedrigsten Bestände seit 2015/16. Die Bestandsabnahme soll vor allem in Russland (–3,5 Mio. t) stattfinden. Investoren sahen Kaufargumente in dieser Prognose, Juli-Weizen stieg an der Chicago Board of Trade um 2,5 %.

Im Maissegment rechnet das USDA mit einem weltweiten Produktionsrückgang im kommenden Jahr auf 1,2 Mrd. t. In der Ukraine erwarten die US-Experten eine Ernte von 27,0 Mio. t, ein Minus von 4,0 Mio. t. Für Argentinien wird von einem Rückgang um 2,0 auf 51,0 Mio. t ausgegangen. Im Sojakomplex wird von einer Steigerung der US-Ernte auf rund und 121 Mio. t im kommenden Herbst ausgegangen, etwa plus 8 Mio. t gegenüber dem laufenden Jahr. Auch für Brasilien prophezeien die USDA-Experten eine kräftige Produktionssteigerung um 15,0 Mio. t auf 169,0 Mio. t.

Kleine Weizenernte in der EU

In der EU-27 wird von der EU-Kommission nach der schwierigen Herbstaussaat für 2024 immer noch eine geringe EU-Weizenernte von 120 Mio. t erwartet, nach 126 Mio. t im Vorjahr und einem Fünfjahresdurchschnitt von 127 Mio. t. Die Weizenvorräte sollen EU-weit um 9 Mio. t sinken, für Mais wird ein Plus von 5 Mio. t und für Gerste eines von plus 4 Mio. t erwartet.

Wettermärkte werden häufiger

Alle die oben genannten Prognosen von USDA, EU und dem Internationalen Getreiderat IGC beruhen auf der Annahme, dass in etwa durchschnittliche Ernten eingefahren werden, es werden mehrjährige Durchschnittswerte fortgeschrieben. So gewinnt man ein Bild von den weltweiten grundsätzlichen Produktionsmöglichkeiten, und sie scheinen mehr als ausreichend zu sein. Disruptive Ereignisse wie der Angriff Russlands auf die Ukraine oder Wetterereignisse wie Starkregen oder Frosteinbrüche lösen Preisbewegungen aus, die nicht vorhersehbar sind. Man spricht dann von einem Wettermarkt. Angesichts des Klimawandels und der Zunahme von extremen Wetterereignissen werden wir zukünftig immer mehr mit diesen Wettermärkten zu tun haben. 

Wer es nicht macht, ist ein Spekulant

Viele bringen die Warenterminbörse mit Spekulation und sogar Glücksspiel in Verbindung. Jedoch kann sie auch Gutes bewirken, wenn man sie richtig einsetzt. Dann kann sie sogar ein wichtiges Instrument des betrieblichen Risikomanagements sein. Die Absicherung von Preisen bestimmter Agrarrohstoffe, das sogenannte Hedging, ist das Ziel. Und das funktioniert, wenn man weiß, was man tut. Was ist denn eigentlich eine Warenterminbörse und wie nutzt man sie? Diese Fragen sollen im folgenden Beitrag geklärt werden.

Bis vor einigen Wochen kannten die Preise für Weizen und Raps nur eine Richtung: bergab. Und so mancher Blick zurück tut weh. Waren im vergangenen Jahr durchaus Preise von zirka 300 €/t für Weizen und 600 €/t für Raps zu erreichen, liegen die Kurse an der Euronext derzeit bei 220 €/t beziehungsweise 420 €/t. Mithilfe der Warenterminbörse hätte man sich die höheren Preise durchaus noch für die weitere Vermarktung sichern können.

Daher ist es wichtig, sich nun zu informieren, um beim nächsten Aufschwung die Chancen des Hedging zu nutzen. Die Kurse an der Warenterminbörse prägen zudem auch die realen Kassapreise des traditionellen Händlers vor Ort. Und bei allem Vertrauen: Wenn man versteht, was an den Börsen passiert und wie man sie nutzt, dann kann man die Preise des eigenen Handelspartners besser beurteilen.

Wie funktioniert der Warenterminmarkt?

An einer Warenterminbörse findet der Handel von Agrarprodukten statt. Allerdings werden hier nicht die physische Ware, sondern sogenannte Terminkontrakte oder Futures gehandelt. Diese Geschäfte auf Papier beinhalten zwar genaue Angaben über Qualität, Menge, Preis und Lieferzeitpunkt, doch die Ware fließt nicht (oder nur sehr selten). Mit dem Kauf oder Verkauf entstehen Liefer- oder Abnahmeverpflichtungen, die zumeist vor dem Liefertermin durch ein Gegengeschäft (Glattstellung des Kontraktes) aufgelöst werden.

Börsenkurse wirken sich auf Erzeugerpreise aus

Die Kurse, die an der Börse gehandelt werden, sind transparent und geben den Marktteilnehmern wichtige Informationen über die aktuelle Stimmungslage an den verschiedenen Märkten. Grundsätzlich entscheiden allein das Angebot und die Nachfrage über den Preis. Das gilt auch für die Warenterminbörsen. Der Getreidemarkt ist jedoch ein globaler Markt. Hier spielt zum Großteil das globale Umfeld eine Rolle. Die Börsenteilnehmer sind international und kommen zumeist aus allen Stufen der Wertschöpfungskette. Deshalb lässt sich erahnen, dass alle das Produkt betreffenden Aspekte und Informationen in die Kursentwicklung miteinfließen.

Die Erzeugerpreise orientieren sich schließlich an den Kursen, die an der Warenterminbörse gehandelt werden. Händler und Erfasser sichern sich zum Teil selbst über den Future-Handel ab, und das schafft den Bezug zum physischen Markt. Eine Beobachtung der Börsenkurse ist für Erzeuger also in jedem Fall angeraten.

Landwirte können selbst aktiv werden

Der Landwirt kann aber auch aktiv am Börsengeschehen teilnehmen und sogenannte Termin-Kontrakte (Futures) kaufen oder verkaufen. Dabei muss er noch nicht einmal über die physische Ware in entsprechender Menge verfügen. Dann geht er jedoch ein Risiko als Spekulant ein. Ist dagegen die physische Ware (zum Beispiel Raps, Weizen) in ausreichender Menge vorhanden, gleichen sich die Verluste auf dem einen Markt durch Gewinne auf dem anderen aus. Mit diesem Nullsummenspiel kann ein Landwirt schon vor der Ernte einen attraktiven Preis sichern. Im Börsenumfeld wird das als „Hedging“ bezeichnet.

Erste Schritte im Börsenhandel

Der Handel an der Warenterminbörse ist nur möglich, wenn man mit einem Börsenmakler zusammenarbeitet. Dieser wird alle notwendigen Formalitäten mit dem Händler durchgehen und ein Börsenkonto bei einem Finanzdienstleister eröffnen. Diese Clearingstelle (zum Beispiel Saxobank) führt das Börsenkonto, übernimmt die Abrechnung der Handelsvorgänge und stellt den finanziellen Barausgleich sicher.

Um die Sicherheit aller Handelspartner zu gewährleisten, ist es zunächst nötig, vor dem Handel eine Sicherheitsleistung auf das Börsenkonto einzuzahlen. Diese Initial Margin wird wie eine Mietkaution zum Ende des Handelsgeschäftes wieder ausbezahlt. Sollten sich jedoch am Terminmarkt Verluste einstellen und das Kontoguthaben nicht ausreichen, werden diese von der Initial Margin abgezogen. Der Geldbetrag sollte dann wieder nachgezahlt werden, denn eine Kontoauslastung von über 100 % könnte eine Zwangsglattstellung der vorhandenen Kontrakte zur Folge haben. Dann wäre die Absicherungsstrategie gescheitert. Es ist daher unbedingt darauf zu achten, dass man ausreichend Liquidität zur Verfügung hat, falls der Markt einmal gegen einen läuft.

Dann kann es losgehen: Zunächst muss man entscheiden, für welche Rohstoffe man die Preisabsicherung vornehmen möchte. Hat man Weizen oder Raps zu vermarkten? Wie hoch ist die zu vermarktende Menge? Dementsprechend muss man sich mit den Kontraktspezifikationen der jeweiligen Börsen vertraut machen.

Beim Rapskontrakt der Euronext handelt es sich zum Beispiel um 50 t Raps, die pro Kontrakt gehandelt werden können. Es ist jedoch zu beachten, dass man nicht 100 % seiner Ernte zugrunde legt, denn falls diese doch einmal kleiner als gedacht ausfallen sollte, würde das Nullsummenspiel nicht mehr aufgehen. Berater empfehlen, bis zu 50 % der Ernte abzusichern. Das heißt, bei dem Handel eines Rapskontraktes müsste die physische Erntemenge schon 100 t betragen.

Preisabsicherung für Raps

Wenn alle Formalitäten erledigt sind, kann der Handel beginnen. Zunächst ist es wichtig zu entscheiden, welchen Termin man zu welchem Kurs absichern will. Entsprechend muss man auch die entsprechenden Terminkontrakte verkaufen. Hat man seine Entscheidung getroffen, wird dem Broker mitgeteilt, mit welchem Kontrakt in welcher Anzahl und zu welchem Kurs der Handel durchgeführt werden soll. Es ist allerdings auch möglich, diesen Handel selbst über ein Handelsprogramm durchzuführen, das zur Verfügung gestellt werden kann.

Findet sich an der Börse nun ein Gegenspieler, das heißt ist jemand bereit, zu den erwarteten Konditionen zu kaufen, wird die Order durchgeführt und in das Börsenkonto eingebucht. Nun ist man an den Kursbewegungen beteiligt. Wichtig ist es nun, dass das Börsenkonto immer im Plus bleibt. Am Ende führt man den Verkauf des physischen Rapses zur Ernte 2024 durch und stellt die Kontrakte durch einen Rückkauf glatt.

Der Markt bewegt sich – verschiedene Szenarien

Die Rapskurse sind gestiegen. Das ist im physischen Markt ein Vorteil, denn man kann seinen Raps zu höheren Preisen verkaufen. Aber: Gleichzeitig hat der Anstieg einen Börsenverlust generiert, denn man muss die Kontrakte teurer zurückkaufen, um den Handelsvorgang glattzustellen. Man hält jedoch seinen gewünschten Absicherungspreis.

Die Rapskurse sind unverändert geblieben. Dann wird kein Gewinn oder Verlust an der Börse verbucht.

Die Rapskurse sind gefallen. Das ist am physischen Markt ein Nachteil, denn man kann seinen Raps nur zu einem geringeren Preis verkaufen. Hier kommt einem das Börsengeschäft jedoch zugute. Man kauft die Kontrakte bei der Glattstellung zu einem geringeren Kurs zurück. Damit generiert man einen Börsengewinn. Wenn man diesen zu dem physischen Erlös addiert, kommt man wieder auf den gewünschten Absicherungspreis.

Vereinfachtes Beispiel:

Preis fällt: Im Dezember wurde der Rapskontrakt für August 2024 zu 450 €/t verkauft. Im August findet der Verkauf der physischen Ware zur Ernte statt. Der Erzeugerpreis ist auf 380 €/t gefallen. Auch der Börsenkurs für den August-Kontrakt ist auf 380 €/t gefallen. Nun wird für die Glattstellung der Kontrakt aber zu diesem günstigeren Kurs auch zurückgekauft. Das generiert einen Börsengewinn von 70 €/t.

Preis steigt: Der Rapskontrakt wurde zu 450 €/t verkauft. Der Preis steigt im August auf 500 €/t. Die Rapsernte kann also für 500 €/t verkauft werden. Aber: Auch der Börsenkurs ist gestiegen, und für die Glattstellung muss ein Rückkauf erfolgen. Hier ergibt sich nun ein Verlust von 50 €/t.

In beiden Fällen wird aber der zuvor gewählte Absicherungspreis von 450 €/t erreicht.

Fazit

Zugegeben: Es wurde nur ein vereinfachtes Beispiel beschrieben. Die Schwankungen der sogenannten Basis (Preisabstand zwischen den beiden Märkten) wurden hier nicht berücksichtigt, denn die Märkte bewegen sich nicht immer zu 100 % parallel. Daher könnte sich das Ergebnis noch in die eine oder andere Richtung verschieben. Aber dieses Risiko ist nicht so groß wie das Risiko, sich der Volatilität der Märkte schutzlos auszuliefern. Im Prinzip ist Hedging wirklich eine sichere Sache. Und wer sich nicht vor Preisschwankungen schützt, ist der eigentliche Spekulant.