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Die Wiederentdeckung des Jens Ferdinand Willumsen

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Er war Maler, Grafiker, Bildhauer, Keramiker sowie Architekt und gilt als eine der markantesten Künstlerpersönlichkeiten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts: der dänische Künstler Jens Ferdinand Willumsen (1863-1958). In Skandinavien als prägender Vertreter der Moderne gefeiert, geriet er hierzulande in Vergessenheit. Ein Umstand, der nun eine Änderung erfährt.

Gettorfs Direktor Dr. Thorsten Sadowsky, Direktorin des Willumsen-Museums in Frederikssund, Lisbeth Lund und Kurator der Ausstellung Dr. Ingo Borges
Foto: Iris Jaeger

Erstmals widmet sich eine Museumsausstellung in Deutschland diesem Ausnahmekünstler. Drei Monate lang bietet das Museum für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf in Schleswig mit einer Ausstellung von knapp 100 Werken die Möglichkeit, Willumsen wiederzuentdecken. „Diese Art der Ausstellung ist absolutes Neuland. Für uns ist es ein großer Augenblick, dass wir diese Ausstellung hier auf Schloss Gottorf zeigen können“, erklärte Dr. Thorsten Sadowsky, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen und Gottorfs Museumsdirektor, bei einem Rundgang durch Kreuzstall und Reithalle. Wo bis vor Kurzem noch die üppigen Walküren von Joana Vasconcelos die Räumlichkeiten ausfüllten, sind nun Willumsens Arbeiten aus seiner gut 70-jährigen Schaffenszeit zu sehen.

Gottorf sei ein privilegierter Ort, der aufgrund der Geschichte dänische Kunst hier zeigen könne, solle und müsse. „Das gehört zur Identität der Landschaft dazu und wir sehen es hier als vornehme Aufgabe an, das umzusetzen“, so Sadowsky. Möglich wurde diese Ausstellung auch durch seinen Kontakt zur Direktorin des dänischen Willumsen-Museums in Frederikssund, Lisbeth Lund. Hervorgegangen ist dieser Kontakt aus einer Werkschau 2021 in Dänemark, bei der ein Dialog zwischen Willumsen und Ernst Ludwig Kirchner thematisch im Fokus stand. Obwohl sich beide Künstler nie persönlich begegnet seien, habe es viele Gemeinsamkeiten zwischen ihren Arbeiten gegeben, wie sie auch im Buch „Die späten Werke von Ernst Ludwig Kirchner und Jens Ferdinand Willumsen: Natur und Leben in Szene gesetzt (Klassische Moderne)“ zusammengestellt seien. Seinerzeit war Sadowsky Direktor des Kirchner-Museums in Davos und konnte aus seinem Bestand zur Kirchner-Ausstellung in Dänemark beitragen. Derzeit wird das Willumsen-Museum in Frederikssund modernisiert – eine gute Gelegenheit, in der Zeit die Werke nach Deutschland ins Schloss Got­torf zu holen.

Beim Gang durch die Hallen zeigen sich Willumsens große Vielseitigkeit und die Bandbreite seines Könnens, „das alle gängigen Gattungsgrenzen überwindet und einer Einordnung in etablierte Stilrichtungen oder Gruppierungen widersteht“, lautet es in der Ausstellungsbeschreibung. Waren seine frühen Arbeiten vom Naturalismus und Realismus geprägt, änderte sich sein Stil radikal mit den ersten Reisen nach Frankreich und Spanien. Die Begegnung mit der Avantgarde und der französischen Kunst, aber auch seine Bekanntschaft mit Paul Gaugin beeinflussten ihn nachhaltig. Er zog nach Paris, tauchte ein in das trubelige Leben der Stadt. Aber auch das ländliche Frankreich, insbesondere die Bretagne, inspirierte ihn.

„Eine Bergsteigerin“ ist eines der Hauptwerke Willumsens und zeigt seine zweite Frau Edith Wessel
Foto: Iris Jaeger

Mit dem Besuch des Museo del Prado in Madrid 1889 entwickelte Willumsen eine große Faszination für den griechisch-spanischen Manieristen El Greco, dem er sich über Jahrzehnte verbunden fühlte. Das ist auch seinen Gemälden anzusehen: Grelle Farben, intensive Kontraste, extreme Licht- und Schattensituationen, überformte, verzerrte Körper prägen seine Bilder.

In den 1920er und 1930er Jahren fertigte er einzigartig farbige weibliche Rollenporträts, für die er seine Lebensgefährtin Michelle Bourret immer wieder in verschiedene Rollen schlüpfen ließ, zum Beispiel in die des tanzenden Harlekins. Seine Faszination für Traumstädte wie Venedig oder die Schweizer Bergwelten finden sich in farbintensiven Gemälden wieder, in düsteren Zeichnungen hingegen bringt Willumsen seine tiefe Abneigung gegen die Gräueltaten des Ersten Weltkriegs zum Ausdruck. Gezeigt werden in der Ausstellung Keramiken, darunter auch Urnen, aus Willumsens Zeit als künstlerischer Leiter der Porzellanmanufaktur Bing & Grøndahl. Zu seinen zentralen Werken gehören „Eine Bergsteigerin“, aber auch „Jontunheim“ – ein Gemälde, ergänzt um einen imposanten Rahmen, an dessen oberem Rand die Bergwelten in Emaille noch einmal aufgegriffen werden, die Seiten werden von Zinkreliefs flankiert, die die Gegensätze von Verstand und Gefühl als dualistische Kräfte des Lebens darstellen.

Namensgebend für die Ausstellung und eine Ikone der skandinavischen Moderne ist das monumentale Gemälde „Badende Kinder am Strand von Skagen“ in der ersten von zwei Fassungen – der „Generalprobe“. Eine Collage aus Eindrücken, die Willumsen zwischen 1902 und 1909 während verschiedener Aufenthalte sammelte: im italienischen Amalfi, an der bretonischen Atlantikküste und im norddänischen Skagen. Er macht Fotos von spielenden Kindern am Strand, fängt das Meer, die Wellen und Wolken sowie das Licht in Studien ein, komponiert alles aufwendig in einem Gemälde, von dem er zunächst die Vorarbeit, die „Generalprobe“ anfertigt, bevor ein Jahr später das endgültige Werk „Sonne und Jugend“ entsteht. „Hinter diesem Motiv steht die damals hochmoderne Idee des Vitalismus, einer Lebensform, die für ein neues, ausgewogenes Verhältnis von Mensch und Natur wirbt“, erläuterte Kurator Dr. Ingo Borges die Benennung der Schau. Sie wird ergänzt um das interkulturelle Kooperationsprojekt ­„dialogW“ deutscher und dänischer Schüler, die sich auf ihre Art und Weise künstlerisch mit dem Werk Willumsens auseinandersetzten. Weitere Informationen unter schloss-gottorf.de

„Jotunheim“ 1892/93
Foto: Iris Jaeger
Verschiedene Keramiken, darunter auch Urnen
Foto: Iris Jaeger
„Junge springt rückwärts kopfüber ins Wasser“, Gipsfigur als Entwurf zu dem Gemälde „Badende Kinder“
Foto: Iris Jaeger
Porträtfoto von Jens Ferdinand Willumsen
Repro: Iris Jaeger
Eines der Arbeiten von Schülerinnen und Schülern aus Deutschland und Dänemark in dem Gemeinschaftsprojekt „dialogW“
Foto: Iris Jaeger
Ebenfalls eine Skulptur entstanden im Schülerprojekt
Foto: Iris Jaeger
„Ein Physiker. Generalprobe“ 1913
Foto: Iris Jaeger
„Tanzende Lola“ 1921
Foto: Iris Jaeger
„Meine Hand als ich etwa 20 Jahre alt war, restauriert mit einem kleinen Finger, als ich 61 Jahre alt war“, J.F.W. 1924
Foto: Iris Jaeger
„Bildnis einer jungen Dame. Die Charmante“ 1930
Foto: Iris Jaeger
„Palazzo Morosini am Canal Grande. Eine Gondel mit zwei nackten Ruderern“ 1934
Foto: Iris Jaeger


Strategie zur Zukunft der Niederungen liegt vor

Um die Niederungen Schleswig-Holsteins auf die Herausforderungen des Klimawandels und weitere veränderte Rahmenbedingungen vorzubereiten, hat ein Projektbeirat aus Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserwirtschaft, ländlicher Entwicklung und Gemeinden sowie des Landwirtschafts- und des Umweltministeriums eine Strategie für deren Zukunft erarbeitet. Anlässlich seiner letzten Sitzung in Bergenhusen, Kreis Schleswig-Flensburg, stellte der Projektbeirat diese am Dienstag fertig. Mit ihr werden die Herausforderungen und der Rahmen für die zukünftige Entwicklung der Niederungen beschrieben.

Zudem hat die Landesregierung einen auf der Niederungsstrategie aufbauenden Handlungsplan beschlossen. Ziel ist, die Niederungen an die Herausforderungen des Klimawandels und der entwässerungsbedingten Geländesackungen anzupassen und zugleich die wirtschaftliche Nutzung weiterhin zu ermöglichen.

Etwa ein Fünftel der Landesfläche liegt unterhalb von 2,5 m NHN und zählt damit zu den Niederungen. Diese Gebiete prägen das Land und sind auf eine gut funktionierende Wasserwirtschaft angewiesen, um großräumige Überflutungen zu vermeiden und Bevölkerung und Infrastruktur zu schützen. So können die Niederungen bewohnt und bewirtschaftet werden. Heute müssen das Wassermanagement und in Teilen auch die Landnutzung an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden. Dazu zählen der Klimawandel und die fortschreitenden, entwässerungsbedingten Geländesackungen, die die Gebiete tendenziell nasser machen. Auch gesellschaftliche Ziele wie die Treibhausgasneutralität bis 2040 und der Biodiversitätsschutz machen Anpassungen nötig.

Gleichzeitig sind viele wasserwirtschaftliche Anlagen sanierungsbedürftig, für deren Betrieb die Wasser- und Bodenverbände zuständig sind. Viele dieser Anlagen wurden während des Programms Nord in den 1950er bis 1970er Jahren geplant und errichtet und müssen nun technisch angepasst werden. Bei der zukunftssicheren Gestaltung der Niederungen sollen die Bedürfnisse der dort lebenden Menschen ebenso wie die landwirtschaftliche Produktion gesichert werden.

Anlässlich der letzten Sitzung des Projektbeirates erklärte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne): „Zusammen mit den Mitarbeitenden beider Ministerien leisten wir mit dieser Strategie einen wesentlichen Beitrag, um die Niederungen Schleswig-Holsteins zukunftssicher zu machen. Die Herausforderungen für die Niederungen sind groß: Der steigende Meeresspiegel macht die Entwässerung immer schwieriger, während große Teile der Niederungen immer tiefer sacken und vernässen. Gleichzeitig sind viele alte Schöpfwerke der Herausforderung kaum mehr gewachsen.“

Möglichkeiten zur Wertschöpfung notwendig

Das Landwirtschaftsministerium hat die Entwicklung der Niederungsstrategie sowie den Dialog mit den Betroffenen vor Ort begleitet. „Die Zukunft unserer Niederungen ist unweigerlich mit der Landwirtschaft verknüpft – etwa ein Fünftel der Landesfläche ist als Niederung definiert, 80 Prozent davon werden landwirtschaftlich genutzt. Die Niederungen sind somit Existenzgrundlage für viele landwirtschaftliche Betriebe und Familien und werden in großen Teilen seit Generationen bewirtschaftet. Klar ist aber auch: Der Klimawandel erfordert Anpassungen in den Regionen der Niederungen. Es ist daher zwingend erforderlich, gemeinsam mit den Betroffenen vor Ort im Dialog Lösungen zu entwickeln“, sagte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Die Niederungsstrategie schaffe hierfür einen geeigneten Handlungsrahmen. Schwarz betonte, dass eine an Umweltzielen orientierte landwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung in den Niederungen langfristig nur erfolgreich sein könne, wenn die Betriebe eine Möglichkeit zur Wertschöpfung hätten. Dafür müssten eine dauerhafte wirtschaftliche Perspektive und Planungssicherheit gewährleistet werden.

Mit dem vom Kabinett beschlossenen Handlungsplan sollen die Regionen nun befähigt werden, die Niederungsstrategie umzusetzen. Dafür benennt der Handlungsplan Maßnahmen, mit denen die Menschen in den Niederungen die Herausforderungen bewältigen können.

Angebote für die Landwirtschaft schaffen

„Gemäß dem Handlungsplan werden wir etwa mit den Wasser- und Bodenverbänden die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen der Schöpfwerke und wasserwirtschaftlichen Infrastruktur erarbeiten und prüfen, wie die Finanzierung auf eine breitere Basis gestellt werden kann“, erklärte Goldschmidt. Dazu gehöre, das Energiemanagement an den Schöpfwerken zu optimieren und alternative Lösungsansätze zu erproben. „Ein weiteres Beispiel ist, dass wir mit dem Landwirtschaftsministerium neue Vertragsmuster und Angebote für die Landwirtschaft schaffen, die eine bodenschonende, klimafreundliche und die Artenvielfalt fördernde Bewirtschaftung von Moor- und Marschböden fördern“, so der Umweltminister.

Die Niederungsstrategie des Projektbeirates ist abrufbar unter t1p.de/mnx5g und kann als Print-Version beim Land angefragt werden.

Eine Einordnung des Bauernverbandes Schleswig-Holstein folgt in der kommenden Ausgabe.


Hintergrund

Meeresspiegelanstieg, Sturmfluten, Starkregen, Trockenheit oder Moorsackungen: Der Klimawandel stellt die Niederungsgebiete vor zunehmende Herausforderungen. Im Juni 2023 veröffentlichte das Land eine Förderrichtlinie für die Niederungen, mit der es vielversprechende Projekte vor Ort unterstützt. Gefördert werden Akteure, die Teile ihrer Niederungsgebiete an die Folgen des Klimawandels anpassen. Zuwendungen können etwa Projekte erhalten, die die Anpassung von wasserwirtschaftlichen Anlagen wie Schöpfwerken und Sielen planen, Maßnahmen zum Wasserrückhalt in der Landschaft erarbeiten und umsetzen oder die Nutzungen in Einzugsgebieten an die Herausforderungen des Klimawandels anpassen.

„Ausstiegspfad aus der Biogasnutzung im Stromsektor“

Der Entwurf für das lang ersehnte „Biogaspaket“ stößt bei den Bioenergieverbänden auf breite Ablehnung. Sowohl die im Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) organisierten Verbände als auch der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) haben am vorigen Freitag eine fundamentale Überarbeitung gefordert. Das Paket war erst am Vortag mit einer Frist zum Nikolaustag in die Verbändeanhörung gegeben worden.

Der vom Bundeswirtschaftsministerium vorgelegte Entwurf von Regelungen zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2023 im Hinblick auf Bioenergie ist für den Präsidenten des Fachverbandes Biogas (FvB), Horst Seide, ein „Ausstiegspfad aus der Biogasnutzung im Stromsektor“. „Wir lehnen den Vorschlag grundsätzlich ab“, so Seide weiter.

„Käme das Paket, würde die Nutzung von Biogas zur Erzeugung von Strom und nachhaltiger Wärme in absehbarer Zeit auf einige wenige Anlagen reduziert und vorhandene Potenziale würden vernichtet statt mobilisiert“, kritisierte auch BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter. „Wir brauchen Lösungen, die für alle Biomasseanlagen funktionieren“, ergänzte HBB-Leiterin Sandra Rostek.

Breite Kritik an den Plänen

Laut HBB will das Berliner Wirtschaftsressort die Betriebsstunden der Biogasanlagen ohne Übergangsregelung von heute 4.000 auf 2.500 und später auf 2.000 reduzieren. Einhergehend mit der geringeren Betriebsstundenzahl sei jedoch nur eine leichte Anhebung des Flexibilitätszuschlags von heute 65 €/kW auf 85 €/kW vorgesehen. Dem BEE zufolge fehle zudem eine ausreichende Anhebung des Ausschreibungsvolumens, auch seien die im Entwurf skizzierten Flexibilitätsanforderungen viel zu hoch. Das im Sommer von Ressortchef Dr. Robert Habeck (Grüne) als „Biomassepaket“ angekündigte Vorhaben war damals von der Branche begrüßt und zwischenzeitlich eingefordert worden.

Ausschreibung erneut massiv überzeichnet

Am selben Tag hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) die Ergebnisse der Aus­schrei­bun­g für Biomasseanlagen zum Gebotstermin 1. Ok­to­ber 2024 veröffentlicht. Zum vierten Mal in Folge war diese deutlich überzeichnet. Insgesamt 283 Gebote mit einem Volumen von 287 MW erhielten laut der BNetzA einen Zuschlag. Bei einer ausgeschriebenen Menge von 234 MW seien 712 Gebote mit einer Gebotsmenge von 622 MW eingereicht worden. 17 Gebote im Umfang von 31 MW seien auf Neuanlagen und 695 Gebote mit 591 MW auf Bestandsanlagen entfallen.

Laut HBB untermauert die fast dreifach überzeichnete Ausschreibung den dringenden Handlungsbedarf. „Im Zentrum jeglicher Überlegung muss jetzt eine Übergangsregelung stehen, die für 2025 befristet und einmalig das Ausschreibungsvolumens auf 1.800 Megawatt anhebt“, forderte Rostek anlässlich der Veröffentlichung erneut. „Viele Hundert Biogasanlagen stehen unmittelbar vor dem Ende ihrer EEG-Förderung und benötigen eine Anschlussperspektive“, begründete BEE-Präsidentin Peter den Zeitdruck.

Wie die BNetzA weiter mitteilte, findet die nächste Ausschreibungsrunde für Biomasseanlagen am 1. April 2025 statt.

Gemeinsamer Jahresabschluss in Hamburg

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Am letzten Wochenende im November war es so weit und die alljährliche, heiß ersehnte Weihnachtsfeier stand auf dem Programm des Landjugendverbandes. Hierfür trafen sich der alte sowie der neue Landesvorstand inklusive der gesamten Geschäftsstelle in Hamburg, um an einem ansprechenden Programm teilzunehmen. Der neue und der letztjährige Agrarausschuss waren natürlich auch mit von der Partie und komplettierten die ausgelassene Runde.

Der Treffpunkt sollte gleichzeitig der Startpunkt des Abends werden und so fand sich die 16-köpfige Gruppe am späten Nachmittag an den Landungsbrücken in Hamburg ein. Im Anschluss ging es im Rahmen einer spektakulären Lichterfahrt mit einem Schiff quer durch den Hafen. Entlang der Elbe passierte man die imposanten Häuser am Elbufer, ehe der Kapitän das Ausflugsschiff weiter zu den Containerterminals steuerte. Hier konnte sich jeder einmal mit der wahren Größe eines Containerschiffes vertraut machen und sich die riesigen Lastkräne zum Löschen der Ladung ansehen.

Während die Sehenswürdigkeiten an einem vorbeizogen, konnte der Kapitän immer wieder mit interessantem Hintergrundwissen und einigen Anekdoten zum Hamburger Hafen überraschen. Auf dem Rückweg zum Pier wurde noch einmal die große Theaterkonstruktion im Hafen angesteuert, in der „Der König der Löwen“ aufgeführt wird, und auch an der weltbekannten Elbphilharmonie legte der Kapitän einen kurzen Stopp für Fotos ein. Dann war es Zeit, zurück zum Anleger zu schippern. Als letztes Highlight konnten noch einmal die großen Werften am Hafen angesehen werden. Die Tour endete mit dem gekonnten Anlegen am Pier, wo die Reisegruppe vom Lichterglanz und dem bunten Treiben an den Landungsbrücken erwartet wurde.

Vorbei an riesigen Schiffen und Containerbrücken ging es bei der Hafenrundfahrt. Foto: Marlies Muxfeldt
Die großzügige Zeitplanung bot genug Möglichkeit, das Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Foto: Marlies Muxfeldt
Große Portionen auf dem Teller gab es beim Besuch des Rodizio im Portugiesenviertel. Foto: Marlies Muxfeldt
Während der Lichterfahrt auf der Elbe gaben die beleuchteten Häuser ein imposantes Bild ab. Foto: Marlies Muxfeldt


Nachdem alle erfolgreich wieder von Bord gegangen waren, musste ein kleiner Fußmarsch zurückgelegt werden. Inzwischen waren auch alle mit einem ordentlichen Appetit gesegnet, sodass man sich ohne Umwege in das Portugiesenviertel begab, wo eine Tischreservierung im bekannten „Rodizio“ wartete.

Im Restaurant angekommen, musste bei einem kleinen Aperitif noch etwas Zeit überbrückt werden, bis der große Tisch bereitstand. Als es dann an die Vorspeise ging, die in Form eines riesigen Buffets angeboten wurde, verschätzte sich manch einer mit der Größe der Portionen und unfreiwillig stellte sich schon ein gewisses Völlegefühl ein, ehe es so richtig losgehen sollte. Wenig später kamen nämlich immer wieder Kellner mit großen Fleischspießen sowie zahlreichen Beilagen an den Tisch und jeder konnte sich nach seinem Geschmack etwas auffüllen lassen.

Während sich manche trotz des nicht endenden Nachschubs zurückhielten, artete der Besuch bei einigen schon fast in ein Wettessen aus, was nicht zuletzt an den wirklich guten Speisen lag. Beim Essen hatte jeder durch die großzügige Zeitplanung ausreichend Möglichkeiten, sich mit anderen auszutauschen und das Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Das köstliche Dessert-Buffet bildete dann den Abschluss des Restaurantbesuches und die Gruppe saß noch ein wenig zusammen, unterhielt sich oder schmiedete Pläne für die weitere Abendgestaltung.

Während ein Teil der Gruppe nach dem Essen den Heimweg antrat, fanden sich einige Nachtschwärmer der Runde noch für einen Verdauungsbummel durch das pulsierende Nachtleben Hamburgs zusammen.

Aktuelles zum Mais

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Von der Saat an über Keimung, Feldaufgang bis hin zur Jugendentwicklung müssen für das Maiskorn beste Bedingungen geschaffen werden. Der Beizschutz des Maiskorns vor Auflaufkrankheiten, Insektenbefall und Vogelfraß ist dafür anzupassen.

Das Maiskorn ist schon bei der Aussaat durch verschiedene pilzliche Erreger im Boden wie Fusarium-, Pythium- und Rhizoctonia-Arten gefährdet, vor allem wenn die Maisaussaat in eine kühle Witterungsphase fällt und sich der Feldaufgang über Wochen hinzieht oder die Saatgutablage zu tief durchgeführt wurde. Im konventionellen Maisanbau ist ein fungizider Beizschutz nach wie vor als Standardmaßnahme anzusehen. Die Auswahl der fungiziden Beizen ist aber begrenzt, es stehen lediglich Redigo M und Vibrance 500 FS zur Verfügung (siehe Tabelle Maisbeizen 2025).

Fehlstellen in Maisbeständen treten regional sehr unterschiedlich auf, auch durch Fraßschäden von Krähen, Tauben, Fasanen, Kranichen et cetera. Zunehmende Vogelpopulationen, mehr Vogelarten mit ganzjährigem Verbleiben in einem Gebiet oder auch zu beobachtendes Spielen mit Keim- und Jungpflanzen führen zu einem erhöhten Ausfall der Maispflanzen. Ein Vogelrepellent zur Vergrämung kann einen gewissen Schutz bieten. Der Wirkstoff Ziram (in Korit 420 FS) ist zwar in Deutschland nicht zugelassen, kann aber angebeizt ans Korn importiert werden (siehe Tabelle/QR-Code).

Pflanzenverluste treten auch durch Insektenbefall nach dem Auflaufen der Maispflanzen auf, vor allem wenn das Wachstum stagniert beziehungsweise nicht zügig vorangeht. Verantwortlich dafür sind Larven der Fritfliegen, die den jungen Mais im Ein- bis Dreiblattstadium während der Kornernährung schädigen. Als insektizider Beizschutz wird Force 20 CS gegen bodenbürtige Schadinsekten angeboten (siehe Tabelle Maisbeizen 2025). Die bereits aus dem Raps bekannte Beize Lumiposa hat in Polen auch eine Zulassung im Mais gegen die Larven des Drahtwurms erhalten und besitzt laut Herstellerangaben eine Nebenwirkung gegen Fritfliegen. Die Beize ist aktuell exklusiv für Pioneer- und Dekalb-Maissaatgut erhältlich und darf nur alle drei Jahre auf derselben Fläche eingesetzt werden.

Außerdem werden im Saatmaisgeschäft je nach Züchter unterschiedlichste Nährstoffbeizen und/oder Zusätze spezieller Biostimulanzien angeboten. Die Kombination Nährstoff und Biostimulanz soll die Maispflanzen besonders in der ersten Entwicklungsphase nach dem Auflaufen noch effektiver mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen und die Jugendentwicklung der Pflanze beschleunigen. Es gibt eine kaum überschaubare Vielfalt von Angeboten. Nicht jede Sorte ist somit mit jeder möglichen Beizausstattung erhältlich.



QR-Code zu der Tabelle Maisbeizen 2025:

Holsteiner Pferde seit drei Generationen

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Schon Hans-Niko Hoecks Groß­vater und Vater züchteten ­Holsteiner, bis 1960 die Technisierung in der Landwirtschaft die Pferde ersetzte. Gut 30 Jahre später ließ der Sohn und Enkel die Zucht wieder aufleben. Doch nun ist aus Altersgründen und mangels eines Nachfolgers Schluss. Die letzten beiden ­Nachkommen, ein Wallach und eine Stute, werden für die ­Vermarktung ­vorbereitet.

Aus dem Nebel tauchen drei Pferde auf der Weide auf. Es ist 15 Uhr und sie möchten jetzt in den Stall. Bedächtig öffnet Hans-Niko Hoeck das Tor. Seine Zuchtstute Raisa greift er am Halfter und nimmt sie an den Strick, ihre zweijährige Tochter folgt den beiden auf dem Fuß. Luna, das alte Reitpony, trottet gemütlich der Truppe hinterher. Es sind die letzten Pferde, die auf dem Hof Hoeck an der Alten Landstraße in Kollerup, einem 70-Seelen-Dorf der Gemeinde Großsolt, 10 km südlich von Flensburg, noch zu Hause sind.

„Man muss wissen, wann man aufhören muss“, kommentiert der 87-jährige Landwirt seinen Entschluss, mit der Pferdezucht Schluss zu machen. Seine Frau Ilse ergänzt: „Wir haben keine Kinder oder Nachfolger, die das hier übernehmen könnten.“ Die Ländereien hat Hoeck bereits 1997 an seinen Nachbarn verpachtet. Anfangs half er noch in der Erntezeit beim Dreschen, wenn Not am Mann war. Doch dafür fehlt ihm inzwischen die Kraft.

Mit Pferden ist er aufgewachsen: „Wir hatten immer fünf Pferde auf dem Hof, die im Gespann auf dem Acker liefen. Es waren reine Arbeitstiere.“ Schon sein Großvater hatte sich der Holsteiner-Zucht verschrieben. Jedes Jahr wurde ein Fohlen geboren. Er selbst war ein passionierter Reiter. Doch nach und nach wurden die Pferde durch Landmaschinen ersetzt. Als 1960 das renommierte Landgestüt Tra­venthal, Kreis Segeberg, für die Holsteiner-Zucht aufgegeben wurde, verschwanden auch die Pferde auf dem Hoeck‘schen Hof.

Zucht durch Zufallsbekanntschaft

Dass 32 Jahre später wieder Pferde auf dem Anwesen liefen, ist einem glücklichen Zufall zu verdanken. Auf einer Geburtstagsfeier kam Hans-Niko Hoeck mit der Trakehner-Züchterin Anita Roskothen aus dem benachbarten Obdrup ins Gespräch. Als er ihr von seiner Pferdeleidenschaft erzählte, lud sie ihn spontan ein: „Komm doch mal vorbei. Wir treffen uns jeden Dienstag zum Reiten. Ich hätte auch ein Pferd für dich.“ Von da an ritt er jede Woche die Trakehner Stute Valeria. Als sie ihm zum Kauf angeboten wurde, hochtragend von dem Anglo-Araberhengst Dorpas, zögerte er nicht lange. Nur wenige Monate später erblickte in Kollerup ein hübsches Hengstfohlen das Licht der Welt. Unter dem Namen Van Höck wurde es bei den Trakehnern eingetragen und diente später als Nikos Reitpferd.

„Um in Schleswig-Holstein mit der Pferdezucht Erfolg zu haben, muss man Holsteiner züchten“, ist der Pferdemann überzeugt. Mit Flocke, einem 1991 geborenen Stutfohlen von Coriolan-Caletto II, fing er an zu züchten. Insgesamt sieben Fohlen brachte Flocke zur Welt. Sie wurden entweder schon im Fohlenalter verkauft oder als Remonte, von jungen Mädchen aus der Nachbarschaft angeritten. Flocke selbst ging 16-jährig an einen Züchter in Ostdeutschland. Dort wurde sie noch einmal tragend, verstarb aber vor dem Abfohlen. „Man sollte ältere Zuchtstuten nicht verkaufen, aber ich hatte damals zu viele Pferde auf dem Betrieb und musste meinen Bestand verkleinern“, bereut Hoeck heute den Handel.

Raisa ist die letzte Zuchtstute auf dem Hof von Hans-Niko Hoeck in Kollerup, Kreis Schleswig-Flensburg. Foto: Assia Tschernookoff

Erfolgserprobte Nachkommen

Mit Malve IV, einem im April 1997 geborenen schwarzbraunen Stutfohlen von Linaro (Stamm 8626), baute er seine Zucht weiter auf. Aus ihr entstammt auch seine inzwischen 23-jährige Zuchtstute Raisa von Carvallo, die einige insbesondere in der Vielseitigkeit erfolgreiche Sportpferde hervorbrachte.

Der Züchter kramt aus einer Kiste Fotos und Briefe hervor. Da ist vor allem der 2019 geborene Ris de Talm (Adagio de Talma), der 2022 siebenjährig mit Antonia Baumgart die Weltmeisterschaften der jungen Vielseitigkeitspferde im französischen Lion d’Angers gewann. Mit Ris de Talm wurde die 25-jährige Reiterin aus Warendorf jetzt in den Perspektivkader 2025 berufen.

Auch Raisas zwei letztgeborene Nachkommen zeigen gute Anlagen für die Vielseitigkeit. Beide stammen von dem Holsteiner Vererber Dinken ab. Das 2021 geborene Hengstfohlen wuchs auf dem Pferdegestüt Wankjaer von Rainer und Reni Christiansen in Maasbüll auf, wurde inzwischen gelegt und wird dort für die Vermarktung weiter ausgebildet. „Der Wallach entwickelt sich unter dem Reiter richtig gut“, meint Christiansen, der Vorsitzender des Körbezirks Schleswig-Flensburg ist. Auch die zweijährige Vollschwester soll im nächsten Jahr auf seinem Betrieb angeritten und weiter ausgebildet werden.

Wenn seine jungen Pferde auf der Frühjahrsauktion vorgestellt würden, wäre das für Hans-Niko Hoeck der krönende Abschluss seiner Zucht. Bis dahin ist es ein weiter Weg, doch auch mit 87 Jahren darf man noch träumen.

Glockenläuten im Garten

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Glockenförmige Blüten strahlen eine gewisse Eleganz aus. Ganz gleich, ob im Beet oder in der Vase, ob mit großen oder kleinen Glocken – sie machen immer eine prima Figur. Die besondere Form der Blüte findet sich meist auch schon im Namen der Pflanze.

In wenigen Wochen bereits öffnet das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) wieder seine zeitige und frostfeste Blüte. Die zarte Zwiebelblume muss manchmal sogar noch einem späten Schneefall trotzen. Das Großblütige Schneeglöckchen (Galanthus elwesii) zeichnet sich durch größere Blüten und etwas breiteres, graugrünes Laub aus. Meist blüht es schon eine Woche früher als die kleine Schwester Galanthus nivalis.

Die Blüten des Maiglöckchens verströmen auch in der Vase noch einen lieblichen Duft. Foto: Karin Stern

Im Wonnemonat Mai öffnen sich die weißen, stark duftenden Blüten des Maiglöckchens (Convallaria majalis). Besonders hübsch wirkt der heimische Frühjahrsblüher unter eingewachsenen Gehölzen. Nicht alle Pflanzen mit glockenförmigen Blüten eignen sich für den Vasenschnitt, Maiglöckchen aber schon. Sie duften auch noch in der Vase und halten gut. Bei Kindern und Haustieren im Haus sollte man jedoch vorsichtig sein, denn das Maiglöckchen ist giftig. Mittlerweile sind interessante Sorten im Handel zu finden. ‚Grandi­flora‘ bildet größere Blüten als die Art, ‚Bridal Choice‘ besonders lange Stiele mit vielen Glöckchen. ‚Rosea‘ überrascht mit zartrosafarbenen Blüten und ‚Striata‘ fällt mit gestreiftem Laub ins Auge. Wer eine spezielle Sorte für den Schnitt sucht, pflanzt ‚Vierländer Glockenspiel‘. Als Pflanzpartner für das Maiglöckchen bieten sich Elfenblume (Epimedium), Echter Waldmeister (Galium odoratum), Frühlings-Gedenke­mein (Omphalodes verna) oder Lungenkraut (Pulmonaria) im lichten Gehölzschatten an.

Die Zwiebeln der aparten Glockenlilie werden leider viel zu selten gepflanzt. Foto: Karin Stern

Nur selten anzutreffen ist die wunderschöne Glockenlilie (Fritillaria michailovskyi), die eng mit der Schachbrettblume verwandt ist. Die reich blühende, niedrige Zwiebelblume zeigt ihre grazilen braunroten Blüten mit dem auffälligen gelben Rand von April bis Mai. Tipp: Die Topfkultur ist problemlos möglich. Wichtig ist ein sonniger Standort mit frisch-feuchtem, durchlässigem Boden.

Die Persische Kaiserkrone (Fritillaria persica) beeindruckt mit ihren bis zu 1 m hohen Blütenstielen. Sie sind dicht besetzt mit pflaumen- oder cremefarbenen Blütenglocken. Wer der Zwiebelblume keinen warmen, sommertrockenen Standort mit durchlässigem Boden bieten kann, nimmt die Zwiebeln nach der Blüte und dem Einziehen der Blätter aus dem Boden. Sie lagern den Sommer über an einem warmen Ort bei etwa 25 °C. Im September oder Oktober kommen die Zwiebeln wieder in den Boden. Diese Vorgehensweise sichert die reiche Blüte im nächsten Jahr.

Schönstes, wenn auch lautloses Glockengebimmel beim Spanischen Hasenglöckchen. Foto: Karin Stern

Von Ende April bis in den Juni hinein zeigen sich die hängenden Glockenblüten des Spanischen Hasenglöckchens (Hyacinthoides his­panica). Der überschwängliche Blüher für Sonne und Halbschatten samt sich gern selbst aus. Der Handel bietet attraktive Sorten mit rosafarbenen (‚Queen of the Pinks‘), weißen (‚White Triumphator‘) oder blauen Blüten (‚Danube‘) an. Die schattenverträgliche Zwiebelblume macht sich gut am Gehölzrand oder als Unterpflanzung. Als Nachbarn empfehlen sich Waldmeister, Golderdbeere oder Farn.

Auch im Staudenreich finden sich zahlreiche Vertreter mit glockenförmigen Blüten. Die verschiedenen Sorten und Hybriden des Purpurglöckchens (Heuchera) bringen mit verschiedenfarbigem oder marmoriertem Laub viel Abwechslung an sonnige bis halbschattige Standorte. Sie sollten einen humosen, durchlässigen und normal feuchten Boden aufweisen. Doch man muss schon genau hinschauen, um die Schönheit der kleinen, glockenförmigen Einzelblüten zu erkennen, die an zierlichen Rispen über den bunten Blättern schweben. Von Reinweiß über Cremeweiß bis hin zu verschiedenen Rosa- und Rotschattierungen bleibt kein Farbwunsch offen. Tipp: Bei Trockenheit gießen und die buntlaubigen Hybriden mit etwas Winterschutz versehen.

Die heimische Waldglockenblume bildet einen imposanten Blütenstand aus. Foto: Karin Stern

Von Juni bis August verschönern die verschiedenen Arten der Glockenblume den Sommer. Besonders hervorzuheben sind die Karpaten-Glockenblume (Campanula carpatica), die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) und die Breitblättrige Waldglockenblume (Campanula latifolia). Die buschig wachsende Karpaten-Glockenblume bleibt mit etwa 25 cm Höhe eher niedrig. Als hübscher Blickfang mit violetten oder weißen Blüten hat sie sich im Steingarten, Trog und Beet gleichermaßen bewährt. Tipp: Unbedingt vor Schnecken schützen. Die Pfirsichblättrige Glockenblume eignet sich prima als Rosenbegleiter, insbesondere die reich blühende Sorte ‚Blue Boomers‘. Sie punktet mit großen, halbgefüllten Blütenglocken. Wer weiße Blüten bevorzugt, pflanzt ‚Alba‘. Diese eher kurzlebige Sorte breitet sich über Ausläufer und Selbstaussaat aus. Die stattliche Waldglockenblume fügt sich ebenso gut ins Staudenbeet wie auch in den waldartigen Naturgarten ein. Allerdings braucht diese Art einen ausreichend feuchten Boden, sonst zieht sie bereits im Sommer ein.

Die Blütenglocken der Schachbrettblume hängen einzeln am Stängel. Foto: Karin Stern
Die Zwergglockenblume ,Bavaria Blue’ gefällt mit ihren blauen Blütenglocken. Foto: Karin Stern
Die immergrüne Glöckchenheide macht sich gut im Topf oder Heidegarten. Foto: Karin Stern
Die Glockenblume bietet formvollendete Blüten in Violett oder Weiß. Foto: Karin Stern
Der Austrieb der Persischen Kaiserkrone sollte vor Spätfrösten geschützt werden. Foto: Karin Stern
Die Irische Heide, auch als Glockenheide angeboten, ist ein attraktiver Bodendecker mit langer Blütezeit. Foto: Karin Stern
Die Heidelbeere bildet aus diesen wunderschönen Glockenblüten leckere Früchte. Foto: Karin Stern


Heizen mit Holz und anderen Energieträgern

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Über 4.000 Besucher nutzten kürzlich die Gelegenheit, sich im niedersächsischen Leese umfassend über die zukünftige Energieversorgung von Haus und Hof zu informieren. Im Fokus der Messe stand in diesem Jahr nicht nur die Aufbereitung und Verbrennung von Holz, sondern auch die Nutzung anderer alternativer Energieträger.

Neben zahlreichen Maschinen und Geräten, die mehrfach im praktischen Einsatz gezeigt wurden, boten neutrale Institutionen kompetente Beratung an. Vertreten waren die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, das Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe (3N), die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE), die Schornsteinfegerinnung, die Klimaschutzagentur und weitere. Die Beratermeile bot ein umfangreiches Angebot, nicht nur für Landwirte. Hier konnten sich Besucher von erfahrenen Energieberatern zu nahezu allen relevanten Themen der Energieerzeugung und -nutzung fachkompetent beraten lassen. Dies wurde durch gut besuchte Fachvorträge der Experten ergänzt.

In den Gesprächen wurde deutlich, dass Verlautbarungen der Bundesregierung und des Bundesumweltamtes in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass die Bürger bezüglich der Nutzung von Holz als Brennstoff verunsichert sind. Durch das Hin und Her von Bedenken und Verboten sei das Thema „Heizen mit Holz“ beschädigt worden, hieß es auf der Messe. Da können auch die möglichen Förderungen kaum eine sichere Zukunft der Holzverbrennung suggerieren, was die Aussteller durchaus bemerkten.

Das Expertenteam der Beratermeile informierte über verschiedene Aspekte der Effizienz, wirtschaftlicher Rentabilität und Umweltfreundlichkeit unterschiedlicher Heiztechniken. Auch Beratungen zu Solar- und Biogastechnologien standen im Fokus. Bei der Photovoltaik ging es um die spezielleren Bereiche Freiflächen- und Agri-Photovoltaik (Agri-PV). Ferner waren rechtliche Hürden und wirtschaftliche Risiken Thema, das konnte zum Beispiel die entfallende EEG-Vergütung bei Auftreten von negativen Strompreisen am Markt sein. In den Fachvorträgen zu aktuellen Energiethemen waren Lösungen für den Weiterbetrieb von Biogas- und bestehenden PV-Anlagen besonders gefragt.

Brennholzwerbung und -aufbereitung

Auf dem direkt am Wald gelegenen Freigelände konnten die Besucher sich über verschiedene Varianten der Brennholzfäll- und Brennholzrücketechnik informieren. Die Niedersächsischen Landesforsten wiesen mit einem Simulator eindrucksvoll auf die Gefahren beim Fällen von unter Druck stehenden Bäumen hin.

Im Praxiseinsatz zeigten 13 Aussteller Techniken zur Brennholzaufbereitung. Die meisten Spaltgeräte arbeiten mit einem sogenannten Spaltkeil, der hydraulisch betrieben, waagerecht oder senkrecht ins Holz getrieben wird. In anderen Geräten wird der Stamm gegen eine feststehende Klinge gedrückt und so gespalten.

Allein 13 Aussteller zeigten Techniken zur Brennholzbereitung wie diesen horizontalen Kleinspalter von Oehler.

Bei Kurzholzspaltern (Spalthub bis 550 mm) sind 6 bis 8 t Spaltdruck meistens ausreichend. Für Holz mit Astansätzen sind Drücke von 10 bis 11 t vorteilhaft. In stehenden Spaltgeräten sind kraftaufwendige Mehrfachspaltkreuze zukünftig nicht mehr zulässig. Langholzspalter werden für maximale Holzlängen von bis zu 1,25 m und für Stammdurchmesser von bis zu 45 cm, in Einzelfällen auch darüber, angeboten. Hier ist ein Druck von über 15 t zu empfehlen, die Geräte werden auch mit 30 bis zu 55 t angeboten. Ob eine waagerechte oder senkrechte Arbeitsweise des Gerätes vorteilhaft ist, kann nicht generell beantwortet werden, sondern muss individuell nach den Einsatzbedingungen entschieden werden.

Schwerpunkt der Veranstaltung waren praktische Vorführungen wie dieser Liegendspalter bei Feige Forsttechnik mit Seilwinde, Spaltkraft 32 t.
Sägespalter für den Profi-Betrieb von Uniforest

Schneidspalter schneiden und spalten Holz in zwei aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen und sind meistens für Stammdurchmesser von 5 bis zu 50 cm geeignet. Größere Profimaschinen verarbeiten auch Holz mit größeren Querschnitten. Das Schneiden des Holzes erfolgt über Kreis- oder Kettensägen, gespalten wird mit hydraulischem Spaltkeil (6 bis 18 t).

Holzhacker zur professionellen Hackschnitzelbereitung

Mobile Hacker zur Erzeugung von Hackschnitzeln wurden auf der Messe mit Siebanlagen kombiniert, um das Material in drei verschiedene Größen zu fraktionieren. Auch Trocknungsanlagen für die professionelle Hackschnitzelbereitung wurden vorgestellt. Zusätzlich zur Brennholzbereitung wurden auch mobile Sägewerke zur Bauholzerzeugung vorgestellt.

Nutzung von Brennholz

Elf Aussteller zeigten hochwertige Techniken zur Holzverbrennung in Zentralheizsystemen, die letztlich über die Kombination mit elektrostatischen Filtern eine umweltfreundliche Holzverbrennung gewährleisten. Großes Thema sind momentan Kamin- und Kachelöfen, weil ältere Feuerungen (vor 2010) überprüft, nachgerüstet und gegebenenfalls ausgetauscht werden müssen. Besonders diese Feuerungen stehen in der Diskussion um eine saubere Holzverbrennung.

Eine besonders innovative Entwicklung ist der Bremer Grundofen Hybrid der Ofenmanufaktur Colnrade. Durch das neu entwickelte und patentierte O’Tarc-Pyrolyse-Verbrennungssystem sowie Heizzüge im Kern des Ofens wird eine sehr gute Verbrennung erreicht. Der Ofen wird mit Holzpellets gefüllt, die, von oben angezündet, nach unten durchglühen. Der entscheidende Fortschritt liegt in der patentierten Luftführung. Eine Füllung übereinandergeschichteter Tonkugeln lenkt die Luftströmung so um, dass in der letzten Abbrandstufe die aufsteigenden Rauchgase in der Flamme verbrannt werden. Der Ofen wurde bereits vom Biomasse-Forschungszentrum in Leipzig (DBFZ) vermessen.

Unterreiner zeigte sein neues Verpackungssystem für Scheitholz. Fotos: Carsten Brüggemann

Auch E-Mobilität, die Erzeugung und die Nutzung von PV-Strom, Windkraft und Wärmepumpen spielten eine große Rolle auf der Messe. Insgesamt war die Ausstellung ein guter Erfolg. Themenauswahl, die Vielzahl der Aussteller und Berater hatten maßgebenden Einfluss darauf.

Fleischkonsum ist in der Bevölkerung „stark verankert“

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Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Fleischindustrie, des Fleischhandwerks, von Handel und Politik diskutierten beim diesjährigen Deutschen Fleisch-Kongress am 26. und 27. November in Mainz über aktuelle Themen wie das veränderte Konsumverhalten der Kunden, Transformationsstrategien, Tierwohl und Nachhaltigkeit sowie die Potenziale von Fleischalternativen. Eine aktuelle Studie der Universität Göttigen, die vorgestellt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass es für 70 % der Deutschen „nomal“ ist, Fleisch zu essen.

Der Verzehr von Fleisch sei in der deutschen Bevölkerung „stark verankert“. Das hat Prof. Achim Spiller von der Universität Göttingen jetzt auf dem Deutschen Fleisch-Kongress 2024 erklärt. Laut aktuellen Ergebnissen seiner Forschungsarbeit fänden es 70 % der Deutschen „normal“, Fleisch zu essen. Ebenfalls 70 % werteten Fleisch als Bestandteil einer gesunden Ernährung. Drei Viertel hielten den Konsum von Fleisch für einen vernünftigen Grund, Tiere zu töten.

Besonders häufig greifen die Konsumenten in Deutschland immer noch zu Schweinefleisch. Ihr Appetit auf Geflügelfleisch wächst aber. Das berichtete Werner Lauß von YouGov unter Verweis auf das eigene Verbraucherpanel.

Demnach hatte Schweinefleisch im September einen mengenmäßigen Marktanteil von 32,6 %, Geflügelfleisch von 31,3 %. Zentrales Kriterium bei der Produktauswahl bleibe der Fleischpreis, so Lauß. Er sei 55 % der Befragten sehr wichtig.

Tierwohl für Konsumenten immer wichtiger

Die Bundestierschutzbeauftragte Dr. Ariane Kari unterstrich die Bedeutung des Tierwohls. Es werde von immer mehr Verbrauchern gewünscht. Allerdings stimme die Kaufbereitschaft oft nicht mit dem tatsächlichen Kaufverhalten überein. An dieser Stelle sei mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig.

Der Präsident der Albert-Schweitzer-Stiftung, Mahi Klosterhalfen, forderte in einem Streitgespräch mit dem Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Wolfgang Schleicher, Produkte der niedrigen Haltungsformen irgendwann aus dem Angebotssortiment herauszunehmen. Dem widersprach Schleicher vehement. Der Verbraucher müsse die Wahl behalten. Eine zwanghafte Sortimentsumstellung dürfe es nicht geben.

Wirtschaft fühlt sich ausgebremst

Vertreter von Lebensmittelunternehmen unterstrichen das Engagement der Wirtschaft im Bereich Tierwohl. Dr. Carolin Winkel vom Kompetenzzentrum Landwirtschaft der Rewe Group verwies auf firmeneigene Projekte wie das Strohwohl-Projekt der Rewe-Region West, bei dem Schweine mit einem größeren Platzangebot und Auslaufmöglichkeiten auf Stroh gehalten werden.

Der Head of Public Affairs bei Tönnies Lebensmittel, Thomas Dosch, wertete die Themenfelder Fleisch und Tierhaltung als zu wichtig, um sie Kritikern zu überlassen. In der Tierwohldiskussion müssten alle offen miteinander reden. Außerdem sei es die Wirtschaft, die Lösungen schaffe. Der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforums Nord-West, Sven Guericke, ergänzte, dass die Wirtschaft Themen eher aufgreife als die Politik. Vielmehr würden unternehmerische Initiativen von der Politik oft „ausgebremst“. age

Mit gutem Gewissen essen

Initiative Fleisch startet Werbekampagne für Rotfleisch

Deutschland bekommt eine Kommunikationsstrategie für den Verzehr von Rotfleisch. Mit diesem Ziel ist kürzlich die Initiative Fleisch, eine Gesellschaft des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF), gestartet. Darauf hat die Geschäftsführerin der Initiative, Dr. Kirsten Otto, jetzt auf dem Deutschen Fleisch-Kongress 2024 in Mainz hingewiesen.

Laut Otto reagiert die Initiative damit auf das derzeitige Image- und Absatzproblem von Rotfleisch sowie undifferenzierte Beiträge über Forschungsergebnisse. Geplant sei, Rotfleisch durch umfangreiche Werbemaßnahmen etwa im Fernsehen und in den Social-Media-Kanälen als festen Bestandteil einer gesunden Ernährung zu revitalisieren. Rotfleisch solle wieder „mit gutem Gewissen“ verzehrt werden können. Davon erhoffe man sich auch höhere Absätze für die Fleischwirtschaft.

Angesprochen werden sollen mit der Kampagne nach den Angaben Ottos Meinungsbildner und Fleischesser.

Das größte Potenzial für eine Stärkung des Fleischkonsums sieht sie bei den deutschlandweit etwa 20 Millionen „bewussten Genießern“. Diese griffen vergleichsweise selten zu Rotfleisch und kauften nach hohen Qualitätskriterien ein. Nicht zur Zielgruppe gehörten Fleischverweigerer. Auch an diesen gingen die Kommunikationsinhalte aber sicher nicht vorbei. Angaben zum Budget, das der Initiative zur Verfügung steht, machte Otto auch auf Nachfrage nicht. age

Entscheidungskriterien für einen Meierei-Wechsel

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Alljährlich wird das Milchpreisranking der Meiereien abgedruckt und schnell kommt die Frage auf, ob man die Milch an die richtige Meierei liefert. Zudem gibt es Kündigungswellen bei einzelnen Meiereien, gerade wenn die Auszahlungspreise im Vergleich zu anderen Meiereien geringer ausfallen.

In der Tabelle 1 werden Entscheidungsparameter dargestellt. Dabei spielen für die Auswahl der Meierei vier Kerngebiete eine Rolle. Die genannten Themen können eine Hilfestellung sein, um herauszufinden, welche Parameter für den eigenen Betrieb wichtig sind.

Die Entscheidungsparameter im Detail

Kapitalbedarf

Ein Meiereiwechsel ist oftmals mit einem Kapitalbedarf verbunden. Will man an eine Genossenschaftsmeierei liefern, in der man ein Mitbestimmungsrecht hat und oftmals auch Anteile zeichnen muss, oder sieht man in Anteilen unnötigen Kapitalbedarf? Wechselt man zu einer Meierei, bei der man vorab Genossenschaftsanteile einzahlen muss? Oder können diese über einen längeren Zeitraum erworben werden? Zudem sollte geprüft werden, ob eine Nachschuss- oder Haftungspflicht der Mitglieder besteht, wenn die Meierei Kapitalbedarf hat. All diese Fragen sind zu klären.

Während einzelne Meiereien vorab einen Abschlag zur Monatsmitte auszahlen und die Abrechnung am Monatsende für den Vormonat erfolgt, zahlen andere Meiereien nur einmal im Monat das Milchgeld aus. Dies ist für die Liquiditätsplanung im Betrieb relevant.

Gegebenenfalls besteht Investitionsbedarf, wenn für Tierwohlprogramme Baumaßnahmen wie ein Laufhof, die Verbesserung des Tier-Fressplatz-Verhältnisses oder etwa die Installation von Kuhbürsten und zusätzlichen Tränken erforderlich werden. Bei zeitunabhängiger Abholung ist ein Puffertank aufzustellen.

Zuschläge

Neben dem Grundpreis und der Korrektur für die Inhaltsstoffe Fett und Eiweiß vergüten einzelne Meiereien Zuschläge für höhere Produktionsstandards wie Weidehaltung, gentechnik (GVO)-freie Fütterung, zeitunabhängige Abholung sowie Tierwohl und Nachhaltigkeitsaspekte. Ist man bereit, zusätzliche Auflagen, Audits und Checks zu erfüllen, oder nicht?

Für die zeitunabhängige Abholung der Milch ist ein Puffertank erforderlich. Nachdem der Haupttank abgepumpt und gereinigt wurde, kann die Milch aus dem erhöhten Puffertank anschließend im Haupttank gelagert werden.

Sicherheit

Den Sicherheitsaspekt bei der Auswahl der Meierei kann man beleuchten, indem man such folgende Fragen stellt: Wie sind Kapitalstruktur und Ertragslage der Meierei? Hier lohnt es sich, einen Blick auf die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung zu werfen. Bei einem hohen Fremdkapitalanteil und geringen Betriebsergebnis in der Vergangenheit kann hinterfragt werden, wie langfristig die Zukunftsaussichten sind. Die Auszahlungspreise der Vergangenheit sind kein Garant für die Zukunft, jedoch lässt sich beim Vergleich mit anderen Meiereien feststellen, ob hohe Preisschwankungen vorkamen. Jetzt ist zu entscheiden, ob einem ein „Tanker“ mit geringen Preisschwankungen oder eine „Achterbahnfahrt“ mit hohen Preisschwankungen und deutlich höheren Preisspitzen eher zusagt. Einzelne Meiereien bieten auch eine Preisabsicherung an. Dies kann gerade für Verhandlungsgespräche mit der Bank und die eigene Liquiditätsplanung ein wichtiges Entscheidungskriterium sein.

Darüber hinaus sind das Produktportfolio und die Abnehmerstruktur zu prüfen. Ist es einem wichtig, an eine Meierei zu liefern, die ihre Produkte weltweit verkauft oder die sich auf Deutschland und Westeuropa konzentriert? Während in lokalen Meiereien die Geschäftsführung oft direkten Kontakt zu den Lieferanten pflegt, ist dies in großen Meiereien kaum möglich. Zu klären ist, ob man eine Meierei will, die sich auf einfache Produktlinien konzentriert, oder eine Meierei mit zusätzlichen Labels und hoher Fertigungstiefe.

Kosten

Auflagen, Kontrollen und Dokumentationsaufwand sowie der Kauf von Genossenschaftsanteilen beeinflussen die Liquidität des landwirtschaftlichen Betriebes und kosten Zeit und Arbeit. Dies sollte man im Blick haben.

Werden Melkhäuser neu errichtet, lohnt es sich unter Umständen, die Gebäudegrößen und Anordnung so zu wählen, dass eine Wendemöglichkeit für den Tankwagen berücksichtigt werden kann.

Schlanke Anforderungen oder Zusatzmöglichkeiten?

Im Wesentlichen muss man klären, ob man an eine Meierei einfach „nur“ Milch liefern möchte oder ob man bereit ist, für Zuschläge einen breiten Katalog an Maßnahmen zu erfüllen. Ob sich dies finanziell lohnen kann, wird in dem folgenden beispielhaften Vergleich dargestellt:

Bei der Meierei Barmstedt eG wird der Milchauszahlungspreis anhand des Grundpreises und einer Korrektur für Fett und Eiweiß mit den betriebsindividuellen Inhaltsstoffen berechnet. Bei der Meierei Arla Foods amba erfolgt dies anhand einer Formel, die die Fett- und Eiweißgehalte des Betriebes in den Rohwarenpreis einbezieht. Zusätzlich gibt es neun weitere Kriterien, die den Milchpreis beeinflussen: Keime, Zellzahlen, Weidemilch, gentechnikfreie Fütterung, zeitunabhängige Abholung, Zufahrtsprämie, Zufahrtspauschale, FarmAhead Check und Farm­Ahead Incentive-Audits und Produktionsstandards zur Verbesserung der Ressourceneffizienz und Klimaschonung. So können zum Rohwarenwert zirka 7 ct Zuschläge dazukommen. Die Beispiele zeigen, dass eine Vergleichbarkeit der Meiereien schwierig ist.

In den Tabellen 2 und 3 ist dargestellt, wie sich der Milchpreis der Meiereien in Abhängigkeit von unterschiedlichen Inhaltsstoffen berechnet.

Der Vergleich für unterschiedliche Inhaltsstoffe verdeutlicht, dass aktuell die Fett- und Eiweißbezahlung bei Arla deutlich höher ist (3,74 ct im Vergleich zu 1,8 ct). Bei geringen Inhaltsstoffen hat der Lieferant bei Arla trotz der Zusatzmaßnahmen für die Zuschläge einen geringeren Auszahlungspreis als bei der Meierei Barmstedt. Doch wie war in der Vergangenheit die Situation bei geringeren Milchpreisen? Dazu ein Rückblick auf den November 2023 (Tabelle 3).

Es fällt auf, dass bei hohen Inhaltsstoffen der Auszahlungspreis durch die Zuschläge bei Arla um 7 ct höher war. Bei durchschnittlichen Inhaltsstoffen war der Auszahlungspreis aufgrund der Zuschläge knapp 5 ct höher.

Berechnung der Milchgeldauszahlungspreise

• Barmstedt, Tabelle 2

Grundpreis 4,00 % Fett und 3,40 % Eiweiß 52,00 ct

Korrektur Fett 1,14 ct (4,57 – 4,00 = 0,57 x 2 ct)
Korrektur Eiweiß 1,76 ct (3,79 – 3,40 = 0,39 x 4,5 ct)

 54,90 ct

• Barmstedt, Tabelle 3

Grundpreis 4,00 % Fett und 3,40 % Eiweiß 52,00 ct

Korrektur Fett 0,38 ct (4,19 – 4,00 = 0,19 x 2 ct)

Korrektur Eiweiß 0,72 ct (3,56 – 3,40 = 0,16 x 4,5 ct)

 53,10 ct

• Arla, Tabelle 2

Rohwarenpreis (4,57 x 6,37) + (3,79 x 5,74) -1,85 = 49,01 ct

Rohwarenpreis (4,19 x 6,37) + (3,56 x 5,74) -1,85 = 45,27 ct

• Arla, Tabelle 3

Rohwarenpreis (4,57 x 4,54) + (3,79 x 4,99) -1,76 = 37,90 ct

Rohwarenpreis (4,19 x 4,54) + (3,56 x 4,99) -1,76 = 35,03 ct

Preisvolatilität – Tanker versus Achterbahnfahrt

Für die eigene Liquiditätsplanung ist die Streuung in den Milchauszahlungspreisen interessant. Weisen die Preise eine geringe Streuung auf – wie ein Tanker – oder eine hohe Streuung – wie eine Achterbahnfahrt? Dazu kann Tabelle 4 einen Überblick geben.

Dabei fällt auf, dass die Streuung bei Barmstedt und Viöl besonders hoch war, während sie sich bei Nordseemilch und Arla deutlich geringer ausprägte.

Fazit

Die Auswahlmöglichkeit an Meiereien in Schleswig-Holstein ist groß, sofern Milch gesucht wird und die Meiereien gern weitere Lieferanten aufnehmen. Da im Moment die Milch knapp ist, ist der Zeitpunkt zum Wechsel günstig, sofern bei der alten Meierei gekündigt wurde beziehungsweise kurze Kündigungsfristen vorliegen. Ein Wechsel sollte aber wohlüberlegt sein und dabei verschiedene Kriterien zur Entscheidung herangezogen werden: Man sollte sich generell entscheiden, ob man einfach nur Milch abliefern und sich auf die eigene Kernkompetenz der Milchviehhaltung konzentrieren möchte oder ob man lieber eine Meierei auswählen will, die für höhere Produktionsstandards Zuschläge bezahlt. Hierbei besteht die Chance, einen Zusatznutzen für den Verbraucher anbieten zu können, der sich in höheren Auszahlungspreisen für die Milcherzeuger niederschlägt.

Es gilt weiter zu prüfen, ob man sich mit einer hohen Milchpreisvolatilität arrangieren kann oder stabile Preise vorzieht mit der Konsequenz, nicht den höchsten, aber auch nicht den niedrigsten Preis zu erhalten. Wenn ein Meiereiwechsel geplant ist, empfiehlt es sich, eine Milchgeldabrechnung am eigenen Beispiel vorrechnen zu lassen und einen Mitarbeiter der Meierei einzuladen, um weitere Liefervoraussetzungen zu besprechen. Vielleicht werden zusätzliche Anforderungen längst erfüllt oder könnten mit wenig Aufwand realisiert werden, wie zum Beispiel der Weidegang oder die GVO-freie Fütterung. Andere Anforderungen wie zeitunabhängige Abholung oder ein Laufhof sind hingegen mit Investitionskosten verbunden und daher zu prüfen. Die Unternehmensberater der Landwirtschaftskammer – so auch die Autoren – stehen für entsprechende Fragestellungen beratend gern zur Verfügung.