Das Trakehner-Bundesturnier bot mehr als 50 Prüfungen von Klasse E bis S, elf Trakehner-Championate und die 20. Open-Air-Bundesturnier-Fohlenauktion. Es kamen Reiter, Züchter und Zuschauer, die gemeinsam ihre Pferde feierten und sich dabei von den bisher heißesten Tagen des Jahres nicht beeindrucken ließen. Trakehner-Reiter und Pferde aus Schleswig-Holstein und Hamburg waren sehr erfolgreich vertreten.
Ihr Name ist Programm: Famosa heißt die Championesse der sechsjährigen Trakehner Springpferde. Ihr Züchter ist einer der wenigen noch aktiven Originalostpreußen, Siegfried Lask aus Borstel-Hohenraden, Kreis Pinneberg. Seine wertvolle Sixtus-Tochter brachte in Kombination mit dem Hengst Lebenstraum die hoch talentierte Schimmelstute hervor.
Famosa war Auktionsfohlen beim Bundesturnier und ist inzwischen im Besitz von Nicole Derlin aus Travenbrück, Kreis Stormarn. Sascha Klemm reitet sie seit gut einem Jahr und ist begeistert von seinem ersten Trakehner: „Famosa ist eine richtige Stute. Eine Diva im Stall und auf der Weide und ein Workaholic, wenn Hindernisse im Spiel sind.“ Das bewies die Championesse auch in Münster-Handorf. Trotz der Hitze am Turnierwochenende wurde sie von Tag zu Tag besser. Sie gewann beide Wertungsprüfungen der Klasse M sowie ein L-Springen und erzielte auch in der Geländepferdeprüfung der Klasse L eine Topnote.
Die Reitpferdechampionate waren in allen vier Abteilungen stark besetzt. Bei den dreijährigen Reitpferden stellte Jana von Rönne aus Ahrensburg den Vizechampion der Stuten und Wallache, ihren eigenen Sir Ben von Schwarzgold-Cadeau. Sarah König ritt Tanzherzog von Imperio-Herzruf aus dem Besitz der Hessischen Hausstiftung Gestüt Panker, Kreis Plön, auf den Bronzerang. Es folgte die Stute Pour Pavlina von Integer-Goldschmidt, die für Züchterin Marion Essing und ihr Gestüt Gut Roest in Kappeln, Kreis Schleswig-Flensburg, von Miriam Reinke präsentiert wurde.
Fünf Medaillen für den Norden
Bei den dreijährigen Hengsten ritt die Hamburgerin Anna-Lena Kracht ihren Assemblé von Kasimir-Kentucky auf den Bronzerang. Mit dem in Tasdorf, Kreis Plön, gezogenen Kasimir war sie als Nachwuchsreiterin sehr erfolgreich. Auf dem Trakehner Hengstmarkt 2023 sicherte sie sich diesen Nachkommen ihres einstigen Sportpartners.
Brillant zeigte sich auch die von Hans-Wilhelm Bunte aus Hoffeld, Kreis Rendsburg-Eckernförde, gezogene vierjährige Stute Kadenza von Millennium-Elfado. Vor drei Jahren war sie Auktionsfohlen beim Bundesturnier und kehrte jetzt mit ihrer Besitzerin Nazila Natasha Lotz aus Hamburg nach Münster-Handorf zurück. Sie erreichte nicht nur den Vizetitel, sondern auch die Nominierung für die Bundeschampionate Anfang September in Warendorf.
Luisa Erichsen aus Kleinsolt, Kreis Schleswig-Flensburg, war mit dem gekörten Lancelot von Ivanhoe-Sixtus für die Besitzergemeinschaft Meineke/Gestüt Brodersdorf, Kreis Plön, im Championat der vierjährigen Hengste finalplatziert. Vizechampion wurde Tanzfürst von Dezember-Herzruf, dessen Reiter Konrad Müller den erstmals vergebenen Tierschutzpreis Reitpferde vom Bleimer Schloss erhielt. Tanzfürst kam im Gestüt Panker zur Welt und ist aktuell im Landesgestüt Marbach stationiert.
Auch in den fünf Dressurprüfungen der Klasse S waren die Reiterinnen und Reiter aus dem Norden ganz vorn mit dabei. Besonders emotional wurde es für Anna Marieke Stahnke aus Neversdorf, Kreis Segeberg. Mit Nicolai von Herzruf-Arogno gewann sie die S*-Prüfung und war Zweite in der S*-Kür sowie in der S**-Intermediaire I. Die beiden sind von Klasse E bis S** gemeinsame Wege gegangen. Am Bundesturniersonntag verabschiedete Stahnke ihren Nicolai 19-jährig gesund aus dem Sport.
Ihr gekörter Hengst Pokerface von Elfado-Herzruf aus der Zucht von Hans-Wilhelm Bunte steht dagegen erst am Anfang seiner Dressurlaufbahn. Als Dritter in der Intermediaire I erreichte er seine erste S**-Platzierung und erfüllte damit die Bedingungen für die Eintragung in das Trakehner Hengstbuch I.
Spitzenpreise in der Auktion
In der erstmals ausgeschriebenen Dressurpferdeprüfung der Klasse S* ritt Moritz Gehrmann aus Brodersdorf, Kreis Plön, die Millennium-Connery-Tochter Sublime auf Platz drei. Die Stute gehört der Familie Ellerbrock aus Kayhude, Kreis Segeberg. Zweiter wurde Rodrigo Dias Silva aus Hamburg mit Escalon von Fairmont Hill-Kentucky, der im Besitz der Hamburgerin Corinna Hellmann steht.
Die Kombination aus Profi- und Amateursport macht stets einen guten Teil der Faszination Bundesturnier aus. Einen Sieg in einer L-Dressurprüfung gab es für Celine Kiara Herrmann aus Hamburg mit ihrem Vitobello von Schwarzgold. Pia-Sophie Steffens aus Schönberg, Kreis Plön, schaffte mit Forlan von Herzfunke und Sandokan von Octavian vordere Platzierungen in der Dressurreiterprüfung der Klasse M.
Bei der 20. Open-Air-Bundesturnier-Fohlenauktion kamen 20 Trakehner Fohlen zur Versteigerung, darunter zwei von Ausstellern aus Schleswig-Holstein. Vier Fohlen erzielten Preise von mehr als 20.000 €. Preisspitze war ein Sohn von Easy Game, der für 41.000 € an ein Konsortium mit Holsteiner Beteiligung verkauft wurde.
„In den für die Fohlenvermarktung oft prognostizierten schwierigen Zeiten sind nicht nur die erzielten Spitzenpreise von Bedeutung, sondern auch die Tatsache, dass wie in den Vorjahren bei dieser Auktion nahezu alle Fohlen verkauft wurden und das Kundeninteresse enorm war“, fasste Zuchtleiter Neel-Heinrich Schoof aus Hedwigenkoog, Kreis Dithmarschen, hochzufrieden zusammen.