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Lego-Oma baut Teilhabe

Rita Ebel baut Rampen – damit alle Menschen freie Bahn haben. Sie sitzt selbst im Rollstuhl und weiß, wie nur eine Stufe den Alltag einschränkt.

Die kleine Stufe am Eingang zur Bäckerei ist eigentlich kein Problem. Zumindest dann nicht, wenn man laufen kann. Doch für Rita Ebel aus Hanau im Main-Kinzig-Kreis sind die nicht mal 15 cm Höhenunterschied ein Hindernis. Denn seit etwa 30 Jahren sitzt sie im Rollstuhl. Die heute 67-Jährige verlor während einer Autofahrt das Bewusstsein und krachte in eine Hauswand. „Die Ärzte stellten einen inkompletten Querschnitt fest“, sagt sie. Das heißt, sie kann ihre Beine fast nicht mehr bewegen. Ihre Perspektive: ein Leben im Rollstuhl. Dass in diesem Leben auch Lego eine große Rolle spielen würde, das hätte sie nicht gedacht.

Lego-Oma, Bau von Rollstuhlrampen, Barrierefreiheit, Teilhabe und Inklusion
Fotos: Lego-Oma

Bauplan aus dem Netz

Vier Monate nach ihrem Unfall verließ Ebel das Krankenhaus. Ihre Wohnung war nicht behindertengerecht und auch in ihrem Umfeld musste sie feststellen, dass überall Stolperschwellen lauerten. Doch Ebel wollte sich nicht ausbremsen lassen. Die sportbegeisterte Frau probierte alle Sportarten aus, die sich ihr anboten: „Ich habe gefochten, bin Kajak gefahren und habe mich im Wasserski versucht“, blickt Ebel zurück. Beim Trick-Ski, einer Wettkampfdisziplin des klassischen Wasserski, wurde sie sogar Vize-Europameisterin. Doch auch sonst hielt die aktive Frau nicht still. „Mein Leben ist durch den Unfall anders geworden, aber nicht weniger schön“, sagt sie heute überzeugt. Durch Zufall stieß Ebel nach 20 Jahren auf einen Bericht in einer Fachzeitschrift. Dort war auf einem Foto ein elektrischer Rollstuhl auf einer Rampe aus Lego zu sehen. Ein Supereinfall, befand die gelernte Versicherungsfachangestellte, die bis zu ihrem Unfall als Geschäftsführerin in einer Baufirma tätig war. Warum also nicht fortan Rampen aus Lego bauen – für den guten Zweck.

Neu war die Idee, aus den bunten Steinen Rampen zu bauen, damals schon nicht mehr. Bereits 2014 hatte Raul Krauthausen, ein Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit, einen Bauplan für Rampen aus Lego ins Internet gestellt.

Rampen für alle

Ebel baute und sammelte ihre eigenen Erfahrungen. Sie probierte viel aus. „Zunächst bauten wir zwei einzelne schmale Spuren, mittlerweile zwei breite, die zusammengelegt eine große Fläche ergeben“, sagt sie. Inzwischen bauen sie und ihr neunköpfiges Team die Rampen immer so. Dennoch wiegt jedes Element rund 9 kg. „Das Gewicht hängt maßgeblich von der Höhe der Stufe ab, die wir überwinden müssen“, erklärt Ebel, „aber höher als 16 Zentimeter darf sie nicht sein.“ Versuche, mehr als eine Stufe zu überwinden, scheiterten: „Das war dann zu steil und hätte dazu geführt, dass kein Rollifahrer sie eigenständig hätte benutzen können.“ Und eben darum geht es Ebel. Sie möchte, dass Menschen mit Beeinträchtigungen teilhaben können. „Und wenn wir es genau nehmen, helfen unsere Rampen auch vielen anderen Menschen – denen mit Kinderwagen oder Rollatoren“, ergänzt sie.

Während die ersten Rampen noch einteilig waren, bauen Ebel und ihr Team heute meist mehrteilige.

Die Rampen der Lego-Oma, wie Ebel sich nennt, sind offiziell keine. Denn Rampen müssen in Deutschland eine Norm erfüllen. Das heißt: Ihre Steigung darf nicht größer als 6 % sein. „Daher bauen wir offiziell nur Auffahrhilfen“, schmunzelt die 67-Jährige. Den Einfall dazu hatte ihr heutiger Mann Wolfgang. Die Abgrenzung ist wichtig, weil sonst Gewährleistungs- und Haftungsansprüche folgen könnten. Und das, obwohl Ebel keine Rampe je verkauft hat. Sie sind alle ein Geschenk. Die meisten der 116 Rampen, die sie mit ihrem Team in den vergangenen fünf Jahren gebaut hat, stehen im öffentlichen Raum und kommen so der Allgemeinheit zugute.

Nur selten bauen sie für Einzelpersonen. „Das können wir einfach nicht leisten“, erzählt Ebel, die mittlerweile deutschlandweit unterwegs ist, um mit Schulen oder Vereinen Rampen zu bauen. „Es macht wahnsinnig viel Freude, kostet aber auch viel Zeit – und Steine“, sagt Ebel. An eben diesem Punkt hakt es ab und an. Denn Ebel baut nur aus „brachliegenden Steinen“, wie sie es nennt. „Wir wollen nur die Steine nutzen, die ohnehin ungenutzt auf dem Dachboden liegen“, erklärt sie, „auf gar keinen Fall wollen wir Kindern ihr Spielzeug klauen.“ Ebel hat Glück. Immer wieder melden sich Menschen bei ihr, die Steine spenden wollen. Gerade wenn Ebel Rampen mit Motiven in entsprechenden Farben bauen will, ist das auch nötig. Ihre Bauanleitungen stehen im Internet – in neun Sprachen – und wurden über 800 Mal in die Welt verschickt.

Doch nicht überall trifft Ebels Tun auf Lob. Raul Krauthausen, der Urheber der Lego-Rampen, distanziert sich mittlerweile von seiner damaligen Idee. Auf seiner Internetseite nennt er den Bau von Legorampen inzwischen „Fürsorgekampagnen“. Er schreibt: „Sie lenken von den eigentlichen Herausforderungen ab.“ Er fordert dazu auf, Politik und Verwaltung an ihre Verantwortung für mehr Barrierefreiheit zu erinnern. Rita Ebel ist da anderer Meinung: „Das eine tun heißt doch nicht das andere lassen.“

Tee-Speicher Meldorf

Iris Jaeger

Auch in Schleswig-Holstein stehen Lego-Rollstuhlrampen beziehungsweise Auffahrhilfen. So zum Beispiel seit Neuestem in Meldorf, Kreis Dithmarschen, vor dem Tee-Speicher von Kerstin Jacobs. 2022 hat sie das Ladengeschäft übernommen und störte sich an der Türschwelle. Vergangenes Jahr ist sie auf den Beauftragten für Menschen mit Behinderung der Stadt Meldorf, Michael Hegger, zugegangen, um mit ihm zusammen nach einer Lösung zu suchen. Zuvor erkundigte sich Kerstin Jacobs beim Ordnungsamt, was erlaubt ist, und beantragte ein Sondernutzungsrecht.

Kerstin Jacobs suchte für die Schwelle vor ihrem Tee-Speicher nach einer Lösung und fand sie mit der Lego-Rampe, die nun feierlich eingeweiht wurde.
Foto: Privat

Im regen Austausch mit Michael Hegger ging es dann darum herauszufinden, welche Art von mobiler Rampe es sein sollte, was gerade auf dem Markt so vorhanden war und womit alle gut umgehen könnten. „Dabei kamen wir beide zusammen auf die Idee mit der Lego-Rampe“, erzählt die Inhaberin des Tee-Speichers. Es wurden Informationen beschafft, Michael Hegger bekam die Bauanleitung der Lego-Oma und seit Oktober stand für Kerstin Jacobs fest: „Ich baue die Lego-Rampe.“ Nachdem mehr als 20 kg Legosteine sowie weiteres Material wie eine Bautenschutzmatte besorgt waren, ging im April der Bau los. Zirka 14 Stunden dauerte das Zusammensetzen der Teile bis zur fertigen Rampe. Am 5. Mai erfolgte dann die feierliche Einweihung. Für dieses Ereignis stellte Wagner Pralinen aus Brunsbüttel extra Pralinen in Form von Legosteinen her, die in 340 Tüten verpackt für den guten Zweck verkauft wurden. Der Erlös geht an die Lebenshilfe Dith­marschen.

Wie Essen die Seele streichelt

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Essen und Gefühle haben eine Menge miteinander zu tun. Was wir mögen und was nicht sowie unsere Esskultur hängen ganz häufig mit sehr frühen Erfahrungen in unserem Leben zusammen. „Essen, das die Seele streichelt“, beschreibt es Dr. Judith Bühlmeier. Als Bildungsreferentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein ist sie für die Themenbereiche Ernährung und Hauswirtschaft zuständig und hat das Thema neu im Angebot. Zur Premiere kam sie zum LandFrauenverein Eckernförde.

Weil Essen und Gefühle eng zusammenhängen, können frühe Erfahrungen ein Leben lang prägen. So kann das Gericht, das es häufig bei Oma in den Ferien gab, bis ins Alter hinein Lieblingsgericht bleiben. Der Grund sind die positiven Erinnerungen und Gefühle, die sich damit verbinden. Das gleiche Gericht aus Kindertagen kann bei einem anderen bis ins Alter hinein zu Abneigung führen, weil es in Kindheitstagen zwangsweise aufgegessen werden musste.

Den endgültigen Anstoß für das Thema hat Judith Bühlmeier in der Corona-Zeit erhalten. Damals hätten sich viele Zeitschriften mit dem Essverhalten der Menschen In Krisenzeiten beschäftigt. Dies sei freilich keinesfalls immer und überall ein Thema: „Emotionales Essen kann sich nur in Zeiten des Nahrungsmittelüberschusses entwickeln. Es ist deshalb eine Erscheinung der Neuzeit“, so die promovierte Ernährungswissenschaftlerin und ausgebildete Ernährungsberaterin.

Schokolade und Glück

In ihrem Vortrag beschäftigte sie sich auch mit der magischen Anziehungskraft von Süßigkeiten. Schokolade und andere energiehaltige Naschereien würden oft aus Gewohnheit abends vor dem Fernseher weggenascht. „Da kann es helfen, die Süßigkeiten weit weg zu deponieren, sodass sie nicht so leicht verfügbar sind.“ Darüber hinaus steige der Konsum von Schokolade und anderem Süßkram oft in Krisenzeiten. Fast jede dürfte das schon einmal an sich selbst beobachtet haben. Aber warum genau macht Schokolade eigentlich glücklich? „Sind es spezielle Inhaltsstoffe, die in ihr enthalten sind?“, stellte sie eine rhetorische Frage in den Raum und gab auch gleich die Antwort: „Dagegen spricht, dass der Effekt sofort auftritt. Wären spezielle Inhaltsstoffe dafür verantwortlich, würde die Wirkung erst später eintreten.“ Der Effekt sei vielmehr auf den Energiegehalt der Schokolade zurückzuführen. Das sei ein Erbe der Evolution, so die Referentin. „Standen früher Menschen unter Stress, brauchten sie schnell viel Energie, entweder um zu fliehen oder anzugreifen.“ Bühlmeier verwies auf Experimente mit Menschen, die unter Stress standen und denen über eine Magensonde energiehaltige Nahrung zugeführt wurde. „Obwohl sie nichts schmeckten, hat sich ihr Stresslevel sofort gesenkt.“ Und der Wohlgeschmack sei noch ein zusätzlicher Anreiz zum Essen.

Schließlich führte Bühlmeier ein kleines Schokoladenexperiment mit den Teilnehmerinnen durch. Jede bekam ein Stück Schokolade. Essen durften sie es zunächst nicht, nur vor sich hinlegen, anschauen, später daran riechen. Dann sollten die Frauen in sich hineinhorchen, was sich bei ihnen tue, um ganz zum Schluss festzustellen: „Ich könnte auch darauf verzichten.“

Alltagserfahrungen haben Einfluss auf das Essverhalten. Der Duft nach frischem Brot oder Kuchen in einer Bäckerei zum Beispiel. Auch Einladungen können zum übermäßigen Essen verführen, vor allem Menschen, die nicht Nein sagen können. „Die Steuerung des Essverhaltens ist komplex. Es wirken viele Faktoren – innere und äußere – zusammen“, so die Ernährungswissenschaftlerin. Sie hatte gute Tipps, um sich übermäßigem Essen nicht hilflos ausgeliefert zu fühlen: „Regelmäßigkeit beim Essen hilft. Es tut dem Körper gut, wenn zwischen zwei Essen eine längere Pause liegt. Man sollte mit dem Essen nicht warten, bis man Hunger hat. Wenn man erst Hunger hat, isst man mehr und man isst schneller.“ Die Bildungsreferentin riet zudem, mit dem Essen aufzuhören, wenn man satt sei, und nicht weiterzuessen, bis man nicht mehr könne. Zudem sei eine gewisse Routine wichtig. „Wenn man ganz flexibel bei den Essenszeiten ist, sind sie für den Körper unberechenbar.“

Kindheitsmuster

In ihrer Zeit als Ernährungsberaterin hat Bühlmeier oft mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, die unter Essstörungen litten und denen das Hungerfühl völlig fehlte. Meist habe es sich um Kinder gehandelt, deren Mütter sich überfordert fühlten. „Emotionale Bedürfnisse, die mit Nähe hätten befriedigt werden können, wurden bei diesen Kindern mit übermäßigem Essen kompensiert“, so die Referentin. Erstmals erforscht habe die aus Deutschland in die USA emigrierte jüdische Ärztin und Psychoanalytikerin Prof. Hilde Bruch (1904-1984) diese Zusammenhänge. Seit Mitte der 1930er Jahre forschte sie zu fettleibigen Kindern. „Sie gilt noch heute als Koryphäe auf diesem Gebiet“, so Bühlmeier. So habe sie herausgefunden, dass in der frühen Kindheit die entscheidenden Voraussetzungen für das spätere Essverhalten gelegt würden durch Fütterungspraktiken und Lernen am Vorbild.

Aber auch Menschen, die nicht unter Essstörungen litten, kompensierten negative Gefühle oft mit vermehrtem Essen und damit positiven Gefühlen. „Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Denn Essen besänftigt, macht glücklich und entspannt“, so Bühlmeier. Problematisch werde es dann, wenn das Maß verloren gehe: „Wer unter seinem Übergewicht leidet, sollte sich damit beschäftigen.“

Bildungsreferentin Judith Bühlmeier (r.) mit dem Vorstand des OV Eckernförde Foto: Sigrid Querhammer

Planung für 72-Stunden-Aktion 2025 angelaufen

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Einen guten Austausch, in dem erfreulich viele Kreisvorstände vertreten waren, gab es auf der zweiten Landesausschusssitzung dieses Jahres. Dazu hatte der Landesvorstand des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein Anfang Mai nach Rendsburg eingeladen.

Der Landesvorstand gab zunächst einen Überblick über die Themen, die in der Zwischenklausur des Landesvorstandes und bei der Bundesmitgliederversammlung auf den Tisch kamen, die zwei Wochenenden vor der Landesausschusssitzung stattgefunden hatte (siehe Bauernblatt-Ausgabe 18/2024).

Vorfreude auf den Landjugendtag

Die Kreisvorstände sollten natürlich auch berichten, wie es bei ihnen läuft. Dafür wurde eine Gruppenaufgabe gestellt, in der kommuniziert werden musste, was es Neues gibt, welche Wünsche die Kreisvorstände an den Landesvorstand haben, was bei ihnen in den vergangenen Monaten los war. Aus jeder Gruppe stellte eine Person die Themen vor. Dabei stellte sich heraus, dass sich alle riesig auf den Deutschen Landjugendtag vom 14. bis 16. Juni in Jübek freuen. Angemerkt wurde aber auch, dass bei den Kreisverbänden nicht alle Informationen ankommen, dass viele Ortsgruppen Schwierigkeiten haben, neue junge Mitglieder zu motivieren und für die Landjugendarbeit zu gewinnen. Und was auch deutlich wurde: Viele Kreise wünschen sich kreisübergreifende Veranstaltungen, auch um neue Leute kennenzulernen.

Karen Stender, Geschäftsführerin der Laju Service GmbH, nahm sich an diesem Wochenende Zeit, um die Lajus aus den Kreisverbänden auf den neuesten Stand zum Beispiel zur Kassenführung zu bringen und um neue Seminare für das nächste Jahr abzufragen. Das Kassenseminar soll im kommenden Jahr auf jeden Fall wieder stattfinden.

Einen Ausblick auf die Seminare, die dieses Jahr noch angeboten werden, gab die zweite Vorsitzende des Landesverbandes, Marlies Muxfeldt. So soll es noch ein zweites JuLeiCa-Wochenende geben, die Norla muss geplant werden, und die 72-Stunden-Aktion für 2025 steht auch schon in den Startlöchern. Für diese findet am 22. Mai das erste Treffen in Rendsburg statt. In der Mittagspause versammelten sich alle zum Grillen im Pavillon auf dem Norla-Gelände, leider bei viel Regen und Wind.

Neues aus der Geschäftsstelle

Unter dem Tagesordnungspunkt „Aktuelles aus der Geschäftsstelle“ berichtete die Landesvorsitzende Lena Hagge, dass Geschäftsführerin Silke Meister zum 30. Juni dieses Jahres auf eigenen Wunsch die Geschäftsstelle verlassen werde. Derzeit liefen zudem Vorstellungsgespräche für die Landesbildungsreferentenstelle. Es wurden viele Fragen zur aktuellen Lage in der Geschäftsstelle gestellt. So wollten die Vertreter aus den Kreisen wissen, was passiert, wenn die Geschäftsführerstelle offen bleibt.

Dann stand eine Ideensammlung auf dem Programm, die die zweite stellvertretende Vorsitzende, Lisa Tödter, führte. Bei der Arbeit in Gruppen kamen viele tolle Vorschläge zusammen, von denen sicher viele umgesetzt werden können.

Thore Groth, Bildungsreferent der Geschäftsstelle, berichtete über den aktuellen Stand des Schutzkonzeptes und machte hierfür eine Umfrage mit neun Fragen rund um Sicherheit auf Veranstaltungen.

Zum Schluss gab es noch Informationen vom 75. Geburtstag und der Vollversammlung des Landesjugendrings, bei dem Lisa und die dritte Vorsitzende des Landesverbandes, Kim Piening, die Landjugend vertraten.

Auch der Bund der Deutschen Landjugend wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. Dazu gibt es eine Wettaktion „rund um die 75“ mit einem gemeinnützigen Hintergrund. Weitere Infos gibt es in der Geschäftsstelle.

Einen kurzen Bericht gab es auch von der Bundesmitgliederversammlung in Heilbronn, zu der der Landesvorsitzende Tajo Lass, Lisa und Marlies reisten. Lena berichtete in dem Zuge auch noch einmal vom Arbeitskreis Jugend macht Politik, der für jeden etwas sein könne.

Ein Pfingstausflug zur Waldkapelle Mönkloh

Als „kleinste Außenstelle des Vatikans“ hat der Katholik und private Stifter Hans-Jürgen Frese (1934-2019), seine Waldkapelle Mönkloh einst schmunzelnd bezeichnet. Das Kirchlein steht im Rantzauer Forst und liegt direkt an der 343 km langen ­Mönchswegs-Etappe, die durch Schleswig-Holstein führt. Seit 2001 dient es Einheimischen, Pilgern und Besuchern als besinnlicher Ort der stillen Einkehr. Auch zu Pfingsten ist es rund um die Uhr geöffnet und ein lohnendes Ausflugsziel.

Jeden Tag macht sich Silke Frese zur Waldkapelle auf. Nur wenige Schritte sind es von ihrem Zuhause bis zum Kleinod, das mittlerweile als Wahrzeichen von Mönkloh gilt. Als ihr Mann im September 2019 im Alter von 84 Jahren starb, stand für die Witwe fest, dass sie sich weiterhin um sein persönliches Vermächtnis kümmern würde. „Ich schaue hier regelmäßig nach dem Rechten, fege durch, mache Ordnung und entferne die abgebrannten Opferlichter“, sagt sie und läutet zur Begrüßung ein helles Glöckchen, das hoch oben im hölzernen Glockenturm thront.

In der kleinen Waldkapelle, seinem Lebenswerk, fühlt sich Silke Frese ihrem verstorbenen Mann besonders nah und verbunden.

Zuvor haben wir die ökumenisch geweihte Waldkapelle durch ein schmiedeeisernes Tor betreten. Wie viele Menschen hier einkehren, sieht man daran, dass heute, an einem Sonntag zur Mittagszeit, schon etliche Opferlichter auf dem Altar stehen und leuchten. Sie hüllen den kleinen, nur etwa 5 m² großen Raum in ein warmes, heimeliges Licht, durch das blau getönte Seitenfenster fallen Sonnenstrahlen hinein. Was für ein friedvoller und meditativer Ort. Silke Frese setzt sich auf eine Holzbank im Kirchlein und erzählt, wie alles begann.

„Mein Mann lebte bis zu seinem achten Lebensjahr in einem Osnabrücker Kinderheim. Während der Kriegswirren wurde er von einem katholischen Pfarrer und seiner Schwester, die ihm den Haushalt führte, als Pflegekind aufgenommen. Dort fühlte er sich wohl und erhielt eine gute Ausbildung. Aus Dankbarkeit ihnen gegenüber, und aus Dankbarkeit, dass aus ihm etwas geworden war, ließ er 2001 die Waldkapelle errichten.“ Hans-Jürgen Frese und seine Frau lebten da noch mit Hauptwohnsitz in Hamburg, wo der gelernte Kfz-Meister zunächst eine Tankstelle in Blankenese führte. Danach war er bis zum Eintritt in den Ruhestand als Sachverständiger und Prüfer beim TÜV Nord beschäftigt. Bereits 1972 kaufte der junge Familienvater in Mönkloh, der westlichsten Gemeinde des Kreises Segeberg, ein Wochenend- und Ferienhaus für die sechsköpfige Familie. Fortan pendelten die Freses zwischen ihrem Erstwohnsitz in der Großstadt und dem Zweitwohnsitz im 250-Seelen-Dorf. 2014 übersiedelte das Rentnerehepaar endgültig dorthin.

Im Innenraum finden höchstens fünf Personen Platz. Bei Veranstaltungen wird deshalb die danebenliegende Lichtung mit einbezogen.

Bevor es zum Baubeginn der Waldkapelle kam, musste Hans-Jürgen Frese manche Widerstände überwinden. „Wat schall dat?“, fragten zum Beispiel Dorfbewohner skeptisch. Doch er ließ sich nicht beirren und blieb hartnäckig am Ball. Schließlich gelang es ihm, von der Landesforstverwaltung für 30 Jahre einen Flecken am Rande des Mönkloher Waldes zu pachten. Eine Wrister Baufirma errichtete dort in seinem Auftrag binnen eines Jahres das rote Backsteingebäude mit Kupferdach und Glockenturm in idyllischer Lage unter prachtvollen Buchen. „Heute sind alle froh, dass die Waldkapelle da ist. Sie gehört einfach dazu und wird sehr gut angenommen. Die Menschen lassen hier ihre Kinder und Enkel taufen. Daneben finden Andachten, Trauungen sowie silberne, goldene und diamantene Hochzeiten statt“, freut sich Silke Frese über den Zuspruch. Diesen bemerke sie auch daran, dass sich immer wieder neue Gegenstände in der Waldkapelle einfänden, von denen sie nicht wisse, wie sie eigentlich dort hingekommen seien. Gebetsketten, Engel- oder Madonnenfiguren, verzierte Steine und andere Dekorationsobjekte zeugen davon, dass etliche Besucher diesen Ort zu ihrem ganz eigenen Erinnerungs- und Kraftort auserkoren haben. Menschen, die teilweise jahrzehntelang kein Gotteshaus von innen sahen, lassen sich hier inspirieren und vertrauen dem ausliegenden Gästebuch ihre geheimsten Gedanken und Gebetsanliegen an. Ebenfalls ist bekannt, dass manche Leute den Ort bewusst aufsuchen, um Trost zu finden und stille Zwiesprache mit lieben Verstorbenen zu halten.

Während eines gemeinsamen Rundumblicks möchte die Seniorin nun die Aufmerksamkeit auf das Interieur lenken. Ihr Mann habe sich dem ökumenischen Gedanken stets verbunden gefühlt. Das zeige sich auch in der Ausstattung. „Hier links hängt an der Wand ein Bild des Reformators Martin Luther und rechts jeweils eines vom früheren Papst Benedikt XVI. und dem amtierenden Papst Franziskus.“ Die 82-Jährige verweist ebenso auf Holzreliefs oben an den Wänden, auf denen die 14 Stationen des Kreuzwegs Jesu von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis hin zur Kreuzigung und Grablegung zu sehen sind. Anhand dieser Darstellungen lasse sich für den Betrachter dem Leid Jesu auf eindrückliche Weise nachspüren.

Die Mutter Gottes mit Jesuskind über dem Altar stiftete ein Pastor.

„Das Kunstwerk wurde von einem anonymen Stifter hierhergebracht und aufgehängt“, bemerkt sie. Die Gottesmutter mit Jesuskind über dem Altar stiftete ein Pastor. Die Holzbank stamme ursprünglich aus Bayern. Hans-Jürgen Frese ließ sie passgenau für die Waldkapelle kürzen. Ein schlichtes Holzkreuz mit Jesusfigur, ein Holzrelief eines Künstlers mit Namen C.C. Eick und eine Kniebank, die unter anderem als Ablage für eine Bibel, das Gästebuch und Glaubensschriften dient, schmücken das Innere ebenfalls. Im Sinne einer religionsübergreifenden Gemeinschaft liegen hier zudem die aktuellen Gemeindebriefe der Katholischen Pfarrei Seliger Eduard Müller und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bad Bramstedt aus.

„Immer am 3. Oktober organisierte mein Mann zum Tag der Deutschen Einheit eine ökumenische Andacht, die oft mehr als 300 Gläubige auf die Lichtung vor der Waldkapelle lockte. Sie lag ihm sehr am Herzen. Noch auf dem Sterbebett bat er unseren früheren Gemeindepfarrer und heutigen Domkapitular und Domprobst des Erzbistums Hamburg, Berthold Bonekamp-Kerkhoff, dass er an diesen Tag denken möge. Nun führt meine Tochter Sandra mit Unterstützung ihrer drei Geschwister die Tradition fort und organisiert die Andachten“, informiert Silke Frese. Unvergessen sei für die Familie das ökumenische „Gipfeltreffen“ anlässlich der Andacht zum zehnjährigen Bestehen der Waldkapelle im Jahr 2011 gewesen. Ein christliches Highlight! „Der damalige katholische Erzbischof Dr. Werner Thissen kam eigens aus Hamburg und predigte vor der Waldkapelle. Der frühere Bramstedter Propst der evangelischen Nordkirche, Kurt Riecke, war auch mit dabei.“ Jeweils abwechselnd hielten zu den alljährlichen Andachten die katholischen und evangelischen Geistlichen eine Predigt, musikalisch festlich umrahmt von den hiesigen Jagdhornbläsern.

Der Mönchsweg führt direkt an der kleinen Waldkapelle Mönkloh vorbei.

Bei einem abschließenden Kaffeetrinken im Beisein von Tochter Sandra und deren Mann berichtet die vierfache Mutter und siebenfache Großmutter von einem schönen Familienereignis, das demnächst in der Waldkapelle und auf der Lichtung stattfinden wird: der Taufe ihres ersten Urenkelkindes Carla. Mit der Waldkapelle in Familienhand soll es in Zukunft noch lange weitergehen. „Die Pacht für das Grundstück läuft in sieben Jahren aus. Wir wünschen uns alle, dass wir auch danach das Vermächtnis unseres Vaters bewahren und fortführen können“, unterstreicht seine Tochter.

Info

Pfingstgottesdienste

Infos zu den Pfingstgottesdiensten in der katholischen Pfarrei Seliger Eduard Müller mit ihren fünf Gemeinden gibt es unter seliger-eduard-mueller.de Die evangelischen Gottesdienste am Pfingstsonntag und Pfingstmontag finden in der Bad Bramstedter Maria-Magdalenen-Kirche statt. Weiteres unter ­kirche-badbramstedt.de

Ausflugstipp

Die Waldkapelle Mönkloh, Glückstädter Straße 64, 24576 Mönkloh, ist rund um die Uhr geöffnet. Ein Besuch in der wohl kleinsten Kirche des Nordens lässt sich wunderbar mit einem ausgiebigen Spaziergang im direkt angrenzenden Naherholungsgebiet verbinden. Durch Mönkloh führt auch der Radwanderweg Mönchspfad. Der Waldlehrpfad Hasselbusch befindet sich ebenfalls in der Nähe.

Infos zum Mönchsweg gibt es unter moenchsweg.de oder ­sh-tourismus.de/moenchsweg 

Rumpf folgt auf Gerth

Dr. Juliane Rumpf (Foto) wird neue Landesnaturschutzbeauftragte für Schleswig-Holstein. Dies gab Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) am Mittwoch in Kiel bekannt. Die ehemalige schleswig-holsteinische Umwelt- und Agrarministerin wird die neue Aufgabe zum 1. Juli übernehmen. Der aktuelle Amtsinhaber Dr. Holger Gerth scheidet nach 13 Jahren auf eigenen Wunsch aus dem Amt aus.

Gerth wurde von der damaligen Umwelt- und Agrarministerin Rumpf zum Landesnaturschutzbeauftragten für Schleswig-Holstein berufen. Die nachfolgenden Minister Dr. Robert Habeck sowie Jan Philipp Albrecht (beide Grüne) verlängerten seine Amtszeit um jeweils eine weitere fünfjährige Periode.

Rumpf ist promovierte Landwirtin und war als leitende Beamtin viele Jahre in der schleswig-holsteinischen Landesverwaltung tätig. Sie war von 2009 bis 2012 Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und seitdem in verschiedenen Ehrenämtern tätig – beispielweise als Vorstandsvorsitzende der Akademie für die ländlichen Räume Schleswig-Holstein und als Präsidiumsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB). In den Jahren 2018 und 2023 war Rumpf Kreispräsidentin von Rendsburg-Eckernförde. Sie erklärte: „Gern übernehme ich die Rolle als Mittlerin zwischen den unterschiedlichen Interessen und hoffe, dass mir meine Kontakte aus den verschiedenen haupt- und ehrenamtlichen Tätigkeiten bei der Ausübung helfen.“

Die Funktion der Landesbeauftragten für Naturschutz ist gesetzlich im Landesnaturschutzgesetz verankert. Sie unterstützt und berät das Umweltministerium und das Landesamt für Umwelt und vermittelt zwischen den Behörden und den Bürgerinnen und Bürgern. Sie setzt sich dafür ein, einen Interessenausgleich zwischen Landnutzenden und den ökologischen Notwendigkeiten für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen.

Big Challenge: 100.000-Euro-Marke überschritten

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„Viele Menschen vermuten nicht, dass sich Landwirte so stark gegen den Krebs engagieren“, erklärte Dietrich Pritschau Anfang Mai bei der Übergabe eines Schecks in Höhe von 16.500 € an Vertreter des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel. Der Schweinehalter und Mitinitiator der Big Challenge Schleswig-Holstein betonte, dass seit der ersten Aktion im Jahr 2016 ein Gesamtspendenaufkommen von mehr als 100.000 € zustande gekommen sei.

Die Hauptaktion der Big Challenge ist eine jährlich stattfindende Radtour. Seit 2022 findet diese parallel zu den Tasdorfer Turniertagen – einem Pferdesportevent – in Tasdorf, Kreis Plön, statt. Pritschau hofft bei der diesjährigen Auflage am 2. Juni (siehe unten) auf mehr als 100 Teilnehmende.

Klaus Dahmke aus dem Big-Challenge-Team betonte: „Die LandFrauen, insbesondere aus Bordesholm, unterstützen uns schon viele Jahre voll und ganz.“ Jede Spende helfe. Dass die Aktion so erfolgreich werde, damit habe man am Anfang nicht gerechnet.

Investition in die Zukunft

Die Spendengelder kommen zu gleichen Teilen der Krebsforschung und -therapie am UKSH zugute. Prof. Susanne Sebens vom Institut für Experimentelle Tumorforschung berichtete im Rahmen der Scheckübergabe von den Tätigkeiten. „Das Institut für experimentelle Tumorforschung ist ein zentrales Bindeglied zwischen der Forschung und der Klinik. Wir haben hier eine große Biobank. Das heißt, wir sammeln Gewebeproben von Patientinnen und Patienten für die Forschung und wir entwickeln Zellmodelle, die wir nutzen, um die Diagnostik voranzutreiben.“ Das sei sehr aufwendig. Es reiche nicht, einfach eine Zellkultur in einer Schale anzusetzen. Tumore müssten möglichst realistisch abgebildet werden.

Das Institut sei zudem ein Ausbildungsbetrieb. Viele Studierende aus unterschiedlichen Studiengängen lernten dort das wissenschaftliche Arbeiten und schrieben Abschlussarbeiten. Ein wesentlicher Aspekt des Spendeneinsatzes sei daher die Nachwuchsförderung. Jährlich werde dank der Mittel der Kiel Oncology Network (KON) Young Investigator Award verliehen. Zudem würden seit diesem Jahr Seminare zum Schreiben von wissenschaftlichen Texten angeboten, was auch dank der Spenden möglich sei.

„Die Nachwuchswissenschaftler sind unglaublich dankbar für die Spenden“, schilderte Sebens. Das KON erhalte schließlich keine Gelder von der Universität beziehungsweise von der medizinischen Fakultät oder vom Land, sondern sei auf Spenden angewiesen. Die Krebsexpertin erklärte: „Die Nachwuchsförderung ist mir eine Herzensangelegenheit. Wenn wir die jungen Leute gut ausbilden, ist das immer eine Investition in die Zukunft.“

Trainer und Sportgeräte

Wie die Big-Challenge-Spenden in der Krebstherapie zum Einsatz kommen, erläuterte Pit Horst, Geschäftsführer des Fördervereins und der Förderstiftung am UKSH: „Unter der Leitung von Sportwissenschaftler Dr. Thorsten Schmidt werden Sport- und Bewegungstherapien für onkologische Patienten angeboten.“ Dabei würden ganz individuelle Angebote entwickelt. Positiv für die Patienten sei neben der Bewegung auch die soziale Komponente. „Menschen fahren gemeinsam zur Bewegungstherapie und tauschen sich dabei aus“, schilderte Horst. Es habe sich gezeigt, dass die Krebstherapien deutlich besser von den Patienten vertragen würden, wenn sie Sport machten.

In den ersten Wochen sei das Angebot dank der Big Challenge kostenlos. Die Einstiegsschwelle sei dadurch niedrig. „Das heißt, dass vielleicht Leute mitmachen, die sonst nicht das Angebot in Anspruch genommen hätten“, erklärte Horst. Von den Spenden würden sowohl die Trainer bezahlt als auch Sportgeräte finanziert.


Ausfahrt der Big Challenge in Tasdorf 2022, Foto: Big Challenge

Die Big-Challenge-Fahrradtour startet wie im vergangenen Jahr auf dem Gestüt Tasdorf, östlich von Neumünster (Busdorfer Weg 15). Die 32 km lange Rundtour beginnt am 2. Juni um 11 Uhr. Die Anreise kann mit dem Fahrrad erfolgen. Für mit dem Auto Anreisende steht ein Parkplatz zur Verfügung. Mit der Rückkehr wird ab zirka 13.30 Uhr gerechnet. Helfer halten Erfrischungsgetränke, Kaffee und Kuchen sowie Deftiges vom Grill bereit. Teilnehmer und Gäste können im Anschluss die Tasdorfer Turniertage besuchen.
Alle Informationen und Anmeldung im Internet: www.bigchallenge-sh.de

Eine Hand für mich, eine Hand für die Welt

In zwölf Folgen über 13 ZukunftsBauer und ZukunftsBauerinnen in Schleswig-Holstein hat das Bauernblatt berichtet. Die bilden etwas über die Hälfte der gegenwärtigen Teilnehmer in der betreffenden Arbeitsgruppe (AG) ab. Es sind junge und ein paar ältere Bauern und Bäuerinnen, die stellvertretend für viele die Zukunft in die Hand nehmen – für ihren Betrieb, aber auch für die Gesellschaft und die Welt.

Zukunftsweisende Aktivitäten für Tierwohl, Bodenqualität, Energieversorgung oder Kommunikation mit der Öffentlichkeit betreiben diese ZukunftsBauer meist schon seit Langem, aber sie wissen auch, dass man angesichts der Herausforderungen nicht stehen bleiben kann, sondern sich weiterentwickeln muss. Den Austausch mit Kollegen, namentlich in der AG, wollen sie dafür gern nutzen.

Ein schönes Bild, ein vielfältiges Spektrum der zukunftsgerichteten Landwirtschaft, gebündelt in Aussagen wie „Wir Bauern zeigen, dass wir Lösungsanbieter sind“ (Jörn Frahm aus Wrohm), „Ich lerne täglich Neues und wachse an meinen Aufgaben“ (Milena Schatt aus Eddelak) oder „Jeder Landwirt sollte ZukunftsBauer sein!“ (Jonas Hau­schildt aus Kükels). Viel Stoff für die Kommunikation mit Nichtlandwirten, mit Verbrauchern, mit der Öffentlichkeit, aber auch innerhalb des Berufsstandes.

Alles gut so? Gewiss werden die Betreffenden wie bisher ihre Aktivitäten weiterführen, mitunter auch ausbauen. Mit gesundem Selbstbewusstsein aufzutreten ist ein elementares Anliegen des Projektes „ZukunftsBauer“. Doch es wäre fatal, wenn es im Berufsstand bloß als Rhetorik der Selbstvermarktung angesehen würde. Hier und da wird der Satz „Jeder könnte, jeder sollte ZukunftsBauer sein“ umgewandelt in den Satz „Wir sind alle ZukunftsBauer“. Wirklich alle? Und wer ist mit „wir“ gemeint? Verständlich, dass man alle mitnehmen will, aber dazu gehören auch eine Portion Offenheit und die Bereitschaft, bisheriges Handeln auf den Prüfstand zu stellen – und nicht nur eigenes Schulterklopfen.

Auch Eike Jürgensen (Högel) ist ZukunftsBauerin. Fotos: Tonio Keller

„Wer noch auf dem Markt besteht, hat etwas richtig gemacht“, hat Werner Schwarz als voriger Bauernverbandspräsident gesagt. Richtig! Doch das heißt nicht zwangsläufig, dass auch künftig keine Änderung vonnöten ist, und viele, die jetzt noch bestehen, können angesichts ihrer Zukunft gar nicht gut schlafen.

Dazu kommt: Mit der Zukunft des ZukunftsBauers ist neben der des eigenen Betriebes auch die der Gesellschaft und der Welt gemeint. Die Herausforderungen von Klimawandel und Ernährungssicherheit verlangen ein Engagement über die eigenen Belange hinaus, und erst dies macht den Berufsstand in der Öffentlichkeit glaubwürdig. Es erinnert an die alte Seefahrerregel „Eine Hand für dich, eine Hand für das Schiff“ – abgewandelt zu: „eine Hand für die Welt“.

Hans-Heinrich Berghorn, Leiter des Projektes beim Deutschen Bauernverband, sieht noch ein weiteres Spektrum: den Bauern als Demokratiewirt. „Der Landwirt kann eine wichtige Rolle spielen für den Zusammenhalt der Gesellschaft“, sagt er. „Bauern sind geerdet, sie geben Halt. Die Großdemos haben gezeigt: Bauern sind Seismografen für die Gesellschaft, andere Berufsgruppen haben sich hinter sie gestellt. Die Bauern stehen für den ländlichen Raum, und diese Funktion wird ihnen von vielen zugebilligt.“

Wenn er sich auf diese Weise für ein faires gesellschaftliches Miteinander einsetzt, kann der Bauer als Demokratiewirt eine Autorität sein. Nein, das Projekt „ZukunftsBauer“ ist noch lange nicht abgeschlossen. Nach dem guten Start in Schleswig-Holstein könnte es jetzt erst recht nach vorn gehen!

Vorgaben entschärft, Fristen verlängert

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Die privaten Abwasserleitungen vieler alter Häuser sind möglicherweise marode. Damit Abwässer durch Risse und Löcher nicht ungeklärt in den Untergrund sickern, sind Grundstückseigentümer verpflichtet, diese Rohre auf Dichtheit zu untersuchen und wenn nötig bis zur öffentlichen Anschlussstelle zu sanieren.

Angesichts der Tatsache, dass viele private Abwasserrohre noch nicht überprüft werden konnten und dies auch für die öffentlichen Leitungen gilt, wird das Umweltministerium (MEKUN) die Vorgaben zur Dichtheitsprüfung von privaten Grundstücksentwässerungsleitungen neu regeln. Vorgesehen sind vereinfachte Vorgaben und eine Fristverlängerung bis 2040. Die Änderungen gelten ab sofort.

Die Änderungen im Überblick:

Öffentliche Kanäle: Bislang war die Dichtheitsprüfung der privaten Grundstücksentwässerungsleitungen drei Jahre nach der Sanierung des öffentlichen Kanalnetzes vorgeschrieben. Da Letztere aber noch nicht flächendeckend erfolgt ist, wurde die Verpflichtung im November 2022 ausgesetzt.

Neue Fristen: Es wurden großzügigere Umsetzungsfristen für Grundstückseigentümer bis zum Jahr 2040 eingeführt. Bis zu diesem Jahr soll die Dichtheitsprüfung unabhängig von der Zustandserfassung des öffentlichen Bereiches vorgelegt werden.

Strengere Auflagen: In den Schutzzonen II, III und III A soll die Prüfung umgehend erfolgen. Gleiches gilt für Entwässerungsanlagen gewerblicher Abwässer, da diese potenziell gefährliche Stoffe enthalten.

Wer bereits die Nachweise zur Dichtheitsprüfung erbracht hat, dem entstehen keine Nachteile: Sie behalten ihre Gültigkeit und brauchen nicht bis 2040 wiederholt zu werden.

Mit der Drohne den Mähtod verhindern

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Wenn die Wiesenmahd im Frühling beginnt, leben Rehkitze und andere Wildtierkinder gefährlich. Naht die landwirtschaftliche Maschine, gehen sie im hohen Gras instinktiv auf Tauchstation und geraten leicht in das Mähwerk. Überall im Land engagieren sich Freiwillige in Zusammenarbeit mit Landwirten dafür, Kitze vor der Mahd zu entdecken und zu sichern. Nun wurde auch in Tangstedt im Kreis Stormarn ein Verein für Rehkitzrettung gegründet.

Drohnen haben nicht in allen Anwendungen einen guten Ruf – hier werden sie einmal vernünftig eingesetzt! Mit Wärmebildkamera ausgestattet entdecken die Maschinen im Flug über das Feld Kitz oder Hase, sodass die Läufer losgehen und das Jungtier einsammeln können. Das muss morgens gegen 4 Uhr geschehen, denn nach Sonnenaufgang ist der Unterschied zwischen Körper- und Umgebungstemperatur zu gering zum Aufspüren. Doch diese Unbequemlichkeit nehmen die freiwilligen Kitzretter gern auf sich.

Marte Sach (50) führt mit ihrem Mann einen Milchviehbetrieb mit 450 Tieren in der Oberalsterniederung und profitiert natürlich auch selbst von dem Verein. Im vergangenen Jahr hat sie im Kitzrettungsverein im benachbarten Wakendorf II im Kreis Segeberg mitgearbeitet. 850 ha wurden dort 2023 betreut und dabei 150 Rehkitze vor dem Mähtod bewahrt. Da der dortige Verein an seine Belastungsgrenze kommt, hat Sach Ende März mit 26 Gründungsmitgliedern den Tangstedter Verein gegründet. Heute hat er schon 55 Mitglieder. Landwirte, Jäger, der Naturschutzverband Nabu und die Gemeinde sind mit im Boot. Bisher gab es vier Einsätze, dabei wurden sieben Kitze gerettet.

„Wir wollen den Tierschutz und dabei die Landwirte unterstützen“, erklärt Sach. Sie betont, dass bei Wildtod oder -verletzung durch Mahd ohne vorherige Absuche Strafen bis zu 4.000 € drohen. „Der Landwirt braucht uns nur anzurufen und notfalls eigene Helfer beizusteuern. Wir versuchen aber, das Personal abzudecken und die Landwirte so gut wie möglich zu unterstützen.“ Das Team besteht derzeit aus rund 50 Helfern, die sich abwechseln, darunter drei Drohnenpiloten und zwei -anwärter. Jeder Pilot hat drei bis fünf Helfer zur Hand.

Ist ein Kitz entdeckt, gehen Läufer dorthin und nehmen es mit dem Käscher in eine Tasche auf, die mit Gras ausgelegt ist. Um Geruchsübertragung zu vermeiden, nehmen sie auch Gras zwischen Handschuhe und Tier. Synthetische Gerüche von Waschmitteln oder Deos sollen vermieden werden, „also keine frisch gewaschene Kleidung tragen. Körpergerüche sind Natur“, so Marte Sach. Dass mit dem Tier nicht gekuschelt werden darf, versteht sich von selbst.

Das aufgenommene Kitz wird in der Tasche am Feldrand abgestellt – schattig und nicht an einer Straße oder einem Weg –, bis die Mahd vorbei ist, die natürlich möglichst bald am Vormittag erfolgen muss. Danach wird das Jungtier in der Nähe „befreit“ – im hohen Gras als Schutz gegen Fuchs und Hund. Da das Kitz schon in der Tasche Geräusche macht, hält sich die Ricke meist bereits in der Nähe auf.

Der Verein Rehkitzrettung Tangstedt wirbt um Unterstützung und weitere Mitglieder und Helfer. Bis nächstes Jahr muss eine Drohne nach neuer EU-Norm inklusive Pilotenschulung angeschafft werden, Kostenpunkt 7.000 bis 8.000 €.

Kontakt, auch für Landwirte mit Einsatzwunsch, Tel.: 01 60-95 75 27 05, www.rehkitzrettung-tangstedt.de

Drohnenteams überregional unter www.deutsche-wildtierrettung.de

Drohnenfluggenehmigung in Naturschutzgebieten: Kreis Stormarn überprüft erneut

Manche der bewírtschafteten Wiesen in der Oberalsterniederung liegen in Naturschutzgebieten. Deren Überfliegung mit Drohnen kann nach der neuen Luftverordnung (LuftVO) von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises genehmigt werden. Eine Genehmigung durch den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) ist hierfür nicht mehr wie früher erforderlich. Das Betreiben einer Drohne zu Naturschutzzwecken ist laut LuftVO möglich, wenn der Naturschutz gewahrt bleibt und der Überflug für den Zweck erforderlich ist.

Da Tangstedt an der Grenze der Kreise Segeberg und Stormarn liegt, befindet sich das Einsatzgebiet des Vereins in beiden Kreisen. Vom Kreis Segeberg wurde die Genehmigung zum Überflug erteilt (liegt dem Bauernblatt vor). Der Kreis Stormarn hat hingegen die Genehmigung zunächst abgelehnt mit der Begründung, dass primär der Artenschutz gewährleistet sein müsse, insbesondere der von störanfälligen Brutvögeln. Die Kreisbehörde will sich aber noch einmal mit dem Landesamt und den Nachbarkreisen abstimmen und eine erneute Überprüfung durchführen. „Wir sehen, dass sich die Technik immer weiterentwickelt, die Störungen durch Drohnenbefliegungen daher immer geringer ausfallen und sie neben dem Schutz der Wildtiere mittlerweile auch potenziell dem Schutz von Brutvögeln dienen kann“, schreibt Nina Juhnke vom Fachdienst Naturschutz. 

Nordbauern Schleswig-Holstein feiern Zehnjähriges

Mit Fachprogramm und Feierstunde wird am Freitag, 31. Mai, von 10 bis 16 Uhr das zehnjährige Bestehen der Nordbauern Schleswig-Holstein e.V. im Freilichtmuseum Molfsee begangen.

Die Nordbauern haben sich vor rund zehn Jahren zum Ziel gesetzt, Qualität und Absatz von Produkten heimischer Direktvermarkter zu verbessern und den einzelnen Mitgliedern eine Stimme nach außen zu geben. Wichtige Bereiche der Vereinsarbeit sind Weiterbildungsmaßnahmen, gemeinsames Auftreten sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit in Vertrieb und Logistik – auch im Hinblick auf den Lebensmittelhandel. Mitglieder im Direktvermarkterverband sind sowohl landwirtschaftliche Betriebe als auch handwerkliche Lebensmittelverarbeiter, die regionale Lebensmittel herstellen und vertreiben.

Am Vormittag des 31. Mai wird es sich um fachliche Themen der Direktvermarktung drehen, während es am Nachmittag dann feierlich wird. Gestartet wird mit Gedanken zu regionaler Wertschöpfung durch Verkaufsautomaten, zu digitaler Lebensmittelvermarktung und zu Mikrologistik, mit der Lebensmittel in kleinen Mengen vom Hof zum Verkauf transportiert werden. Im zweiten Teil der Veranstaltung werden sowohl Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) als auch Landwirtschaftskammerpräsidentin Ute Volquardsen ihre Glückwünsche den Nordbauern übermitteln. Die Fördergemeinschaft „Einkaufen auf dem Bauernhof“ stellt sich vor und Dr. Kerstin Poehls, Direktorin des Freilichtmuseums Molfsee, über das Museum als Logistik-Hub sprechen. Flankiert wird der Direktvermarktertag durch die Filmvorführung von „Tatort Almwiese“ mit anschließendem Gespräch zwischen Dr. Kerstin Poehls und Prof. Urs Wyss, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, am 30. Mai um 18 Uhr und dem landwirtschaftlichen Familientag mit Mitmach-Aktionen für Klein und Groß im Freilichtmuseum Molfsee am Sonntag, 2. Juni.

Die Nordbauern stoßen am 31. Mai auf zehn Jahre Interessenvertretung für Direktvermarktung in Schleswig-Holstein an. Foto: Ernst Schuster

Die Veranstaltung wird gefördert durch das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) und unterstützt vom Freilichtmuseum Molfsee, der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und der Fördergemeinschaft Einkaufen auf dem Bauernhof. Die Teilnahme ist kostenlos.

Alle Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter in Schleswig-Holstein sind herzlich eingeladen teilzunehmen.

Details zum Programm und zur Anmeldung finden sich hier.