Start Blog Seite 87

Sonnenblumenanbau fällt weltweit kleiner aus

0

Der Internationale Getreiderat (IGC) erwartet in seiner jüngsten Schätzung, dass der Anbau von Sonnenblumensaat zurückgeht. So wird die globale Ernte 2024/25 jetzt bei 57,1 Mio. t gesehen. Im Einzelnen nahm der Getreiderat Abschläge für China, Argentinien und Russland vor, nämlich um 500.000 t auf 1,6 Mio. t beziehungsweise 300.000 t auf 3,9 Mio. t und 200.000 t auf 17,2 Mio. t.

Das globale Aufkommen an Sonnenblumensaat dürfte im Vermarktungsjahr 2024/25 den im Vorjahr erzielten Rekord verfehlen. Wie die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop) in Berlin mitteilte, minderte der Internationale Getreiderat (IGC) seine Prognose dazu um 1 Mio. t.

Trockenheit in Argentinien befürchtet

Im Einzelnen setzten die Londoner Fachleute ihre Produktionsvoraussage vor allem für China deutlich herab, nämlich um 500.000 t auf 1,6 Mio. t Sonnenblumensaat. Zudem soll die argentinische Ernte mit voraussichtlich 3,9 Mio. t um 300.000 t kleiner ausfallen als noch im April erwartet. In der noch laufenden Saison 2023/24 holten die Landwirte dort 4 Mio. t Sonnenblumenkerne von den Feldern.

Allerdings ist die Prognose für Argentinien noch mit sehr großer Unsicherheit behaftet, weil die Aussaat der Sonnenblumen in dem Land erst in etwa drei Monaten beginnt. Der IGC geht davon aus, dass das niedrige Preisniveau für diese Ölfrucht sowie ein global reichliches Angebot die argentinischen Farmer dazu veranlassen werde, den Sonnenblumenanbau einzuschränken. Zudem könnte Trockenheit im Zuge des Wetterphänomens La Niña auf die Erträge drücken.

Russland bleibt wichtigster Produzent

Einen Abschlag nahm der Getreiderat auch bei seiner Prognose für Russlands diesjährige Sonnenblumensaaterzeugung vor, nämlich um 200.000 t auf jetzt 17,2 Mio. t. Das wären 400.000 t weniger als 2023/24. Dennoch würde das Land damit seinen ersten Platz auf der Rangliste der Produktionsländer dieser Kultur behaupten.

Auf dem zweiten Platz wird weiterhin die Ukraine rangieren – mit einem voraussichtlichen Aufkommen von 16,2 Mio. t Sonnenblumensaat. Dort hatten die Landwirte 2023/24 mit 16,5 Mio. t nur etwas mehr gedroschen. Außerdem bestätigte der IGC seine Prognose für die EU-Produktion von 10,7 Mio. t Sonnenblumensaat, nach 10,2 Mio. t im Vorjahr. age

Dürre beeinträchtigt Weizenerträge

in Nordafrika

Ägypten setzt weiter auf Bewässerung

Der Getreideanbau im Atlas-Gebirge in Marokko hat eine lange Tradition.
Foto: Imago

Anhaltende Trockenheit hat die Weizenerträge in Marokko und Algerien stark beeinträchtigt, wie es im jüngsten Bericht des Prognosedienstes der EU-Kommission (Mars) hieß.

Die Aussichten für die marokkanische Weizen- und Gerstenproduktion sind düster aufgrund einer lang anhaltenden Dürre, die die Pflanzen in kritischen Wachstumsphasen beeinträchtigt hat.

Die Niederschläge kamen zu spät, um den Pflanzen zu helfen, sich zu erholen, was zu einer hohen Rate an Ernteausfällen führte. „Trotz der im Durchschnitt liegenden Niederschläge bleiben die Ertragsaussichten für Wintergetreide, sowohl für Weizen als auch für Gerste, negativ“, heißt es von Mars. „Die Trockenheit in den Monaten Dezember bis Februar und die anhaltend überdurchschnittlichen Temperaturen sind die Hauptursachen für eine Saison mit einer hohen Rate an Ernteausfällen.“

Die Ertragsprognosen des Berichts reichen von einem Rückgang von 23 % (Weichweizen) bis 25 % (Hartweizen) gegenüber dem Fünf-Jahres-Durchschnitt.Die Aussichten für die Weizenproduktion in Algerien sind laut Mars uneinheitlich.

Während die Kulturen in den zentralen und östlichen Küstenregionen von reichlichen Niederschlägen und Bewässerung profitierten, litten die nordwestlichen Regionen unter schwerer Trockenheit.

Im Gegensatz zu den Herausforderungen, mit denen die nordafrikanischen Länder konfrontiert sind, wird in Ägypten eine nahezu durchschnittliche Weizenernte erwartet, die durch Bewässerung und günstige Wetterbedingungen unterstützt wird. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen und eine ausreichende Wasserversorgung durch Bewässerung hätten günstige Bedingungen für das Wachstum und die Entwicklung des Weizens geschaffen, wie Mars berichtete. age

Braugerste – im Norden eine Nische?

0

Die Flensburger Brauerei wirbt damit, dass ihr Bier mit „Küstengerste gebraut wird, die im typisch norddeutschen Meeresklima in Schleswig-Holstein gedeiht“. In vermälzter Form spiele sie eine wichtige Rolle im Brauprozess und sei mitverantwortlich für „den einzigartigen Geschmack. Gleichzeitig werden durch den Anbau in Schleswig-Holstein die regionalen Landwirte unterstützt“. Allerdings schreiben die Flensburger auch, dass der Bedarf an Braugerste (nur) zu mindestens 20 % aus schleswig-holsteinischer Produktion gedeckt werde. Für hiesige Landwirte könnte dies eine ausbaufähige Produktionsalternative sein, erfreute sich Braugerste doch 2022 und 2023 sehr guter Preise.

Katastrophenjahr 2023

2022 fiel wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine diese als Futtergerstenlieferant aus, die Preise erreichten Rekordwerte. 2023 waren die Wachtstumsbedingungen für die Sommergerste in vielen Regionen Europas katastrophal. Zuerst ein nasses Frühjahr, anschließend Trockenheit und schließlich wieder Regen während der Ernte ruinierten die Qualitäten. Besonders schlecht fiel die Ernte in Deutschland und Skandinavien aus.

Schlechte Aussaatbedingungen im Herbst 2023 bis in den Winter 2023/2024 erhöhten das Potenzial für die Frühjahrsaussaat 2024 deutlich. Tatsächlich wurde mit rund 350.000 ha eine um rund 8,5 % größere Sommergerstenfläche in Deutschland gesät, 45.000 ha davon wurden schon 2023 im Herbst ausgebracht. Die zunächst befürchtete Saatgutknappheit konnte dank der für die Saatgutanerkennung herabgesetzten Keimenergie bei Sommergerste abgewendet werden. Der Anteil der Braugerste auf der Sommergerstenfläche ist noch offen, lag in den vergangenen Jahren bei 66 % bis 80 %. Aufgrund der schleppenden Aussaat von Anfang März bis Mitte April sind die Wachstumsstände sehr unterschiedlich. Frühe Bestände bestocken bereits, während späte Saaten gerade erst auflaufen. Die Wasserversorgung der Böden ist gut bis sehr gut.

In Schleswig-Holstein werden seit Jahren etwa 8.000 ha Braugerste angebaut, das sind zirka 2 % der deutschen Gesamtfläche, im benachbarten Niedersachsen sind es etwa 10 %. Die dortige Braugerstenproduktion ist fest auf den leichteren Böden um Celle, Gifhorn, Uelzen und Lüneburg etabliert.

Spezielle Qualitätsparameter

In den Anbauempfehlungen spielt natürlich der Ertrag die größte Rolle, dazu werden viele Qualitätsparameter einbezogen. Für die Landwirtschaft sind vor allem Proteingehalt, Hektolitergewicht und die Siebsortierung von Interesse, da diese den Preis direkt beeinflussen. Entscheidendes Kriterium bei der Braugerstenvermarktung sind die Eiweißgehalte, deren Werte eng eingegrenzt sind. Sie sollten in einem Bereich zwischen 9,5 % und 11,5 % liegen. Erhöhte Eiweißgehalte wirken sich qualitätsmindernd auf Malzlösung und Extraktgehalt aus. Gehalte unter 9 % können Vergärungsprobleme und eine schlechtere Schaumqualität bewirken.

Im Malz- und Brauprozess spielen weitere Eigenschaften eine Rolle. Diese werden von der Berliner Braugersten-Gemeinschaft e. V. geprüft. Sie vergibt für Sorten, die das Berliner Programm erfolgreich durchlaufen haben, die „Verarbeitungsempfehlung des Berliner Programms“.

Ausblick

Die Marktaussichten für Braugerste werden nach dem äußerst schwierigen und vielfach enttäuschenden Anbaujahr 2023 für die kommenden Jahre weiterhin sehr positiv gesehen. Dies spiegelt sich auch in den deutlichen Preisaufschlägen gegenüber der Futtergerste wider. Auch für den notgedrungenen Anbau von Sommerungen kommt die Braugerste aus ökonomischer Sicht sehr gut infrage. Mit den Sortenempfehlungen durch die Braugersten-Gemeinschaft stehen gut zu vermarktende Sorten zur Verfügung. Bei nach wie vor hoher Nachfrage nach Gerstenmalz wird Braugerste auch für die kommenden Jahre eine sinnvolle Anbaumöglichkeit sein. So kann hoffentlich die Flensburger Brauerei bald damit werben, dass ein größerer Anteil ihres Braugerstenbedarfs von zirka 12.000 t aus Schleswig-Holstein stammt.

12. Norddeutscher Holzbautag in Neumünster

Kürzlich fand der 12. Norddeutsche Holzbautag in den Holsten­hallen in Neumünster statt – eine Fachtagung für Architekten, Bauingenieure, Zimmerleute und alle, die sich dem Thema Holzbau verbunden fühlen. Zur diesjährigen Auflage kamen mehr als 200 Interessierte. Die Veranstaltung wurde von Fachvorträgen begleitet, und Firmen nutzten die Möglichkeit, ihre Produkte dem Publikum zu präsentieren.

Höhepunkt war die Vergabe des Holzbaupreises. In diesem Wettbewerb werden Holzbauten aus Schleswig-Holstein und Hamburg prämiert. Die Bandbreite reicht von Wohnraumerweiterungen aus Holz über Werkstätten bis zu öffentlichen Gebäuden, wo der Holzbau im Fokus des Bauvorhabens steht. Die über 40 eingereichten Projekte wurden von einer Jury aus Zimmermeistern, Architekten und Bauingenieuren bewertet.

Die Gewinner: Museum, Feuerwache und Schule

Aus diesem Prozess konnten sich drei Projekte als Gewinner des Holzbaupreises hervortun. Prämiert wurden in der Kategorie Neubau das Landesmuseum für Volkskunde in Molfsee für die moderne Auslegung des norddeutschen Hallenhauses. Ebenfalls in der Kategorie Neubau konnte sich die Feuerwache in Reinbek durchsetzen. In der Kategorie Bauen im Bestand gewann die Friedrich-Junge-Grundschule aus Kiel mit der Neuinterpretation ihrer im Sinne des Kieler Architekten Rudolf Schroeder (1897-1965) erbauten Schule. Zudem war ein Sonderpreis für öffentliche Gebäude ausgelobt. Hier setzten sich die evangelisch-lutherische Kindertagesstätte in Geesthacht sowie die Kindertagesstätte in Lütjensee durch.

Minister will sich für Holznutzung einsetzen

Forstminister Werner Schwarz richtete das Grußwort an das Publikum.
Fotos: Jana Ploß,
Holzbauzentrum Nord

Der Holzbaupreis wird vom Landesbeirat für Forst- und Holzwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein und der Freien und Hansestadt Hamburg unterstützt. Der Landesbeirat ist ein Gremium beider Bundesländer. So konnten Forstminister Werner Schwarz (CDU) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) für die Schirmherrschaft gewonnen werden.

Minister Schwarz hielt das Grußwort des Holzbaupreises und setzte sich darin für die Verwendung von Holz als Baumaterial ein. „Wie kein anderer Werkstoff vereint Holz sowohl Klimaaspekte als auch bautechnische Vorteile“, lobte Schwarz. Er berichtete von der wichtigen Funktion unserer Wälder als Rohstofflieferant und betonte, dass eine nachhaltige Nutzung der beste Schutz für die Zukunft der Wälder sei. „Die Nutzung von etablierten und neuen klimaresilienten Baumarten sichert auch für künftige Generationen die Ressource Holz“, unterstrich der Minister. Schwarz vergab sodann die Preise des Wettbewerbes gemeinsam mit den beiden Vorsitzenden des Landesbeirates, Alain Paul und Erik Preuß.

Die Ausrichtung des 13. Norddeutschen Holzbaupreises wird bereits vorbereitet, und so wird der Werkstoff Holz auch im kommenden Jahr wieder im Mittelpunkt stehen.

Industriebündnis zur Klimaneutralität geschmiedet

Schleswig-Holstein geht einen großen Schritt in Richtung klimaneutrales Industrieland 2040: Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) und Vertreter von Schleswig-Holsteins größten Industrieunternehmen aus den Bereichen Chemie, Zement und Raffinerie haben vergangene Woche eine Realisierungsvereinbarung zur klimaneutralen Transformation der Industrie an der Westküste unterzeichnet.

In der Vereinbarung halten die Unternehmen Covestro Deutschland, Holcim Deutschland, Linde, Raffinerie Heide, Sasol Germany, Yara Brunsbüttel und die Landesregierung fest, wie die mit dem Klimaschutzprogramm gesetzten Ziele im Sektor Industrie bis 2030 erreicht werden. „Mit der Realisierungsvereinbarung zeigen wir auf, wie Treibhausgase eingespart werden und gleichzeitig die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen gestärkt wird, für Wohlstand, Wertschöpfung und Versorgungssicherheit“, sagte Günther.

„Mit dieser Vereinbarung schmieden wir ein Industriebündnis für Klimaneutralität hier in Schleswig-Holstein. Wirtschaft und Politik senden damit ein Signal der Entschlossenheit und Zuversicht. Die Erneuerbaren Energien, der Zugang zu internationalen Seewegen und der Anschluss an das Wasserstoffkernnetz machen Schleswig-Holstein zu einem Top-Standort für klimaneutrale Industrie. Das Land wird die Rahmenbedingungen hier verbessern, etwa durch den Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette für Grünen Wasserstoff. Gleichzeitig werden wir uns im Bund und bei der EU dafür starkmachen, dass unsere Unternehmen einen Marktrahmen erhalten, der ihnen Rückenwind auf dem Weg zur Klimaneutralität gibt“, sagte Goldschmidt.

Ein Meilenstein für die Klimaneutralität bis 2040 ist laut Günther die Maßnahme aus dem Klimaschutzprogramm der Landesregierung, dass die Industrie bis 2030 die Treibhausgase um mindestens 1,5 Mio. t CO2-Äq gegenüber dem Mittel der Jahre 2017 bis 2019 reduziert. Allein durch bereits geplante oder schon umgesetzte Dekarbonisierungsprojekte sind Minderungen in der Größenordnung von etwa 1,2 Mio. t CO2 pro Jahr ab spätestens 2030 zu erwarten.

Die Branche als Quelle ständiger Entwicklung

Künstliche Intelligenz, Spotspraying, Automatisierung, Direktsaat oder neue Wege in der Tierhaltung: Bei den Grünen Innovationstagen des Vereins Ziel.SH tauchten vorige Woche rund 450 Besucher auf dem Erdbeer- und Himbeerhof Steinwehr, Kreis Rendsburg-Eckernförde, an zwei Tagen in die Welt der Landwirtschaft von morgen ein. Deutlich wurde dabei, dass vieles schon heute keine Zukunftsmusik mehr ist, sondern bereits funktionierende Praxis. Partnerland des zweitägigen Formates war das Königreich Dänemark.

„Durch Innovationen entstehen nachhaltigere und resilientere Anbau- und Haltungssysteme, die helfen werden, Erträge abzusichern“, unterstrich Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU). Diese würden Umwelt und Tierwohl dienen und letztlich die Einkommen auf den landwirtschaftlichen Betrieben auch in Zukunft stabilisieren.

„Viele Gründe sprechen dafür, dass der Pflanzenbau der Zukunft anders aussehen muss als heute“, blickte Schwarz nach vorn. Besonders Erosion, Bodendruck, Resistenzen und Wirkstoffverluste, aber auch mangelnder Züchtungsfortschritt und Beschränkungen der Düngermenge seien akute Herausforderungen der Praxis. Unter Verweis auf gestiegene gesellschaftliche Anforderungen bei Umweltschutz und Tierwohl, beim Klimaschutz oder durch zunehmende Wetterextreme und einen hohen bürokratischen Aufwand sieht der Minister die Landwirtschaft vor enormen Herausforderungen, die sich nicht unbedingt mit traditionellen Techniken lösen ließen.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz Foto: jh
Botschaftsrat Mikkel Hagen Hess Foto: jh
Autonom und bodenschonend unterwegs: der AgBot mit einer Leistung von 115 kW Foto: jh
Auf der Innovationsmesse präsentierten dänische und deutsche Hersteller Lösungen für die Praxis. Foto: jh
Bei geführten Touren über das Gelände erfuhren die Besucher Wissenswertes etwa zur Gülleansäuerung. Foto: jh
Die Organisatoren Lisa Hansen-Flüh und Jan Henrik Ferdinand zogen ein durchweg positives Fazit. Foto: jh
Eine effektive Ausbringtechnik hilft, die Aufwandmenge zu reduzieren. Foto: jh
Nach einem Überflug per Drohne erhält die Feldspritze die Daten für eine punktgenaue Applikation. Foto: jh
Drohne für die großflächige Aussaat von Saatgut zur Wiederaufforstung Foto: jh
Larven der Schwarzen Soldatenfliege: Als proteinreiches Futter sollen sie Kosten und Emissionen sparen. Foto: jh


Um Bürokratie abzubauen, arbeite das Kieler Landwirtschaftsministerium an der Identifikation konkreter Punkte, um diese „im Sinne von Augenmaß und pragmatischer Umsetzung“ zu verändern. Zur Bewältigung der anderen Herausforderungen würden innovative Techniken, Digitalisierung und KI einen wichtigen Beitrag leisten können und leisten müssen. Im besten Fall könnten betriebliche Entscheidungen künftig genauer und effizienter werden.

Mikkel Hagen Hess, Botschaftsrat und Leiter der Handelsabteilung DACH der Königlich Dänischen Botschaft Berlin, blickte auf die gemeinsame Geschichte Dänemarks und Schleswig-Holsteins. Diese sei auch eine Geschichte der Innovationen in der Landwirtschaft: „Wir wollen heute auf den aktuellen Stand der Benutzung digitaler Anwendungen im Agrarsektor in Dänemark und Deutschland schauen.“ Bereits jetzt ermöglichten fortschrittliche Lösungen den Landwirten, „präziser und grüner“ zu arbeiten, so der Botschaftsrat. Der Agrarsektor stellt für Hess eine Quelle ständiger Entwicklung und Verbesserung dar mit dem Ziel, eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu schaffen. Man stehe heute erst am Anfang einer erfolgreichen landwirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder. Im Herbst werde dazu eine Delegation nach Dänemark eingeladen. Der Botschaftsrat appellierte, voneinander zu lernen und Neuentwicklungen zu schaffen: „Lassen Sie uns Innovationen säen und Erfolg ernten.“

In verschiedenen Foren zu Themen rund um Ackerbau, Tierhaltung und Technik, bei Demonstrationen im Feld und auf der Innovationsmesse mit rund 50 dänischen und deutschen Unternehmen und Insitutionen aus den Bereichen Landwirtschaft, Klima und Erneuerbare Energien informierten sich die Besucher über innovative Lösungsansätze und ihren Weg in die Praxis.

Ein Video zu einigen der vorgestellten Innovationen ist abrufbar unter t1p.de/5yysh


Die Landwirtschaft über Grenzen hinweg voranbringen – Dänemark als Partnerland der Grünen Innovationstage in Steinwehr

„Deutschland ist ein sehr wichtiger Zusammenarbeitspartner für uns“, sagt Anne Dalsgaard Jensen. Der Begriff Innovation bedeutet für die Sektorexpertin für die dänische Landwirtschaft an der Königlich Dänischen Botschaft in Berlin vor allem, miteinander zu reden und gemeinsam weiterzukommen. „Es wäre schade, dies nur innerhalb Dänemarks oder nur innerhalb Deutschlands zu tun“, betonte Jensen. Die Digitalisierung in der Landwirtschaft eigne sich für eine Zusammenarbeit beider Länder ganz besonders.

Anne Dalsgaard Jensen, Sektorexpertin für die dänische Landwirtschaft an der Königlich Dänischen Botschaft Berlin Foto: jh

Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Regulierungsvarianten in Dänemark und Deutschland arbeite die Königlich Dänische Botschaft auch daran, den Behördenaustausch zwischen den Ländern zu fördern.

Bei den Grünen Innovationstagen sähen die Besucher die Landwirtschaft von morgen, sagt Anne Dalsgaard Jensen: „Was dabei ganz wichtig ist: Man bekommt Miteinfluss. Hier ist es erlaubt mitzureden, und mein Eindruck ist, dass man auch gehört wird.“ Dänen und Deutsche miteinander ins Gespräch zu bringen, ist Anne Dalsgaard Jensen dabei ein besonderes Anliegen: „Wenn ich sehe, wie hier alle miteinander im Austausch sind, freut mich das wirklich außerordentlich.“ Beide Seiten sollten voneinander lernen und auch in Wirtschaftsfragen künftig enger kooperieren. Die Bundesrepublik sei schließlich Dänemarks nächstgelegener Nachbar.

Im Vergleich beider Länder sei der Umgang der Menschen in Dänemark untereinander jedoch tendenziell informeller. Wissenschaft, Verwaltung, Firmen und Interessenvertreter redeten sehr eng miteinander: „Man merkt in Dänemark, dass sich die Leute kennen. Genau das habe ich hier auch gespürt und möchte dies gern weiterfördern“, erläuterte Anne Dalsgaard Jensen.

Die Botschaftsmitarbeiterin betont darüber hinaus die Wichtigkeit, vonseiten der Politik das Gespräch mit der Praxis zu suchen: „Wenn wir nicht mit den Landwirten reden, kommen wir nur schwer weiter. Die Innovationen müssen am Ende von ihnen umgesetzt werden und sich auch auszahlen. Da lohnt sich Zusammenarbeit immer.“

Ein besonderer Sonntag

0

Am Sonntag ist EU-Wahl. Mit ihrem Kreuz bestimmen die Bürger der Europäischen Union über die künftige Zusammensetzung des Europäischen Parlaments. Wir wollten wissen, warum Landjugendliche am 9. Juni ihr Kreuz auf dem Wahlzettel setzen und sprachen mit Lisa Tedsen, Johann Schmidt, Wiebke Wendt, Mirco Engelbrecht und Michelle Gabor.

Lisa Tedsen von der Insel Pellworm (27) hat früh von den Eltern, die beide Landwirte sind, vorgelebt bekommen, dass Wahlen die erste Möglichkeit sind, sich einzubringen und mitzubestimmen, ob im Verein, in der Kirche oder bei der Kommunalwahl. „Ich habe drei Schwestern und früher sind wir zusammen mit unseren Eltern zum Wahllokal auf der Insel geradelt“, erzählt die Steuerfachangestellte, die seit der Konfirmation Mitglied bei der Laju Pellworm ist. Diesmal ist Lisa froh, dass auch die Briefwahl möglich ist. Das sei praktisch, weil sie am Wochenende auch beim Lauf zwischen den Meeren mitmacht und dabei gleich auf zwei Strecken mit insgesamt 18 km antritt. Der begeisterten Joggerin ist es wichtig, trotzdem ihr Wahlrecht wahrzunehmen.

Johann Schmidt aus Brunsbek-Papendorf im Kreis Stormarn (20) kommt von einem Milchviehbetrieb mit Ackerbau und wollte nach der Schule etwas mit Mathematik und Arbeit an der frischen Luft machen. Jetzt ist er in der Ausbildung zum Vermessungstechniker. Im vergangenen Jahr gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Laju Südstormarn und ist inzwischen im Vorstand des Kreisverbandes der Stormarner Landjugend. Auch, wenn er Kommunalwahlen interessanter finde, sei es für ihn keine Frage, am Sonntag zur EU-Wahl zu gehen. „Das betrifft uns ja auch und ist eine Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen, dass die Europapolitik so ist, wie man sie gern hätte.“ Der Hobbyimker kann sich gut vorstellen, später selbst in der Politik mitzumischen. Als Sprecher der Jugendfeuerwehr für die Kreise Lauenburg und Stormarn war er schon bei „Jugend im Landtag“. Außerdem ist er im Landesvorstand der Schülerunion.

Mirco Engelbrecht aus Bokhold-Hanredder im Kreis Pinneberg (23) hat die Höhere Landbauschule abgeschlossen und will den Familienbetrieb mit Milchviehhaltung und Ackerbau übernehmen. Mit 17 Jahren hat der zweite Vorsitzende des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein 2018 bei den Kommunalwahlen gewählt, und zwar per Briefwahl, denn er war im dritten Lehrjahr auf einem Ackerbaubetrieb in Mecklenburg-Vorpommern. Am Sonntag wird er selbst ins Wahllokal gehen. „Für mich waren Wahltage schon immer anders als ein gewöhnlicher Sonntag. Wir sehen auf jeden Fall zu, dass wir uns nicht zu viel vornehmen. Wenn es passt, geht unsere ganze Familie zusammen zum Wahllokal, aber dieses Mal sind meine beiden jüngeren Geschwister als Wahlhelfer eingesetzt. Abends schauen wir meistens zusammen die ersten Hochrechnungen.“ Wählen sei für ihn wichtig, um die eigene Meinung zu vertreten. Es wäre schade, diese Chance nicht zu nutzen. Sein Kreuz bei der Wahl zu setzen, sei nicht aufwendig und dazu der erste Schritt, Probleme anzugehen, die man vor Ort habe. Für ihn sei bei der EU-Wahl aus agrarwirtschaftlicher Sicht wichtig, dass Landwirtschaft in Europa wieder eine tragbare Konkurrenzsituation erreiche.

Wiebke Wendt, Agrarausschusssprecherin des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein aus Westermoor im Kreis Steinburg (26) war knapp zu jung, als das erste Mal ab 16 gewählt werden durfte, und war dann mit 20 Erstwählerin. „Briefwahl wäre mir zu viel Zettelkram“, sagt die Agrarbetriebswirtin. Wählen sei für sie sehr wichtig. „Ich finde es schwierig, wenn man sich nur aufregt über Dinge, die nicht gut laufen. Ich versuche die Partei zu wählen, die meine Interessen am besten vertritt. Bei Treffen der Landjugend mit Politikern und durch den Steinburger Junglandwirte­abend konnte ich mich dafür ganz gut informieren.“ Ihre Zukunft sieht Wiebke auf dem Milchviehbetrieb ihrer Eltern, den sie übernehmen wird. Gerade nimmt sie mit ihrer jüngeren Schwester in der Landwirtschaftskammer am Kurs zur Bauernhofpädagogik teil. „Es wäre schön, wenn wir das dann zusammen auf dem Hof etablieren könnten“, so ihre Pläne.

Michelle Gabor aus Wiershop im Kreis Herzogtum-Lauenburg (18) wird ihre Eltern am Sonntag im Wahllokal treffen, denn sie ist Beisitzerin bei der Wahl in ihrem Heimatdorf. „Wählen ist für mich wichtig, seitdem ich 16 war, denn die Wahlen bestimmen meine Zukunft. Auch wenn ich nur eine Stimme von ganz vielen bin, kann diese Stimme etwas verändern. Mir ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen, indem ich durch mein Kreuz auf dem Wahlzettel meine Zukunft und die meiner späteren Kinder mitgestalte“, so die Schülerin der Alfred-Nobel-Schule Geesthacht.

Mirco Engelbrecht

Foto: Dierk Engelbrecht
Michelle GaborFoto: privat
Johann Schmidt Foto: privat
Wiebke WendtFoto: Annika Wendt

Leganer LandFrauen haben den Bogen raus

0

Eine Premiere erlebte der Sportschützenverein Nienborstel. Zum ersten Mal war eine Gruppe von LandFrauen zu Gast. Die Vereinsvorsitzende Dörte Buhk freute sich, dass 18 Mitglieder des OV Legan und Umgebung im Rahmen des Aktivtages das Angebot nutzen, sich im Bogenschießen auszuprobieren. Buhk sagte eingangs, sie hoffe, dass es ein gelungener Abend werde, sodass auch andere Vereine dem Beispiel folgen würden.

Um es vorwegzunehmen: Es wurde ein gelungener Abend. Zunächst wurden die Frauen in die Kunst des Bogenschießens eingewiesen und durften dann jeweils zu dritt am Bogen üben. Bevor ein Pfeil auf die Zielscheibe fliegen konnte, wurden fleißig und in vielen Durchgängen das Spannen des Bogens und das Zielen trainiert. Nachdem alle etwas Sicherheit im Umgang mit Pfeil und Bogen gewonnen hatten, durften die LandFrauen im angrenzenden Wald beim Schießen auf dort aufgestellte Tierattrappen testen, wie gut sie die schon mit Pfeil und Boden umgehen konnten. Drei Gruppen gingen „auf die Pirsch“. Neben vier Einweisern unterstützten weitere Mitglieder der Bogenschießsparte die Übungseinheit, denn einige Pfeile mussten im Laub und Unterholz gesucht werden, da sie ihr Ziel verfehlt hatten.

Zwischenzeitlich stärkten sich die Teilnehmer beider Vereine an dem Buffet. Dafür hatten die LandFrauen Fingerfood mitgebracht. Zum Abschluss wurde ein Schießwettbewerb auf Ballons durchgeführt, den Josie Rohwer gewann.

Nach dem Üben am Schützenverein kam beim Training im Wald ein wenig Robin-Hood-Gefühl auf, hier Manuela Ratjen. Foto: Josie Rohwer

Eine wunderbare Reise durch die Kunst

Die diesjährige NordArt in Büdelsdorf, eine der größten jährlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Europa, ist seit Freitag vergangener Woche eröffnet und feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums werden in diesem Jahr anstelle eines Länderschwerpunkts Werke von Preisträgerinnen und Preisträgern der vergangenen Jahre gezeigt. Aber auch neue Objekte, Skulpturen, Gemälde und Installationen von Künstlern aus aller Welt sind zu bestaunen. Sie inspirieren, regen zum Nachdenken, Träumen oder Schmunzeln an, laden auf eine Fantasiereise ein und lassen den Alltag für eine Weile vergessen.

Die ehemaligen Hallen der Gießerei Carlshütte bieten immer wieder eine imposante Kulisse und verleihen vielen der Objekte mit dem morbiden Charme verfallener Industrie einen ganz besonderen Rahmen, setzen sie zwischen bröckelndem Beton und herausstechenden Bewehrungen oder vor dem Kupolofen in Szene. Dabei haben Chefkurator Wolfgang Gramm und seine Frau und Kuratorin Inga Aru jedes Jahr aufs Neue die Qual der Wahl, wenn sie aus 3.000 Bewerbungen gut 200 Werke von Künstlerinnen und Künstlern auswählen. Diese ausgewählten Werke erzählen eine gemeinsame Geschichte unserer Zeit. In 25 Jahren haben zahlreiche Ereignisse die Welt geprägt, viele der Geschehnisse spiegelten und spiegeln sich auch in den Arbeiten der NordArt-Künstler wider und machen diese zu unvergesslichen Zeitzeugen und Botschaftern. In ihrer ganz eigenen bildhaften Sprache versuchen die Kunstschaffenden, Erklärungen zu finden, wo einem oft die Worte fehlen. Um einzuordnen, zu mahnen, zu vergessen, zu rebellieren, zu banalisieren, zu kritisieren oder augenzwinkernd zu karikieren. Viele der älteren preisgekrönten Werke der NordArt haben mitunter nichts an Aktualität verloren oder erscheinen angesichts aktueller weltweiter Geschehnisse in einem neuen Kontext.

Das Projekt „Kuvyt“ von Lubo Mikle erhielt im vergangenen Jahr den Publikumspreis und ist dieses Jahr wieder mit in der Ausstellung dabei.

„Kunst kann die Seele träumen lassen und Zuversicht schaffen – in einer Sprache, die alle Menschen verstehen“, beschreibt es Wolfgang Gramm im Vorwort des umfangreichen Ausstellungskataloges. Seit 2010 sind insgesamt 57 Preisträger ausgezeichnet worden. Diese bilden 2024 mit ihren Werken in und um die Carlshütte den Fokus der Jubiläumsausgabe der Ausstellung. Erneut können sich die Besucher auf die gesamte Bandbreite an zeitgenössischer Kunst freuen. Oft skurril, immer wieder beeindruckend, vielfältig, kreativ, einfallsreich und jedes Werk für sich einzigartig. Oder wie Wolfgang Gramm es nennt: „Ein Blick zurück auf eine wunderbare Reise durch die Kunst.“ Ein Teil der Ausstellung ist der Mongolei gewidmet, mit der seit zehn Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit besteht. Langjährige Kontakte bestehen auch zur chinesischen Kunstszene, unter den Preisträgern sind elf Künstler aus China, in der aktuellen Ausstellung sind 26 chinesische Künstlerinnen und Künstler vertreten.

Mit einer Handvoll Erde kann jeder Besucher dazu beitragen, dieses Kriegsbeil von Gilles T. Lacombe zu begraben. Wenn es doch immer so einfach wäre …

Aktiv mit Hand anlegen dürfen die Besucher beim Begraben eines Kriegbeils, indem sie eine Handvoll Erde auf die große steinernde Axt mit der Bezeichnung „Hier ruht der Krieg, R.I.P.“ des franzöischen Künstlers Gilles T. Lacombe werfen. Sie erfahren bei der Installation der finnischen Künstler Teija und Pekka Isorättyä „Lilia‘s Garden“, was es mit den Infusionsschläuchen auf sich hat, und können per Knopfdruck die zwölf kinetischen Werke des Sonderprojekts „Von der Wiege bis zur Bahre“ von Willi Reiche in Bewegung setzen. Ein weiteres Sonderprojekt stellt „A Sense of Place“ von Paul Critchley dar, der mit seiner skurrilen Installation die Illusion eines Hauses erschafft. Weitere Infos unter nordart.de 

„Was bleibt“ von Tomasz Górnicki
Fotos: Iris Jaeger
„Hare“ von LIU Ruowang
Fotos: Iris Jaeger
„A.I.D.“ von Lubo Mikle
Fotos: Iris Jaeger
„Von der Wiege bis zur Bahre“ von Willi Reiche
Fotos: Iris Jaeger
Kinetisches Werk „Sport“
Fotos: Iris Jaeger
Kinetisches Werk „Labor“
Fotos: Iris Jaeger
„A Sense Of Place“ von Paul Critchley
Fotos: Iris Jaeger
Ausschnitt aus „A Sense of Place“ von Paul Critchley
Fotos: Iris Jaeger
„Pony-Wolf – Second Generation“ von Paul Voca
Fotos: Iris Jaeger
„Erster Reiter“ von Tatiana Arzamasova, Lev Evzovich, Evgeny Svyatsky, Vladimir Fridkes (AES+F)
Fotos: Iris Jaeger
„Säule der Gesellschaft“ von Veronika Psotková
Fotos: Iris Jaeger
„Alles muss raus“ von Gilles T. Lacombe
Fotos: Iris Jaeger
Stahlskulptur von Jan Dostál
Fotos: Iris Jaeger
Mitunter lohnt sich auch mal ein Blick nach oben …
Fotos: Iris Jaeger
„Atem“ aus der Serie „Ancient Cyanotype“ von ZHANG Dali
Fotos: Iris Jaeger
Matchstick Men von Wolfgang Stiller
Fotos: Iris Jaeger
Matchstick Men von Wolfgang Stiller
Fotos: Iris Jaeger
Steinway-Hammerfisch von DEJO Denzer
Fotos: Iris Jaeger
„Meerjungfrau“ von Teija und Pekka Isorättyä, mechanische Skulptur
Fotos: Iris Jaeger
„Lilia‘s Garden“ stammt ebenfalls von Teija und Pekka Isorättyä und zeigt 1224 Infusionsschläuche aus den ersten vier Lebensjahren der mittlerweile 10-jährigen Lilja Widenius. Sie leidet an einer seltenen Krankheit, bei der der Körper keine Fette abbauen kann. Teil der Behandlung ist ein nächtlicher Tropf, von dem diese Schläuche stammen.
Fotos: Iris Jaeger
„Die Sterblichen– Endloser Turm“ von XIANG Jing
Fotos: Iris Jaeger
„Die Sterblichen – Maybe I Want It All“ von XIANG Jing
Fotos: Iris Jaeger
Dauerleihgabe „Lotos Gespräche“ von ZENG Chenggang
Fotos: Iris Jaeger
„Heiligenschein“ von YANG Song
Fotos: Iris Jaeger


Futterknappheit und verdrängte Wiesenbrüter

Der Gänsefraß bei Karsten Alberts, Landwirt in Westerhever auf Eiderstedt, Kreis Nordfriesland, hat extreme Ausmaße angenommen. Aufgrund der Lage im Vogelschutzgebiet hat er wenig Hoffnung auf Besserung, trotz der Versprechungen von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), die Gänsefraß­problematik zur „Chefsache“ zu machen.

Alberts hält 85 Fleischrinder, die im Winter aufgestallt werden und im Sommer auf die Weide kommen. Die Futtergrundlage für die Rinder bilden 50 ha Grünland inklusive Mähweiden sowie 11 ha Ackerland, wovon sich 8,5 ha im Vertragsnaturschutzmuster (VNS) „Ackerlebensräume“ befinden.

Futter zukaufen

Der Landwirt sorgt sich, dass vor allem die Nonnengänse, die von Ende September bis Mitte Mai auf den Flächen äsen, die Tierhaltung immer weiter verdrängen. „Mittlerweile sind die Gänse weg, aber die Schäden sind noch weithin sichtbar“, erklärte er Ende Mai gegenüber dem Bauernblatt.

Versuche der Landwirtschaftskammer haben gezeigt, dass die Gänseschäden auf intensiv genutztem Grünland bis zu 1.200 €/ha betragen. Die mindere Futterqualität der späteren Schnitte durch höheren Rohfaseranteil, starke Verunkrautung (unter anderem Distel, Vogelmiere, Löwenzahn), Kot sowie die Verschlechterung der Grasnarbe seien da noch gar nicht eingerechnet. „Maßnahmen zur Grasnarbenerneuerung sind nicht gewollt beziehungsweise nicht erlaubt“, stellt Alberts klar. Teils muss er zukaufen oder Futter aus dem vergangenen Jahr zufüttern, das aber eben von späteren Schnitten stamme und daher nicht an die Qualität eines ersten Aufwuchses herankomme. Alberts fühlt sich machtlos den Gänsen ausgeliefert. Er beschreibt das so: „Es ist, als wenn sich jemand anderes aus deinem Kühlschrank bedient und du den Kühlschrank nicht abschließen kannst.“

Das VNS-Muster „Rastplätze für wandernde Vogelarten“ entschädige zwar mit bis zu 350 €/ha (Grünland), ist aber mit Auflagen verbunden. Dazu gehört, dass man die Gänse dulden muss und nicht vergrämen darf. „Deswegen machen viele Landwirte nicht mit, damit sie wenigstens die arrondierten Flächen für ihr Milchvieh von Gänsen frei halten und produktionsorientiert wirtschaften können“, erläutert Alberts.

Aus seiner Sicht war früher die Unterschutzstellung richtig, aber mittlerweile gebe es einfach zu viele Gänse und die Politik reagiere nicht. Allein in Westerhever hielten sich jährlich mindestens 65.000 Gänse auf. Da hülfen auch Bejagung und die wahrscheinlich kommende Jagdzeitenverlängerung nicht mehr viel. Der Druck auf die Fläche in Westerhever werde dadurch voraussichtlich sogar noch verstärkt, weil es einen Vergrämungseffekt aus Gebieten gebe, die kein Vogelschutzgebiet sind.

Auch die Gelege anzupiksen oder Eier einzusammeln helfe bei den Nonnengänsen nicht viel, eher bei den Graugänsen. Diese Maßnahme ist zudem in Vogelschutzgebieten ebenfalls verboten.

Der Gänsekot ist noch überall auffindbar, obwohl die Gänse seit mehr als 14 Tagen weg sind und es rund 60 mm geregnet hat.

Auflagen abschreckend

Milderung für die Landwirte soll eigentlich der sogenannte Flächenpool bringen. Die Stiftung Naturschutz kauft dabei Flächen, die geschädigten Landwirten als Futterersatz zur Verfügung gestellt werden. Aber auch für die Teilnahme am Flächenpool gebe es strenge Auflagen, die viele Landwirte abschreckten. „Aktuell gibt es noch acht Landwirte in Westerhever. Nur einer macht beim ,Flächenpool‘ mit“, schildert Alberts. Hauptgrund sei meistens, dass Landwirte auf eigenen Flächen die Vergrämung komplett einstellen müssten.

Auf den Flächen in Westerhever zeigt sich, dass Nonnengänse hauptsächlich in der Mitte von Parzellen äsen. „Andere Wiesenbrüter werden in die Randbereiche gedrängt und dort eher Opfer von Prädatoren, die die Gelege leer machen“, beobachtet der Rinderhalter. Er fragt sich: Wo sind die jungen Austernfischer, Wiesenschnepfen, Küstenseeschwalben? Die Gänse sind nach seiner Einschätzung ein Problem für die anderen Wiesenvögel. Er betont: „Wo viele Gänse sind, geht das Brutgeschehen anderer Wiesenvögel zurück.“

Ein weiteres Problem für die Artenvielfalt sei die zunehmende Eintönigkeit der Landschaft und der Bewirtschaftung als Folge des Natuschutzes. „Momentan gibt es hier intensiv genutztes Grünland, Ackerbau, extensiv genutztes Grünland und Weidehaltung mit verschiedenen Tierarten. Wenn die Landwirte verschwinden und die Stiftung nur noch gleichzeitige Pflegeschnitte durchführt, verödet die Landschaft“, warnt Alberts.

Anpassen oder aufgeben

Der Bürgermeister der Gemeinde Westerhever, Olaf Dircks, erklärt: „Das Problem mit den Nonnengänsen besteht schon viele Jahre.“ Landwirte könnten dadurch nicht mehr vernünftig wirtschaften und würden verdrängt. „Sie haben sich angepasst oder aufgegeben“, so Dircks.

Jegliche Kreativität bei der Vergrämung der Gänse sei müßig. Nach wenigen Tagen stellte sich jedes Mal ein Gewöhnungseffekt ein. „Drohnen dürfen im Vogelschutzgebiet nicht fliegen“, beschreibt er eine weitere Einschränkung in Sachen moderner Vergrämungsmethoden. „Für uns geht es eigentlich nur noch um eine unbürokratische angemessene Entschädigung“, berichtet Dircks. Unabhängige Sachverständige müssten Schäden begutachten, direkt wenn sie einträten. Er nutze auch den Gänsemelder, aber die Handhabung sei kompliziert, wenn man nicht regelmäßig melde. Außerdem behindere die oft schlechte Verbindung bei der Meldung.

Dorfleben leidet

Der Bürgermeister warnt vor negativen Effekten auf das Dorfleben, sollten Landwirte weiter verdrängt werden. Er beschreibt: „Niemand kann dann mal schnell mit dem Traktor vorbeikommen, um kleine Hilfsarbeiten zu leisten.“ Auch Feuerwehr und andere Ehrenämter würden oft von Landwirten besetzt oder zumindest unterstützt. Der Bürgermeister berichtet: „Wenn die Landwirte gehen, kaufen oft Städter die Höfe, renovieren und bauen Ferienwohnungen.“ Das sei zwar hübsch, aber es gebe kaum Einbindung in das Dorfleben und im Winter stehe alles leer. Die Folge: Die Dorfgemeinschaft leidet.

„Ministerpräsident Daniel Günther hat die Gänseproblematik zur Chefsache erklärt, aber nichts passiert“, so Dircks. Das frustriere. Er könne sich einen Küstenstreifenfonds vorstellen für besonders betroffene Gebiete, die zusätzlich im Vogelschutzgebiet lägen und die durch die Jagdzeitenverlängerung noch stärker unter Druck gerieten. „Für neue Ranger ist doch auch Geld da“, argumentiert Dircks. 


Jagd- und Schonzeiten

Die Jagd- und Schonzeitenverordnung in Schleswig-Holstein wird angepasst. Das Anhörungsverfahren dazu endete am 31. Mai. Für Nonnengänse soll laut Verordnungsentwurf in der Zeit vom 1. Oktober bis 28. Februar (aktuell 15. Januar) in allen Kreisen eine Bejagung möglich sein, soweit diese mit den Einschränkungen außerhalb Europäischer Vogelschutzgebiete erfolgt. Laut Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) ist damit die bisherige Kulisse, die aus den Kreisen an der Westküste bestand, entfallen, was einer langjährigen Forderung des Berufsstandes entspreche und insofern positiv zu bewerten sei.

Nonnengänse fressen Grünlandflächen kahl. Foto: Imago

Kritisch sieht der BVSH, dass die Jagd weiterhin nur zur Schadensabwehr auf gefährdetem Acker- und Grünlandkulturen durchgeführt werden darf, wenn sich der Grundeigentümer nicht vertraglich zur Duldung von Gänsen verpflichtet hat. Da die Notwendigkeit zur Abwehr erheblicher Schäden vorab weiterhin durch einen anerkannten Sachverständigen festgestellt werden müsse, sei das Verfahren aufwendig und kaum praxisgerecht. Der BVSH fordert, dass auf das Sachverständigenverfahren insgesamt verzichtet wird.

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein schlägt in seiner Stellungnahme eine grundsätzliche Abschaffung von Einschränkungen bei der Jagd auf Nonnengänse, Graugänse, Kanadagänse und Blässgänse vom 1. August bis 31. Januar vor. Zur Schadensabwehr sollte eine Bejagung der genannten Gänse­arten zudem vom 16. bis 31. Juli und 1. bis 28. Februar ermöglicht werden. 


Angemerkt: Vergrämte Landwirte

Die Gänsefraßproblematik in Schleswig-Holstein bleibt ungelöst. Die politisch Verantwortlichen schaffen es nicht, den wachsenden Gänsepopulationen einen Ordnungsrahmen zu geben, der für alle Betroffenen akzeptabel ist. Daran werden auch verlängerte Jagdzeiten wenig ändern. Insbesondere Tierhalter in Vogelschutzgebieten müssen fast handlungsunfähig mitansehen, wie ihr hochwertigstes Grundfutter Jahr für Jahr den Gänsen zum Opfer fällt. Der psychologische Aspekt ist dabei nicht zu unterschätzen. Die betroffenen Landwirte sind frustriert und verlieren die Motivation für ihren Beruf. Hier sind unbürokratische Hilfen gefordert. 

Bislang konstante Schweinepreise

Seit Ende Februar steht der Vereinigungspreis für Schlachtschweine unverändert bei 2,20 €/IP. Trotz einer zwischenzeitlich recht sommerlichen Witterung und einer belebten Grillfleischnachfrage blieb der Basispreis stabil.

Die Marktlage wird jedoch weiterhin als freundlich beschrieben. Ein knappes Angebot trifft auf eine stetige Nachfrage der Schlachtereien.

Das Angebot an Schlachtschweinen hat sich in Deutschland seit dem Jahresbeginn weiter verringert. In diesem Jahr liegen die Schlachtungen um 1,8 % unter den Vorjahreszahlen. Aus dem Fleischhandel wird berichtet, dass der Anstieg des Grillfleischabsatzes nicht immer die Erwartungen erfüllt hat. In vielen Regionen in Deutschland war es zu kühl und zu nass. Somit war aus Sicht der Schlachtbetriebe kein Spielraum für höhere Schweinepreise vorhanden. Jetzt hofft die Branche auf den Beginn der Fußball-Europameisterschaft und die vollen Schlachtwochen im Juni.

In der Schlachtbranche setzt sich die Konsolidierung fort. Durch die geringeren Schweinebestandszahlen kommt es zu weiteren Standortschließungen. Im Jahr 2023 wurden gegenüber dem Vorjahr 7 % weniger Schweine geschlachtet. Dennoch konkurrieren die Unternehmen um die Tiere. Die aktuellen Schweinekurse liegen zwar unter den Rekordmarken des Vorjahres, doch sind auch einige Aufwandspositionen wie Futtermittel und Energie günstiger geworden. Dies hat den Bestandsabbau etwas gebremst. Dennoch bleibt die Stimmung in der Branche getrübt. Politik und Lebensmittelhandel erhöhen laufend die Anforderungen an die Haltungsbedingungen in der Schweinehaltung. Dazu kommen zum Beispiel auch erhöhte Emissionsauflagen. Dabei sinkt die Nachfrage nach Schweinefleisch im Inland. Für Exporte ist hiesiges Schweinefleisch zu teuer. Wenn die Schweinehaltung in Deutschland eine Zukunft haben soll, muss der Handel für hiesige Schweine aus höheren Haltungsstufen auch entsprechende Preisaufschläge zahlen – so die Meinung vieler Experten.