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Vor dem Start der Frühkartoffelsaison steigt die Spannung im Großhandelsgeschäft. Das Angebot aus dem Vorjahr fällt aktuell nur noch gering aus. Gute Qualitäten sind kaum im Angebot. Auch Frühkartoffeln aus dem Mittelmeerraum finden nur zögernd den Weg in den hiesigen Handel.
Bereits im vergangenen Herbst sorgte Regenwetter für Ernteprobleme. Viele Partien wurden zu nass gerodet. Einige Felder konnten gar nicht mehr befahren werden. Durch den milden Winter waren die Lagerbedingungen nicht optimal. Dies hatte hohe Absortierungen zur Folge, was das Angebot weiter verringerte. Die Großhandelspreise für Speisekartoffeln der letzten Ernte erreichten in diesem Frühjahr Werte, die zu dieser Jahreszeit bisher noch nicht erzielt wurden. Viele regionale Notierungen wurden in diesem Frühjahr relativ früh eingestellt, da kaum noch alterntige Ware angeboten und gehandelt wurde.
Mittelmeerware europaweit gefragt
Mit dem rückläufigen inländischen Angebot stellt der LEH auf Importware um. Bisher wurden vor allem Frühkartoffeln aus Israel, Zypern und Ägypten angeboten. Jetzt sollten eigentlich größere Mengen aus Spanien und Italien folgen. Doch auch in Spanien fällt die Frühkartoffelernte klein aus, da weniger Fläche bepflanzt wurde und die Erträge gering sind. Das kleine Angebot ist europaweit gefragt. Statt der erwarteten Preisabschläge können sich aktuell nochmals höhere Forderungen für Frühkartoffeln durchsetzen. Spanische Ware wurde bislang mit 95,00 €/dt schon recht teuer gehandelt. Mittlerweile sind die Forderungen auf über 100 €/ dt gestiegen.
In vielen Regionen in Deutschland werden erste Frühkartoffeln aus dem Unterfolienanbau angeboten. Auch hier bleiben die Preise auf recht hohem Niveau. Die relativ kleinen Mengen, die hier geerntet werden, werden meist im Direktabsatz verkauft und ergänzen kaum das Angebot im Großhandel. Die frühe Ware aus dem Feldanbau wird ebenfalls zunächst vor Ort vermarktet. Auch bei der Auspflanzung in diesem Frühjahr sorgten zu nasse Böden für Verzögerungen. Damit verschieben sich die Erntetermine nach hinten. Während es im Norden zwischenzeitlich auch trockene Witterungsphasen gab, sorgten in Süd- und Westdeutschland erneut Gewitter für hohe Niederschlagsmengen, die die Feldarbeiten oft durchgehend behindert haben.
Regen verzögert die Abreife
Mittlerweile wird die Angebotslage im Kartoffelhandel als prekär bezeichnet. Die hohen Preise sorgen dafür, dass man auch im Ausland nach Quellen sucht. Bis auf dubiose Gerüchte blieb dies jedoch meist erfolglos. In überregionalen Regionen will man jetzt die Abreife der frühen Bestände künstlich beschleunigen. Wegen der Nässe bringt dies jedoch nur selten den erwünschten Erfolg. Auch hier wäre trockenes Wetter von Vorteil.
Die Preise für alterntige Ware steigen durch diese Entwicklung weiter an und übertreffen die Hausse des vergangenen Jahres. Doch nur wenige Anbieter haben noch Ware in entsprechender Qualität im Angebot und können profitieren. Auch für die Haupternte deuten sich bereits jetzt stabile Marktverhältnisse an, da die Anschlussorten erst spät in die Erde gekommen sind, was zu späten Ernteterminen führt. Somit deutet vieles darauf hin, dass Kartoffeln vorerst knapp und teuer bleiben.
Nach der Landwirtschaftslehre zog es Lasse Clausen aus Dollerup in die weite Welt. Er startet in Australien, fuhr nach Osteuropa und ahnte nicht, wie weit in den Osten ihn seine Reiselust noch bringen würde. Bei den Lohnverhandlungen war schnell klar, reich würde er nicht werden. Doch Lasse irrte sich, denn er wurde reich bezahlt – mit Erfahrungen. Hier sein Bericht.
Acht Monate Sonne, Kängurus, Großtraktoren und eine wahnsinnig schöne Natur waren perfekt für meine erste große Reise. Ich lernte Systeme kennen, die ausgereift sind, und Menschen, die verstehen können, wie es ist, das erste Mal weit weg von zu Hause zu sein. Nach dieser Reise ging es zurück nach Deutschland, aber nicht in die Heimat, sondern in den Osten Deutschlands. Hier lernte ich moderne Betriebe mit Riesenflächen, so weit das Auge reichte, und neusten Maschinen kennen. Schnell war klar, hier möchte ich Landwirtschaft studieren. Das Studium hat mir Zeit gegeben, um möglichst viel auszuprobieren.
Mehrere Saisons war ich in Mecklenburg Erntehelfer, bis sich die Möglichkeit ergab, in Rumänien weiterzumachen. Als ich dort mit einem großen Raupenknickschlepper durch die Dörfer fuhr, musste ich höllisch aufpassen, dass die oberirdischen Stromleitungen nicht vom Arbeitsgerät erfasst wurden und das ganze Dorf ohne Strom war. Unterwegs begegneten mir Pferdefuhrwerke, jeweils beladen mit einem Big Bag voll handgeerntetem Mais, das Jahreseinkommen für einen ganze Familie. Trotz europäischer Hilfe und teilweise moderner Landwirtschaft ist das ländliche Leben noch immer sehr einfach und oft ärmlich.
Zurück im Studium wuchs mein Interesse, weitere Länder und Strukturen kennenzulernen. Eine kleine Dienstleistungsfirma, die mit Mähdreschern eines großen Landtechnikhersteller als Optimierungsexperte national und international agiert, bot mir die perfekte Chance. Nun standen Ungarn und die Ukraine auf den Plan. Ungarn erlebte ich als ein sehr sauberes Land mit guter Struktur und gastfreundlichen Menschen. Auch die Landwirtschaft ist mit unserer heimatlichen zu vergleichen. Nach einem erfolgreichen Projekt ging es vor dem Krieg weiter Richtung Kupjansk in der Ukraine. Riesige Flächen mit Schwarzerdeböden und wenigen Hindernissen eignen sich perfekt für Verfahrenstechnik und Agrarwirtschaft. Auch die Städte waren voll mit jungen Menschen und guten Restaurants. Raus aus der Stadt und angekommen im kleinen Dorf sah die Welt komplett anders aus. Kühe angebunden direkt am Straßenrand und der Senior mit zwei Kübeln Wasser aus dem Brunnen auf der Schulter, um die Tiere zu tränken. Jedes Haus mit einem großen Nutzgarten und fast jeder Dorfbewohner hat entweder einen kleinen Laster oder einen Mähdrescher, der in Europa vor 20 Jahren aussortiert wurde. Alle wollten sie beim Großbetrieb im Dorf arbeiten und zur Gemeinschaft gehören. Unsere modernen Mähdrescher sorgten für Aufsehen. Die Angestellten und Lasterfahrer verstanden schnell, dass sie mit unserer Technik und unserem Wissen am Ende mehr überhätten, denn ukrainische Mähdrescherfahrer werden nach Hektar und die Lkw-Fahrer nach Tonnen bezahlt.
Nachdem ich dachte, dass ich nicht noch weiter nach Osten kommen würde, ging es im vergangenen Jahr in die Steppen Kasachstans. Kasachstan ist das neuntgrößte Flächenland der Welt mit nur rund 20 Millionen Einwohnern. Man könnte sich die Ackerfläche wie die Nordsee vorstellen. Dazu kommen riesige Gebirgszüge: ein einmaliger Anblick. Und egal, bei welchen Landwirten wir waren, ob angemeldet oder spontan, wir wurden immer warmherzig empfangen und durften nicht ohne ein Festmahl wieder gehen. Die Gemeinschaft und Gastfreundschaft in Kasachstan waren für mich besonders.
Aber egal, in welchem Land ich war, die Lust auf Landwirtschaft und der Drang, sich stetig zu verbessern, verbinden alle Landwirte. Jeder Betrieb hat seine eigenen Herausforderungen und Wege, eine funktionierende Landwirtschaft zu betreiben. Für mich war es die beste Entscheidung, diese Erfahrungen zu sammeln.
Mittagspause nach kasachischer Art: Lasse (mit der organfarbenen Kappe) hat oft große Gastfreundschaft erlebt.Deutsche und osteuropäische Technik beim Warten auf die AbfahrgespanneKasachischer Buchweizeneintopf mit FleischLasse Clausen
Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Tätigkeiten der Ortsvereine bot der LandFrauenverband Schleswig-Holstein ein Seminar für Schriftführerinnen an. Das Interesse war riesig. 51 LandFrauen meldeten sich an. Das Amt der Schriftführerin ist längst sehr vielfältig geworden und reicht oft vom Protokoll bis zu Administration der Webseite.
Unter den Teilnehmerinnen waren im Hinblick auf das vielfältige Amt sowohl Erfahrene als auch solche, die neu im Amt sind. Die Referentinnen Dr. Gaby Brüssow-Harfmann, Iris Christensen und Dr. Judith Bühlmeier sowie Landesvorstandsmitglied Petra Heide gaben Informationen zur Relevanz und Form der Protokollführung sowie der Meldung von Mitgliederzahlen und Tätigkeiten an den Landes- beziehungsweise Bundesvorstand. Ein Tagesordnungspunktbeschäftigte sich zudem mit der Erstellung von Pressemitteilungen und dem Umgang mit der Presse. Bauernblatt-Redakteurin Kathrin Iselt-Segert hatte zu Beginn der Tagesveranstaltung einen kurzen Überblick über wichtige Kriterien der Pressearbeit gegeben und ein Handout mit Tipps für die Schriftführerinnen mitgebracht.lfv
Landwirt oder Landwirtin für einen Tag sein – dieses Angebot richtete das Forum Moderne Landwirtschaft (FML) an Nichtlandwirte. Aktionstag war der vergangene Sonnabend, zum Teil auch verlegt auf ein späteres Datum. In Schleswig-Holstein stellten sich elf Betriebe zur Verfügung. Hier der Bericht vom Hof Hahnenkamp in Wobbenbüll, Kreis Nordfriesland, der an der Aktion teilnahm.
Es war ungewöhnlich voll im Melkstand auf Hof Hahnenkamp in Wobbenbüll. Zwei „Landwirte für einen Tag” mitsamt Videobegleitung durften zum Frühmelken der rund 200 Milchkühe und zum anschließenden Stalldienst antreten. Aus Köln und Norderstedt waren die beiden Mitarbeiter der Rewe Group pünktlich um 3.45 Uhr zum morgendlichen Melken angereist.
Den Milchviehbetrieb mit Nachzucht und 200 ha Acker- und Futterbau hat das Ehepaar Jörg Schulz und Urte Schulz-Möllgaard – ehemals eine Bankangestellte und ein Geschäftsführer des Maschinenrings Südholstein – im Jahr 2019 außerfamiliär übernommen. Seitdem engagiert sich vor allem Urte neben dem Betriebs- und Familienalltag aktiv im Forum Moderne Landwirtschaft und teilt Einblicke in das Hofleben über die Sozialen Medien.
Ins Leben gerufen hat das Forum Moderne Landwirtschaft die Aktion, die in diesem Jahr bereits zum fünften Mal stattfand. Hof Hahnenkamp ist zum ersten Mal einer der bundesweit 60 Betriebe, auf denen Interessierte ohne landwirtschaftliche Vorkenntnisse zum „Landwirt für einen Tag“ werden, von den Landwirten lernen und mit ihnen ins Gespräch kommen können.
Urte Schulz-Möllgaard erklärte, wie und warum Akupunktur bei Kühen funktioniert, und zeigte, wo die Nadeln gesetzt werden. Foto: Luise Lentfer
Der Lebensmitteleinzelhandelskonzern Rewe hat insgesamt sechs Plätze der Aktion genutzt, zwei davon auf Hof Hahnenkamp. Philipp Stiehler ist Geschäftsführer der Rewe Group Buying und Stefan Fiévet Teamleiter Recruiting der Region Nord. Das Unternehmen ist neben anderen bekannten Firmen selbst Mitglied des Forums.
Nach dem Melkstand ging es für die beiden Teilnehmer an die Fütterung der Tiere, die Vorbereitung von Kälberiglus und die Begleitung bei den anstehenden Feldarbeiten: Gülleausbringen, Bodenbearbeitung und Maisdrillen.
Was hat sie dazu bewegt, an der Aktion teilzunehmen? Stiehler geht es darum, den Landwirten näherzukommen und selbst zu erfahren, wo sich Probleme befinden, die sich nur gemeinsam lösen lassen. Bezüglich der Tatsache, dass auch der Lebensmitteleinzelhandel in den zurückliegenden Protesten in deutliche Kritik geriet, betonte er: „Ich glaube, dass wir wissen, was wir an den Landwirten haben, und dass die Landwirte wissen, was sie an uns haben.” Während der Arbeit und Pausen habe man mit den jungen Landwirten gute Gespräche darüber führen können, wie die zukünftige Zusammenarbeit gestaltet werden müsse, und zwar „langfristig und qualitätsgetrieben“, so Stiehler.
Beide Teilnehmer erwähnten ihren gewonnenen Respekt vor der Arbeit mit Tieren. „Ich habe ein Kalb in seine neue Box gebracht, aber ich hatte eher das Gefühl, das Kalb hat mich zur Box gebracht”, berichtete Fiévet. Beeindruckend sei außerdem die Gesundheitsüberwachung der Kühe: Der Betrieb arbeitet unter anderem mit smarten Pansenboli und Akupunktur zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes. Die Erfahrungen der „Landwirte für einen Tag” wurden von einem Kamerateam des Unternehmens zu Kommunikationszwecken festgehalten.
Praktikantin Hilke Schulte unterstützte Stefan Fiévet beim Umboxen eines Kalbs. Hier lernte er die Kraft des Tiers kennen. Foto: Luise Lentfer
Was die Landwirte zu der Teilnahme am Aktionstag bewogen habe, sei vor allem der allgemeine Verlust des Dialogs gewesen. Jetzt sei die Zeit, um aufeinander zuzugehen, anstatt Hoftüren zu verschließen. „Wir haben auch heute in unseren Gesprächen gemerkt, dass vieles ruckelt und hakt und dass alle offener werden müssen”, so Urte Schulz-Möllgaard. In der Milchwirtschaft gebe es besonderen Nachholbedarf in puncto Offenheit zwischen Landwirt, Meierei und Lebensmitteleinzelhandel bezüglich der Preise. Ehemann Jörg Schulz betonte, Hoftüren sollten nicht aus Angst heraus verschlossen bleiben, sondern geöffnet werden – auch mit kleinen Schönheitsfehlern.
Das Ehepaar ist der Meinung, dass Aktionstage wie diese Wirkung zeigten und häufiger stattfinden sollten. „Der Aktionstag war schon deshalb erfolgreich, weil jeder etwas mit nach Hause nimmt.”
Mit Wetterkapriolen oder schwankenden Marktpreisen können Landwirtinnen und Landwirte besser umgehen als mit übermäßiger Bürokratie. Das verdeutlichte Jens Timmermann-Ann, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Stormarn (KBV), am Montag (27. Mai) auf dem Kreisbauerntag in Feldhorst. Wie ein besserer Deal als der aktuelle Green Deal aussehen könnte, diskutierten schleswig-holsteinische Politiker mit Blick auf die anstehende Europawahl auf dem Podium.
„Der Green Deal besteht aus zirka drei Dutzend Gesetzgebungsverfahren“, berichtete Niclas Herbst, der für die CDU im EU-Parlament sitzt. Selbstkritisch stellte er fest, es habe in den vergangenen Jahren zu viel Ordnungsrecht und zu wenig Technologieförderung aus Brüssel gegeben. Die Idee, dass man eine europäische Regelung schaffe und dann ein nationale wegfalle, funktioniere nicht, sondern führe zu Überbürokratisierung. Herbst verdeutlichte aber auch, dass man Mut zur Lücke brauche, wenn man hier vereinfachen wolle. Er unterstütze die Bemühungen um ein Handelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten. „Vielleicht müssen wir aber mal darüber nachdenken, unsere Standards herunterzusetzen und nicht nur die in Südamerika zu erhöhen, wenn wir Freihandel wirklich wollen“, schlug er vor. Harsche Kritik äußerte er am Lieferkettengesetz (EUDR), dem kürzlich auch der EU-Rat zugestimmt hat. Er unterstrich: „Das Gesetz ist Quatsch.“ Großunternehmen wälzten die zusätzlichen Belastungen auf den Mittelstand ab. Das EUDR müsse um mindestens zwei Jahre verschoben werden.
Ziele sind wichtig
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Dirk Kock-Rohwer betonte: „Wir dürfen die Klima- und die Biodiversitätskrise nicht kleinreden.“ Nach seiner Überzeugung müssten die Direktzahlungen in die Bezahlung von Gemeinwohlleistungen überführt werden. Hinsichtlich der gekippten EU-Pflanzenschutzverordnung (SUR) erklärte er: „Ich fand die Idee total gut, sich ein Ziel zu setzen, den Pflanzenschutzmitteleinsatz stark zu reduzieren.“ Es gelte, das Ökosystem anzugucken und es auf dem Weg, die Pflanzen zu schützen, nicht komplett zu demolieren. Da die Gesellschaft mehr Platz mit Frischluft für Nutztiere fordere, brauche es Investitionen in neue Ställe. Die Bürger in Deutschland zeigten sich aber beim Lebensmitteleinkauf besonders geizig. Deswegen sei hier Unterstützung der Politik gefordert.
Ökoquote in Kantinen
Inken Kuhn (SPD), Abgeordnete des Plöner Kreistages, ist der Meinung, dass das EU-Regelungs-Korsett Kreativität hemmt. „Wir legen EU-Regeln noch sehr viel genauer aus als unsere Nachbarländer, woraus noch viel mehr Regelungen entstehen“, so Kuhn. Sie hätte begrüßt, wenn die SUR auf EU-Ebene durchgegangen wäre. Dass Deutschland jetzt mit einem eigenen Zukunftsprogramm Pflanzenschutz national vornewegläuft, sieht sie kritisch. Der Green Deal müsse besser mit den Praktikern abgestimmt und kommuniziert werden. Außerdem müsse Politik Landwirte besser unterstützen, mehr Tierwohl zu gewährleisten. Kuhn plädierte dafür, dass die Landesregierung eine Ökoquote in Kantinen vorschreibt, um den Absatz entsprechend produzierter Waren zu fördern.
Der Wissenschaft folgen
Der FDP-Kandidat für die Europawahl, Helmer Krane, erklärte: „Aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat sich die Situation bei Ernährung, Energieversorgung und Sicherheit verändert.“ Man könne die vor Kriegsbeginn eingespielte Green-Deal-Politik so nicht weiterführen. Es brauche zudem einen grundsätzlichen Wechsel, wie die Gemeinsame Agrarpolitik ablaufe. Die FDP stehe für einheitliche Standards in den Mitgliedstaaten mit möglichst wenig Bürokratie. „Der Glaube, dass mehr Ordnungsrecht zu mehr Planungssicherheit führt, ist ein Missverständnis“, unterstrich Krane. Er sprach sich für einen wissenschaftsbasierten Umgang mit den Themen Pflanzenschutzmittel und Züchtungstechniken aus.
Landesbauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht (li.) und Jens Timmermann-Ann (r.) ehrten den ehemaligen KBV-Vorsitzenden Friedrich Klose im Rahmen des Bauerntages für seine Verdienste mit der Silbernen Ehrennadel mit Eichenblatt.
Was uns junge Menschen an der Landwirtschaft motiviert, ist, dass man Dinge mit den eigenen Händen schaffen kann. Die viele Arbeit auf dem Hof lässt unsere Motivation nicht schrumpfen, der enorme Bürokratieaufwand aber schon. Betroffen sind hauptsächlich die Familienbetriebe, bei denen die Betriebsleiter selbst noch im Stall und auf dem Feld die Arbeit machen. Diese haben kaum noch die Zeit, diesem bürokratischen Aufwand gerecht zu werden. Liebe Politiker: Lasst die Landwirte Landwirte sein.“
Im Rahmen des EIP-Projektes „Tierwohl, Nährstoff- und Klimaeffizienz beim Angler Rind“ laufen derzeit am Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zusammen mit der Universität Kassel Auswertungen, in denen unter anderem die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Rasse Angler sowie der Digitalisierungsgrad in der Angler-Population über eine Umfrage erfasst werden sollen.
Die Rinderzucht Schleswig-Holstein eG ist Lead-Partner in diesem Projekt. Die Umfrage soll deutschlandweit Landwirte ansprechen, die Angler und/oder Angler alter Zuchtrichtung halten.
Erfahrungen und Einschätzungen der Halter sind sehr wertvoll, um ein umfassendes Bild der Rasse Angler zu bekommen. Die Ergebnisse dieser Umfrage dienen der Entwicklung von Zukunftsstrategien, um die überregionale Wettbewerbsfähigkeit der Rasse Angler zu steigern.
Der Reit- und Fahrverein Wedel veranstaltet seit Jahren ein Pfingstturnier auf dem Catharinenhof. Neben Prüfungen bis zur ganz schweren Klasse bekamen auch die jüngeren Talente die Chance, ihr Können einem großen Publikum zu präsentieren.
Die Sieger der diesjährigen Wedeler Hauptprüfungen in Parcours und Viereck hießen Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Felix Kneese. Meyer-Zimmermann hatte für das Springen der Klasse S* Cachonda gesattelt, die schon beim Deutschen Springderby in Hamburg eine Platzierung im Finale der Youngstertour ergattern konnte. Die Pinnebergerin und die achtjährige Holsteiner Stute aus der Familienzucht blieben sowohl im Umlauf als auch im Stechen fehlerfrei.
„Es ist für mich immer schön, die Entwicklung unserer jungen Pferde und ganz besonders der eigenen Zucht zu beobachten und zu begleiten. Ich war mit einigen tollen Nachwuchspferden in Wedel am Start. Meistens fehlerfrei, aber nicht unbedingt platziert, weil ich eher ruhig geritten bin“, sagte sie und fügte hinzu: „Der Weg ist das Ziel, und dass wir uns in vielen kleinen Schritten nach vorne bewegen. Manchmal guckt man irgendwann zurück und freut sich riesig, wie weit die Pferde gekommen sind.“
Vizelandesmeister Felix Kneese war ebenfalls mit mehreren Pferden gekommen. Er siegte im St. Georg Special* auf Kandare mit dem achtjährigen Oldenburger Wallach Double Check und in den Dressurprüfungen der Klasse S*** jeweils mit dem Oldenburger Wannabe.
Neben den Profis waren aber auch viele Amateure am Start. So wurde in Wedel unter anderem die erste Station des Kuschel-Cups in der Dressur gefeiert. Die Serie richtet sich an die Junioren des Jahrgangs 2007 und jünger aus den Leistungsklassen vier und fünf in Springen und Dressur, die Stammmitglied in einem dem Pferdesportverband Schleswig-Holstein oder dem Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg angeschlossenen Reitverein sind. Im Viereck wird auf dem Weg zum Finale eine Dressurreiterprüfung der Klasse L geritten.
In Wedel schnitt Jule Pauls von der Reitsportgemeinschaft Syltkuhlen am besten ab. Sie saß im Sattel ihrer Proud Gabbana Girl, einer Deutschen Reitponystute von D-Day AT, und erhielt von den Richtern Meike Schmidt und Dr. Alexander Busse die Wertnote 7,9. An zweiter Stelle wurde Theresa Waitz vom Norddeutschen und Flottbeker Reiterverein mit ihrer Palominostute Sunny Day platziert. Die Leistung des Paars wurde von dem Richterduo mit einer 7,5 bewertet. Die beiden Juniorinnen haben damit die ersten zwei Tickets für das Finale gelöst. pm
Nach der üppigen Blüte der Polsterstauden im Frühjahr füllen Zwiebelblüher die Lücken bis zum nächsten Blütenhöhepunkt. Der fällt jetzt in den Juni, wenn eine Vielzahl an Stauden wunderschöne Blütenbilder in den Garten bringt. Zahlreiche Kandidaten warten nur darauf, sonnige oder schattige Bereiche farbig aufzuwerten.
Werfen wir zunächst einen Blick auf Stauden für sonnige Lagen. Mit seinen markanten Blütenständen fällt das Brandkraut (Phlomis russeliana) sofort ins Auge. Quirlartig angeordnet stehen die gelben Blüten an langen, schlanken Stielen etagenartig übereinander.
Die auffälligen Blütenstiele des Brandkrauts ziehen den Blick auf sich.Foto: Karin Stern
Sie sind auch nach der Blüte noch lange haltbar und schmücken als Fruchtstände den winterlichen Garten. Wichtig sind ein durchlässiger, trockener und eher nährstoffreicher Boden und etwas Geduld, denn die Staude braucht Zeit zum Etablieren. Tipp: Wenn nach längeren Trockenphasen die Blätter etwas unansehnlich werden, das Brandkraut einfach bodennah zurückschneiden. Nach kurzer Zeit zeigt sich ein frischer Austrieb. Phlomis russeliana verbreitet sich über die Selbstaussaat sehr stark. Eine Vergemeinschaftung mit konkurrenzstarken Nachbarn wie der Schafgarbe ‚Parker‘ (Achillea filipendulina) oder der Hellen Färberkamille ‚Sauce Hollandaise‘ (Anthemis tinctoria) ist daher empfehlenswert. Tipp: alternativ das rosa blühende Knollen-Brandkraut (Phlomis tuberosa) pflanzen. Es versamt sich nur moderat. Einen hübschen Kontrast dazu bildet der Steppensalbei ‚Mainacht‘ (Salvia nemorosa) sowohl in der Form als auch in der Farbe der Blüten. Als eine der frühesten Sorten zeigt ‚Mainacht‘ den dunkelblauvioletten Flor bereits Anfang Juni. Die Züchtung Karl Försters überzeugt zudem mit ihrem steifen, aufrechten Wuchs und breiten Blütenähren. Eine prima Ergänzung ist die Sorte ‚Caradonna‘, die sich mit ihrer langen Blütezeit über den ganzen Juni hinweg von allen anderen Sorten abhebt. Beide bilden eine attraktive Pflanzgemeinschaft mit Schafgarbe und Brandkraut, wirken aber auch toll in der Nachbarschaft weiß blühender Stauden wie der Pfirsichblättrigen Glockenblume ‚Grandiflora Alba‘ (Campanula persicifolia) und des Weißen Sonnenhutes ‚Alba‘ (Echinacea purpurea).
Steppensalbei ,Mainacht‘ zeigt sich bereits Anfang Juni von seiner schönsten Seite. Foto: Karin SternPfirsichblättrige Glockenblume und Juni gehören einfach zusammen.Foto: Karin SternRosafarbene Sorten des Steppensalbeis passen gut zu Zierlauch.Foto: Karin Stern
Zwei weitere „Sonnenkinder“ dürfen nicht unerwähnt bleiben. Als Klassiker gehört die Margerite (Leucanthemum) in jeden Garten. Bei der Sortenwahl ist auf den jeweiligen Blühtermin zu achten. Er variiert von Mai bis August. Die unverwüstliche Wiesen-Margerite blüht früher, die standfesten Hybriden etwas später. Richtig viel Farbe bringen Taglilien (Hemerocallis) im Juni ins Beet. Das Spektrum reicht hier von Weiß über sämtliche Gelb- und Orangetöne bis hin zu Rosa, Rot und Braun. Doch damit der Varianten noch nicht genug, denn auch die Blütengröße unterscheidet sich je nach Art und Sorte.
Ein paar Blüten der Taglilie umspielen hier Margeriten.Foto: Karin Stern
Wenden wir uns nun dem lichten Schatten zu, einem Bereich, in dem sich die Große Sterndolde (Astrantia major) sehr wohlfühlt. Die erstaunlich unkomplizierte Staude für nicht zu trockenen, nahrhaften Humusboden zieht mit ihrem hübschen Blattwerk und den an ein Stecknadelkissen erinnernden Blütenköpfen den Blick auf sich. Wer die Selbstaussaat verhindern möchte, schneidet Verblühtes gleich weg. Der Schnitt fördert zudem eine Nachblüte, die sich dann im September zeigt. Die Sterndolde macht sich auch ganz ausgezeichnet als Schnittblume. Die einzelnen Sorten wie ‚Elmblut‘, ‚Florence‘, ‚Fokker Red‘, ‚Moulin Rouge‘, ‚Shaggy‘ und ‚Star of Billion‘ unterscheiden sich vor allem in ihrer Wuchshöhe (40 bis 75 cm) und der Blütenfarbe. Diese umfasst Rosa- und Rottöne sowie Weiß. Ein hübscher Pflanzpartner ist das Purpurglöckchen (Heuchera). Wählen Sie aus dem breiten Angebot an Hybriden einfach eine passende Variante zur jeweiligen Astrantia-Sorte. Auch der Waldgeißbart (Aruncus dioicus) macht sich gut in der Nachbarschaft. Die Schatten liebende Staude dürfte gern häufiger in unseren Gärten zu sehen sein. Vielleicht liegt es am mächtigen Wuchs, denn auf humus- und nährstoffreichen Böden am Gehölzrand kann Waldgeißbart durchaus mannshoch wachsen. Dabei gibt es inzwischen mit ‚Woldemar Meier‘ eine nur 30 bis 60 cm hohe Sorte, deren Blütenrispen viel Helligkeit in den Schatten bringen. Wenn es etwas höher sein darf, bietet sich ‚Johannisfest‘ als tolle Alternative an. Diese Sorte erreicht etwa 1 m Höhe.
Die Sterndolde wirkt ganz apart in der Nachbarschaft von Purpurglöckchen.Foto: Karin SternWeiße Romantik mit Sterndolde und Kerzenknöterich.Foto: Karin SternWaldgeißbart prunkt im Juni mit tollen Blütenwolken. Einige Sorten bleiben deutlich niedriger als die mannshohe Variante hier.Foto: Karin Stern
Unter den Astilben-Hybriden finden sich viele sehr farbstarke Vertreter. Foto: Karin Stern
Mit unterschiedlichen Wuchshöhen von 25 bis 120 cm punkten auch Prachtspieren (Astilbe). Insbesondere die Arendsii-Hybrid-Sorten fallen mit ihren fedrigen, farbintensiven Blütenrispen ins Auge. Auf frischem, humosem Boden, der nicht austrocknen sollte, kommen Astilben in der flächigen Pflanzung besonders gut zur Geltung. Tipp: wegen des späten Austriebs mit früh blühenden Zwiebelblumen kombinieren. Wer dagegen etwas Blau ins Staudenbeet bringen möchte, pflanzt den Blauen Berg-Eisenhut (Aconitum napellus). Er ist wie der Herbst-Eisenhut sehr giftig, gilt aber mit seinen schönen Blütenrispen als unentbehrliche Bauerngartenpflanze. Ebenfalls blaue Blüten steuert die Berg-Flockenblume (Centaurea montana) in ihrer Wildform bei. Sie passt gut in naturnahe Pflanzungen. Ihre Hybridsorten wie ‚Alba‘, ‚Carnea‘, ‚Merel‘ oder auch ‚Purple Heart‘ bringen Weiß, Rosa oder Violett ins Farbspiel hinein.
In diesem Jahr zeigt die Entwicklung der Auszahlungspreise ein eher saisonunübliches Bild. Obwohl sich die Anlieferungsmengen auf dem saisonalen Höchststand bewegen, bleiben die Milchpreise in Schleswig-Holstein auf dem seit Monaten fast unverändertem Niveau. Bei den erfassten Meiereien blieb der Grundpreis im Mittel bei 42,61 ct/ kg Milch. Dies sind nur 0,02 ct weniger als der Mittelwert des Auszahlungsmonats März.
Hierzulande bewegen sich die Grundpreise im Bereich zwischen 41 und 45 ct/kg. Auch bundesweit hielten die meisten Meiereien am Auszahlungspreis des Vormonats fest. Wenn es zu Preisänderungen kam, lagen sie meist nur in einem Bereich um 1 ct/kg.
Auch EU-weit blieben die Auszahlungspreise im Mittel in den letzten Monaten unverändert. Seit dem Jahresbeginn liegt der ermittelte durchschnittliche Auszahlungspreis bei 46,4 ct/kg Milch.
Die zuletzt recht sommerliche Witterung hat die Nachfrage nach Milchprodukten belebt. Der ife-Rohstoffwert je Fetteinheit stieg Anfang Mai um 0,3 € bis auf bis zu 7,10 €/kg Fett. Auch der Kurs für Rahm in VLOG-Qualität erhöhte sich und erreichte im Mittel 6,9 €/kg. Im Eiweißbereich zeigt sich ebenfalls eine Belebung der Nachfrage. Die Kurse für Magermilchpulver stiegen zuletzt ebenfalls an.
Die MMP-Notierungen am EEX-Terminmarkt in Leipzig erreichten Mitte Mai einen Wert von 2.400 €/t. Steigende Kurse sind auch für abgepackte Butter zu beobachten. Dies gilt auch für kurzfristig zur Verfügung stehende Blockbutter. Nach den Pfingstfeiertagen könnte sich der Butterhandel etwas beruhigen, da auch die Spargelzeit dem Ende entgegengeht. Die Bestände an Butter sind nicht mehr sehr üppig. Daher gehen die Meiereien auch entspannt in die Verhandlungen über die Lieferungen für das zweite Halbjahr. Am EEX-Terminmarkt in Leipzig sind die Butterkurse zuletzt wieder auf 6.000 €/ t gestiegen. Die Nachfrage der Verbraucher nach Schnittkäse setzte sich Mitte Mai auf einem hohen Niveau weiter fort. Zusätzlichen Aufwind bekam der Markt durch Angebotsaktionen des Handels. Aus der Industrie kamen Anfragen, die zum Teil über die Kontraktmengen hinausgingen. Diese zusätzliche Nachfrage konnte oft nicht bedient werden, da die Lagerbestände zu gering sind. Ähnlich war es mit Anfragen im Export, hier vor allem aus den südeuropäischen Urlaubsregionen. Die Notierungen für Schnittkäse konnten sich somit problemlos auf dem bereits erreichten Niveau behaupten.
Obwohl sich die Kurse für Spotmilch weiterhin unter den aktuellen Auszahlungspreisen bewegen, zeigt sich auch hier eine steigende Entwicklung. Der Spotmilchkurs für Norddeutschland erhöhte sich binnen vier Wochen von 35 auf 39 ct/ kg Milch. In Süddeutschland und in den Niederlanden verbesserte sich der Kurs sogar auf 41 ct/ kg. Auch aus Norditalien wurden deutlich höhere Spotmilchpreise gemeldet. In der Notierung am 8. Mai an der internationalen Handelsbörse Global Dairy Trade sind die Produktpreise im Schnitt um 1,8 % geklettert. Ein Preistreiber war Cheddar-Käse, der um 8 % gestiegen ist. Auch für Butter, Voll- und Magermilchpulver gab es Preisaufschläge.
Die größten weltweiten Exportnationen haben zu Jahresbeginn die Milchproduktion etwas gedrosselt. Auf der anderen Seite hat China als größter Importeur die Nachfrage reduziert. Vor allem die Einfuhren von Magermilchpulver und Käse gingen zurück. Vollmilchpulver bleibt jedoch im Reich der Mitte weiter sehr gefragt.
Auch wenn sich die Auszahlungspreise in den vergangenen Monaten trotz des saisonal hohen Angebotes stabil entwickelt haben, blicken viele Beobachter mit Sorge in die Zukunft. Bundesweit geht die Anzahl der Milchviehbetriebe zurück und unterschritt zuletzt die Zahl von 50.000. Auch beim Absatz fehlt es hierzulande an Impulsen. Der Absatz von Konsummilch sinkt weiter, während Milchimitate Zuwächse verzeichnen. Produkte im Fettbereich werden aber weiterhin gut nachgefragt.
In der heutigen Landwirtschaft, wo Effizienz und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen, gewinnt die Lagerbelüftungstrocknung weiterhin an Bedeutung. Zeigen doch die politischen Rahmenbedingungen, dass die Ansprüche an die landwirtschaftlichen Arbeitsabläufe weiterhin rationalisiert werden müssen.
Zum einen beobachten wir seit Jahren, dass die Energiepreise eigentlich nur eine Richtung kennen und sich von Jahr zu Jahr verteuern. Zum anderen erleben wir aktuell eine große Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Weiterhin verändert sich die Landhandelsstruktur, was zur Folge hat, dass viele kleinere Erfassungslager über kurz oder lang wegfallen werden. Lange Transportwege sind die Folge und binden in der Ernte unnötig Kapazitäten. Jeder der aufgeführten Aspekte wäre für sich Grund genug, um sich mit der hofeigenen Lagerhaltung zu beschäftigen.
Das Prinzip
Die Lagerbelüftungstrocknung basiert auf der Nutzung der Luftfeuchtigkeitsdifferenz zwischen Trocknungsluft und Getreide, um ihm Feuchtigkeit zu entziehen. Man macht sich hierbei das Prinzip des Feuchtegleichgewichts zunutze, denn zu jeder Kornfeuchte gibt es auch einen Gleichgewichtspunkt mit der relativen Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit von der Lufttemperatur. Wird die Trocknungsluft so konditioniert, dass sie dem Trocknungsziel entspricht, so wird das Trocknungsgut ohne weiteres Zutun heruntergetrocknet.
Das Feuchtegleichgewicht ist für fast alle Druschfrüchte bei nahezu identischen relativen Luftfeuchtigkeiten bei unterschiedlichen Kornfeuchten erreichbar. So besteht ein Feuchtegleichgewicht für alle üblichen Getreidearten beispielsweise bei 65 % relativer Luftfeuchtigkeit und 20 °C Temperatur für eine Kornfeuchte von 14 %. Für Raps mit einer Kornfeuchte von 9 % liegt das Feuchtegleichgewicht bei denselben Luftbedingungen. Ausnahmen gibt es glücklicherweise nicht allzu viele. Als relevant für den nord- und mitteldeutschen Raum wäre unter anderem die Sojabohne zu nennen, wo sich ein Feuchtegleichgewicht bei 75 % und 20 °C Lufttemperatur für eine Kornfeuchte von 12 % einstellt.
Präzise Fertigung des BinScreed-Fundaments für Lagerbelüftungstrocknung in Siloform, charakterisiert durch einen konvexen Aufbau, der das Eindringen von Wasser verhindert
Das Verfahren folgt hier also den Prinzipien der Lufttrocknung auf dem Halm. Es beginnt im Lager typischerweise am Boden der Trocknungszelle, wo sich das Feuchtegleichgewicht zuerst einstellt. Der Trocknungshorizont, eine Schicht mit intensiver Trocknungsaktivität und einer Mächtigkeit von zirka 70 cm, bewegt sich mit fortschreitender Trocknung nach oben durch den Getreidestapel hindurch. Dieser fortschreitende Trocknungserfolg wird mittels Kombifühler durch die kontinuierliche Messung der Luftfeuchtigkeit und -temperatur verfolgt. Diese Messmethode ermittelt die Kornfeuchte indirekt.
Mittlerweile sind die Algorithmen so genau, dass der Feuchtegehalt des Lagergutes bis auf ein Zehntelprozent bestimmt werden kann. So können moderne Steuerungen den Trocknungsprozess selbstständig regeln und optimieren. Es entfällt der bei anderen Trocknungsverfahren notwendige Überwachungsaufwand. Dies ist eines der zunehmend wichtiger werdenden Argumente, denn welcher Betrieb hat in der Erntezeit schon einen Mitarbeiter frei für die Betreuung hochkomplexer Trocknungsanlagen? Lagerbelüftungstrocknung scheint demnach das ideale Trocknungssystem für die landwirtschaftlichen Betriebe zu sein. Und sie ist es zumindest für den klassischen Marktfruchtbetrieb.
Lagerbelüftungstrocknung überzeugt durch einfache Konstruktion und minimalen Managementaufwand. Viele Systeme sind mit mobiler Fördertechnik ausgestattet, die leicht von einer Arbeitskraft positioniert werden kann.
Effizienz
Das Prinzip der Gleichgewichtsfeuchte ist höchst energieeffizient, da zur Erreichung der richtigen Luftkonditionen relativ wenig Energie aufgewandt werden muss. Dies führt dazu, dass das durchschnittliche Wasseraufnahmevermögen der Luft bei rund 1 g Wasser pro 1 m³ Luft liegt. Somit entstehen aber auch Restriktionen für diese Art der Trocknung. Zum einen wird eine relativ hohe Luftrate von 60 bis 80 m³ pro Stunde pro 1 m³ Getreide benötigt, und zum anderen sind die Lagerhöhen aufgrund der Luftrate auf zirka 6,5 m begrenzt, denn das Hohlraumvolumen der Getreideschüttung sorgt für einen entsprechenden Strömungswiderstand. Höhere Schüttungen würden mit deren Strömungswiderstand das Druckvermögen der Gebläse überfordern.
So geht’s praktisch
Grundvoraussetzung der Lagerbelüftungstrocknung ist die gleichmäßige Einschichtung des Lagergutes. Dies sorgt dafür, dass das Belüftungssystem gleichmäßig bedeckt ist und somit die Luft gleichmäßig durch die Schüttung strömen kann. Des Weiteren werden heterogene Gutfeuchten somit egalisiert. Einschichtungssysteme sind also obligatorisch.
Lagerbelüftungstrocknungen können heutzutage sehr viel. Limitierung erfährt dieses System durch die maximale Gutfeuchte. Als Faustregel hat sich in der Praxis bewährt, dass die Feuchtigkeit im Trocknungsgut nicht mehr als 4 % über dem Trocknungsziel liegen sollte. Sofern der landwirtschaftliche Betrieb nicht allzu küstennah liegt, kann die Lagerbelüftungstrocknung das anfallende Trocknungsgut problemlos trocknen. Sollte es kurzfristig zu feuchteren Partien kommen, so empfiehlt es sich, diese Ware behutsam mit trockeneren Partien zu vermischen und dann in die Lagerbelüftungstrocknung einzuschichten.
Lagerbelüftungstrocknungs-Systeme nutzen das Prinzip der Gleichgewichtsfeuchte für energieeffiziente Getreidetrocknung. Mit Gas betriebene Direktbefeuerung dient als Standard-Wärmequelle, während alternative Wärmequellen zunehmend integriert werden.Die Verwendung von professionellen Schallschutzhauben ermöglicht eine erhebliche Lärmreduktion und schützt effektiv vor Umweltstörungen.
Energieversorgung
Moderne Lagerbelüftungstrocknungen werden heute fast ausnahmslos mit elektrischen Radialgebläsen als Kerntechnologie betrieben. Diese sind mit Motoren der. Energieeffizienzklasse vier ausgestattet, welche sich problemlos mit einem Frequenzumrichter in der Drehzahl reduzieren lassen. Somit kann über die Steuerung der Luftrate das Lagergut getrocknet oder aber im Laufe des Tages regelmäßig gekühlt werden. Vorteil der Elektrogebläse ist, dass diese auch mit Regenerativer Energie betrieben werden können. Da viele landwirtschaftliche Betriebe mittlerweile selbst Energie produzieren, kann somit die Energie für den Trocknungsprozess oftmals schon auf dem eigenen Betrieb erzeugt werden.
Oftmals ist es so, dass während des Trocknungsprozesses, der in der Regel bis zu 14 Tage lang dauert – selten länger –, die Außenluftbedingungen derart schwanken, dass die Luftkonditionierung zur Trocknung nur gelingen kann, wenn zusätzlich eine thermische Anwärmung der Trocknungsluft um maximal 5 K erfolgt. Nach hinlänglichen Beobachtungen ist dies in 3 bis 12 % der Gebläselaufzeit der Fall. Diese Anwärmung kann unterschiedlich erfolgen. Üblicherweise wird jedoch auf Propangas als Wärmequelle gesetzt. Erste Konzepte sehen aber auch hier schon eine Elektrifizierung vor.
Lagerbelüftungstrocknungen sind als Konzept in Neubauten, aber auch in Umbauten von Altbeständen umsetzbar. Gerade die Einfachheit dieses Trocknungssystems macht es eigenleistungsfreudigen Betriebsleitern möglich, bei vorhandenem Altbestand günstige Lagerungs- und Trocknungskapazitäten zu schaffen.
Zwei Modelle
Für Neubauten bieten sich zwei Marktlösungen an. Zum einem gibt es Anlagenbauer, die Lagerbelüftungstrocknungen als Hallenkonzepte anbieten. Diese haben den Charme, dass alles unter Dach stattfindet. Somit sind in der Regel alle Staub- und Lärmfragen hinlänglich gelöst. Begrenzend wirkt der Brandschutz. Größere Hallenkomplexe benötigen dadurch zusätzliche Brandschutzmaßnahmen, die eine Investition deutlich verteuern können. Auf der anderen Seite sind wettergeschützte Arbeitsbereiche für zukünftige Mitarbeiter deutlich attraktiver als ungeschützte. Lagerbelüftungstrocknungen in Hallenkonzepten benötigen in der Regel immer noch eine mobile Entnahme mit Radlager, Telelader oder aber Gabelstapler.
Als einzige Systemlösung im Bereich der Lagerbelüftungstrocknung hat sich die der Firma Bintec etabliert. Diese bietet in sich geschlossene Konzepte an. Zum einem gibt es die klassische Variante mit mobiler Befüll- und Entnahmeschnecke sowie Trocknungssilo zu seinem sehr attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Zum anderen bietet sie auf Kundenwunsch in Zusammenarbeit mit bekannten Zulieferern Silokonzepte mit stationärer Fördertechnik an. Dies sind dann zwar komplexere Anlagen, aber hier hat der Hersteller auf den Kundenwunsch nach mehr Komfort reagiert.
Fazit
In einer Zeit, in der die Landwirtschaft vor der Herausforderung steht, innovative und nachhaltige Lösungen zu finden, um die Effizienz zu steigern und den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, erweist sich die Lagerbelüftungstrocknung als eine Schlüsseltechnologie. Sie repräsentiert den Fortschritt in der Agrartechnologie und das Bestreben, auf steigende Energiekosten, Umweltauflagen und globale Herausforderungen der Nahrungsmittelproduktion adäquat zu reagieren. Mit ihrem effizienten Trocknungsprinzip, das die natürlichen Eigenschaften der Luft nutzt, ermöglicht sie signifikante Energieeinsparungen und trägt zur Reduzierung von Betriebskosten und zum Umweltschutz bei. Die Lagerbelüftungstrocknung ist ein Paradigma für nachhaltiges Wirtschaften in der Landwirtschaft, da sie Betrieben ermöglicht, unabhängiger von schwankenden Energiepreisen zu werden und die Qualität der gelagerten Produkte zu verbessern. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung und Integration Erneuerbarer Energien wird sie zu einem Teil der Lösung im globalen Bestreben, nachhaltige Energiequellen zu fördern und den Klimawandel zu bekämpfen. Insgesamt zeigt die Lagerbelüftungstrocknung, wie durch technologische Innovation, Verständnis für natürliche Prozesse und Engagement für Nachhaltigkeit Landwirtschaftsbetriebe effizienter, umweltfreundlicher und zukunftssicherer gestaltet werden können.