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Auftrag statt Befehl!

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In den meisten Streitkräften ist die Befehlstaktik das oberste Prinzip, in der Bundeswehr die Auftragstaktik. Was ist der Unterschied? Kurz gesagt beschreibt der Befehl den Weg zum Ziel. Der Auftrag benennt das Ziel und gibt Freiheiten bei der Wahl des Weges. Die Auftragstaktik übergibt den Handelnden im Feld Verantwortung für den Erfolg und basiert auf dem Prinzip der Inneren Führung, das die Soldaten zum eigenständigen Denken auffordert. Das setzt Kompetenz voraus. Die Grundsätze von Befehl und Gehorsam bleiben natürlich erhalten. Die Bundeswehr ist kein Debattierklub.

In weiten Teilen der Politik und teils auch in der Verwaltung hat die Befehlstaktik heute Priorität, und sie zieht eine immer engere Führung von Wirtschaft und Gesellschaft nach sich. Unter der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hat Brüssel etwa 100 Umweltgesetze verabschiedet, also fast zwei pro Monat. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne)
fährt mit seiner Novelle des Tierschutzgesetzes die Tierhaltung an die Wand, mit dem Zukunftsprogramm Pflanzenschutz den Ackerbau. In Schleswig-Holstein treibt der Maßnahmenplan zur Antibiotikareduzierung Blüten. Dokumentation und Kontrolle erscheinen inzwischen wichtiger als die Arbeit selbst.

Wir fahren im abgesicherten Modus. Beim PC funktionieren in diesem Modus nur noch grundlegende Funktionen. In unserer Wirtschaft funktioniert immer weniger. Große Unternehmen wandern aus. Kleine gehen nicht pleite, sie hören nur auf zu produzieren.

Das Schlimmste ist: Die Politik meint es gut. Sie ist der festen Überzeugung, dass sie dem Bürger hilft, wenn sie ihn möglichst eng führt. Denn so macht er ja weniger falsch. Man kann in dieser engen Führung aber auch ein Demokratiedefizit sehen. Der Autor Harald Martenstein fasst die Lage in harte Worte: „Der Zwilling des autoritären Staates ist der Staat als Alleskümmerer, ein Moloch, der meint, für jedes Detail und winzigste Ungerechtigkeiten zuständig zu sein, und dabei vor Bäumen den Wald nicht mehr sieht. So einem Staat sehen wir gerade bei seiner Entstehung zu.“

Wir haben ein Problem: Eine zu enge Führung der Wirtschaft verhindert echten Aufbruch. „Breit fahren, schmal denken“ – mit diesem Motto walzt der politische Panzer nicht nur die Wirtschaft platt. Dem britischen Historiker Niall Ferguson zufolge gab es mehrere Gründe, warum Europa ab 1450 Großreiche wie China überholte: eine freie Wissenschaft, medizinische Erfolge und das christliche Arbeitsethos, der harte Konkurrenzkampf. Eine politische Befehlstaktik gehörte nicht dazu. Die gab es damals im kaiserlichen China.

Politik ist selten „im Feld“ tätig. Die überhebliche Ansicht, man wisse es am grünen Tisch besser als im Grünen, ist falsch. Es wird Zeit, dass die Politik zur Auftragstaktik zurückehrt, auf die Innere Führung der Beteiligten vertraut und Verantwortung abgibt an die, die die Schlacht um die Zukunft Europas schlagen. Das Erkennen des Problems ist auch hier der erste Schritt zu seiner Lösung.

Drei Schleswig-Holsteinerinnen auf der großen Bühne

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Auf dem Deutschen LandFrauentag 2024 gehörten drei Schleswig-Holsteinerinnen zu den LandFrauen, die auf die große Bühne in der Wunderino-Arena gebeten wurden. Vor 5.000 Teilnehmenden nahm die ehemalige Präsidentin des LandFrauenverbandes SH, Ulrike Röhr, mit der Goldenen Biene die höchste Anerkennung des dlv entgegen. Die besondere Auszeichnung symbolisiert persönlichen Einsatz für Staat und Gesellschaft sowie einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn.

Geehrt wurden auch LandFrauen, die sich mit innovativen Ideen im ländlichen Raum erfolgreich selbstständig gemacht haben. Darunter auch Sina Steensen aus Stedesand/Trollebüll , die als Unternehmerin des Jahres 2024 ausgezeichnet wurde. Sie sei mutig in die Direktvermarktung eingestiegen – und das mit Erfolg, hieß es in der Laudatio. Die Trollebüller Eiscremerei wurde erst im März 2023 eröffnet und vertreibt heute bereits an Hofläden, den Einzelhandel, Automaten und Gastronomiebetriebe. Einen Film über sie gibt es unter https://t1p.de/uivsl dlv

dlv-Präsidentin Petra Bentkämper gratuliert Ingrid Sattler. Foto: Reiner Freese/x21/dlv

Dritte im Bunde ist Ingrid Sattler. Sie war mehr als 20 Jahre Mitglied im Vorstand des LandFrauenverbands Friedrichstadt und zwölf Jahre als Vorsitzende tätig. Für ihr vielfältiges soziales Engagement wurde sie als LandFrau des Jahres 2024 ausgezeichnet.

Die Künstlerin mit der Kamera

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Saskia Boelsums ist verliebt – in die Landschaften und das Licht ihrer Heimat, der Niederlande. „Nirgendwo anders gibt es dieses ganz besondere Licht und diese Wolken“, sagt sie. Das alles versucht die Künstlerin in ihren Werken einzufangen. „Liebe zur Landschaft“ lautet dann auch passenderweise der Titel ihrer Ausstellung im Stadtmuseum Schleswig, die bis zum 15. September in der Ausstellungshalle zu sehen ist.

Mächtige Wolkengebilde über Wattenmeer, Dünen oder Landschaften, Lichterglanz auf Meereswogen, Rinder im Morgendunst, filigran herausgearbeitete Pflanzen und Bäume, Bilder voller Kontraste und Farben, die an niederländische und flämische Landschaftsmaler des 17. bis 19. Jahrhunderts erinnern, wie Jacob Van Ruisdael, Meindert Hobbema, Willem Maris oder auch Vincent van Gogh – das ist die Handschrift von Saskia Boelsums.

Foto: Saskia Boelsums

Die malerische Landschaftsfotografie ist ihre Art, sich auszudrücken, ihre Empfindungen und Gefühle für den einen Moment in der Umgebung in bearbeitete Pixel zu wandeln und Stimmungen zu erschaffen, deren Bandbreite von mystisch, tiefgründig über malerisch überwältigend bis bunt und heiter reichen. Momentaufnahmen, in deren Vordergrund ihre persönliche Wahrnehmung und Interpretation einer Landschaft stehen. Ihre Leinwand sind ihre Fotografien, die sie mit der Kamera macht und die sie dann als Raw-Files in ihrem Studio künstlerisch nachbearbeitet – Pixel für Pixel, wochen-, manchmal monatelang. „Wenn mir die Farbe oder der Kontrast zum Beispiel von Grashalmen nicht gefällt, dann zeichne ich sie einzeln nach“, sagt sie. Dafür nutzt sie die einfachen Werkzeuge von ­Photoshop, wie den Stift. „Aber ich verwende keine Filter“, so ­Boelsums.

„Liebe zur Landschaft“ heißt die Ausstellung im Stadtmuseum Schleswig mit Werken von Saskia Boelsums
Foto: Iris Jaeger

Sie selbst bezeichnet sich nicht als Fotografin, sondern nennt sich „einen bildenden Künstler mit einer Kamera“. Ihre Liebe zu Wolken und Wetterphänomenen begann bereits in der Kindheit. Als sie vier Jahre alt war, zog die Familie erst in den Iran, dann nach Curaçao. Im Iran lebte sie am Rand einer Wüste. Boelsums kann sich noch gut daran erinnern, wie sie mit ihrem Vater einen aufziehenden Sandsturm beobachtete. Ihre Leidendschaft für die niederländische Landschaft begann nach dem Studium mit dem Umzug von der Stadt aufs Land. Umgeben von der Natur wuchs in ihr der Wunsch, ihre Gefühle künstlerisch auszudrücken.
Die faszinierende Schönheit eines Granatapfels brachte sie zum Entschluss, die Technik des Fotografierens zu lernen und sie gab sich dafür vier Jahre Zeit. Boelsums begann, alles in ihrer Umgebung zu fotografieren, um dazuzulernen, vor allem Obst, „das wir im Anschluss gegessen haben, das war eine sehr gesunde Zeit“, bemerkt ihr Mann Peter Veen. Dann musste er für eine Serie von Porträts herhalten, um auch diese Technik zu lernen, „und wir sind immer noch zusammen“, bemerken beide lachend. Mit dem Besuch der Insel Texel begann ihre Landschaftsfotografie: „Da kam alles zusammen, was ich liebte“, so die Künstlerin.

Sie postete ihre Bilder auf Instagram und war zunächst enttäuscht davon, dass Instragram alle ihre Fotos in Quadrate umwandelte. „Das war schrecklich. Ich hatte so lange daran gearbeitet und dann dieses Format. Aber dann entschied ich mich, dass es ein interessantes Format sein könnte“, erzählt Boelsums. Und nun sind alle ihre Bilder quadratisch und dieses Format ihr Markenzeichen. Selbst ihre Visitenkarte ist ein Quadrat. Und hat sie selbst ein Vorbild? „So gefragt: Ich bin beeindruckt von der Technik Rembrandts.“ Weitere Informationen und Bilder unter stadtmuseum-schleswig.de und unter saskiaboelsums.nl 

Saskia Boelsums „Liebe zur Landschaft“
Bilder: Saskia Boelsums
Saskia Boelsums „Liebe zur Landschaft“
Bilder: Saskia Boelsums
Saskia Boelsums „Liebe zur Landschaft“
Bilder: Saskia Boelsums
Saskia Boelsums „Liebe zur Landschaft“
Bilder: Saskia Boelsums


5.000 LandFrauen feiern in Kiel

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Es war ein kurzweiliger Deutscher LandFrauentag mit Gästen, die den LandFrauen höchste Anerkennung zollten, eine Festveranstaltung zum 75-jährigen Bestehen des Verbandes, zu dem das Frauenquartett mit Theater und Schlagern durch die Jahrzehnte führte, und ein Tag in der Kieler Wunderino-Arena, der neben allen aktuellen politischen Themen auch leichtfüßig und heiter daherkam. Auch der Hauptgast, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, trug dazu mit seiner Rede bei.

Mit tosendem Applaus begrüßt, bekundete er seine hohe Wertschätzung für den größten ländlichen Frauenverband. „Ihr Engagement ist lebensnah. Es nimmt alle mit. Es hilft im ganzen Land, ganz konkret, jeden Tag. Mit anderen Worten: Ihre Arbeit ist – nein, Sie sind unverzichtbar. Wir können gar nicht genug wertschätzen, wie sehr Sie sich um unser Gemeinwesen verdient machen.“ Mit Ausführungen zu Themen wie Unternehmerinnen, hauswirtschaftlichem Wissen, dem Aufbau regionaler Infrastruktur beispielsweise durch eine selbst verwaltete Kita und der damit verbundenen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sprach er hautnah über das, was LandFrauen tagtäglich leisten. Ebenso legte er einen Fokus auf die noch immer herrschende Ungleichbehandlung sowie die existenzielle Abhängigkeit vieler Frauen und sprach auch über schlechte Gesundheitsversorgung, Armut und häusliche Gewalt gegen Frauen. Themen, die den Deutschen LandFrauenverband schon lange politisch begleiten.

In seiner Rede betonte der Bundespräsident aber auch die Bedeutung von Frauennetzwerken und deren Möglichkeiten, das demokratische Miteinander vor Ort in den ländlichen Räumen zu stärken. Als besondere Stärke zeichne die LandFrauenarbeit die „Infrastruktur des Miteinanders“ aus.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) würdigte in seiner Rede die LandFrauen als wichtige, starke und mitgestaltende Kraft im ländlichen Raum: „Sie leben und lehren ein Miteinander in Ihren Gemeinden. Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist Ihnen ein großes Anliegen, und Sie treten ein gegen Intoleranz und Menschenfeindlichkeit. Darüber hinaus zeigen Sie der Politik unermüdlich, wo Sie Bedarfe und Potenziale im ländlichen Raum sehen, und geben ihm eine starke Stimme.“

Dr. Ulf Kämpfer (SPD) als gastgebender Oberbürgermeister der Stadt Kiel hob die Beständigkeit der LandFrauen als positiv für ländliche Räume hervor: „Wir brauchen starke Städte und Dörfer. Die LandFrauen gehen mit dem Kompass in die Zukunft und weil es die LandFrauen gibt, ist mir auch um den ländlichen Raum nicht bange.“

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) setzte einen Fokus auf die Gleichstellung in der Landwirtschaft: „Trotz ihres großen Einsatzes in den Betrieben und für die Gesellschaft sind wir leider noch weit davon entfernt, dass Frauen in der Landwirtschaft mit Männern gleichgestellt sind. Es ist noch ein weiter Weg zu gehen, bevor die Gleichstellung auf den Höfen Wirklichkeit wird – dies zeigt auch die Landfrauenstudie. Um hier voranzukommen, brauchen wir positive Vorbilder, zum Beispiel die Unternehmerinnen des Jahres.“

Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) gratulierte den deutschen LandFrauen in ihrer Rede: „Seit 75 Jahren packen Sie an: für sich, für einander, für gerechte Chancen für die Frauen, für die Demokratie. Und zwar dort, wo es besonders auf Eigeninitiative und Engagement ankommt – bei Ihnen zu Hause im ländlichen Raum.“

Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes, legte zunächst einen Fokus auf das Motto des Tages und richtet das Wort an die eigenen Reihen: „Auf Kurs in die Zukunft heißt, auch mal den Kurs zu korrigieren – Hindernisse hinter sich zu lassen, es zuzulassen, dass eine neue Kapitänin, neue Crewmitglieder mit frischem Wind und geballter Motivation neue Wege erkunden.“ Darüber hinaus hob sie die Unabhängigkeit ihres Verbandes hervor: „Wir sind seit Gründung ein eigenständiger Verband, der für alle Frauen in ländlichen Räumen die Stimme erhebt. Diese Unabhängigkeit ist unsere Stärke.“

In der Talkrunde nahmen die Talkgäste Megatrends in den Blick. Schwerpunkte lagen auf der jungen Generation und deren Bedürfnissen, den Vor- und Nachteilen Künstlicher Intelligenz sowie auf dem Perspektivwechsel, das Miteinander der Generationen in den Blick zu nehmen, statt den demografischen Wandel als stete Gefahr zu sehen.

Gänsehaut-Feeling gab es auch zum Abschluss des Tages in der Wunderino-Arena. Claudia Jürgensen, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, dankte den Gästen und vor allem den 5.000 LandFrauen für den „unglaublich frohen Tag“. Dann zog sie mit einem gefühlvollen Vortrag der „Liebeserklärung an den Norden“ von Poetry-Slammerin Mona Harry die Arena in ihren Bann und kündigte schließlich den nächsten Deutsche LandFrauentag an. Der findet am 30. Juni 2026 in Essen statt. dlv

Frank-Walter

Steinmeier
Bundespräsident Steinmeier kam gut gelaunt nach Kiel.
„Dein Theater“ blickte mit Schlager und Performance auf 75 Jahre LandFrauen.
Würdigung für die einstige Bundespräsidentin aus SH, Erika Lenz

Gute Chance für Malte und Matti

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Unter dem Motto „Gemeinsam stark – Für die Landwirtschaft“ lud der Deutsche Bauernverband zum diesjährigen Deutschen Bauerntag in Cottbus ein. Matti Fleischer, zweiter stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der Laju Schleswig-Holstein, und Agrarausschusssprecher Malte Blöcker war zum ersten Mal bei diesem großen Treffen der Landwirte und Landwirtinnen dabei. Zusammen mit zwei Teilnehmern des TOP-Kurses sicherten sie der schleswig-holsteinischen Delegation den dritten Platz beim Junglandwirte-Gerd des Bundes der deutschen Landjugend.

Mit dem guten Sakko im Gepäck reisten Malte und Matti mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein in die an der Spree gelegene Universitätsstadt im Süden Brandenburgs. Zur Delegation gehörten Vertreter aus dem Landesverband und den Kreisverbänden sowie die beiden Absolventen des diesjährigen TOP-Kurses der Andreas-Hermes-Akademie, Wiebke Frank und Johannes Krainbring.

Nach der Ankunft auf dem Messegelände in Cottbus gab es eine regionale Suppe und dabei gleich die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen. Anschließend eröffnete der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die Mitgliederversammlung. Es war für die Lajus spannend, seine Grundsatzrede live mitzuerleben. Diese baute auf den ereignisreichen vergangenen Wochen auf. Rukwied nannte die bisher erzielten Erfolge wie den Erhalt der Kfz-Steuer-Befreiung, der nur durch den gemeinsamen Protest habe erzielt werden können. Dabei lobte er, dass alle protestierenden Landwirte sehr lautstark, aber friedlich ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hätten. Dieses Momentum müsse man nutzen, um die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, indem nun endlich der Bürokratieabbau eingeleitet werde und sich die Bauern wieder mehr der eigentlichen Arbeit auf den Betrieben widmen könnten.

Bei der anschließenden Wahl des Präsidiums erlebten die Lajus eine besonders große Geschlossenheit der Delegierten. Alle neu gewählten Kandidaten erhielten Zustimmungswerte über 80 %. Anschließend teilte sich die Versammlung zum Austausch in drei Foren zu den Themen „Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Biodiversität – Neue Auflagen oder Geschäftsmodelle“, „Zukunftsbauer – Stand & Chance Zukunftsbild der Landwirtschaft“ sowie „Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen – Bürokratie abbauen“.

Auf dem Weg zurück zur Unterkunft liefen die Lajus durch die sehr schöne Altstadt von Cottbus. Dabei fielen ihnen die zweisprachigen Straßenschilder auf. Neben den deutschen stehen die sorbischen Straßennamen, denn Cottbus liegt in der Niederlausitz und gehört zum Gebiet, in dem die Sorben als anerkannte Minderheit leben.

Auf der Abendveranstaltung, bei der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu Gast war, wurde für die Neulinge von der Laju deutlich, wie wichtig der enge Kontakt zu Politik ist, damit die Belange der deutschen Landwirtschaft politisches Gehör finden.

Am zweiten Tag der Mitgliederversammlung wurde viel geschwiegen, sowohl während als auch nach der Grundsatzrede des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir (Grüne, siehe auch Ausgabe 27). Danach gelang es Vince Ebert, Diplom-Physiker und Kabarettist, die Stimmung wieder etwas aufzulockern.

Für die Landjugend war es etwas Besonderes, vom schleswig-holsteinischen Bauernverband zur Teilnahme am deutschen Bauerntag eingeladen worden zu sein. Das war eine gute Chance, Einblicke auf Bundesebene in den Agrarsektor zu bekommen. Dass das nicht in allen Landesverbänden üblich ist, zeigte sich bei der Verleihung des „Junglandwirt:innen-Gerds“. Immerhin sieben Landesbauernverbände waren ganz ohne junge Leute nach Cottbus gereist. „Wenn die junge Generation so wichtig ist, wie Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied es während seiner Grundsatzrede betont hat, braucht es diesen Pokal eigentlich nicht. Aber da ist noch Luft nach oben – innerhalb der agrarischen Interessenvertretungen, aber auch bei Veranstaltungen wie dem Deutschen Bauerntag“, betonte der Bundesvorsitzende der deutschen Landjugend, Lars Ruschmeyer, bei der Preisverleihung. Die Laju Schleswig-Holstein freut sich umso mehr, dass sich die Delegation aus dem Land zwischen den Meeren den dritten Platz sicherte, denn der schleswig-holsteinische Bauernverband war mit einer Delegation angereist, die zu 20 % aus landwirtschaftlichem Nachwuchs bestand. Vielleicht ein Ansporn, es in zwei Jahren sogar auf den ersten Platz zu schaffen. Mitarbeit: Matti Fleischer

Weiße Lupinen und Strohrinder

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Sie könnten gut und gern ZukunftsBauer sein, auch wenn sie bisher nicht in der Arbeitsgruppe mitarbeiten. Aber Heiko Brüggen und Ulrike und Philipp Baus in Willingrade, Kreis Segeberg nahe Neumünster, verfolgen schon lange innovative und experimentelle Strategien – so das Projekt Strohrind von Edeka und den Anbau von Lupinen im Verbund LeguNet. Vor Kurzem fand dazu ein Feldtag bei ihnen statt.

„Wenn es den Tieren gut geht, geht es uns auch gut“ ist ein einfaches Prinzip für Heiko Brüggen, seine Lebenspartnerin Ulrike Baus und deren Sohn Philipp, die zusammen den Hof bewirtschaften. So haben sie sich schon früh für die Initiative Tierwohl entschieden, „obwohl das nie vergütet wurde, weil es für Rinder nie zu einem Programm kam“. Bis 2009 gab es auf dem Hof Milchviehhaltung, dann schaffen sie sie ab zugunsten von Bullenmast – heute 160 Mastplätze, 60 davon auf Stroh, nebenbei werden noch zehn Mutterkühe gehalten (Charolais). 2013 wurde der alte Milchviehstall um- und ein neuer gebaut, beide mit Haltungsstufe 3.

Einer der Ställe zum Großteil mit Gummimatten in den Liegeboxen beherbergt Mastrinder für ein Programm mit Kaufland. Der andere Stall ist der Strohstall für das Strohrind-Programm von Edeka Nord, in dem sich der Betrieb seit drei Jahren befindet – als einer von drei in Schleswig-Holstein. Dabei gibt es von dem Konzern den besagten Zuschlag. Voraussetzungen sind: mindestens 4 m2 pro Tier, Außenklima, GVO-freies Futter, freie Tränken, keine Milcheinkreuzungen bei den Rassen, kurze Entfernung zum Schlachthof – wobei Letzteres wegen Aufgabe des Schlachthofes Bad Bramstedt bedeutet: Danish Crown in Husum. Die meisten Absetzer kommen von einem Betrieb im Nachbarort Gönnebek – kurze Wege!

Das Paar ist im Beratungsring für Rindermast aktiv. Von den etwa 50 Mitgliedern sind es aber nur etwa 20, die die Rindermastberatung intensiv nutzen. Gute Fortbildung war und ist Voraussetzung für einen guten Mastbetrieb.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 230 ha, davon 86,5 ha Eigenland, auf dem Geestrücken. 210 ha sind Ackerland – Mais, Getreide, aber darunter 15 ha Lupinen, 6 ha Rotklee sowie 10 ha Blühwiesen. Der Rest, rund 20 ha, ist Grünland. „Wir hatten schon immer eine breite Fruchtfolge“, sagt Heiko Brüggen.

Im vierten Jahr bauen sie jetzt Lupinen an, die sie an ihre Rinder verfüttern. „Es ist eine schöne Sache, wenn man sein eigenes Futter hat und kein Rapsschrot zukaufen muss“, freut sich Ulrike Baus. Im ersten Jahr hatten sie Weiße Lupine angebaut mit 4,3 t/ha Ertrag. Dann haben sie es mit Blauer Lupine versucht – das ergab 1,1 t/ha, sodass sie wieder auf Weiße Lupine umstiegen. Für menschlichen Verzehr gibt es noch zu wenig Erfahrung, bisher ist der Alkaloidgehalt zu hoch. „Ein Pizzabäcker hatte Interesse, aber daraus wurde nichts“, so Heiko Brüggen. Vergangenes Jahr unternahmen sie zudem einen Versuch mit 5 ha Wintererbse, „die sind alle eingegangen, aber in ganz Deutschland“.

Dass sie gern experimentieren, ist offensichtlich. „Wir testen auch für andere Betriebe, die können unsere Erfahrungen nutzen“, meint Heiko. So sind sie seit zwei Jahren offizieller Demo-Betrieb für Lupinen im Verbund LeguNet – es gibt außerdem nur noch einen für Erbsen und einen für Bohnen in Schleswig-Holstein. Anfang Juli wurde dazu ein Feldtag in Willingrade veranstaltet, um dafür zu werben, mehr auf heimisches Eiweiß zu setzen. Dabei wurden unter anderem verschiedene Impfvarianten mit Knöllchenbakterien an Lupinen ausgewertet: mit Radicin, mit Torf und keine Impfung. Das Ergebnis: „Es waren keine Unterschiede in Wachstum und Ertrag zu sehen“, so Heiko Brüggen. Außerdem ging es um Unkrautbekämpfung, Sortenwahl, Schädlinge und Krankheiten.

In Sachen Erneuerbare Energien ist die Familie ebenfalls vorn dran. Auf dem Gelände wird eine 700-kW-Biogasanlage betrieben, an der Brüggen zu einem Drittel in einer GmbH beteiligt ist. Mit der Anlage werden eine Hähnchenmastanlage mit acht Ställen und 150.000 Mastplätzen eines anderen Gesellschafters beheizt sowie drei Wohnhäuser. Der Mist aus der Hähnchenmastanlage wird in der Biogasanlage verwertet. Wenn die EEG-Förderung 2028 ausläuft, möchte er mit der Gemeinde ein Programm entwickeln, damit die Anlage mit Nahwärme wirtschaftlich weiterlaufen kann. „Früher war Gas zu billig, jetzt ist die Bereitschaft größer“, sagt er. Ein Investor baut einen Solarpark auf dem Gelände, ein Windpark ist in Überlegung – „das kann man alles gut kombinieren“.

„ZukunftsBauer sind solche, die in die Zukunft denken“, so sieht es Ulrike Baus. „Wir erproben viel – Haltungsstufen, Lupinen, Erneuerbare Energien. Es geht darum: Wie kommt man als Betrieb weiter und schafft Sicherheit?“ In diesem Sinne sind viele Bauern in Schleswig-Holstein ZukunftsBauer, ob sie nun in der Arbeitsgemeinschaft mitwirken oder nicht. Die Familie Brüggen-Baus ist es allemal.

Ulrike Baus zeigt die Angus-Rinder für das Edeka-Produkt Strohrind. Fotos: Tonio Keller

Verband der Landwirtschaftskammern

Das Präsidium des Verbandes der Landwirtschaftskammern (VLK) wurde kürzlich im Rahmen der turnusgemäßen Wahlen im Amt bestätigt.

Als Verbandspräsident wiedergewählt wurde Gerhard Schwetje. Der Landwirt aus Cramme, Landkreis Wolfenbüttel, bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie einen Betrieb mit Ackerbau und Hähnchenmast. Gerhard Schwetje bekleidet seit 2015 das höchste Ehrenamt der Landwirtschaftskammer Niedersachen.

Als Vizepräsidentin für die Gruppe der Unternehmer/-innen (Wahlgruppe I) wurde Ute Volquardsen wiedergewählt. Sie ist Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und bewirtschaftet mit ihrer Familie in Nordfriesland einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau, Tierhaltung, Hofladen, Regenerativen Energien sowie Ferienwohnungen. Sie ist für den VLK Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und bringt sich dort intensiv für die Landwirtschaft im Sinne fachlicher Politikberatung ein.

Als Vizepräsident der Wahlgruppe II, Arbeitnehmer, wurde Oliver Beitzel erneut im Amt bestätigt. Er ist Forstwirtschaftsmeister bei der Wittgenstein-Berleburg‘schen Rentkammer und seit 2014 stellvertretender Präsident der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Er engagiert sich in seiner Arbeit für die Landwirtschaftskammern unter anderem für die berufliche Bildung im Agrarbereich und insbesondere im Beruf Forstwirt/-in sowie für den Bereich der Arbeitnehmerberatung und -förderung.

Der Verband der Landwirtschaftskammern vertritt die Interessen der Landwirtschaftskammern auf Bundesebene, gibt fachliche Stellungnahmen ab und ist die neutrale Plattform für die Koordinierung der Zusammenarbeit der Landwirtschaftskammern, Länderagrarverwaltungen und berufsständisch getragenen Beratungsdienste in Deutschland. Der Verband der Landwirtschaftskammern koordiniert und moderiert rund 40 Fachgremien aus nahezu allen Bereichen der Landwirtschaft und des Gartenbaus.

CHIO in Aachen – Weltfest des Pferdesports

Etwa 300 aktive Pferdesportler aus 30 Nationen waren mit ihren 600 Pferden nach Aachen gereist, um sich in den Disziplinen Voltigieren, Vielseitigkeit, Dressur, Springen und Fahren zu messen. Zehn Tage lang wurden spannende Wettkämpfe geboten.

Jedes Land darf nur einen CHIO (Concours Hippique International Officiel) austragen. In Deutschland findet dieser seit 1924 in Aachen statt, seit mehr als 20 Jahren unter dem Namen „Weltfest des Pferdesports“. In jeder Disziplin wird ein Einzel- und ein Mannschaftssieger bestimmt. Dieses Jahr gingen diverse Medaillen an die deutschen Pferdesportler.

In der Vielseitigkeit konnte Julia Krajewski aus Nordrhein-Westfalen mit dem zehnjährigen Holsteiner Nickel die Einzelwertung für sich entscheiden. Auf Platz zwei kamen der 23-jährige Calvin Böckmann, der wie Krajewski in Warendorf trainiert, und sein Holsteiner Fuchswallach The Phantom of the Opera. Dirk Schrade aus Heidmühlen, Kreis Segeberg, kam mit Casino auf Platz zehn.

Weniger gut lief es für das deutsche Team, das nach einem guten Beginn in der Dressur sowohl im Springen als auch im Gelände zurückfiel, sich am Ende aber vom vorletzten Platz wieder auf Platz vier zurückkämpfte.

Brinkop beweist sich

Das deutsche Springteam, das mit dem Anspruch angereist war, unter die ersten drei zu kommen, landete schließlich auf Platz sechs. Mit dabei war zum ersten Mal die gebürtige Neumünsteranerin Kendra Claricia Brinkop mit dem belgischen Wallach Tabasco de Toxandria. Die 29-Jährige zeigte zwei fehlerfreie Umläufe.

„Ich bin sprachlos und stolz auf mein Pferd, wie er das mit seinen neun Jahren hier abgewickelt hat. Vor diesem Publikum für Deutschland zu starten war unglaublich“, sagte Brinkop nach ihren Ritten. „Man sagt mir immer, ich sei sehr ruhig im Parcours. Aber ich glaube, das strahlt mein Pferd aus, weil er so eine enorme Qualität hat und ich ihm sehr vertrauen kann.“

Im Großen Preis kam sie auf den 15. Platz. Hier siegte André Thieme aus Mecklenburg-Vorpommern mit DSP Chakaria. Richard Vogel aus Hessen und United Touch S kamen auf den dritten Platz. Vogel hat sich mit seiner Leistung in Aachen für einen Start bei den Olympischen Spielen in Paris qualifiziert.

Dressur unschlagbar

Nicht zu schlagen war das deutsche Team in der Dressur. Ganz locker gewannen Isabell Werth mit Wendy de Fontaine, Ingrid Klimke mit Franziskus FRH und Frederic Wandres mit Bluetooth OLD die Plätze eins bis drei im Grand Prix und damit auch den Nationenpreis. Werth gewann zudem den Grand Prix Spécial und die Kür. Ihre Stute Wendy wurde Dressur Champion of Aachen. Mit ihrer Leistung qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele, genau wie Wandres. Klimke wurde als Reserve nominiert.

Mareike Harm aus Negernbötel, Kreis Segeberg, war schon mehrfach in Aachen dabei, lieferte in diesem Jahr aber ihr bestes Ergebnis. Foto: Imago

Sehr spannend wurde es bei den Vierspännerfahrern. Die deutsche Mannschaft führte nach Dressur und Gelände mit zehn Punkten Vorsprung. Dennoch wurde es am Ende – wie in den Jahren zuvor – Platz zwei für Deutschland. Der Sieg ging an die Niederlande. Allerdings wurde Mareike Harm aus Negernbötel, Kreis Segeberg, Zweite hinter dem amtierenden Weltmeister Boyd Exell. „Es ist natürlich bitter für die Mannschaft, aber ich freue mich sehr über den zweiten Platz. Das ist mein bestes Ergebnis in Aachen, das ich je hatte“, sagte Harm.

Goldene Voltigierer

Medaillen gab es auch für die deutschen Voltigierer. Sie sind seit 2017 im Nationenpreis des CVIO Aachen ungeschlagen und diese Serie wurde nicht unterbrochen. Team Deutschland II siegte vor Deutschland I. Auch im Pas de deux waren die Deutschen tonangebend. Der Sieg in der Teamwertung ging erneut an das Team Norka Automation des Voltigiervereins Köln-Dünnwald vor dem Juniorteam aus Fredenbeck. Bei den Herren kam Thomas Brüsewitz als bester Deutscher auf Platz zwei.

In der Damenkonkurrenz blieb es bis zum Ende spannend. Den Gesamtsieg sicherte sich die Titelverteidigerin Kathrin Meyer aus Hamburg (Endnote: 8,603). Obwohl sie gesundheitlich etwas angeschlagen war, zeigte sie eine tolle Leistung. Mit ihrem bewährten Pferd San Classico S OLD an der Longe ihrer Mutter Dr. Sonja Meyer lag sie nach der Pflicht vorn, musste sich jedoch im Technikprogramm Alice Layher geschlagen geben. So trennten die beiden vor der Kür nur 0,028 ­Zähler.

Die U21-Welt- und -Europameisterin Alice Layher aus Baden-Württemberg war zum ersten Mal in Aachen dabei. Zusammen mit ihrem Schimmel Lambic van Strokappeleken an der Longe ihrer Schwester Helen Layher erturnte sie sich die Wertnote 8,483.

Nachwuchs am Start

Auch das Finale von Deutschlands U25-Springpokal wurde in Aachen ausgetragen. Drei Reiter aus Schleswig-Holstein hatten sich dafür qualifiziert: Beeke Carstensen aus Sollwitt, Kreis Nordfriesland, Hannes Ahlmann aus Reher, Kreis Steinburg, und Thore Stieper aus Hohenaspe, Kreis Steinburg. Alle drei saßen im Sattel von Holsteiner Pferden. Carstensen und ihr Wallach Carbas blieben in beiden Umläufen fehlerfrei, waren aber etwas langsamer als die Konkurrenz und landeten so auf Platz fünf. Ahlmann hatte mit der Stute Tokyo einen Fehler im Stechen und wurde Sechster. Mit vier Fehlern im Umlauf qualifizierten sich Stieper und die Stute Cat Walk nicht für das Stechen. Sie kamen auf den 14. Platz.

Glockenblumen sind vielseitig einsetzbar

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Die mehr als 300 verschiedenen Arten der Glockenblume kommen auf Wiesen, an Wald- und Wegrändern und selbst noch im Hochgebirge vor. Daher reicht das Verwendungsspektrum der vielgestaltigen Gattung vom Steingarten über die Prachtstaudenrabatte bis hin zur Wildstaudenpflanzung. Und damit nicht genug, denn Glockenblumen ernähren mit ihrem Pollen und Nektar einige sehr spezialisierte Wildbienenarten.

Etwa 30 % der heimischen nestbauenden Wildbienenarten sind als Spezialisten auf Pflanzen einer ganz bestimmten Familie, Gattung oder gar einer einzelnen Art angewiesen. Sie sammeln den eiweißreichen Pollen ihrer Nahrungspflanzen für die Fütterung der Brut. Glockenblumen spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie sind bei vielen Wildbienenarten als hervorragende Nahrungspflanze beliebt. Vier Arten der Scherenbienen und zwei Arten der Sandbienen sind sogar auf Glockenblumen spezialisiert.

Dazu gehört die Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi). Sie fliegt von Mitte Juni bis etwa Mitte August. In den Hohlräumen von Totholz, aber auch in Schilfmatten und Reetdächern legt sie als Solitärbiene ein Nest mit bis zu sechs Brutzellen an. Darin deponiert die Glockenblumen-Scherenbiene den Pollen als Nahrung für ihre Larven. Findet sie keinen entsprechenden Pollen, stellt die Wildbiene die Versorgung der Brut ein und wandert ab. Je nach Art und Sorte öffnen bereits im Mai die ersten Glockenblumen ihre hübschen Blüten. Sie richten sich bevorzugt nach Osten aus, der aufgehenden Sonne zugewandt.

Campanula portenschlagiana zeigt eher trichterförmige Blüten in Violett. Foto: Karin Stern

Schon mit wenigen Exemplaren der Dalmatiner Polster-Glockenblume (Campanula portenschlagi­ana) oder der Hängepolster-Glockenblume (Campanula poscharskyana) kann man also Wildbienen fördern. Beide Arten eignen sich nicht nur prima für den Steingarten oder zur Bepflanzung von Mauerkronen, sondern gedeihen auch in Ampeln und im Balkonkasten. Insbesondere die Hängepolster-Glockenblume ist überaus robust. Selbst in trockenem Schatten breitet sie noch ihre immergrünen Ranken aus und bildet eifrig Blüten. Die niedrig wachsenden Glockenblumenarten stammen meist aus dem Hochgebirge. Dies erklärt, warum sie als wahre Überlebenskünstler in Fugen und Spalten Hitze sowie Kälte trotzen.

Ganz aparte Erscheinung: Die Zwerg-Glockenblume ,Bavaria Blue‘. Foto: Karin Stern

Die Zwerg-Glockenblume ‚Bavaria Blue‘ mit himmelblauen Blüten und ‚Bavaria White‘ mit schneeweißen Blüten (Campanula cochleariifolia) punktet mit einem kriechenden, rasenartigen Wuchs, aus dem die nickenden Blütenglöckchen aufsteigen. Die großglockige Karpaten-Glockenblume (Campanula carpatica) wächst als kompaktes, niedriges Polster auf magerem, sandig-steinigem Boden. Hier empfehlen sich die Sorten ‚Blue Uniform‘ (violettblau) und ‚White Uniform‘ mit weißen Blüten. Die anspruchslose Staude benötigt einen nicht zu nassen und durchlässigen Boden.

Knäuel-Glockenblumen bevorzugen eher trockene Standorte. Foto: Karin Stern

Zum Standardsortiment der etwas höheren Arten zählen die Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata) und die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia). Je nach Art und Sorte wachsen die Pflanzen 40 bis 80 cm hoch. Eine Ausnahme bildet die Zwerg-Knäuel-Glockenblume ‚Acaulis‘ mit ihren nur 15 cm Wuchshöhe. Diese Sorte liebt Trockenheit und passt perfekt an den Rand des Staudenbeetes oder in den Steingarten. Die wüchsige ‚Dahurica‘ eignet sich prima als Vasenblume und die reinweißen Blüten von ‚Alba‘ machen sich im Naturgarten ebenso gut wie in der Rabatte. Auch bei der Pfirsichblättrigen Glockenblume stehen weiß und blauviolett blühende Sorten zur Auswahl. Für eine reiche Blüte benötigt diese Art einen Platz auf gutem, humosem Boden. Tipp: Die Sorte ‚Blue Boomers‘ ist bekannt für einen besonders üppigen Flor.

Waldglockenblume ,Alba‘ hellt schattigere Bereiche auf. Foto: Karin Stern

Campanula lactiflora ‚Loddon Anne‘, die Dolden-Glockenblume, wird gerne in den prachtvollen englischen Staudenrabatten verwendet. Diese Sorte öffnet ihre Blüten erst ab Juli. Ein zeitiger Rückschnitt von Verblühtem bewirkt eine Nachblüte ab September. Wer eine weiß blühende Sorte für halbschattige Plätze sucht, wählt ‚Alba‘. Sie setzt sich vor einem dunklen Hintergrund besonders gut in Szene.

Eine gute Figur im Naturgarten machen heimische Wildarten der Glockenblume wie die Wald-Glockenblume (Campanula latifolia), die Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) und die Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides). Sie kommen auf großen Grundstücken mit Baumbestand gut zur Geltung, da sie sowohl im Halbschatten als auch an sonnigen Standorten gedeihen.

Die Wald-Glockenblume braucht an sonnigen Standorten jedoch einen ausreichend feuchten Boden, um ihre prächtigen Blütenstände auszubilden. Die Nesselblättrige Glockenblume breitet sich zuverlässig über Samen aus. Wer das nicht möchte, entfernt die Samenstände vor dem Ausreifen. Die heimische Waldstaude kommt sogar auf schattigen Wildblumenwiesen zurecht, büßt hier jedoch an Standfestigkeit ein.

Die Punctata-Hybriden, hier die Sorte ,Nasachtal‘, bilden sehr große Blütenglocken. Foto: Karin Stern

Wer ganz streng auf Wildbienenfreundlichkeit achtet, muss leider die beeindruckenden Campanula-punctata-Hybriden ‚Elizabeth‘, Beetroot‘ und ‚Sarastro‘ links liegen lassen. Die aparten Sorten fallen mit einer starken Punktierung im Inneren der Blüte auf. Die Blüten sind jedoch steril und enthalten daher nicht viel Nektar und keinen Pollen. Dafür gedeihen diese Hybriden sehr gut auf eher schweren, nicht zu nassen Böden.

Marktkommentar

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Der Umsatz mit „Ohne Gen-Technik“-Produkten ist im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um weitere 8,8 % auf jetzt 17,4 Mrd. € gestiegen. Um die Vergabe und Kontrolle des charakteristischen grünen, rautenförmigen Siegels kümmert sich der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG). Den größten Anteil an den 17,4 Mrd. € Verbraucherausgaben für Lebensmittel mit dem „Ohne Gen-Technik“-Siegel im Jahr 2023 machten Milch und Milchprodukte mit 11,9 Mrd. € (68 %) aus. Mit Geflügelfleischprodukten wurden 3,4 Mrd. € (20 %), mit Eiern 1,5 Mrd. € (9 %) und mit sonstigen Produkten 0,5 Mrd. € (3 %) erzielt. Bei Eiern war das Umsatzplus mit 12,3 % gegenüber dem Vorjahr am stärksten.

Kernelement für landwirtschaftliche Betriebe, die an dem Programm teilnehmen, ist die Verwendung von gentechnisch unveränderten Futtermitteln. Somit entfällt das gewöhnliche Sojabohnen-Extraktionsschrot, eines der Haupt-Proteinlieferanten in zahlreichen Rationen. Alternativen sind eine Erhöhung des Rapsanteils, der Einsatz von gentechnikfreiem Sojaschrot oder die Verwendung von Sonnenblumen-Extraktionsschrot.

Die Anbaufläche für Soja in der EU hat sich in den letzten drei Jahren deutlich erhöht. Für 2024 wird die Anbaufläche auf eine Rekordgröße von 1,15 Mio. ha geschätzt. Dies entspricht einer Steigerung von 8 % zum Vorjahr. Dementsprechend wird der Gesamtertrag laut vorläufigen Schätzungen um 5 % zunehmen und nahe an der Grenze von 3 Mio. t liegen. Die Erweiterung des EU-Sojaanbaus ist maßgeblich auf die knappe Verfügbarkeit von Sojabohnen seit Oktober 2023 zurückzuführen. Daraus resultierte auch ein entsprechender Anstieg des Sojaschrotpreises, der an die Marke von 650 €/t stieß, dann aber zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres wieder unter 600 €/t fiel. Grundsätzlich besteht aber eine Art Preiskoppelung zum gewöhnlichen Soja, sodass die Nicht-GVO-Sojapreise beispielsweise durch die Unwetterereignisse in Brasilien im April/Mai wieder gestützt wurden.

In viele Rationen sowohl im Schweine- als auch im Milchviehbereich hielt im Rahmen der Umstellung auf GVO-freie Fütterung das Sonnenblumen-Extraktionsschrot Einzug. Die gesamte EU-Erntemenge belief sich im vergangenen Jahr auf 10,8 Mio. t, wobei die größten Anbaugebiete in Ungarn, Rumänien und Bulgarien liegen. Große Mengen Sonnenblumenschrot kommen aber auch aus der Ukraine. Preislich liegt das Sonnenblumen-Extraktionsschrot momentan bei 330 bis 340 €/t frei Hof ab Brake und somit um knapp 20 €/t über dem Rapsschrot. Daher dürfte die Entscheidung momentan zugunsten eines höheren Rapsanteils in den Rationen fallen.

GVO-freie Futtermittel werden ausschließlich in der EU eingesetzt. In sämtlichen anderen Regionen dieser Erde wird darüber diskutiert, wie man die Gentechnik einsetzten kann, um zum Beispiel die Ertragsstabilität der Pflanzen insbesondere in Stresssituationen zu verbessern oder den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren. Die Entwicklung in diesem Bereich bleibt also spannend. Es stellt sich die Frage, ob der Ohne-Gentechnik-Markt unter diesen Gegebenheiten weiterhin diese Zuwachsraten verbuchen kann oder ob sich die Chancen, die die Gentechnik bietet, durchsetzen werden.

Marktlage für die Woche vom 1. bis 7.7.2024

Getreide: Die EU korrigierte die Prognose für Weichweizen nach unten auf den Fünf-Jahres-Durchschnitt, was die Kurse etwas stabilisierte.

Raps: Die Preise für Raps stiegen und kehrten zu Werten von Mitte Juni zurück.

Futtermittel: An den Märkten für Futterkomponenten waren bei Sojaschroten weiterhin wechselhafte Entwicklungen zu beobachten.

Kartoffeln: Das knappe Angebot an Speisekartoffeln traf auf eine wegen der sommerlichen Temperaturen rückläufige Nachfrage.

Schlachtrinder: Die für die Sommerzeit typische ruhige Nachfrage passte zu dem geringen Aufkommen.

Schlachtschweine/-sauen: Das Angebot blieb relativ klein, die Nachfrage war trotz sommerlicher Temperaturen und Fußball-EM ruhig.

Ferkel: Die ruhige Nachfrage und das ansteigende Angebot bewirkten Druck auf die Preise.

Milch: Die Milchanlieferung ging saisonüblich zurück, wobei die Menge deutlich über der Vorjahreslinie lag.

Schlachtlämmer/-schafe: Nach dem islamischen Opferfest hat sich die Nachfrage nach Schlachtlämmern und Lammfleisch deutlich beruhigt.

Markttendenz für die Woche vom 8. bis 14.7.2024

Getreide: Prognostizierte geringere EU-Erträge und die zügig laufende Ernte in den USA mit guten Erträgen kämpfen an den Getreidemärkten um die Preistendenz.

Raps: Wegen der ungünstigen Vegetationsbedingungen in weiten Teilen der Union wird die Ernteprognose um fast 9 % reduziert.

Futtermittel: Einige Hersteller haben wegen schwächerer Preise für Futtergetreide Preisanpassungen für Anfang Juli angekündigt.

Kartoffeln: Importierte Frühkartoffeln spielen fast keine Rolle mehr, das hiesige Angebot übernimmt den Markt.

Schlachtrinder: Wegen des ausgeglichenen Marktes bleiben die Preise von Jungbullen und Schlachtkühen stabil.

Schlachtschweine/-sauen: Ein EM-Effekt hat sich nicht eingestellt, für die schwache Fleischnachfrage stehen ausreichende Schlachtmengen bereit.

Ferkel: Auch wegen preisgünstiger Ferkel aus dem Ausland kommt es zu Preisdruck.

Milch: Der Spotpreis für Rohmilch stieg zuletzt auf über 40 €/dt.

Schlachtlämmer/-schafe: Der Preisdruck hält sich noch in Grenzen, Lieferungen werden erst in der kommenden Zeit erwartet.