Wer schon gleich beim Bau einer Trockenmauer an die Bepflanzung denkt, ist fein raus. Beim Aufschichten der Steine lassen sich handelsübliche Topfgrößen leicht einbauen. Wenn aber nachträglich schmale Zwischenräume begrünt werden sollen, bieten sogenannte Kleinballen eine praktikable Lösung. Mit den Mauerblümchen im Kleinformat verwandelt sich die Trockenmauer oder die mit Steinen abgestützte Böschung in einen vertikalen Garten.
Kleinballen passen selbst in Fugen und Spalten, die nur wenige Zentimeter breit und tief sind. Diese Stauden werden aus Stecklingen oder Samen in Multitopfplatten herangezogen. Deren einzelne Zellen laufen unten spitz zu. Daher entwickelt sich ein trichterförmiger Ballen. An sich ist das nichts Besonderes, denn Staudengärtnereien vermehren viele Pflanzen auf diese Weise. Allerdings werden sie für die weitere Anzucht bald in größere Töpfe verpflanzt.
Die Kleinballen-Stauden hingegen bleiben bis zum Verkauf in diesem Format. Eine Mindestbreite von 3 bis 4 cm sollte die für die Ansiedlung gedachte Spalte oder Fuge schon aufweisen. Ganz ohne Bodenanschluss geht es jedoch nicht. Sofern noch nicht vorhanden, füllt man ein mit Steinen oder Splitt durchsetztes Substrat in die Fuge und drückt den Kleinballen hinein. Das Substrat lässt sich leicht aus etwas Mutterboden oder Erde von Maulwurfshaufen und Splitt mischen. Klassische Blumenerde empfiehlt sich nicht. Einmal komplett ausgetrocknet, wird sie nie wieder richtig feucht. Nach der Pflanzung ist eine Zeit lang auf ausreichende Feuchtigkeit zu achten. Haben sie sich etabliert, brauchen die Mauerblümchen nur wenig Aufmerksamkeit. Tipp: Größere Ballen Ausläufer treibender Pflanzen wie Polster-Glockenblume (Campanula poscharskyana) oder Polster-Ehrenpreis (Veronica pedunculata) können in kleinere Ballen geteilt und in Fugen gepflanzt werden. Bei Pflanzen, die sich aus einem einzigen Vegetationspunkt entwickeln, klappt das leider nicht. Dazu gehören etwa Lerchensporn (Corydalis), Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und Hauswurz (Sempervivum).
Bei den als Kleinballen angebotenen Stauden handelt es sich meist um Steingartenpflanzen, die sich kriechend ausbreiten und schöne Blattpolster oder -rosetten besitzen. Für sonnig warme, nach Süden und Westen ausgerichtete Mauern gibt es eine ganze Reihe geeigneter Kandidaten. Unter den Mittagsblümchen (Delosperma) kommen dabei vor allem die winterharten Varianten infrage. Die Sorte ‚Letseng‘ zeigt schon bereits früh im Mai leuchtend rotviolette Blüten. Nachzügler tauchen immer wieder bis September auf. Die Mittagsblumen-Hybride ‚Red Fire‘ macht ihrem Namen mit der leuchtkräftigen roten Blüte alle Ehre. Außerdem breitet sie sich willig aus, sodass sie im Laufe der Zeit hübsche hängende Polster bildet.
Nahezu unverzichtbar ist der Kaskadenthymian (Thymus longicaulis ssp. odoratus) mit seinem dichten, kissenförmigen Wuchs. Der wundervolle Schmetterlingsmagnet lockt mit rosafarbenen Blüten von Juni bis Juli viele Schmetterlinge an. Ein Rückschnitt nach der Blüte ist nicht zwingend notwendig. Geraten die Triebe zu lang, greift man im Frühjahr zur Schere. Dabei sollte wie bei Lavendel nicht ins alte Holz zurückgeschnitten werden, um die Austriebskraft zu erhalten.
Steinkraut (Alyssum montanum) ist als klassische Steingartenpflanze bekannt. Doch für die Trockenmauer empfiehlt sich besonders das Berg-Steinkraut (Alyssum wulfenianum). Es wächst kompakter und ist langlebiger. Zudem blüht es mit ausgezeichneter Fernwirkung etwas später im Mai. Wer danach zügig zurückschneidet, darf sich als Lohn für die geringe Mühe über einen Nachflor im Juli freuen.
Für halbschattig ausgerichtete Trockenmauern steht ebenfalls eine breite Auswahl an geeigneten Stauden zur Verfügung. Die Blüte zeigt sich bei ihnen meist in der ersten Jahreshälfte. Fällt die Wahl auf wintergrüne Arten, sorgen sie auch in der kalten Jahreszeit für etwas Farbe. Der Braunstielige Streifenfarn (Asplenium trichomanes) ist ideal für beschattete Mauerfugen, gedeiht, einmal eingewachsen, aber auch an sonnigen Standorten. Unter den vielen Moos-Steinbrech-Sorten (Saxifraga x arendsii), die von März bis Mai mit reicher Blüte den Blick auf sich ziehen, empfehlen sich besonders die Hybriden ‚Peter Pan‘ (karminrot), ‚Schneezwerg‘ (weiß) und ‚Pixie‘ (rosa). Die Sortenvielfalt ist insgesamt enorm. Die Unterschiede liegen hauptsächlich in Blütenfarbe und Wuchshöhe, sodass jeder Gärtner seine Lieblingsvariante finden sollte.
Weitere Arten für
sonnige Standorte (Auswahl):
Teppich-Schleierkraut (Gypsophila repens)
Zwerg-Polster-Ehrenpreis (Veronica liwanensis)
Polster-Glockenblume ‚G.F. Wilson‘ (Campanula x pulloides)
Rispen-Steinbrech ‚Portae‘ (Saxifraga paniculata)
Hauswurz ‚Reinhard‘ (Sempervivum-Hybride)
Walzen-Fettblatt (Sedum anacampseros)
Weitere Arten für den
Halbschatten (Auswahl):
Farn-Lerchensporn
(Corydalis cheilanthifolia)
Karpaten-Schaumkresse
(Arabis procurrens)
Sternmoos (Sagina subulata)
Mauer-Zimbelkraut ‚Globosa Alba‘ (Cymbalaria muralis)
Gold-Tripmadam ‚Angelina‘
(Sedum reflexum)
Polster-Glockenblume
(Campanula poscharskyana)