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Bedarfsplanung hilft beim Schlepperkauf

Wer in Technik investieren will, sollte sich vorher nicht nur mit Prospekten, sondern auch mit der Bedarfsplanung und den zukünftigen Kosten beschäftigen. Klingt nach (noch mehr) Schreibtisch­arbeit, bewahrt aber vor finanziellen Risiken durch unvorsichtige Investitionen.

Hier wird am Beispiel eines Schlepperkaufes analysiert, wie man mit relativ einfachen Berechnungen klären kann, was sich lohnt. Beim Kauf von Technik sollten nicht nur psychische, sondern vor allem auch ökonomische Gründe den Ausschlag geben.

Wie ging das doch gleich? Neue Technik ist attraktiv, aber spätestens im Fachschulunterricht werden auch die Maschinenkosten in den Blick genommen, folgende Daten sind nötig:

absehbare Auslastungen (Eigenbedarf + überbetrieblicher Einsatz)

Anschaffungspreise (inklusive sämtlicher Extras wie GPS-System und Zulassung)

zu erwartende Restwerte bei Nutzungsende oder Verkauf

Zinssatz (der von alternativen Anlagen beziehungsweise des Kredites; Rentenbank als Maß der Dinge)

Betriebsmittelkosten (Mengen und Preise von Diesel, Öl, AdBlue und anderen Verbrauchsstoffen)

Unterhaltungsaufwand (Reparaturen, Service, Wartung)

sonstige Betriebskosten (Steuern, Unterbringung, Untersuchung, Versicherung)

gegebenenfalls Zeitbedarfswerte bei Kalkulation von Schlepper und Gerät

Wer es sich einfach machen will, nutzt dafür pauschale Daten, zum Beispiel die der KTBL-Datensammlung Betriebsplanung (zum Beispiel 2024/2025), die bislang alle zwei Jahre immer zur EuroTier erscheint. Dabei sind die einleitenden Hinweise zu Restwerten, Reparaturkosten und vor allem die vielen Rechenbeispiele sehr informativ und ausgesprochen hilfreich. Diese Rechengänge mit eigenen Daten selbst nachzuvollziehen, ist immer sinnvoll und genauer, auch wenn die Beschaffung dieser Zahlen Arbeit macht.

Wenn man nach mehr Theorie zum Beispiel zur Gruppierung der Kostenpositionen in variable oder feste Kosten fragt, so ist die Antwort: Das gibt es hier nicht. Die Positionen werden ohne akademische Diskussionen einfach abgearbeitet. Eine Anmerkung vorab dazu: „feste“ Kosten sind nicht immer wirklich fest. Sie sind vielleicht pro Jahr konstant (und selbst das nicht immer), nicht aber pro Nutzungseinheit (h, ha, km, m3, t et cetera). Und variable Kosten variieren auch nicht immer proportional zum Nutzungsumfang.

Technische und ökonomische Basisdaten

Folgende Annahme wird hier unterstellt: ein Schlepper mit 138 kW, für den ein Durchschnittsverbrauch von 16,1 l Diesel pro Betriebsstunde gilt sowie 4 % AdBlue- und 0,25 % Ölverbrauch vom Dieselverbrauch angenommen werden. Schwierig ist die Festlegung der Anschaffungskosten, die entscheidend von Ausstattungsmerkmalen, aktuellem Marktumfeld und der Farbe abhängen und hier mit hart verhandelten 158.000 € Neupreis angenommen werden. Dafür gibt es rote, blaue, schwarze und hellgrüne Ausführungen, die im „schöneren“ Grün sind teurer, ob sie technisch überlegen und haltbarer sind, kann hier nicht beurteilt werden. Die Daten sind in Tabelle 1 ausführlich gezeigt. Dort befinden sich auch die Definitionen zu den Nutzungsdauern und jährlichen Auslastungen in den analysierten Szenarien.

Zunächst wird berechnet, welche Restwerte zu erwarten sind, wenn ein neuer Traktor drei, sechs, neun beziehungsweise zwölf Jahre mit 1.200, 1.000, 800 beziehungsweise 600 Stunden pro Jahr pro Jahr eingesetzt wird. Um die Suche nach den angesprochenen Werten zu erleichtern, sind analog zu Tabellenkalkulationsprogrammen die Spalten mit Buchstaben und die Zeilen mit Nummern bezeichnet. Bei 15 Jahren beziehungsweise 12.500 Stunden Lebensleistung wird für einen Schlepper, der sechs Jahre mit 1.000 Schlepperstunden (Sh) pro Jahr genutzt wurde, ein Restwert von 69.779 € (B8) prognostiziert – Stand heute. Er kommt zustande, indem ein immer bestehender Restwert von 10 % des Neupreises, also 15.800 € gesetzt wird und von den verbleibenden 142.200 € sowohl nach Alter als auch nach Abnutzung abgeschrieben wird. Für das erste Nutzungsjahr werden 12 % altersbedingter Wertverlust angenommen, dann für jedes weitere Jahr 3 % vom insgesamt abzuschreibenden Betrag (142.200 €), sodass ein nicht genutzter Schlepper nach 15 Jahren noch einen (theoretischen) Restwert von 81.212 € hätte [(158.000 € − 15.800 €) x (100 % − 12 % − 14 Jahre x 3 %/Jahr) + 15.800 €). Bis zu 54 % des abschreibbaren Wertes können also altersbedingt verschwinden, die anderen 46 % gehen durch Abnutzung verloren. Da eine Auslastung von 1.200 Sh pro Jahr über zwölf Jahre insgesamt 14.400 Stunden auf die Uhr bringen würde, wird für diese Kombination kein Wert ausgewiesen (D9), wohl wissend, dass es genug Betriebe gibt, die mit viel Geschick Schlepper in allen Farben mit noch höheren Laufleistungen am Leben halten.

In den Spalten E bis L der Tabelle 1 sind in Zeile 5 geschätzte Kaufpreise für die Gebrauchten genannt, die auf im Internet gefundenen Angebotspreisen basieren. Die Differenz zu den Restwerten in den Zellen A6 bis B9 ist die angenommene Händlermarge (ohne aufgeschobene oder vorsorgliche Reparaturen; Erstere würden den Restwert mindern, Letztere die anfänglichen Reparaturkostenansätze bei den Zweibesitzenden). Zwischen L5 und B9 besteht kein Unterschied, weil hier angenommen wird, dass das eine Inzahlungnahme bei Neugeschäft war, die ohne jegliche Aufbereitung und Gewährleistung weitergegeben wird – „schnell weg, bevor Zinskosten entstehen“.

In den Spalten E bis H werden dreijährige Gebrauchte mit 1.800 bis 3.600 Stunden Laufleistung umgesetzt und vom Zweitnutzenden weitere drei Jahre mit Auslastungen zwischen 600 und 1.200 Sh pro Jahr eingesetzt. In den Spalten I bis L wechseln sechs Jahre alte Schlepper die Besitzenden und werden weitere sechs Jahre mit 600 bis 1.200 Sh pro Jahr genutzt. Da die drei Varianten mit sehr hohen Auslastungen die maximale (theoretische) Lebensleistung von 12.500 Sh überschreiten, gibt es in K9, L8 und L9 ebenfalls keine Restwertangaben.

Natürlich sind die Annahmen zu Lebensleistung und Restwerten ein Blick in die Glaskugel, denn in den letzten Jahren haben nicht nur die Neu-, sondern auch die Gebrauchtmaschinenpreise stark angezogen. Hält sich das Niveau? Steigt es noch oder fallen Gebrauchtschlepperpreise bald wieder? Schließlich redet man hier über Beträge, die erst in drei, sechs, neun oder zwölf Jahren Realität werden.

In Tabelle 2 wird deutlich, dass wegen der nach Zeit und nach Abnutzung gesplitteten Abschreibung diese bei einer Neumaschine mit drei Jahren Verbleib und einer Auslastung von nur 600 Sh pro Jahr mit 23,55 €/Sh (B3) um 43 % höher ausfällt als bei 1.200 Sh im Jahr (16,44 €/Sh; E3). Die sonstigen Festkosten, die aus 2.765 € für Versicherung, Prüfung und Unterbringung und den restwertbedingt variierenden Zinsen bestehen, fallen mit 13,27 €/Sh (B4) beziehungsweise 6,37 €/Sh (E4) noch unterschiedlicher aus.

Bei längerem Verweilen im Betrieb sinken sowohl Abschreibung als auch sonstige Festkosten deutlich: Bei sechs Jahren Nutzung beträgt die Abschreibung zwischen 13,64 €/ Sh (1.200 Sh/a; I3) und 18,97 €/Sh (600 Sh/a; F3; +39,1 %) und bei zwölf Jahren Nutzung geht die Abschreibung auf 11,59 €/Sh (1.000 Sh/a; H31) beziehungsweise 15,14 €/Sh (600 Sh/a; F31; +30,6 %) zurück. Die sonstigen Festkosten sinken bei sechs Jahren auf 12,45 €/ Sh (600 Sh/a; F4) bis 5,75 €/ Sh (1.200 Sh/a; I4) und bei zwölf Jahren Nutzung auf 11,16 €/ Sh (600 Sh/a; F32) bis 6,13 €/ Sh (1.000 Sh/a; H32).

„Variable“ Kosten sind nicht exakt proportional

Variable Kosten variieren parallel zum Einsatzumfang. Diese Lehrbuchregel gilt für den Betriebsstoffverbrauch, der sich pro Schlepperstunde zwar durch die Belastungsintensität und Modifikationen in der Motorentechnik ändern kann; aber Änderungen aufgrund von Alter und Abnutzung sind hier eher gering.

Der Unterhaltungsaufwand hingegen steigt meist überproportional. Ein gewisser Teil, etwa die Wartung, ist immer erforderlich, einiger Aufwand ist nutzungsproportional (normaler Verschleiß, zum Beispiel Abnutzung der Reifen) und andere Anteile steigen bei zunehmender Nutzung überproportional, weil irgendwann bei höherer Abnutzung mehr repariert werden muss.

Das KTBL hat dafür einen Berechnungsmodus entwickelt, der durchschnittliche Unterhaltungskosten mit Faktoren multipliziert, die in Abhängigkeit von bisheriger Nutzung und geplanter Gesamtnutzung variieren. In Tabelle 2 wird dies (als Methode, nicht mit der genauen, vermutlich komplexen Formel) aufgegriffen und der durchschnittliche Unterhaltungsaufwand ebenfalls mit einem Faktor multipliziert.

Deswegen sind bei drei Jahren Nutzung und 600 Sh/a Auslastung die variablen Kosten mit 28,30 €/Sh (B5) am niedrigsten und steigen bei zunehmender Auslastung auf 30,36 €/Sh (E5). Kommt der Schlepper als Neumaschine und bleibt sein Arbeitsleben lang im selben Betrieb, steigen die variablen Kosten auf bis zu 36,18 €/Sh (zwölf Jahre; 1.000 Sh/a; H33).

Diese Werte fallen noch höher aus, wenn zwischendurch der Schlepper verkauft wird. Erstbesitzende haben den Nutzungsabschnitt mit den geringeren Reparaturkosten (Werte in Zeile 5 beziehungsweise C33 bis F33), nachfolgende Besitzende müssen öfter „schrauben“ (Zeilen 12, 19 und 26).

Was ist die günstigste Variante?

Bei den Gesamtkosten zeigen sich zunächst zwei allgemeingültige Effekte:

Mit zunehmender jährlicher Auslastung sinken die Gesamtkosten, weil sich die theoretisch festen Beträge für Abschreibung und Zinsen und die wirklich festen sonstigen Festkosten auf den höheren jährlichen Einsatzumfang verteilen und dieser Effekt größer ist als der Anstieg der variablen Kosten.

Mit zunehmender Nutzungsdauer gehen die Kosten ebenfalls zurück, weil der Wertverlust in den späteren Jahren geringer ist (und so die durchschnittliche Abschreibung sinkt) und durch den niedrigeren Restwert das durchschnittlich gebundene Kapital niedriger ausfällt (und so die durchschnittliche Zinsbelastung zurückgeht).

Der erste Effekt ist am deutlichsten beim drei Jahre genutzten Traktor. Wird er mit 600 Sh pro Jahr genutzt, liegen die Kosten bei 65,12 €/Sh (B6), eine Verdopplung der Auslastung führt zu einem Rückgang um 11,95 €/Sh (−18,4 %) auf 53,17 €/Sh (E6).

Wird die Nutzungsdauer verdoppelt, wirkt sich das bei geringerer Auslastung durch einen Rückgang um 3,34 €/Sh (−5,13 %) auf 61,78 €/ Sh (G6) aus. Wird eine neunjährige Nutzung angestrebt, sinken die Kosten um weitere 1,32 €/Sh auf 60,46 €/Sh (B34) und bei zwölf Jahren Verbleib auf 59,59 €/Sh (G34; − 0,87 €/Sh). Sechs statt drei Jahren Nutzung sind fühlbar, danach ist der Effekt längeren Nutzens von untergeordneter Bedeutung.

Die erste Verdoppelung der Nutzungsdauer führt aber schon bei 800 Sh im Jahr zu einem mit 2,02 €/ Sh deutlich geringeren Gesamtkostenrückgang (von 58,88 €/Sh (C6) auf 56,86 €/Sh; G6). Die nochmalige Verdoppelung von sechs auf zwölf Jahre bringt nur noch eine Kostensenkung um 1,10 €/Sh (−1,9 %; von 56,86 €/Sh (G6) auf 55,76 €/Sh; G34). Zwischen den Varianten „sechs Jahre“ und „zwölf Jahre“ à 1.000 Sh im Jahr beträgt der errechnete Unterschied nur noch 0,31 €/Sh und wird deshalb mit 310 € pro Jahr beziehungsweise 1.860 € insgesamt eher theoretische Spielerei.

Da die Variante „drei ­Jahre à 600 Sh im Jahr“ eher selten sein dürfte und solche Traktoren deshalb kaum zu bekommen sind, wird die Kostenstruktur der Weiternutzung als junger Gebrauchter ab 800 Sh jährlicher Auslastung analysiert. Wird nach 2.400 Sh Vornutzung der Traktor noch einmal drei Jahre mit 800 Sh pro Jahr ausgelastet, sind Kosten von 56,11 €/ Sh (−1,77 €/Sh; C13) zu erwarten. Bei sechs Jahren beziehungsweise 5.400 Sh Vornutzung errechnet sich mit 55,28 €/Sh (G13) eine Kostensenkung um 1,58 €/Sh für die gleiche Nachnutzung. Bei jeweils drei Jahren und 1.000 Sh im Jahr beträgt das Sparpotenzial nur noch 1,15 €/Sh (55,36 €/ Sh (D6) zu 54,21 €/Sh; D20). Weitere Kombinationsmöglichkeiten zeigt die Tabelle.

Kannst du uns mal mit deinem Trecker helfen?

Wenn man für die Hilfe unter Freunden die zusätzlich dadurch entstehenden Kosten ersetzt haben möchte, kann man nach dem Grenzkostenprinzip abrechnen. Je nach Konstellation liegen diese zwischen 40 und 48 €/Sh. Aber berücksichtigen sollte man dabei, dass dieser Tarif nicht vollkostendeckend ist und die ungedeckten Anteile der zum Freundes-Tarif abgerechneten Stunden von den verbleibenden Stunden (meistens also den selbst genutzten) mitgetragen werden müssen. Ökonomisch nachhaltig ist das nicht – man wird es merken, wenn die Ersatzinvestition ansteht und die Rücklagen dafür dann nicht da sind.

Tipp zur schnellen Schätzung der Mindestauslastung

Kaufen sollte man eine umfangreiche Datenquelle, in der auch Daten zu den jährlichen Festkosten und den variablen Kosten für die geplante Investition enthalten sind (zum Beispiel die aktuelle Ausgabe der KTBL-Datensammlung Betriebsplanung, zurzeit 2024/2025).

Besorgen sollte man sich den für die eigenen Verhältnisse passenden durchschnittlichen Verrechnungssatz des Maschinenringes oder des Lohnunternehmers.

Dann dividiert man: jährliche Festkosten in Euro pro Jahr (zum Beispiel nach KTBL) Maschinenringsatz (€/h; €/ ha) − variable Kosten (€/h; €/ha; zum Beispiel nach KTBL)

Das Ergebnis hat die Einheit Stunden pro Jahr oder ha/a und gibt die Höhe des Einsatzumfanges an, ab dem sich eine Technik lohnt. Mit den KTBL-Daten (siehe Seite 100 im Buch) geht das dann so:

Zuerst müssen die jährlichen Festkosten ermittelt werden. Das KTBL weist für die Leistungsklasse 130-147 kW (Ø 138 kW) 150.000 € Anschaffungs- und 14.132 € jährliche Festkosten aus. Das passt noch nicht ganz zu den 158.000 € Anschaffungskosten. In der Leistungsklasse darüber sind es 165.000 € und 15.519 € im Jahr. Jetzt hilft der Dreisatz: Weil bei 15.000 € höheren Anschaffungskosten die Festkosten um 1.387 € im Jahr (15.519 − 14.132) höher ausfallen und man hier mit 158.000 € aber nur 8.000 € höhere Anschaffungskosten hat, kommen zu den 14.132 € noch 8/15 der 1.387 € (= 740 €/a) dazu, also in Summe 14.872 €/a. Die variablen Kosten betragen beim KTBL 31,52 €/ Sh. Nun braucht man noch einen Leihmaschinen-Verrechnungssatz, für den man besser nicht den KTBL-Wert von Seite 205 (39 €/Sh) nimmt, sondern den eigenen Maschinenringsatz von hier 54 €/Sh. Nun noch saldieren (54 – 31,52 = 22,48 €/Sh) und dann dividieren: 14.872 €/a / 22,48 €/Sh = 662 Sh/a. Das ist die erforderliche Mindestauslastung, die erreicht werden sollte, damit die Kosten des eigenen Schleppers nicht höher sind als die eines Leihschleppers.

Fazit

Je nach geplanter Nutzungsvariante wird ein Traktor mit zirka 138 kW beziehungsweise 158.000 € Anschaffungskosten bei sinnvollen jährlichen Auslastungen zwischen 52 und 65 €/Sh an Gesamtkosten verursachen.

Bei niedriger Auslastung kann man durch Auslastungssteigerung die spezifischen Kosten pro Einheit deutlich stärker senken als durch eine Verlängerung der Nutzungsdauer. Bei hohem Auslastungsniveau kann eine Verlängerung der Einsatzdauer die Gesamtkosten nur noch gering reduzieren, weil in den letzten Jahren die Gebrauchtpreise zuerst stabil waren und zuletzt sogar deutlich angestiegen sind und mit zunehmendem Alter die „Gebrechlichkeit“ (hier: Reparaturkosten) signifikant steigt. Wer fast alles in der Werkstatt machen lassen muss, orientiert sich besser in den Segmenten der neuen oder jungen Gebrauchten. Wer mit seiner eigentlich freien Zeit nichts anderes anfangen kann und gern „schraubt“, kann hier durch das Sparen von Werkstattlohnkosten zusätzliches Einkommen generieren – reich wird man schließlich nicht nur durch das Einnehmen von Geld, sondern auch durch das Geld, das man nicht ausgibt.

Stabiles Betriebsergebnis im Zuchtgeschäft

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Die Vertreter der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG (RSH) sind am 4. März in das Congress-Center der Holstenhallen Neumünster geladen worden, um sich über das Ergebnis des abgeschlossenen Geschäftsjahres (GJ) 23/24 sowie die Perspektiven im laufenden Jahr zu informieren. Pünktlich begrüßte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Claus Solterbeck, die erschienenen 57 von 76 Vertretern sowie die zahlreichen Gäste aus Politik, Wissenschaft, Verbänden, befreundeten Organisationen und ehemalige Wegbegleiter der RSH. Vor Einstieg in die weitere Tagesordnung wurde aller verstorbenen Mitglieder und ehemaliger Mitarbeiter mit einer Schweigeminute gedacht.

Geschäftsführer Olaf Weick berichtete über den Jahresabschluss 2023/24 und informierte, dass die Zahl der Rinder haltenden Betriebe in Schleswig-Holstein dem weiterhin rückläufigen Bundestrend gefolgt sei, sodass auch die RSH einen Rückgang um 4 % auf nunmehr 3.728 Mitglieder zu verzeichnen habe.

Die Bilanzsumme der RSH hat im Vergleich zum Vorjahr von 18,7 auf 18,5 Mio. € leicht abgenommen. Der operative Umsatz zeigte sich hingegen sehr positiv und erreicht 24,3 Mio. €. „Die Umsatzentwicklung im Zuchtviehhandel hat das Betriebsergebnis positiv beeinflussen können“, bilanzierte Weick seine Erläuterungen zur Umsatzentwicklung.

„Aurelia“ (VG 85) ist eine „Nougat“-Enkelin von der Andersen-Voigt GbR und steht hier vor der Orangerie des Schlosses Glücksburg. Foto: Alex Arking
„Zamora“ (VG 86) hat ihre Wurzel in der Zuchtstätte Thormälen, Holtsee, von der ihre Großmutter „TH Sarotti“ den Weg zum Aufsichtsratsvorsitzenden Claus Solterbeck aus Beringstedt gefunden hat. Foto: Alex Arking

Die Erlöse im Bereich Besamungsdienstleistung und Spermaverkauf kamen auf insgesamt 14,6 Mio. €. Die notwendige Anpassung der Erstbesamungsgebühr sowie die Einführung einer Einsatzpauschale wurden zum 1. September 2023 umgesetzt und haben trotz sinkender Inanspruchnahme der Besamungsdienstleistung zur kostendeckenden Erhöhung des Umsatzvolumens geführt. Im Bereich der Spermavermarktung konnte das Umsatzvolumen bei geringerer Absatzmenge, trotz eines durchschnittlich gestiegenen Verkaufspreises je Portion, sowohl im eigenen Zuchtgebiet als auch an andere Stationen nicht ganz das Vorjahresniveau halten.

Eine erfreuliche Entwicklung der Umsatzerlöse war im Zuchtviehhandel zu verzeichnen. Die Steigerung von 6,7 auf 7,6 Mio. € ist sowohl ein Ergebnis der starken Nachfrage im In- und Ausland insbesondere nach Fleischrindern als auch auf die positive Resonanz des neuen Auktionskonzeptes zurückzuführen. Insgesamt wurden über 7.300 Tiere über die Absatzkanäle der RSH verkauft. Das sind rund 860 mehr als im Vorjahr.

Die Umsätze der Handelsware valutieren per Stichtag auf 1,1 Mio. € und sind mit einer positiven Entwicklung des Brunst- und Gesundheitsmonitoringsystems Afimilk zu erklären.

Unter Berücksichtigung von Steuern ergibt sich daraus im Geschäftsjahr 2023/24 ein Jahresüberschuss in Höhe von 147.015,81 €.

Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat

Nach Verlesung des zusammengefassten Prüfberichtes mit uneingeschränktem Bestätigungsvermerk durch Volker Lukrafka vom Genoverband e. V. wurde der Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat für die Verwendung des Jahresüberschusses vorgestellt. Bei Hinzuziehung des Gewinnvortrages aus dem Geschäftsjahr 2022/23 von 123.624,36 € soll der Bilanzgewinn von 270.640,17 € auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die Beschlüsse zur Verwendung des Bilanzgewinns wie auch zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erfolgten einstimmig.

Auswirkungen von BTV-3 und MKS im Fokus

„Die Blauzungenkrankheit (BTV-3) hat auch vor Schleswig-Holstein und unserer RSH nicht haltgemacht. Die Station in Schönböken war für die Produktion über Wochen gesperrt und unsere nationale sowie internationale Spermavermarktung kam zeitweise zum Erliegen. Neben der Blauzunge hat uns der bekannte Einzelfall der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg stark beeinflusst. Handelswege für Zuchtrinder und Sperma waren geschlossen und wir wissen aktuell noch nicht, wann Deutschland seinen Status der MKS-Freiheit wiedererlangen wird“, begann der Vorstandsvorsitzende Volker Kaack seine Rede zum aktuellen Geschäftsjahr und ergänzte den Wunsch nach klaren politischen Vorgaben mit praktikablen Lösungsansätzen für alle beteiligten Wirtschaftspartner.

Der Vorstand der RSH (v. li.): Hans-Hartwig Ketels, Volker Kaack (Vorstandsvorsitzender), Thies Magens, Christina-Johanna Paulsen-Schlüter, Karsten Kaack, Hans Andresen und Heiko Wendell-Andresen. Foto: RSH
Leitende Mitarbeiter der RSH. (v. li.): Dr. Heiner Kahle, Ingo Schnoor, Dr. Tina Kesselring, Olaf Weick (Geschäftsführer), Bastian Bornholdt. Foto: RSH

Bericht zum laufenden Geschäftsjahr

Er berichtete kurz über die intensive Arbeit der Gremien zur zukünftigen Ausrichtung der Phönix Group und der Möglichkeit einer intensiveren Zusammenarbeit. „Alle Gespräche haben wir vor dem Hintergrund der Anforderungen unserer Mitgliedsbetriebe von heute und morgen geführt“, stellte Volker Kaack deutlich heraus.

Die Auswirkungen des starken Arbeitnehmermarktes sind auch bei der RSH immer stärker zu spüren. Die Stichworte mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten, Attraktivität des Arbeitsplatzes und der Ruf nach geregelter Freizeit werden immer wichtiger und sind Voraussetzungen dafür, hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und sie langfristig an die RSH binden zu können. „Im Namen der Gremien möchte ich mich daher ausdrücklich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie insbesondere dem Betriebsrat für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit und ihr Engagement im Interesse der Rinderhalter in Schleswig-Holstein bedanken. Sie sind das Fundament eines erfolgreichen Unternehmens“ schloss Volker Kaack seine Ausführung zum Personal ab.

Nach einem kurzen Blick auf die verschiedensten Veranstaltungen sowie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen richtete er einen Appell an die anwesenden Vertreter: „Werden sie aktiv für die RSH als unsere Genossenschaft vor Ort!“

Aktuelles aus den Abteilungen

Abteilungsleiter Bastian Bornholdt gab einen gewohnt lebhaften Einblick in die Bereiche Spermavertrieb, Marketing und Betriebsberatung. Gleichbleibende Erstbesamungszahlen bei gestiegenen Gesamtbesamungen sowie einem Zuwachs verkaufter Spermaportionen im Zuchtgebiet sind direkte Auswirkungen des seit August 2024 bestehenden BTV-Geschehens. Zur Betriebsberatung SVN-Optipro berichtet Bastian Bornholdt über den erfolgreichen Zuschlag der neuen Eler-Förderung bis zum 31. Dezember 2026. Ziel der kostenlosen Beratung sind die Minimierung von Produktionskrankheiten und die Förderung des Tierwohls. „Jeder Betrieb ist aufgerufen teilzunehmen“, beendete er seine Ausführungen.

Ingwer Martin Carstensen (li.) und Klaus Heldt wurden verabschiedet. Foto: RSH

Ingo Schnoor, Abteilungsleiter Zucht, begann seinen Vortrag mit dem aktuellen Status der Herdentypisierung und stellte das RSH-Genom-Scan-Kennlernpaket als interessanten Einstieg vor. Anschließend gab Ingo Schnoor Informationen aus dem Zuchtprogramm der Rassen Angler und Rotbunt DN sowie die Ergebnisse im gemeinsamen Holstein-Zuchtprogramm der Phönix Group bekannt. Ein Ausblick auf die Verbesserung der Sicherheit in der Zuchtwertschätzung (ZWS) durch Einführung des Single-Step-Verfahrens rundete den Vortrag ab.

Der Abteilungsleiter Viehvermarktung und Herdbuch, Dr. Heiner Kahle, ging in seinen Ausführungen auf die Entwicklung der Rindervermarktung im aktuellen Geschäftsjahr ein und klärte die Vertreter über die Tierseuchensituation in der Rindervermarktung in Bezug auf Bovine Virusdiarrhoe (BVD), Blauzungenerkrankung (BTV) sowie die Maul- und Klauenseuche auf. Zum Bereich Zuchtwertschätzung wurden aktuelle Informationen zur gemeinsamen Umsetzung der European Bovine Evaluation (EBE) der EuroGenomics-Länder ergänzt. „Die Einführung einer europäischen Zuchtwertschätzung für die Holsteins ist für 2028 vorgesehen“, gab Dr. Kahle abschließend bekannt.

Dr. Tina Kesselring, Abteilungsleiterin Produktion und Besamung, gab einen kleinen Einblick in die Produktion und Bullenhaltung unter den aktuellen Bedingungen. „Dank der frühzeitigen Impfung haben alle Stationsbullen das Blauzungen-Virus gut überstanden und befinden sich fast komplett wieder in Produktion“, ergänzt sie ihre Ausführungen.

Unter Berücksichtigung der aktuellen Rahmenbedingungen fasste Olaf Weick die eingeleiteten Maßnahmen sowie Entwicklungspotenziale zusammen und unterstützte den Appell, dass jedes Mitglied der RSH zu einer positiven Entwicklung der Genossenschaft beitragen sollte.

Wahlen zum Vorstand und Aufsichtsrat

Für den Vorstand wurden Hans Andresen (Böklund) sowie Thies Magens (Kollmar) und im Aufsichtsrat Michael Petersen (Taarstedt) im Amt einstimmig bestätigt. Für die turnusmäßig ebenfalls ausgeschiedenen Aufsichtsratsmitglieder Ingwer Martin Carstensen (Lütjenholm) und Klaus Heldt (Groß Schlamin) wurde keine Nachwahl durchgeführt. Der Aufsichtsrat hat auf die sinkende Mitgliederzahl reagiert und das Gremium daher von dreizehn auf elf Mitglieder verringert. Beide ausgeschiedenen Aufsichtsratsmitglieder wurden anschließend von der Versammlung zu Ehrenmitgliedern der RSH ernannt.

Gründung der Phönix GmbH

Olaf Weick stellte die bereits seit vier Jahren vertraglich etablierte Kooperation der Phönix-Partner im Holstein-Zuchtprogramm vor und berichtete, dass die Weiterentwicklung in Form eines gemeinsamen Beteiligungsunternehmens, der Phönix GmbH, fortgesetzt werden solle. Im Fokus stehen eine weitere Bündelung des Know-hows, eine Stärkung der Marktposition, der Erhalt eines breiten Angebots für die Kunden und Mitglieder, zielgerichtetere Investitionen mit einer breiteren Risikoverteilung auf alle Gesellschafter sowie insgesamt eine effizientere Ausschöpfung der vorhandenen Ressourcen in schrumpfenden Märkten. Die Planungen der letzten Monate haben gezeigt, dass die Phönix-Partner die Bearbeitung der Bereiche Durchführung des Holstein- und Beef-on-Dairy-Zuchtprogramms, Bullenbesitz und -haltung, Spermaproduktion und Drittvermarktung von Sperma gemeinsam erfolgreich in einer GmbH bearbeiten können. „Vorstand und Aufsichtsrat der RSH sehen in der Entwicklung der Phönix GmbH einen wichtigen Schritt zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, um auch in Zukunft unseren Mitgliedsbetrieben hochwertige Genetik anbieten zu können“, ergänzte der Vorstandsvorsitzende Volker Kaack die Erläuterungen von Olaf Weick. Die Vertreterversammlung konnte sich nach einer offenen Diskussion dieser Meinung anschließen und gab grünes Licht für diese richtungsweisende Entscheidung.

Versammlungsleiter Claus Solterbeck bedankte sich abschließend bei allen Mitgliedern im Ehrenamt der RSH für ihre Zeit und ihr Engagement für die Belange der Genossenschaft. Im Namen von Vorstand und Aufsichtsrat ging zudem ein Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die geleistete Arbeit sowie an alle anwesenden Vertreter für die sachliche Diskussion zu den aktuellen Herausforderungen der Rinderzucht Schleswig-Holstein eG.

Die Ernte im Blick

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Diese Frage war Gegenstand ­eines Vortragsabends des VFL Plön – Beratungsring Lütjenburg und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein kürzlich in Lütjenburg.

Die Trends bei der Druschfruchternte sind eindeutig: Mehr Druschleistung und Effizienz durch höhere mechanische Kapazität und mehr Intelligenz. Dies geht einher mit volatileren Märkten für Druschfrüchte sowie einer abnehmenden Anzahl von Technikanbietern bei zunehmender Ausrüstungsvariabilität. Der Traditionshersteller Deutz-Fahr hat seine Mähdrescherproduktion in Kroatien Ende Februar eingestellt. Die Nachfrage und damit die Stückzahl hatten einen kritischen Wert erreicht.

Der Markt wird nun ausschließlich von den drei großen aktiennotierten Unternehmen Agco, CNH und John Deere sowie der Claas KgaA mbH dominiert. Sampo aus Finnland spielt nach der Investition von Mahindra aus Indien sowie dem Ende der Zulieferung an John Deere eine geringe Rolle. Diese Entwicklung mag ein Indikator für den Kundenwunsch nach leistungsstarken Mähdreschern mit Informations- und Regeltechniken auf neuestem Stand sein.

Korrekt eingestellte Schneidtischlänge – keine Straußbildung vor der Einzugsschnecke und ein gleichmäßiger Gutfluss

Unterschiedliche Assistenzsysteme

Grundsätzlich stellt sich die Frage, welchen Nutzen ein Assistenzsystem bringt. Dieser kann je nach Fahrerqualifikation und Erntebedingungen unterschiedlich sein. Falls die Erntebedingungen denen für die Grundeinstellung eines Mähdreschers entsprechen, kann der Nutzen der Regeltechnik unter Umständen null betragen. Falls der Bediener des Mähdreschers über sehr gute Einstellkenntnisse verfügt, kann sich der Nutzen ebenfalls in Grenzen halten – doch wie lange? Der Einstellregler wird nicht müde und passt stets die Einstellungen an, wenn sich die Erntebedingungen ändern. Auch schwanken Erntebedingungen aufgrund zunehmender Witterungseinflüsse und teilflächenspezifischer Anbau- und Pflegeverfahren immer mehr, sodass auf die Einstell-Regeltechnik in der oberen Mittelklasse sowie in der Oberklasse nicht verzichtet werden sollte.

Auswertungen von Teleservice-Leistungsprotokollen zeigen, dass ein aktueller Rotormähdrescher der zweithöchsten Leistungsklasse (Chassisbreite fünf Schüttler) mit Vollautomat die Tagesleistungen eines gut eingestellten, älteren Mähdreschers der höchsten Leistungsklasse (Chassisbreite sechs Schüttler) nicht nur erreicht, sondern teilweise überschreitet. Bei einer Ersatzbeschaffung ist also zu überlegen, ob es nicht doch besser die schmalere, aber intelligentere Maschine sein sollte. Sie bringt zusätzlich den Fahrwerk-Kostenvorteil, da sie bei Nutzung von 800er Frontbereifung innerhalb der gesetzlichen Transportbreite bleibt. Die breitere Maschine kann dagegen nur mit Raupenlaufwerk bodenschonend genutzt werden.

Im Detail gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Versionen der verschiedenen Anbieter. Das umfangreichste Gesamtpaket aus mehreren Einzelautomaten bietet Claas mit Cemos an. Im Dialogmodus hilft der Assistent bei allen Einstellungen vom Schneidwerk bis zum Häcksler. Die Regeltechnik ist ein Baukastensystem aus mehreren Automaten, die je nach Erfordernis individuell zusammengestellt werden. In den selbstlernenden Dreschwerkautomaten sind sogar die Schaltungen von Intensivdreschleisten und Korbklappen einbezogen. Die Verlustsensorik kann über ein gesondertes Menü maschinenspezifisch kalibriert werden.

New Holland IntelliSense und Case AFS Harvest Command sind quasi baugleich. Von der gegebenen Einstellung ausgehend optimieren sie die Rotor- und Reinigungseinstellungen. Bei manuell eingestelltem Dreschspalt werden je nach gewählter Strategie Rotordrehzahl und Durchflussgeschwindigkeit (Winkel der Leitschienen oben im Rotorgehäuse) optimiert. Kernstück ist die Drucksensorik zur Messung der Beladung der Siebe. Danach und nach der Überkehrmenge sowie den Kornverlusten wird die Einstellung der Reinigung optimiert.

John Deere Harvest Settings Automation basiert auf den Daten von zwei Kameras. Zusätzlich zu der allen Systemen gemeinsamen Kamera im Kornelevator befindet sich eine zweite Kamera im Überkehr­elevator. Der Mähdrescher wird manuell eigenständig oder mithilfe des Dialogsystems ICA eingestellt. Passen die Kamerabilder zu den Vorstellungen des Bedieners, werden diese Bilder als Sollbilder gespeichert. Stimmen die Ist- und die Sollbilder nicht überein, passt die Regeltechnik die Maschineneinstellungen entsprechend an.

Agco Idealharvest basiert auf Sensoren zur Detektion der Längsverteilung der abgeschiedenen Körner in der Maschine als Grundlage für die Rotoren- und Reinigungseinstellung. Diese prinzipiell sehr gute Methode zur Messung der Abscheidefunktionen ist nicht neu, scheiterte in der frühen Forschungsentwicklung jedoch an ihrer Einsatzsicherheit. Aktuell ist das System noch nicht so weit entwickelt wie beim Wettbewerb.

Ein neuerer Trend ist die vorausschauende Technik am Mähdrescher. Case stellte dazu auf der letzten Agritechnica ein System mit Radarsensoren vor dem Schneidwerk vor. Claas nutzt einen Bestandesscanner am Kabinendach für das System AutoHeader. John Deere schaut mit Kameras und Satellitendaten vor den Mähdrescher, sodass er quasi sieht, welche Art von Fruchtbestand er gleich ernten wird. Vorteil: Die Einstell-Regeltechnik kann frühzeitig reagieren, vor allem wenn der Durchsatzregler seine Signale erst erhält, wenn das Erntegut bereits verarbeitet wird. Großflächige Einsatzerfahrungen von Unabhängigen liegen noch nicht vor.

Mit einem Volumen von 20 m³ verfügt der CR 11 über den größten Bunker der Längsfluss-Mähdrescher, nur Nexat bunkert mehr – die Maschinenmassen werden grenzwertiger.

Grenzen der neuen Mähdrescher

Die Leistungsfähigkeit beziehungsweise Leistungsdichte der Mähdrescher, vor allem der Rotor­mähdrescher (Axial-Rotor- und Tangential-Axial-Rotor- beziehungsweise Hybridmähdrescher) nimmt weiter zu. Dies geht einher mit höheren Motorleistungen und selbstverständlich stärker dimensionierten Antrieben. Das erhöht die Maschinenmasse. Einige Mähdrescher sind daher bereits mit Heck-Stützachse oder Gegengewicht am Schrägförderer auf der Straße unterwegs. Ob das der richtige Weg in die Zukunft ist, bleibt fraglich.

Zur Steigerung der Druschleistung wurden unter anderem die Durchmesser der Dreschtrommeln vergrößert und die der Rotorrohre bei unverändertem Außendurchmesser verkleinert. Letzteres steigert zwar den Strohdurchsatz von Axialrotoren, aber auch das Risiko von Ausdrusch- und Abscheideverlusten unter schwierigen Erntebedingungen. Große Dreschtrommeldurchmesser erhöhen das Durchsatzvermögen, die Abscheidung am Dreschkorb nimmt jedoch prinzipiell ab, weil die Beschleunigung nach außen abnimmt. Folglich werden die Kapazitäten der nachgeschalteten Axialrotoren oder Abscheidetrommeln erhöht. Die Kapazitätsgrenzen der Schüttler sind bereits seit etwa 30 Jahren erreicht.

Die Antriebsingenieure setzen auf Zentralgetriebe wie einerseits bei Agco und CNH, andererseits auf Riemenantriebe wie bei Claas und John Deere (X9). Zentralgetriebe bieten den Vorteil der sehr guten Zugänglichkeit aller Baugruppen und sparen Platz zwischen Chassis und Fahrwerk (NH CR 11). Sie erhöhen jedoch die Maschinenmasse und verlagern den Schwerpunkt nach hinten oder sogar auch zur Seite. Riemenantriebe zeichnen sich durch geringe Massen und die höchsten Wirkungsgrade aus. Ist ein Riemen defekt, wird er getauscht, auch in der Ernte. Ein Zentralgetriebe wird wohl kein Händler bevorraten. Ein Defekt außerhalb der Garantie- oder Kulanzzeit wird teuer.

Strohernte – Rotor oder Schüttler?

Über Strohqualität wird zwar oft gesprochen, sie ist jedoch nirgends definiert. Fakt ist: je kürzer das Stroh, desto dichter das Schwad und desto länger die Nachtrocknungszeit. Ob langes, quasi unbeschädigtes Stroh abgelegt wird, hängt viel mehr von seiner Brüchigkeit als vom Dresch- und Abscheidesystem ab. Selbst das strohschonendste Standard-Dreschsystem mit Dresch-, Wendetrommel und Schüttlern kann sprödes Stroh derart zerstören, dass die Reinigung mit Kurzstroh überlastet wird.

Der Anteil an Kurzstroh, das zwischen den Stoppeln zu Boden fällt, ist bei Schüttler- und Rotormähdreschern mit baugleichem Dreschwerk gleich hoch. Rotormähdrescher erzeugen mehr Kurzstroh im Langstroh. Das dichter liegende Schwad muss folglich eher gelüftet/gewendet werden. Dann entstehen Strohverluste. Kann das Stroh direkt nach dem Drusch gepresst werden, bleibt der Strohertrag etwa gleich.

Schüttler-Mähdrescher mit zusätzlichen Abscheiderotoren zerstören das Stroh oft ähnlich intensiv wie Rotor-Mähdrescher.

Hier einige Anmerkungen kurz gefasst:

Bei mehr als 12 m Arbeitsbreite und Anbau von Leguminosen können Bandschneidwerke mit geteiltem Rahmen sinnvoll sein. Bei hohem Rapsanteil empfiehlt sich das Schneckenschneidwerk. Eine höhere Druschleistung im Vergleich zum korrekt eingestellten Schneckenschneidwerk mit variabler Tischlänge konnte in stehendem Getreide und Raps bisher nicht nachgewiesen werden.

In Ostholstein sollte ein Mähdrescher auf jeden Fall mit einer Hangausgleichstechnik ausgerüstet sein. Ein Fahrwerks-Hangausgleich funktioniert nicht mit einem Raupenlaufwerk. Mähdrescher mit Raupe werden mit Regeltechnik für die Reinigung und die Beschickung des Rücklaufbodens ausgerüstet. 

Bei zunehmenden Arbeitsbreiten nehmen die Ansprüche an die Querverteilung des Häckselgutes zu. Claas und New Holland nutzen zur Präzisierung indirekt beziehungsweise direkt messende Regeltechniken.

Mähdrescher werden immer teurer. Pro 100.000 € Anschaffungspreis sollten bei zehnjähriger Nutzung mindestens 100 ha/a Kampagneleistung erreicht werden. Anderenfalls bleiben Eigenmechanisierern die längere Nutzungsdauer oder der junge Gebrauchte.

Der Dieselverbrauch von Mähdreschern wird in der zeitkritischen Ernte oft vernachlässigt. Unter den Erntebedingungen in Schleswig-Holstein kann bei einer Kampagnenleistung von 600 ha/a ein Unterschied von 1,5 l/t Druschgut bei einem Dieselpreis von 1,5 €/l die Erntekosten um mehr als 11.000 €/a erhöhen.

Fazit

Die Anzahl der Mähdrescher fertigenden Unternehmen nimmt ab, die Varianten- und Ausstattungsoptionen nehmen zu. Dies schafft für die Landwirte und Lohnunternehmer eine zunehmende Intransparenz. Die Strukturen vergrößern sich. Der Anteil an Eigenmechanisierern nimmt zu. Für Lohnunternehmer ist es wenig attraktiv, Druschkapazität für die Ansprüche der Kunden mit kürzeren Erntezeiträumen vorzuhalten.

Rotormähdrescher mit geringer Chassisbreite (fünf Schüttler) erreichen höhere Druschleistungen als Schüttlermähdrescher der Oberklasse (sechs Schüttler). Noch zähes, feuchtes Stroh wird von Rotormähdreschern in kompakteren Schwaden abgelegt und trocknet verzögert oder nicht ohne Wendevorgang ab.

Zwischen den Assistenz- und Regeltechniksystemen bestehen große technische Unterschiede. Beim Vergleich ist zu berücksichtigen, wie viele Nonstop-Einstellungen ein System beinhaltet, die womöglich bei anderen Systemen Stop-Einstellungen sind, also zum Anhalten zwingen.

Die zunehmenden Massen von Mähdreschern werden vor dem Hintergrund der aktuell nicht größer dimensionierten Raupen und begrenzten Hinterachslasten sowohl auf dem Acker als auch auf der Straße zum begrenzenden Faktor.

Pflanzenschutz-Prognosemodell SkleroPro in ISIP

Nachdem bereits am 1. März ­meteorologischer Frühlings­beginn war, folgte am 20. März der astronomische Frühlingsbeginn, der durch die ­Konstellation von Erde und ­Sonne ­definiert ist.

Seit dem 22. März begann mit der Forsythienblüte der Erstfrühling. Aber auch der Winterraps ist in diesem Jahr früh entwickelt. Das Streckungswachstum hat nun nach den Nachtfrösten deutlicher eingesetzt. Die Knospen sind teils seit Mitte bis Ende März sichtbar (siehe Foto). Das Entwicklungsstadium 55 (Einzelblüten der Hauptinfloreszenz sichtbar geschlossen) benötigt man als Beginn der Berechnung im Prognosemodell SkleroPro in ISIP. Das Modell steht auf isip.de in den Entscheidungshilfen kostenlos zur Verfügung. Es zeigt schlagspezifisch an, ob eine Blütenbehandlung gegen Sclerotinia sclerotiorum dann erforderlich ist und zu welchem Termin eine Behandlung bestmöglich erfolgen sollte. Mit diesem Modell können eigene Beobachtungen und Handlungsentscheidungen unterstützt werden. Auf der Eingabeseite in ISIP müssen schlagspezifische Informationen wie der Termin des Knospenstadiums ES 55 als Beginn der Berechnung, die Fruchtfolge beziehungsweise Informationen darüber, wann zuletzt eine sklero­tiniaanfällige Kultur auf der Fläche stand, angegeben werden. Für ökonomische Berechnungen können dann noch die Ertragserwartung, der Rapspreis, die Pflanzenschutzmittelkosten und die Überfahrtskosten eingegeben werden. Das Modell ermittelt mithilfe von Witterungsparametern die möglichen Infektionstermine. Bei allgemeinen Fragen zu Pflanzenschutz-Prognosemodellen erteilt die Autorin gern Auskunft unter shagen@lksh.de

Bewahren als Idee

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Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht – oder die Bäume vor lauter Schmetterlingen nicht, ab und an hilft zudem ein zweiter Blick, wie bei dem Foto „Im Wald der Monarchen“ des spanischen Naturfotografens Jaime Rojo. Mit diesem Foto wurde er Gesamtsieger beim Wettbewerb Europäischer Naturfotograf des Jahres (ENJ) 2024 der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT). Diese und viele weitere beeindruckende Aufnahmen des Wettbewerbs sind erneut im Stadtmuseum Schleswig zu sehen.

Bereits zum zwölften Mal präsentiert das Stadtmuseum die Siegerbilder des Wettbewerbes: „Dafür bin ich sehr dankbar und finde es wunderbar, dass wir diese Ausstellung zeigen dürfen“, sagt Dr. Dörte Beier, Leiterin des Stadtmuseums Schleswig. Am Donnerstag vergangener Woche fand die Eröffnungunsveranstaltung statt.
2024 wurden knapp 18.000 Aufnahmen von fast 1.000 Amateur- und Profifotografen aus 38 Ländern eingereicht. Die fünfköpfige, international besetzte Jury ermittelte in drei Tagen intensiver Arbeit 107 Siegerbilder in neun Kategorien und zwei Sonderkategorien. Einige Teilnehmenden schafften es, mit gleich drei Bildern in die Auswahl zu kommen.
Dabei hatten die Jurymitglieder ganz unterschiedliche Hintergründe, Herangehensweisen und mitunter auch ganz unterschiedliche Antworten auf die vermeintlich einfache Frage, was ein gutes Bild sei. Letztlich waren sich aber alle einig: Jaime Rojos Bild „Im Wald der Monarchen“ ist mit seinem Detailreichtum und seiner Hintergrundgeschichte klassisch schön und zeitlos.

„Feuerwerk“ nennt Ingo Arndt sein Foto mit Säure spritzenden Ameisen.
Foto: GDT ENJ 2024/Ingo Arndt

Die spektakuläre Aufnahme gelang dem Spanier im Schmetterlings-Schutzgebiet El Rosario in Mexiko, in dem Rojo für das „National Geographic Magazine“ unterwegs war. Dicht gedrängt überwintern die Monarchfalter dort in den Zweigen der Oyamel-Tannen, nachdem sie im Herbst Tausende von Kilometern aus ihren Sommerquartier im Norden Amerikas zurückgelegt haben. Kleinste Veränderungen in der Walddecke können das empfindliche Mikroklima, an das sich die Schmetterlinge angepasst haben, negativ beeinflussen.
Darum geht es unter anderem in dem Wettbewerb – zum einen die Schönheit und Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in mitunter nie gesehenen Details zu zeigen und gleichzeitig für den Schutz der Natur und des Klimas zu sensibilisieren. „Bewahren als Idee, das ist die Motivation der teilnehmenden Fotografen. Sie wissen ganz viel über die Natur und wo sie ihre Motive finden, zum Wissen kommt Herz mit dazu. Etwas Alltägliches wie zum Beispiel Insekten erscheint in völlig neuen Ansichten, filigran, poetisch und schön. Das macht etwas mit einem. Die Ausstellung sensibilisiert jedes Jahr aufs Neue für die Belange der Natur und auch ich lerne jedes Mal wieder Neues dazu“, so Dörte Beier, die sich privilegiert fühlt, diese Bilder in einer Ausstellung zeigen zu dürfen.

Ein Motiv zum Schmunzeln: Der „Angry Bird“ des Norwegers Kjell Vikestad 
Foto: GDT ENJ 2024/Kjell Vikestad


Und auch für den GDT-Regionalgruppenleiter von Schleswig-Holstein und Hamburg, den Meeresbiologen, Autor und preisgekrönten Tiefseefotografen Solvin Zankl, ist der Wettbewerb etwas ganz Besonderes: „Weil er Menschen einen Einblick in die Natur gibt, den sie so sonst nie haben“, erklärt er. Da es laut den Teilnahmebedingungen des Wettbewerbs nicht erlaubt sei, die Fotos mit irgendeiner Technik oder KI zu verfremden, könne man sicher sein, echte Originalaufnahmen zu sehen. In einer Zeit, in der man in den Medien und in den sozialen Netzwerken nicht mehr sicher sein könne, was echt sei oder nicht, sei das von besonderem Wert und es gebe nur noch wenige Orte, wo das möglich sei. „Somit ist das hier für mich ein ruhender Pol, wenn ich hier hereinkomme. Hier weiß ich, all diese Fotos zeigen Begegnungen der Fotografinnen und Fotografen, die diese Bilder gemacht haben. Sie sind da draußen gewesen und haben das Erlebnis gehabt. Sie sind den Tieren, Pflanzen und Landschaften begegnet. Man kann vor die Bilder treten und sich überraschen lassen, man kann sich in den Moment einfühlen, staunen oder schmunzeln“, so Zankl. Wer gerade anfange mit dem Fotografieren und sich für Naturfotografie begeistere, finde hier zudem sehr viele Inspirationen. In den Beschreibungen erfahren die Besuchenden oft, wie die Bilder entstanden.
Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind auch wieder die Gewinner des Fritz-Pölking-Preises und des Fritz-Pölking-Jugendpreises. Für Schulklassen und junge Besuchende hat Museumspädagogin Sandy Ziegeler ein Kreuzworträtsel erarbeitet, das am Eingang ausliegt und mit dem die Kinder die Ausstellung auf ihre Weise entdecken können. Die Ausstellung ist bis zum 22. Juni zu sehen.

Weitere Informationen unter stadtmuseum-schleswig.de

„Algenpizza“
Foto: GDT ENJ 2024/Csaba Daroczi
„Neue Welt“
Foto: GDT ENJ 2024/Grzegorz Długosz
„Vorhang“
Foto: GDT ENJ 2024/Svetlana Ivanenko


Ein Stück französisches Nationalheiligtum in Schleswig

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Ein unscheinbar wirkendes Stück Leinenstoff sorgt international für große Medienresonanz und Aufmerksamkeit. Bei Erschließungsarbeiten eines Privatnachlasses fand das Landesarchiv Schleswig-Holstein (LASH) in Schleswig 2023 ein Fragment von der Unterseite des Teppichs von Bayeux. Landesarchivleiter Prof. Rainer Hering erläuterte in einer Pressekonferenz, warum dieser Fund so bedeutend ist, und bewies einmal mehr, wie wichtig Archivarbeit für das Bewahren von Kulturgut ist.

Dass bereits eine Presseeinladung solche Wellen schlägt, damit hatte Rainer Hering auch nicht gerechnet. In der Einladung war in Kurzform zu lesen, worum es sich bei dem Fund handelt. „Diese Presseeinladung war dann schon drei Wochen vor dieser Konferenz online zu lesen, es wurde bis Neuseeland berichtet. Es gibt wohl kaum ein Archiv, das allein mit einer Presseinladung so eine weltweite Resonanz gefunden hat“, so der Leiter des Landesarchivs.

Gewebe-Fragmente von der Unterseite des Teppichs von ­Bayeux Foto: LASH


Bei dem Teppich von Bayeux handelt es sich um nichts Geringeres als ein Stück französisches Nationalheiligtum mit einem 1982 eigens dafür errichtetes Museum in der Normandie. Der Teppich wurde im 11. Jahrhundert angefertigt, er misst 68 m x 50 cm, die Stickereien zeigen in 58 Einzelszenen die englisch-normannische Geschichte von 1064 bis zur Eroberung Englands (1066 Schlacht von Hastings) durch den normannischen Herzog Wilhelm den Eroberer. Seit 2007 steht der Teppich im Unesco-Register „Memory of the World“. Doch wie kommt dann ein so ungewöhnlicher Fund wie dieses Teppich-Fragment nach Schleswig?
Dazu erläuteterte Rainer Hering vorab die Aufgaben des Landesarchivs: „Als Gedächtnis des Landes sind wir für die dauerhafte Archivierung der rechtlich und historisch zentralen Unterlagen zuständig, die bei schleswig-holsteinischen Landeseinrichtungen und Gerichten sowie bei Bundesbehörden mit regionaler Zuständigkeit entstanden sind. Darüber hinaus dürfen wir auch Unterlagen aus Privathand übernehmen, von Firmen, Vereinen oder Verbänden. Denn schließlich wollen wir ja alle, dass Geschichte nicht nur aus der Perspektive des Staates geschrieben wird.“

Disziplin Textilarchäologie

Textilarchäologe Karl Schlabow (r.) im weißen Kittel bei den Forschungsarbeiten am Teppich 1941
Foto: LASH

Aus so einem Privatnachlass stammt der bedeutende Fund. 2022 erhielt das Landesarchiv den Nachlass des Textilarchäologen Karl Schlabow (1891-1984). „Er war einer der ersten Textilarchäologen überhaupt, hat diese Disziplin quasi mitgegründet und gehörte zu den wenigen Männern, die sich in diesem Bereich bewegten und arbeiteten“, so Hering. Textilien sei aus archäologischer Sicht über lange Zeit kein größerer Wert beigemessen worden, dabei könnten sie sehr viel auch über das Alltagsleben sagen.
Karl Schlabow wurde 1926 Leiter des Städtischen Museums in Neumünster, von 1947 bis 1956 wirkte er am Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte und baute das Industriemuseum in Neumünster, heute Museum für Tuch und Technik, weiter aus. Er wirkte an der Konservierung der Moorfunde von Nydam und Thorsberg sowie von vorgeschichtlichen Textilien mit. Dafür wurde er vielfach ausgezeichnet: 1951 ernannte ihn die Kieler Universität zum Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät, 1959 erhielt er das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1977 die Caspar-von-Saldern-Medaille der Stadt Neumünster. Als 2023 Archivarin Regina Bieck den Schlabow-Nachlass sichtete und erschloss, fand sie in den Unterlagen unter anderem eine Glasplatte mit Geweberesten. „Ich ahnte, dass es etwas Besonderes ist, und legte es meinem Vorgesetzten zur weiteren Prüfung vor.“ Anhand der Akten, die sich Nachlass befanden, sowie anhand der Beschriftung der Glasplatte konnten die Gewebereste dem Teppich von Bayeux zugeordnet werden. In der täglichen Archivarbeit sei das dann schon etwas Besonderes gewesen, erzählte Bieck: „So ein Fund passiert einem auch nicht jeden Tag und ich war schon überrascht und aufgeregt.“

Deutsches Ahnenerbe

Für Karl Schlabow, der 1933 NSDAP-Mitglied geworden war, waren germanische Vorstellungen prägend und die Ahnen „heilig“. 1939 wurde er in die vorgeschichtliche Abteilung des SS-Ahnenerbes aufgenommen und erhielt den Rang eines SS-Scharführers ehrenhalber. Die Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Das Ahnenerbe“ wurde 1935 als privater Verein insbesondere auf Anregung des Reichsführers SS Heinrich Himmler (1900-1945) errichtet. Sie sollte den wissenschaftlichen Beweis für die Überlegenheit des deutschen Ariers durch Forschungen zum Indogermanentum – insbesondere zur germanischen Vorgeschichte – erbringen. In diesem Kontext war Karl Schlabow im Juni 1941 zu Forschungsarbeiten unter Führung von Herbert Jankuhn (1905-1990) für ein größeres Publikationsprojekt in Bayeux und entfernte für Materialanalysen die Gewebeprobe, die er sich persönlich aneignete und die in seinem Nachlass überliefert wurde.
„Dieses Forschungsprojekt hatte drei ideologische Zielrichtungen. Dargestellt wird auf dem Teppich die Eroberung Englands. Im Zweiten Weltkrieg sah man dies als historisches Zeichen, dass man es schaffen kann, England zu erobern. Als Zweites wollte man versuchen, die Normannen mit in eine germanisch-arische Geschichte zu integrieren und als Drittes sollte der völkische Führerstaat gerechtfertigt werden“, erläuterte Rainer Hering die Recherchearbeiten zu Karl Schlabow und dem Grund, warum das Teppich-Fragment nach Schleswig kam.

Historische Gerechtigkeit

Landesarchivleiter Prof. Rainer Hering präsentiert die Gewebereste des Teppichs sowie dazugehörige Akten.
Foto: Iris Jaeger

„Für mich ist klar, dass es sich um eine widerrechtlich erworbene Gewebeprobe handelt, um NS-Raubgut. Und für mich ist es selbstverständlich, dass es zurückgegeben wird. Das ist eine meiner zentralen Botschaften. Es ist ein Stück historische Gerechtigkeit, dieses unrechtmäßig Entfernte an Frankreich zurückzugeben, denn da gehört es hin“, betonte Rainer Hering.
Mit dem Museum in Frankreich und den französischen Behörden habe man Kontakt aufgenommen und auch das schleswig-holsteinische Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur einbezogen. „Es sind viele diplomatische Ebenen zu berücksichtigen, man kann die Glasplatte ja nicht einfach per Post zurückschicken. Der Austausch mit dem Bayeux-Museum in Frankreich verlief sehr gut und konstruktiv.“
Die Rückgabe der Glasplatte mit den Teppich-Fragmenten ist noch für das laufende Jahr geplant. Zuvor wird aber die Öffentlichkeit die Möglichkeit haben, die Gewebereste des Teppichs in der Sonderausstellung „Wikingerdämmerung – Zeitenwende des Nordens“ vom 16. April bis 2. November auf Schloss Gottorf in Schleswig zu besichtigen. „Das ist mit dem Bayeux-Museum so abgestimmt“, so der Leiter des Landesarchivs. 

Ausgleichszahlungen für Gänseschäden

Die im Frühling zahlreich, vor allem an der Nordsee, rastenden Weißwangen- und Nonnengänse verursachen große Schäden in landwirtschaftlichen Kulturen auf Acker- und Grünland.

Das Umweltministerium (MEKUN) bietet seit Langem verschiedene finanzielle Ausgleichsmöglichkeiten an, zum Beispiel über den Vertragsnaturschutz. Die Richtlinie für Ausgleichszahlungen bei Schäden in ackerbaulichen Sommerkulturen geht nunmehr in das dritte Jahr. Dabei kann online ein Antrag auf Ausgleich nach einem definierten Verfahren gestellt werden. Informationen finden sich hier.

Eine weitere Richtlinie für Ausgleichszahlungen bei Schäden durch ziehende Wildgänse ist derzeit in der Erarbeitung im Landwirtschaftsministerium (MLLEV). Diese wird auch den Ausgleich auf Grünland und in Winterkulturen umfassen und den Gänsemelder nutzen.

Es wird darauf hingewiesen, dass für beide Richtlinien im ersten Schritt eine Meldung von Wildgänsevorkommen über den Gänsemelder zu erfolgen hat. Der Gänsemelder ist eine Online-Plattform, auf der flächenscharf Vorkommen gemeldet werden können. Neue Nutzer müssen sich als „Privatperson“ registrieren.

Für die Inanspruchnahme von später zu beantragenden Ausgleichszahlungen ist die Meldung erforderlich. Schäden sind spätestens 14 Tage nach Eintritt in den Gänsemelder einzutragen. Für weitere Fragen und Beratung steht der Fachbereich Umwelt und Gewässerschutz zur Verfügung.

Holsteiner Frühjahrskörung in Elmshorn

Ein Dutzend Hengste war für die Holsteiner Frühjahrskörung in Elmshorn angemeldet. Nach der Musterung auf dem Pflaster, dem Freispringen und der Vorstellung unter dem Reiter für die Vierjährigen und Älteren konnten fünf von ihnen die Körkommission um Zuchtleiter Stephan Haarhoff überzeugen. Anschließend standen eine Züchtermesse und eine Auktion auf dem Programm.

Unter den fünf neuen Vererbern, die von der Körkommission grünes Licht erhielten und fortan das Prädikat „gekört“ tragen, sind vier dreijährige. Cor Victor von Corniolo-Casall stammt aus der Zucht und dem Besitz von Dr. Antonio Conde. Die Pferde des Arztes aus Portugal stehen bei Thies Hansen in Wöhrden, Kreis Dithmarschen.

Conde berichtete, dass Cor Victor aus seiner besten Stute sei, die er vor 17 Jahren als Fohlen bei Nico Detlef auf Fehmarn gekauft habe. Zu der Zeit habe niemand den Vater Casall gekannt. Das Fohlen habe sich auch gar nicht nach seinen Vorstellungen entwickelt, denn die Stute sei nur 1,62 m groß geworden. Aber in der Zucht habe B Caravella dann überzeugt. Drei ihrer Fohlen seien jetzt gekörte Hengste. Alle Fohlen seien sehr kraftvolle und typvolle Pferde, wie auch Cor Victor. Ihn will Conde nicht verkaufen. Er sei ein „Keeper“, also ein Pferd zum Behalten.

Auch Zuchtleiter Stephan Haarhoff war voll des Lobes für den Hengst und bescheinigte ihm neben einem „herrlichen Gesicht, gepaart mit einem tollen Ausdruck, eine sehr gute Abwicklung des Sprunges – vor allem, wenn es höher wurde“.

Fremdblut vertreten

Ebenfalls zugelassen wurde Casall de Cord von Casall-Accord II. Jörg Kröger aus Quickborn, Kreis Pinneberg, zeichnet züchterisch verantwortlich für dieses Nachwuchstalent. „Einer der wohl auffälligsten Typen am heutigen Tage. Ein Pferd mit großen Linien und ganz leichter Aufmachung, das auch am Sprung von sich zu überzeugen wusste“, urteilte der Zuchtleiter.

Casall de Cord aus der Zucht und dem Besitz von Jörg Kröger aus Quickborn, Kreis Pinneberg, wurde in Elmshorn gekört. Foto: Janne Bugtrup

Der dritte Dreijährige ist Zuccatoki von Zuccero HV-Catoki, gezüchtet und ausgestellt von Harm Thormählen aus Kollmar, Kreis Steinburg. „Hier sahen wir einen richtigen Sportler mit ganz viel Kraft und einem herausragenden Vorderpferd, toller Halsung und einem starken Rücken, der am Sprung mit viel Bas­cule und Abdruck ausgestattet ist“, schwärmte Haarhoff von diesem Schimmel. Der Niederländer (KWPN) Semper fi von Mylord Car­thago-Grandorado TN wurde ebenfalls zur Zucht zugelassen.

„Das Niveau in diesem Jahr war bei unserer Frühjahrskörung sehr erfreulich. Insbesondere die Dreijährigen überzeugten durchweg am Sprung. Auch der uns präsentierte bereits sieben Jahre alte Dressurvererber Sky von Sezuan aus dem Gestüt Schönweide in Grebin, Kreis Plön, hat bleibenden Eindruck hinterlassen und mit seinen drei sehr guten Grundgangarten brilliert“, so Haarhoff. Der Prämienhengst der Hannoveraner Körung 2020 hatte seinen 50-Tage-Test mit Höchstnoten beendet. Unter anderem bekam er viermal die 9,0 für Interieur, Charakter, Leistungsbereitschaft und Galopp. Der Fremdreiter Philip Hess gab ihm sogar eine 9,75 für die Rittigkeit. Im vergangenen Jahr absolvierte er sein Debüt in Klasse M, qualifizierte sich zweimal für das Bundeschampionat und holte als Finalist in Warendorf mit einer 9,5 die beste Trabnote des Tages.

Messe und Bieterduell

Nach der Körung ging es in der Elmshorner Fritz-Thiedemann-Halle interessant weiter. Auf der Züchtermesse hatten Hengsthalter Stände errichtet und konnten so nicht nur in den direkten Austausch mit Züchtern treten, sondern auch ihre Stationen und Hengste präsentieren. Fachvorträge über den Weg zum Wunschfohlen sowie Eintragungs- und Registrierungsmöglichkeiten beim Holsteiner Verband waren ebenfalls im Angebot – ein Rundumpaket von der Wahl des passenden Hengstes bis zur Fohlengeburt und -registrierung.

Am Abend trat Auktionator Hendrik Schulze-Rückamp ans Pult und die Bieterduelle der Frühjahrsauktion begannen. Die meisten Begehrlichkeiten weckte Mr. Cheeky von Million Dollar-Diarado aus der Zucht von Michael Rump aus Beidenfleth, Kreis Steinburg. Ausgestellt wurde der dunkelbraune Wallach von Yannick Lembke aus Süderlügum, Kreis Nordfriesland. Für 44.250 € sicherten sich Online-Bieter den Sechsjährigen, der bereits Erfolge in Springen bis 1,10 m vorweisen kann.

Mr. Cheeky von Million Dollar-Diarado aus der Zucht von Michael Rump aus Beidenfleth, Kreis Steinburg, wurde teuerstes Pferd der Auktion. Foto: Janne Bugtrup

Zum Preis von 38.000 € wechselte der fünfjährige Ancelotti von All Star-Calido I vom Zuchthof Hollen aus Niedersachsen den Besitzer. Ancelotti, der ebenfalls schon erste Platzierungen gesammelt hat, wird seine Reise in die USA antreten. Ziro von Zuccero HV-Dinken aus der Zucht und dem Besitz von Sören von Rönne aus Neuendeich, Kreis Pinneberg, kostete 37.500 €. Der dreijährige Schimmelhengst wird zukünftig in Ungarn zu Hause sein. Die Pferde kosteten im Durchschnitt rund 25.000 €. pm

Elfenblumen überzeugen als robuste Bodendecker

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Jetzt im April scheinen die zarten Blüten der Elfenblumen über dem Laub zu schweben. Aus der Distanz sind die dünnen Blütenstielchen kaum wahrzunehmen. Je nach Art und Sorte erstrahlen die Blüten in Weiß, Rot und verschiedenen Gelbtönen. Aber auch Violett, Rosa und Zweifarbiges gehören zur Farbenpalette dazu. Doch sehenswert ist auch das Laub der robusten Bodendecker.

Elfenblumen springen einem nicht gleich beim ersten Anblick ins Auge. Denn weder die zarten Blüten noch das vielfältige Laub beeindrucken durch schiere Größe. Ihre Schönheit offenbart sich erst bei genauem Hinsehen. Hinzu kommt, dass die Staude etwas Zeit zum Etablieren braucht und die Blütezeit von April bis Mai vergleichsweise kurz ausfällt. Man traut der Elfenblume (Epimedium) mit ihren graziösen Blüten und dem hübschen Laub gar nicht diese Nehmerqualitäten zu, die sie im Garten an den Tag legt. Problemlos besiedeln Elfenblumen jene schattige Stellen, wo sonst gar nichts so recht wachsen mag, und zeigen dabei auch längerer Sommertrockenheit die kalte Schulter. Die meisten Arten sind immergrün und rhizombildend. Die horstbildenden Varianten hingegen werfen ihr Laub im Winter meist ab.

Die zarten Blüten der Elfenblume schweben an dünnen Stielen über dem attraktiven Laub. Foto: Karin Stern

Die aus Europa und Vorderasien stammenden Arten der Elfenblume sind meist wintergrün. Sie zeigen sich als genügsame Bodendecker, die, einmal eingewachsen, auch Trockenperioden problemlos überstehen. Diese Arten bilden unter Laubgehölzen dichte Teppiche. Die elfengleichen Blüten kommen darüber sehr gut zur Geltung, wenn das alte Laub vor dem Neuaustrieb im Frühling abgeschnitten wird. Die Rhizomteppiche der Elfenblumen graben Nachbarn meist das Wasser ab. Doch bei zeitgleicher Pflanzung behaupten sich Orientalische Nieswurz (Helleborus orientalis), Wald-Geißbart (Aruncus dioicus), Russel-Brandkraut (Phlomis russeliana) und der Echte Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) gegen den Ausbreitungsdrang der rhizombildenden Arten.

Neuere Sorten der Elfenblume präsentieren oft farbstarke, etwas größere Blüten. Foto: Karin Stern

Die sommergrünen Arten der Elfenblumen stammen meist aus dem ostasiatischen Raum. Mit Wurzeldruck von Gehölzen und großen Stauden kommen sie nicht so gut zurecht. Zudem sollte der Boden nicht zu trocken sein. Die horstig wachsenden Pflanzen werden gern in kleinen Gruppen gepflanzt. Sie passen gut in konkurrenzarme, schattig gelegene Beete. Empfehlenswerte Nachbarn sind Lerchensporn, Schattengräser, frühjahrsblühende Anemonen, Funkien und Salomonssiegel. Ganz apart wirken der frische Laubaustrieb und die zarten Blüten der Elfenblumen in Kombination mit Zwiebelblühern wie Schneeglöckchen, Hundszahnlilie und Puschkinie.

Immer mehr Gartenfreunde wenden sich der zierlichen Schönheit zu und finden Gefallen an den eigenwillig gespornten Blütenformen und dem bunten Laubaustrieb einiger Arten und Sorten. Von großem Interesse sind dabei die neueren, großblütigen Sorten wie die horstbildende Hybride ‚Amber Queen‘. Ihre reich verzweigten Blütenrispen können bis zu 60 cm hoch werden. Tipp: An eine geschützte Stelle pflanzen, damit die jungen Blätter bei Spätfrost keinen Schaden nehmen. Die wintergrünen Blätter sind häufig bräunlich marmoriert. Rhizombildende Elfenblumen sind in der Regel gut winterhart. Es empfiehlt sich jedoch, Neupflanzungen und alle sommergrünen Arten (ihre Wurzeln verlaufen sehr oberflächennah) mit einer Laubschicht zu schützen.

Zum Sortiment zählen auch zweifarbige Blüten. Ihre Schönheit offenbart sich bei genauem Hinsehen. Foto: Karin Stern

Elfenblumen lieben halb- bis vollschattige Standorte. Als Bodendecker für den Wurzelbereich großer Gehölze empfehlen sich vor allem die Sorten ‚Orangekönigin‘, ‚Sulphureum‘ und Epimedium pinnatum. Sie behaupten sich dort über Jahrzehnte und trotzen dabei Trockenheit ebenso wie Nährstoffmangel und Dauerregen. Etwas heikler in dieser Hinsicht sind Epimedium grandiflorum und Epimedium x youngianum. Sie bevorzugen eher durchlässigen, humosen und nicht zu nährstoffarmen Boden im Halbschatten. Allzu trockene Standorte vertragen sie nicht. Ab und zu ist bei allen Arten ein Blattrückschnitt fällig, damit die Bodendecker nicht zu sehr in die Höhe wuchern. Wer den Schnitt von Sommer bis Winterende vornimmt, schadet der Pflanze nicht, sondern sorgt für einen frischen Austrieb. Das Breitenwachstum lässt sich durch Abstechen des Wurzelgeflechts mit dem Spaten begrenzen. 

,Frohnleiten‘ ist eine wertvolle, wintergrüne Sorte. Der anspruchslose Bodendecker passt gut unter Laubgehölze. Foto: Karin Stern

Vielfalt der Epimedium-Arten im Überblick (Auswahl):
Rhizombildende Bodendecker:
Epimedium perralchicum ‚Frohnleiten‘
Epimedium x versicolor ‚Sulphureum‘
Epimedium alpinum (sommergrün)
Epimedium pinnatum
Epimedium pauciflorum
Epimedium warleyense ‚Orangekönigin‘
Epimedium epsteinii

Horstbildende Arten:
Epimedium grandiflorum ‚Amber Queen‘
Epimedium omeiense ‚Akane‘
Epimedium pubigerum (immergrün)

Langsame Ausbreitung in der Fläche:
Epimedium ‚Enchantress‘ (üppige, rosafarbene Blüte)
Epimedium x rubrum
Epimedium stellulatum ‚Wudang Star‘
Epimedium warleyense ‚Ellen Willmott‘
Epimedium x youngianum ‚Roseum‘

Buntes Laub beim Austrieb:
Epimedium grandiflora ‚Lilafee‘
Epimedium perralchicum ‚Frohnleiten‘
Epimedium grandiflorum ‚Amber Queen‘

Attraktive Herbst- und Winterfärbung:
Epimedium x versicolor ‚Sulphureum‘
Epimedium warleyense ‚Ellen Willmott‘
Epimedium stellulatum ‚Wudang Star‘

Foto: Imago

Dezember-Viehzählung: Weniger Schweine in der EU

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In der EU hat sich der Abbau des Schweinebestandes im vergangenen Jahr abgeschwächt. Nach Angaben des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) wurden bei der Erhebung im Dezember 2024 insgesamt 131,985 Millionen Schweine gezählt; das waren 877.000 oder 0,7 % weniger als ein Jahr zuvor. Gegenüber Dezember 2022 errechnet sich ein Rückgang um 2,43 Millionen Tiere beziehungsweise 1,8 %. Der Bestand an Zuchtsauen, der in den zwölf Monaten bis Dezember 2023 um 1,1 % aufgestockt worden war, wurde nun wieder reduziert, und zwar um 3,5 % auf 10,15 Millionen Tiere im Dezember 2024.

Gedeckt waren zum Zeitpunkt der jüngsten Viehzählung knapp 6,92 Millionen Sauen, womit die Vergleichszahlen aus den beiden Vorjahren um 2,4 % beziehungsweise 2,1 % verfehlt wurden. Den EU-weiten Ferkelbestand beziffert Eurostat auf etwa 39,96 Millionen Tiere; das waren 1,6 % weniger als im Dezember 2023, aber 1,1 % mehr als ein weiteres Jahr zuvor.

Bei den Jungschweinen bis 50 kg wurde ein Zuwachs um 3 % auf 28,41 Millionen Tiere verzeichnet; das waren allerdings 0,8 % weniger als ein weiteres Jahr zuvor. Die Zahl der Mastschweine mit einem Gewicht von 50 kg und mehr verringerte sich im Jahresvergleich hingegen um 1,3 % und zu Dezember 2022 um deutliche 4,3 % auf nur mehr 53,33 Millionen Stück.

Starker Rückgang in Polen und Italien

In den einzelnen Mitgliedstaaten verlief die Entwicklung sehr uneinheitlich. Spanien als größter Produzent meldete im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme des Schweinebestandes um 2,1 % auf 34,52 Millionen Stück. Damit wurde auch das bisherige Rekordniveau von Dezember 2022 übertroffen, und zwar um 1,3 %. Unter den größeren Erzeugerländern verzeichnete nur noch Dänemark ebenfalls eine Bestandsaufstockung, und zwar um 1,9 % auf 11,58 Millionen Schweine. Im Gegensatz dazu nahm deren Zahl in Deutschland weiter ab, wenn auch nur noch um 0,2 % auf 21,18 Millionen Tiere, womit das Niveau von 2022 um 0,9 % unterschritten wurde.

Weiter abwärts ging es auch in Frankreich und den Niederlanden, wo mit zuletzt knapp 11,72 und 10,18 Millionen Schweinen 0,7 % beziehungsweise 1,9 % weniger gezählt wurden als im Dezember 2023. Einen deutlich kräftigeren Abbau des Schweinebestandes meldete Polen mit 7,1 % auf 9,08 Millionen Tiere. Einen regelrechten Einbruch verbuchte die Schweinehaltung in Italien, wahrscheinlich mit verursacht durch die auch dort grassierende Afrikanische Schweinepest (ASP). Italienweit standen nur mehr 7,82 Millionen Schweine in den Ställen, 14,7 % weniger als gegen Ende 2023.

Etwas weniger gedeckte Sauen in Spanien

Im Unterschied zum gesamten Schweinebestand wurde die Zahl der Zuchtsauen in Spanien in den zwölf Monaten bis Dezember 2024 kräftig reduziert, nämlich um 5,6 % auf 2,61 Millionen Stück. Bei den gedeckten Sauen betrug das Minus aber nur 0,7 % auf 1,77 Millionen Tiere.

In Deutschland nahmen sowohl der Zuchtsauenbestand als auch die Zahl gedeckter Sauen um 0,3 % auf knapp 1,40  beziehungsweise 1,00 Millionen Tiere ab. In Frankreich fiel der Rückgang mit 1,8 % auf 836.000 Zuchtsauen und mit 2,5 % auf 581.000 gedeckte Sauen stärker aus. Dänemark meldete dagegen für diese Bestände einen Zuwachs von jeweils gut 2 % auf 1,16 Millionen sowie 719.000 Tiere. Eine sehr kräftige Abstockung des Zuchtsauenbestandes verzeichneten die Niederlande. Gegenüber Dezember 2023 ging die Zahl um 14 % auf 783.000 und die Zahl der gedeckten Sauen um 11,9 % auf 496.000 zurück.

Ähnlich stark fiel der Herdenabbau in Polen mit 9,6 % auf 600.000 und 9,9 % auf 411.000 Stück aus. In Italien ging der Bestand um 8 % auf 597.000 zurück, während die Zahl der gedeckten Sauen um 9,2 % auf 497.000 abnahm.