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Die angespannte Wirtschaftslage und auch die Auswirkungen der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) haben der deutschen Pferdezucht 2023 einen Dämpfer versetzt.
„Trotz der Corona-Pandemie konnte sich die deutsche Pferdezucht in den vergangenen Jahren über eine positive Entwicklung freuen. Wie jedoch zu befürchten war, hat sich dieser Aufschwung im vergangenen Jahr leider nicht fortgesetzt“, sagt Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des Bereichs Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).
Die Zahl der eingetragenen Stuten ging 2023 wieder zurück, lag allerdings im gesamten Reitpferdebereich noch immer über der Talsohle des Jahres 2017. Mit dem Rückgang an Stuten ging einher, dass es über alle Rassen hinweg 12 % weniger Bedeckungen gab. Besonders betroffen davon war die Pony- und Kleinpferdezucht.
Auch die Zahl der Fohlen ging über alle Rassen hinweg leicht zurück, insbesondere bei den Ponys und Kleinpferden sowie bei den sonstigen Rassen. Dem allgemeinen Trend folgt auch die Zahl der eingetragenen Hengste. Mit Ausnahme der Vollblüter ist die Zahl der Beschäler über alle Rassen hinweg rückläufig.
Zur Hengstleistungsprüfung (HLP) für Reitpferde traten 373 Junghengste an (2022: 459). Die bisherigen 14-tägigen Veranlagungsprüfungen (VA) wurden 2022 durch die dreitägige VA (kurz) ersetzt. Diese Systemänderung führte dazu, dass 2023 nur eine etwa um die Hälfte reduzierte Anzahl von 75 Hengsten in VA (kurz) geprüft wurden, während sich die bewährten Sportprüfungen und 50-tägigen Leistungsprüfungen einer unverminderten Beliebtheit erfreuten. fn
Im südlichen Hamburger Stadtteil Harburg existiert seit 1926 ein Stadtpark, in dem der zentrale, 25 ha große Außenmühlenteich das Hauptgestaltungselement darstellt. Um das Gewässer erstrecken sich vielfältige Wasser- und Uferlandschaften, Laubmischwald, Feuchtwiesen, Feldgehölze und Parkelemente an mehr oder weniger steilen Hängen. Themengärten, Promenaden und Wald- und Uferwege laden zu ausgedehnten Spaziergängen durch das 90 ha große Parkgelände ein.
Der Harburger Stadtpark ist mit seinem zentralen Gewässer und den umliegenden steilen Hängen und Plateaus ein Ausläufer der Harburger Berge im Süden der Hansestadt. Das Gewässer stammt aus dem Jahre 1565, als der Harburger Herzog Otto II. die Engelbek zu einem Teich aufstauen ließ, um eine Wassermühle zu betreiben. Die Mühle und das Gewässer lagen damals außerhalb des Stadtgebietes, weshalb es als Außenmühlenteich bezeichnet wurde, was auch heute noch als Name verwendet wird. 1890 wurde das Areal durch die Anlage einer Badeanstalt am Ostufer als Freizeit- und Erholungsgebiet für die Harburger Bevölkerung erstmalig interessant.
Stadtparkentwicklung und Volksparkbewegung
Nachdem 1907 erste 3,5 ha und später 1913 weitere 18 ha von der Stadt Harburg erworben wurden, konnte der Entschluss reifen, das Gebiet zu einem Stadtpark zu entwickeln. Es war die Zeit, in der die Volksparkbewegung ihre Hochphase erlebte und auch der Hamburger Stadtpark in Winterhude und der Altonaer Volkspark angelegt wurden. Die Stadtväter und Grünanlagenplaner hatten im Sinn, durch den Bau öffentlicher Parkanlagen für Erholung, Freizeit und Bewegung zur Erhöhung der Volksgesundheit beizutragen. Die Grünanlage sollte in erster Linie eine öffentliche Fläche für die zunehmende und oft beengt wohnende Bevölkerung Harburgs sein. Ziel der Planungen war eine Grünanlage als Bewegungsraum mit Sport- und Spielflächen, aber auch interessanten Erholungs-, Freizeit- und Bildungsangeboten.
Mit der Parkgestaltung wurde ab 1913 der Stadtobergärtner Georg Hölscher beauftragt. Er nutzte die natürlichen Höhenunterschiede von bis zu 30 m zur Park- und Landschaftsgestaltung mit Wiesentälern, Hügelrücken, Heide- und Moorlandschaften, Misch- und Bruchwäldern. Die Gestaltungsarbeiten erstreckten sich, auch durch kriegsbedingte Verzögerungen, weit in die 1920er Jahre hinein, 1926 wurde der erste Teil des Parks feierlich eröffnet, damals noch in der Stadt Harburg, die erst seit 1937 ein Stadtteil von Hamburg ist. Nach dem Tod Georg Hölschers setzte sein Sohn Ferdinand als Leiter der Garten- und Friedhofsabteilung die Entwicklung des Harburger Stadtparks fort. In den frühen 1930er Jahren wurde zum Erlernen praktischen Wissens in den Bereichen Gartenbau und Landwirtschaft ein Schulgarten mit Unterrichtsplätzen im Freien eingerichtet. Es handelte sich vor allem um eine formal gegliederte Anlage mit verschiedenen Sondergärten, die auch heute noch vorhanden sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten weitere Grundstücke durch die Stadt hinzuerworben werden. Später kamen weitere Flächen wie das Grundstück der ehemaligen Zündschnurfabrik, der Eichenhügel und die Langenbekschen Wiesen hinzu, sodass der Park sich allmählich zur heutigen Größe von 90 ha entwickelte.
Park für Erholung, Erlebnis, Bewegung und Freizeit
Der Stadtpark ist auch heute noch eine beliebte Grünanlage der Harburger und ihrer Gäste für Freizeitgestaltung, Erholung, Sport sowie Natur- und Kulturerlebnis. Zentraler Anlaufpunkt ist der Außenmühlendamm mit der Promenade, dem herrlichen Blick über den Außenmühlenteich, einer Allee, Park- und Sitzmöglichkeiten sowie den beiden nahe gelegenen gastronomischen Einrichtungen. Neben dem vornehmen Restaurant und der Eventlocation Leuchtturm mit Seeterrasse, Festsaal und Weingrotte gibt es am östlichen Ufer das Bootshaus Außenmühle, ein Imbisslokal mit Winter- und Biergarten und einem Tretbootverleih. Von hier aus kann man also auch mit einem gemieteten Boot den Park einmal von der Wasserseite aus erleben. Der Außenmühlendamm ist zudem die Flaniermeile, auf der Veranstaltungen stattfinden wie das Harburger Außenmühlenfest, Laternenumzüge oder das White Dinner, das bereits auf eine zehnjährige Tradition zurückblicken kann.
Früher war der am Marmsdorfer Weg im Westen am Dahlengrund gelegene Zugang der Haupteingang. Die dort stehende dreiteilige Toranlage von 1926 aus Backstein wurde 2017 umfassend saniert. Von hier hat man bereits einen Blick auf den See, zu dem man durch eine Feuchtwiese mit Orchideen gelangt. Vom Holzsteg durch das Feuchtareal kann man mit Glück Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes entdecken. Mit seinen Feuchtwiesen, Ufer- und Wasserlebensräumen, aber auch Waldarealen, Freiflächen und unterschiedlich exponierten Hängen bietet der Harburger Stadtpark für naturkundlich interessierte Besucher zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Neben 170 Pflanzenarten kann man auf dem Wasser Grau- und Kanadagänse, Höckerschwäne, Haubentaucher, Zwergtaucher, Gänsesäger, Kormorane und verschiedene Entenarten sehen, dem Gesang des Teichrohrsängers im Schilf lauschen oder sogar Kleinspecht oder Eisvogel beobachten. Fünf Fledermausarten, Großer Abendsegler, Breitflügel-, Wasser- und Zwerg- sowie Rauhautfledermaus, sind im Gebiet heimisch. Fast zahme Nutrias, Stockenten und Wasserrallen können am Wegesrand sitzen.
Interessant ist auch die Vielfalt der Gehölze von rund 100 Arten, wobei neben den heimischen Erlen, Rosskastanien, Linden, Birken, Kiefern, Eiben, Eschen, Eichen und Buchen auch die fremdländischen Arten der dendrologischen Sammlung noch im Gebiet anzutreffen sind. Dazu gehören beispielsweise Blumeneschen, Platanen, Ginkgo, Trompetenbaum, Magnolie, Sumpfzypresse, Riesen-Lebensbaum, Schmetterlingsstrauch, Judasbaum, Rhododendron, Hartriegel, Schneebeere, Kirschlorbeer, Schneeball, Roteiche undverschiedene nicht heimische Kiefern- und Fichtenarten.
Einige Skulpturen und Denkmäler befinden sich auf dem Stadtparkgelände. Neben einem Denkmal für den Parkentwickler Georg Hölscher gibt es einen Ehrenbrunnen von 1909 für den ehemaligen Harburger Bürgermeister Julius Hermann Ludowieg. Zu dem „Geparden“ von Hans Martin Ruwoldt von 1965 gesellen sich auch zwei neuere Kunstwerke: Die „Glücklichen Maße“ von Hubert Kiecol und „Hausungen“ von Winni Schaak. Auf einem Hang an der Westseite des Mühlenteiches befindet sich an einem schönen Aussichtspunkt mit Bank, der Beethovenhöhe, ein Gedenkstein, der zum 100. Todestag des Musikers aufgestelltwurde.
Die Themengärten
Auf einer Anhöhe im Nordwesten des Parks befinden sich die Elemente des ehemaligen Schulgartens, die heute als Themengärten oder auch Gärten der Jahrtausende bezeichnet werden, wo unter anderem in vereinfachter Form Stilepochen der Gartenkunst dargestellt werden. So gibt es den Jugenstilgarten mit rosenberankter Laube, das Barockparterre mit geschnittenen Buchsbaumhecken, den mittelalterlichen Bauerngarten oder den Neuzeitgarten mit Horsten von Chinaschilf und blühenden Rudbeckien. Hinzu kommen der Arznei- und Apothekergarten mit Heil- und Giftpflanzen, ein Kräutergarten sowie ein verwilderter Nachtfaltergarten mit Ilex, Phlox, Spiraea und Rosa canina.
Zudem gibt es ein Areal mit Kirschbäumen, Laubengängen mit Bänken und Buchten, geschnittenen, zum Teil bogenförmigen Hecken von Rotbuche, Hainbuche, Hartriegel und Pfaffenhütchen, ein Aussichtsplateau auf den Mühlenteich und den runden, von Hecken und Bäumen gesäumten Gymnastikrasen, auch als Tanzplatz bezeichnet, im östlichen Bereich des Schulgartens. Im Schulgarten merkt man aber auch an einigen Stellen, dass man sich in einem Stadtpark befindet, der von urbanen Bereichen, hier besonders von der lauten B 75, umgeben ist.
Sportbegeisterte kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Es gibt 16 km Wege im Park für Wanderer und Jogger, Trimm-Einrichtungen, Nordic-Walking-Areale, Rasenfreiflächen für Ballspiele und Frisbeekörbe. Für Kinder gibt es neben dem Freizeitbad Midsommerland mit Innen- und Außenbecken und Saunalandschaft drei unterschiedliche Spielplätze, beispielsweise einen Wasserspielplatz und einen mit einem Piratenschiff. Hinzu kommen Tretbootfahrten sowie Picknick- und Grillmöglichkeiten.
Die historische, von Hecken eingefasste Freilichtbühne unterhalb der Eichenhöhe steht für unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen in ansprechendem Ambiente zur Verfügung. Seit 2018 findet beispielsweise jährlich der „Sommer im Park“ statt, bei dem bis zu 900 Zuschauer Lesungen, Theater, Musikveranstaltungen und vieles andere auf der Freilichtbühne erleben können.
Abstecher in die Harburger Berge
Von Harburg lässt sich auch gut noch ein Abstecher in den Wildpark Schwarze Berge, gelegen im nördlichen Niedersachsen in den Harburger Bergen, unternehmen, wo etwa 100 heimische Tierarten zu bewundern sind, darunter Wolf, Wisent, Luchs und Europäischer Braunbär. Ebenfalls in den Harburger Bergen auf Hamburger Gebiet liegt das Freilichtmuseum am Kiekeberg. Hier kann man das Alltagsleben früherer Generationen in mehr als 40 historischen Gebäuden und Gärten erleben. Gartenfreunde fahren dort im August hin, um den größten Pflanzenmarkt Norddeutschlands zu besuchen.
Beim Einkauf bestimmter Lebensmittel mussten die Verbraucher zuletzt deutlich weniger tief in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag berichtete, wurden im vergangenen Monat Meiereiprodukte im Mittel um 5,4 % preiswerter angeboten als im April 2023. Noch kräftiger fiel das Preisminus beim Frischgemüse mit 8,8 % aus.
Dagegen kosteten laut Destatis Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren durchschnittlich 8,3 % mehr. Für Speisefette und Speiseöle waren im Mittel 7,4 % mehr zu zahlen als im April 2023, wobei Olivenöl um 52,9 % teurer war. Die Verbraucherpreise für Obst stiegen im Schnitt um 4,4 %, die für Fleisch und Fleischwaren um 2,2 % sowie die für Brot und Getreideerzeugnisse um 2,1 %.
Rohmilchpreise geben nach
Insgesamt bestätigten die Wiesbader Statistiker für April 2024 den Anstieg der Lebensmittelpreise um durchschnittlich 0,5 %. Im März hatten diese um 0,7 % niedriger als im Vorjahr gelegen. Für das erste Jahresdrittel errechnet sich eine Verteuerung der Nahrungsgüter um 1,1 %. Im Jahresmittel 2023 hatte sie noch 12,4 % betragen. Verglichen mit dem Basisjahr 2020 ergibt sich für Lebensmittel ein Preisanstieg um 32,8 %.
Die niedrigeren Ladenpreise für Meiereiprodukte erklären sich zum Teil auch mit dem Rückgang der Rohmilchpreise. Diese lagen laut Angaben von Destatis im März 2024 um 7,1 % niedriger als im Vorjahresmonat. Der Rückgang der Erzeugerpreise für Produkte aus tierischer Produktion betrug im Mittel 4,9 %, der für Tiere 4,6 %. Hingegen lagen die Preise für pflanzliche Erzeugnisse im März 2024 um 1,9 % über dem Niveau des Vorjahresmonats. Zu Buche schlugen hier insbesondere die um 51,7 % höheren Preise für Speisekartoffeln und die um 37,8 % gestiegenen Tafeläpfelpreise. Getreide war auf Erzeugerebene indes im Schnitt um 28,8 % preiswerter als im März 2023, Rapssaat um 12,6 %.
Appetit auf Speiseeis
Wie der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) ebenfalls am Dienstag mitteilte, haben industriellen Hersteller in Deutschland im Jahr 2023 insgesamt 543,7 Mio. l Speiseeis abgesetzt. Dies entspricht einem Mengenrückgang von 2,4 % gegenüber den 2022 verkauften 556,8 Mio. l. Der Umsatz stieg dennoch inflationsbedingt deutlich, nämlich um 10,5 % auf 2,94 Mrd. €. Der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch ging gegenüber dem Vorjahr um 0,2 auf 7,9 l zurück. Darin ist neben den pro Einwohner industriell hergestellten 6,4 l Eis auch eine Schätzung für Eisdielen-Eis sowie 1,5 l Softeis enthalten.
Hauptursachen für den Absatzrückgang waren nach Angaben des BDSI die hohe Inflation sowie die verregneten Sommermonate Juli und August 2023. Auch das Frühjahr 2023 sei eher unbeständig gewesen, während sonnenreiche Hochdruckphasen im September den Sommer und damit das Eisvergnügen verlängert hätten.
Gestiegen ist 2023 laut BDSI ausschließlich der Verkauf von Multipackungen. Der Absatz von Speiseeis der Markeneishersteller in der Gastronomie sowie von Impulseis – zum Beispiel Eis am Stiel, Eis-Riegel oder Sandwich-Eis an Tankstellen, Flughäfen, Bahnhöfen, in Kiosken, Schwimmbädern oder Freizeitparks – nahm hingegen gegenüber 2022 um 5 Mio. l auf 46 Mio. l ab. age
Deutsche Geflügelfleischproduktion aufgrund höherer Schlachtgewichte gestiegen
Die Produktion von Geflügelfleisch in Deutschland ist im ersten Quartal 2024 gestiegen. Wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, wurden in den meldepflichtigen Schlachtbetrieben 169,2 Millionen Stück Geflügel verarbeitet; das waren 181.700 oder 0,1 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Stärker legte die Erzeugung von Geflügelfleisch zu, nämlich um 2,2 % auf 386.340 t. Grund war, dass die Tiere in der Regel schwerer zur Schlachtung geliefert wurden. Das im Vorjahresvergleich wieder günstigere Futter führte offenbar – wie auch bei Schweinen und Rindern – zu höheren Schlachtgewichten. Eine Rolle spielte zudem, dass spürbar mehr schwere Truthühner an die Schlachtbänder gelangten. Der Anstieg der Geflügelfleischerzeugung insgesamt basierte im ersten Jahresviertel 2024 zum großen Teil auf dem größeren Putenaufkommen. Den Statistikern zufolge nahmen die Schlachtungen gegenüber dem ersten Quartal 2023 um 3,5 % auf knapp 7,63 Millionen Truthühner zu. Die Erzeugung von Putenfleisch wuchs durch die höheren Schlachtgewichte sogar um 7,0 % auf 105.425 t. Bei der bedeutendsten Geflügelart, den Masthähnchen, stieg das Schlachtaufkommen mit 0,6 % auf 152,9 Millionen Stück moderater an; die dazugehörige Fleischproduktion erhöhte sich um 0,9 % auf 276.730 t. Bei Suppenhühnern war hingegen im Vorjahresvergleich ein Rückgang bei den angelieferten Tieren von 13,5 % zu verzeichnen. Die entsprechende Fleischerzeugung ging um 9,5 % auf rund 7.950 t zurück. Auch bei den weniger bedeutenden Gänsen, Enten und Straußen war die Produktion im bisherigen Jahresverlauf rückläufig. age
Mehr als 100.000 Zuschauer haben in diesem Jahr den Weg nach Hamburg-Klein Flottbek auf sich genommen, um dort fünf Tage Spring- und Dressursport zu erleben. Ein großer Teil von ihnen sah auch die Entscheidung im 93. Deutschen Springderby, als Marvin Jüngel sich zum zweiten Mal hintereinander mit seiner Stute Balou’s Erbin das Blaue Band holte.
Zwei der 32 Paare haben den weltberühmten Parcours in Klein Flottbek ohne Fehler absolviert: Frederic Tillmann drehte die 162. Nullrunde in der Geschichte des Derbys, Marvin Jüngel folgte mit der 163. „Wir haben uns die ganze Zeit vorgenommen, möglichst cool an die Sache heranzugehen“, erklärte der junge Sachse. „Heute früh hat sich Balou’s Erbin so entspannt in der Box verhalten – da wusste ich schon, dass es gut werden könnte, dass ich nur entspannt bleiben muss. Und das hat super geklappt.“
Frederic Tillmann musste zuerst ins Stechen, riskierte alles, war unglaublich schnell unterwegs und leistete sich am letzten Sprung, der Mauer, einen Fehler. Im Schritt mit einer Hand auf dem Oberschenkel ritt der Titelverteidiger Marvin Jüngel vor 27.500 Zuschauern zur letzten Runde des Tages ein. Fokussiert, konzentriert und mit eiserner Ruhe blieb er erneut fehlerfrei. Lediglich zwei Zeitfehler schlugen am Ende zu Buche.
„Balou’s Erbin hat so mitgekämpft, es war ein unbeschreibliches Gefühl“, strahlte der 22-jährige Jüngel. „Ich hatte das Glück, dass ich wie im vergangenen Jahr wieder als zweiter Reiter ins Stechen gehen konnte, und habe Frederic gesehen. Ich habe gewusst, dass ich an seine Zeit niemals herangekommen wäre. Da war für mich klar: Ruhe bewahren und fehlerfrei reiten.“ Marvin Jüngel ist damit der zehnte Reiter, der mindestens zweimal hintereinander das Derby gewonnen hat, und mit seinen 22 Jahren der Jüngste in dieser Liste der Mehrfachsieger.
Frederic Tillmann sorgte ebenfalls für Furore. Er ist der erste Reiter, der mit vier gebrochenen Rippen fehlerfrei den Derbyparcours absolviert hat. Der Franzose Emeric George hatte mit seiner Stute Dune du Ru die zweite Derbyqualifikation gewonnen. Am Sonntag platzierte er sich mit der schnellsten Vierfehlerrunde auf Platz drei.
Bester Schleswig-Holsteiner war Simon Heineke. Der Bereiter des Stalls Moorhof in Wedel, Kreis Pinneberg, war in der zweiten Qualifikation Vierter und kam im Finale mit dem Holsteiner Cordillo auf den fünften Platz. Das Paar hatte einen Abwurf am Einsprung zu Pulvermanns Grab.
Derbydebüt für Mathies Rüder
Ein Held des 93. Deutschen Springderbys war Stefan Jensen aus Bosbüll, Kreis Nordfriesland. Nach dem letzten Hindernis riss er die Hände in die Höhe und freute sich unbändig. Auf seinem 18-jährigen Cyrus L hat er den Derbyparcours ohne Hindernisfehler absolviert, aber leider sieben Zeitstrafpunkte kassiert. Trotzdem war der 52-Jährige überglücklich: „Die sieben Zeitstrafpunkte sind völlig egal, ich bin so begeistert. Es war ein großer Traum von mir, hier fehlerfrei zu reiten. Und mein Pferd hatte so viel Spaß“, sagte Jensen, der am Ende Siebter wurde.
Bemerkenswert war auch der Auftritt von Mathies Rüder. Der 18-jährige Fehmaraner feierte sein Derbydebüt und musste nach einem guten Auftakt die zweite Qualifikation abbrechen, da das Gebiss seines zwölfjährigen Holsteiner Hengstes For Freedom EKT gebrochen war. Reiten durfte er aufgrund seines guten Ergebnisses aus der ersten Qualifikation trotzdem. Das Paar kam mit acht Fehlern auf einen tollen zehnten Platz und war damit noch platziert. Einen Patzer mehr hatte Christian Hess aus Heidmühlen, Kreis Segeberg. Er kam mit Claron und 16 Fehlerpunkten auf den 16. Platz.
Nicht so gut lief der Sonntag für die zwei norddeutschen Damen. In der ersten Qualifikation lag die 22-jährige Hamburgerin Elisa Marlene von Hacht auf Patz drei, in der zweiten Qualifikation wurde sie Zweite. Am Sonntag schied sie dann aus, genau wie Janne Friederike Meyer-Zimmermann, der mit Electric Joy die Bahnschranken zum Verhängnis wurden. „Da darf man jetzt nicht enttäuscht sein“, sagte die Pinnebergerin. „Es ist schade, ich glaube, den Rest hätten wir gut geschafft, aber das nützt nichts. Deswegen ist das Derby ja auch besonders: Es kann einen überall erwischen.“ Doch der Wallach ist erst neun Jahre alt und hatte vorher zwei fehlerfreie Runden in den Qualifikationen gezeigt. Auch im Finale war er brav den Wall hinuntergelaufen. Das Paar wird man also im Derbypark wiedersehen.
Schreckmoment im Großen Preis
Mit einem extrem spannenden Stechen wurde der Große Preis von Hamburg beendet. 14 der 50 Starter waren fehlerfrei geblieben und hatten sich für das Stechen qualifiziert. Sie lieferten sich einen Kampf um Sekundenbruchteile, den der Brasilianer Yuri Mansur gewann. Hinter dem Schweizer Olympiasieger Steve Guerdat platzierte sich als bester deutscher Reiter der Europameister von 2021, André Thieme aus Mecklenburg-Vorpommern, auf Platz drei. Bundestrainer Otto Becker hatte nicht mit so vielen Nullfehlerritten gerechnet, erklärte er: „Der Parcours war schwer, aber fair.“
Mansur hatte die elfjährige Miss Blue-Saint Blue Farm gesattelt und erfüllte sich neun Jahre nach seinem ersten Start in Hamburg einen Traum: „Das Turnier hier in Hamburg ist mit uns brasilianischen Reitern eng verbunden“, sprudelte es aus dem stolzen Sieger. „Früher haben wir uns die Übertragungen aus Hamburg immer und immer wieder im Fernsehen angesehen. Als ich dann das erste Mal hier war, war das für mich schon etwas absolut Besonderes.“ Und jetzt dieser Sieg.
Während des Großen Preises sorgte der Sturz des Iren Trevor Breen für Schreckminuten auf dem Derbyplatz. Sein Pferd hatte den Absprung zu einem der Oxer nicht gefunden und war gestürzt. Der erfahrene irische Springprofi wurde mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus gefahren, wo ein Bruch an der Halswirbelsäule diagnostiziert wurde. Er wird aber voraussichtlich keine bleibenden Schäden davontragen.
Im Speedderby wurde jedes Paar von den etwa 24.000 Zuschauern lautstark gefeiert. Marieke Reimers aus Mehlbek, Kreis Steinburg, und Lordillo S waren in diesem Jahr in 104,70 s unschlagbar. Das Paar ließ die Zweitplatzierten Robert Bruhns aus Brandenburg und Cellisto AR fast 7 s hinter sich. Den vielleicht größten Jubel aber genoss der Drittplatzierte: der 69-jährige Karl-Heinz Markus mit seiner selbst gezogenen Fiona. Der Rentner aus dem Emsland bekam tosenden Applaus.
Katharina Haas siegt im Viereck
Im Viereck war es ebenfalls spannend und „ganz schön anstrengend“, wie die Siegerin des 64. Deutschen Dressurderbys am Ende feststellte. Katharina Haas war aus Österreich angereist und sicherte sich souverän den Sieg. Im Finale mit Pferdewechsel erreichte die 30-Jährige die beiden besten Bewertungen, allerdings nicht mit ihrem eigenen Pferd Let It Be NRW, sondern mit den beiden Fremdpferden.
Am besten war sie mit dem 13-jährigen Royal Dream von Finalkonkurrentin Sarah Waldsperger unterwegs. „Alle Pferde waren echt fair und gut zu reiten. Die meisten Fehler sind mir tatsächlich mit meinem eigenen Pferd passiert, ich weiß auch gar nicht so genau, warum“, resümierte Haas. Aber sie könne sich gut auf andere Pferde einstellen, im Alltag reite sie rund zehn Pferde täglich. Haas gewann auch den Fairnesspreis per Zuschauervoting.
Im Derby verwies sie den in Dänemark lebenden Deutschen Maik Kohlschmidt auf Platz zwei und Sarah Waldsperger aus Wentorf, Kreis Herzogtum Lauenburg, auf Platz drei. Letztere sagte über das Finale: „Es war spannend, ein schönes Erlebnis. Ich habe mich gefreut und bin eigentlich davon ausgegangen, dass mein Pferd für alle sehr angenehm zu reiten sein wird.“ Ihr Pferd, der 13-jährige Royal Classic-Sohn Royal Dream, gehört ihrer Schwester.
Zum ersten Mal gab es im Ponydressurderby einen männlichen Sieger, den 14-jährigen Mats Buck aus Nordrhein-Westfalen. Mit seinem Pony Dancing Sun HF verwies er seine Konkurrentinnen Emily Schirrmacher und Ava Müller auf die Plätze. „Es war abnormal“, sagte der Ponyderbysieger. „Wenn man da hineinreitet und sieht, dass die Ränge bis oben hin voll sind, überall sitzen Leute, das ist ein superschönes Gefühl.“ Neben dem Gewinn des Blauen Bandes war sein Highlight die Siegerehrung auf dem großen Derbyplatz: „Das war wirklich die beste Siegerehrung, die ich bisher hatte.“
Leonie Ottmar ist U25-Siegerin
Die 23-jährige Leonie Ottmar aus Flensburg sicherte sich vor Leonie Sahm und Kim Burschik das Blaue Band im U25-Dressurderby. „Hier in Hamburg zu gewinnen, das ist ein Traum“, sagte die Siegerin und zögerte kurz: „Nein, davon habe ich noch nicht mal geträumt, das ist mehr als ein Traum!“ Mit dem achtjährigen Don Horatio, im Besitz ihrer Trainerin Vera Fürst, hatte sich die studierte Biologie- und Lebensmitteltechnologin ins Finale der besten Drei mit Pferdewechsel geritten. „Ich habe zwar noch nie ein solches Finale mit Pferdewechsel geritten, aber ich saß schon auf vielen verschiedenen Pferden“, erzählte sie. So habe sie schon ein bisschen Übung damit, sich schnell auf andere Pferde einzustellen. „Ich war während des ganzen Finales unheimlich fokussiert. Am Ende ist die ganze Anspannung von mir abgefallen und der Adrenalinpegel wieder gesunken. Da war ich dann schon kaputt, aber unheimlich happy. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht.“
Neben dem Sport war auch die Zucht wieder Teil der Veranstaltung: Elf Holsteiner Fohlen kamen auf dem Derbyplatz zur Versteigerung. Zur Preisspitze avancierte Espartaco, ein Sohn des Ermitage Kalone. Die einstige Derbysiegerin Carassina von Concerto II (Thomas Kleis) ist die Großmutter des Hengstes, der für 20.500 € nach Österreich wechselte. Für die Auktion seien aufgrund technischer Schwierigkeiten mit dem Online-Bietersystem erschwerte Bedingungen entstanden. Einem insgesamt positiven Ergebnis mit einer Verkaufsquote von 100 % und einem Durchschnittspreis von rund 13.050 € habe dies aber nicht im Weg gestanden.
Derbychef Volker Wulff hatte viel Spaß bei seiner letzten Auflage des Turniers: „Es war einfach mega! Wir hatten so viele Menschen im Derbypark wie noch nie“, resümierte er. Genau waren es 104.000 und damit mehr als jemals zuvor. Das 93. Deutsche Spring- und Dressurderby war das letzte, das von dem Team von En Garde Marketing um und mit Wulff organisiert und veranstaltet wurde. Mit einem Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre erklärte Wulff: „Ich würde diese 25 Derbyjahre als Buch beschreiben. Ein Buch, das sich selbst geschrieben hat und das wir mitschreiben konnten. Ein Buch voller Emotionen, Liebe, Hoffnung, Zuversicht und Aktivitäten. Natürlich waren auch Enttäuschungen dabei. Ein buntes Buch, das wir jetzt nach 25 Jahren schließen.“ Natürlich seien im Team in den vergangenen Tagen schon einige Tränen geflossen, aber er wünsche dem Derby alles Gute für die Zukunft. pm
Getrieben von Wettermeldungen steigt der Weizenpreis seit einigen Wochen wieder an. In Paris kletterten die Kurse für Septemberweizen seit Ende Februar, Anfang März um fast 50 €/t. Besonders Wettermeldungen aus Russland, das als Exportweltmeister den Weltmarktpreis maßgeblich beeinflusst, bringen weitere Thermik in den Markt. Nach früheren Meldungen über Trockenheit in Südrussland sind es nun Nachrichten über die Gefahr massiver Ernteeinbußen durch Fröste Anfang Mai in den wichtigen Getreide-Anbaugebieten Woronesh, Lipezk und Tambow in der Zentralen Schwarzerde-Region. Hier werden zirka 10 % des russischen Weizens produziert. Der Kälteeinbruch könnte eine Neuaussaat notwendig machen, wird berichtet. Auch wird erst ab der zweiten Maihälfte mit Niederschlägen in Südrussland gerechnet. Bis dahin könnte die Entwicklung der Pflanzen allerdings bereits negativ beeinflusst sein.
Am 10. Mai schloss der meistgehandelte Kontrakt Septemberweizen an der Matif bei 249,50 €/t. Ursache waren auch die weiter gestiegenen russischen Exportpreise. Kontrakte für Weizen wurden fob Exporthafen mit 215 bis 219 US-$/t gehandelt, 3 bis 4 US-$ höher als in der Woche davor. Große Vorräte aus der vergangenen Ernte ermöglichen die noch anhaltend hohen physischen Verladungen von bis zu 1 Mio. t Weizen pro Woche.
Erste Schätzung neue Ernte
Am 10. Mai veröffentlichte das USDA (US Department of Agriculture) auch seine „World Agricultural Supply and Demand Estimates“, den WASDE-Bericht. Bei der globalen Weizenproduktion erwartet das USDA im kommenden Jahr 2024/2025 einen neuen Rekord von 798,2 Mio. t. Rückgänge der Ernten in Russland, der Ukraine, der EU und auch in Kanada sollen durch Zuwächse in China, Indien, Argentinien und Australien wieder wettgemacht werden. Russland werde auch im kommenden Jahr unangefochtener Exportweltmeister in Sachen Weizen bleiben, mit einem veranschlagten Exportvolumen von 52,0 Mio. t, 1,5 Mio. t weniger als die Schätzung für die laufende Saison. Erwartet werden weltweite Endbestände von 253,6 Mio. t, also eine Abnahme von 4,2 Mio. t und damit die niedrigsten Bestände seit 2015/16. Die Bestandsabnahme soll vor allem in Russland (–3,5 Mio. t) stattfinden. Investoren sahen Kaufargumente in dieser Prognose, Juli-Weizen stieg an der Chicago Board of Trade um 2,5 %.
Im Maissegment rechnet das USDA mit einem weltweiten Produktionsrückgang im kommenden Jahr auf 1,2 Mrd. t. In der Ukraine erwarten die US-Experten eine Ernte von 27,0 Mio. t, ein Minus von 4,0 Mio. t. Für Argentinien wird von einem Rückgang um 2,0 auf 51,0 Mio. t ausgegangen. Im Sojakomplex wird von einer Steigerung der US-Ernte auf rund und 121 Mio. t im kommenden Herbst ausgegangen, etwa plus 8 Mio. t gegenüber dem laufenden Jahr. Auch für Brasilien prophezeien die USDA-Experten eine kräftige Produktionssteigerung um 15,0 Mio. t auf 169,0 Mio. t.
Kleine Weizenernte in der EU
In der EU-27 wird von der EU-Kommission nach der schwierigen Herbstaussaat für 2024 immer noch eine geringe EU-Weizenernte von 120 Mio. t erwartet, nach 126 Mio. t im Vorjahr und einem Fünfjahresdurchschnitt von 127 Mio. t. Die Weizenvorräte sollen EU-weit um 9 Mio. t sinken, für Mais wird ein Plus von 5 Mio. t und für Gerste eines von plus 4 Mio. t erwartet.
Wettermärkte werden häufiger
Alle die oben genannten Prognosen von USDA, EU und dem Internationalen Getreiderat IGC beruhen auf der Annahme, dass in etwa durchschnittliche Ernten eingefahren werden, es werden mehrjährige Durchschnittswerte fortgeschrieben. So gewinnt man ein Bild von den weltweiten grundsätzlichen Produktionsmöglichkeiten, und sie scheinen mehr als ausreichend zu sein. Disruptive Ereignisse wie der Angriff Russlands auf die Ukraine oder Wetterereignisse wie Starkregen oder Frosteinbrüche lösen Preisbewegungen aus, die nicht vorhersehbar sind. Man spricht dann von einem Wettermarkt. Angesichts des Klimawandels und der Zunahme von extremen Wetterereignissen werden wir zukünftig immer mehr mit diesen Wettermärkten zu tun haben.
Viele bringen die Warenterminbörse mit Spekulation und sogar Glücksspiel in Verbindung. Jedoch kann sie auch Gutes bewirken, wenn man sie richtig einsetzt. Dann kann sie sogar ein wichtiges Instrument des betrieblichen Risikomanagements sein. Die Absicherung von Preisen bestimmter Agrarrohstoffe, das sogenannte Hedging, ist das Ziel. Und das funktioniert, wenn man weiß, was man tut. Was ist denn eigentlich eine Warenterminbörse und wie nutzt man sie? Diese Fragen sollen im folgenden Beitrag geklärt werden.
Bis vor einigen Wochen kannten die Preise für Weizen und Raps nur eine Richtung: bergab. Und so mancher Blick zurück tut weh. Waren im vergangenen Jahr durchaus Preise von zirka 300 €/t für Weizen und 600 €/t für Raps zu erreichen, liegen die Kurse an der Euronext derzeit bei 220 €/t beziehungsweise 420 €/t. Mithilfe der Warenterminbörse hätte man sich die höheren Preise durchaus noch für die weitere Vermarktung sichern können.
Daher ist es wichtig, sich nun zu informieren, um beim nächsten Aufschwung die Chancen des Hedging zu nutzen. Die Kurse an der Warenterminbörse prägen zudem auch die realen Kassapreise des traditionellen Händlers vor Ort. Und bei allem Vertrauen: Wenn man versteht, was an den Börsen passiert und wie man sie nutzt, dann kann man die Preise des eigenen Handelspartners besser beurteilen.
Wie funktioniert der Warenterminmarkt?
An einer Warenterminbörse findet der Handel von Agrarprodukten statt. Allerdings werden hier nicht die physische Ware, sondern sogenannte Terminkontrakte oder Futures gehandelt. Diese Geschäfte auf Papier beinhalten zwar genaue Angaben über Qualität, Menge, Preis und Lieferzeitpunkt, doch die Ware fließt nicht (oder nur sehr selten). Mit dem Kauf oder Verkauf entstehen Liefer- oder Abnahmeverpflichtungen, die zumeist vor dem Liefertermin durch ein Gegengeschäft (Glattstellung des Kontraktes) aufgelöst werden.
Börsenkurse wirken sich auf Erzeugerpreise aus
Die Kurse, die an der Börse gehandelt werden, sind transparent und geben den Marktteilnehmern wichtige Informationen über die aktuelle Stimmungslage an den verschiedenen Märkten. Grundsätzlich entscheiden allein das Angebot und die Nachfrage über den Preis. Das gilt auch für die Warenterminbörsen. Der Getreidemarkt ist jedoch ein globaler Markt. Hier spielt zum Großteil das globale Umfeld eine Rolle. Die Börsenteilnehmer sind international und kommen zumeist aus allen Stufen der Wertschöpfungskette. Deshalb lässt sich erahnen, dass alle das Produkt betreffenden Aspekte und Informationen in die Kursentwicklung miteinfließen.
Die Erzeugerpreise orientieren sich schließlich an den Kursen, die an der Warenterminbörse gehandelt werden. Händler und Erfasser sichern sich zum Teil selbst über den Future-Handel ab, und das schafft den Bezug zum physischen Markt. Eine Beobachtung der Börsenkurse ist für Erzeuger also in jedem Fall angeraten.
Landwirte können selbst aktiv werden
Der Landwirt kann aber auch aktiv am Börsengeschehen teilnehmen und sogenannte Termin-Kontrakte (Futures) kaufen oder verkaufen. Dabei muss er noch nicht einmal über die physische Ware in entsprechender Menge verfügen. Dann geht er jedoch ein Risiko als Spekulant ein. Ist dagegen die physische Ware (zum Beispiel Raps, Weizen) in ausreichender Menge vorhanden, gleichen sich die Verluste auf dem einen Markt durch Gewinne auf dem anderen aus. Mit diesem Nullsummenspiel kann ein Landwirt schon vor der Ernte einen attraktiven Preis sichern. Im Börsenumfeld wird das als „Hedging“ bezeichnet.
Erste Schritte im Börsenhandel
Der Handel an der Warenterminbörse ist nur möglich, wenn man mit einem Börsenmakler zusammenarbeitet. Dieser wird alle notwendigen Formalitäten mit dem Händler durchgehen und ein Börsenkonto bei einem Finanzdienstleister eröffnen. Diese Clearingstelle (zum Beispiel Saxobank) führt das Börsenkonto, übernimmt die Abrechnung der Handelsvorgänge und stellt den finanziellen Barausgleich sicher.
Um die Sicherheit aller Handelspartner zu gewährleisten, ist es zunächst nötig, vor dem Handel eine Sicherheitsleistung auf das Börsenkonto einzuzahlen. Diese Initial Margin wird wie eine Mietkaution zum Ende des Handelsgeschäftes wieder ausbezahlt. Sollten sich jedoch am Terminmarkt Verluste einstellen und das Kontoguthaben nicht ausreichen, werden diese von der Initial Margin abgezogen. Der Geldbetrag sollte dann wieder nachgezahlt werden, denn eine Kontoauslastung von über 100 % könnte eine Zwangsglattstellung der vorhandenen Kontrakte zur Folge haben. Dann wäre die Absicherungsstrategie gescheitert. Es ist daher unbedingt darauf zu achten, dass man ausreichend Liquidität zur Verfügung hat, falls der Markt einmal gegen einen läuft.
Dann kann es losgehen: Zunächst muss man entscheiden, für welche Rohstoffe man die Preisabsicherung vornehmen möchte. Hat man Weizen oder Raps zu vermarkten? Wie hoch ist die zu vermarktende Menge? Dementsprechend muss man sich mit den Kontraktspezifikationen der jeweiligen Börsen vertraut machen.
Beim Rapskontrakt der Euronext handelt es sich zum Beispiel um 50 t Raps, die pro Kontrakt gehandelt werden können. Es ist jedoch zu beachten, dass man nicht 100 % seiner Ernte zugrunde legt, denn falls diese doch einmal kleiner als gedacht ausfallen sollte, würde das Nullsummenspiel nicht mehr aufgehen. Berater empfehlen, bis zu 50 % der Ernte abzusichern. Das heißt, bei dem Handel eines Rapskontraktes müsste die physische Erntemenge schon 100 t betragen.
Preisabsicherung für Raps
Wenn alle Formalitäten erledigt sind, kann der Handel beginnen. Zunächst ist es wichtig zu entscheiden, welchen Termin man zu welchem Kurs absichern will. Entsprechend muss man auch die entsprechenden Terminkontrakte verkaufen. Hat man seine Entscheidung getroffen, wird dem Broker mitgeteilt, mit welchem Kontrakt in welcher Anzahl und zu welchem Kurs der Handel durchgeführt werden soll. Es ist allerdings auch möglich, diesen Handel selbst über ein Handelsprogramm durchzuführen, das zur Verfügung gestellt werden kann.
Findet sich an der Börse nun ein Gegenspieler, das heißt ist jemand bereit, zu den erwarteten Konditionen zu kaufen, wird die Order durchgeführt und in das Börsenkonto eingebucht. Nun ist man an den Kursbewegungen beteiligt. Wichtig ist es nun, dass das Börsenkonto immer im Plus bleibt. Am Ende führt man den Verkauf des physischen Rapses zur Ernte 2024 durch und stellt die Kontrakte durch einen Rückkauf glatt.
Der Markt bewegt sich – verschiedene Szenarien
Die Rapskurse sind gestiegen. Das ist im physischen Markt ein Vorteil, denn man kann seinen Raps zu höheren Preisen verkaufen. Aber: Gleichzeitig hat der Anstieg einen Börsenverlust generiert, denn man muss die Kontrakte teurer zurückkaufen, um den Handelsvorgang glattzustellen. Man hält jedoch seinen gewünschten Absicherungspreis.
Die Rapskurse sind unverändert geblieben. Dann wird kein Gewinn oder Verlust an der Börse verbucht.
Die Rapskurse sind gefallen. Das ist am physischen Markt ein Nachteil, denn man kann seinen Raps nur zu einem geringeren Preis verkaufen. Hier kommt einem das Börsengeschäft jedoch zugute. Man kauft die Kontrakte bei der Glattstellung zu einem geringeren Kurs zurück. Damit generiert man einen Börsengewinn. Wenn man diesen zu dem physischen Erlös addiert, kommt man wieder auf den gewünschten Absicherungspreis.
Vereinfachtes Beispiel:

Preis fällt: Im Dezember wurde der Rapskontrakt für August 2024 zu 450 €/t verkauft. Im August findet der Verkauf der physischen Ware zur Ernte statt. Der Erzeugerpreis ist auf 380 €/t gefallen. Auch der Börsenkurs für den August-Kontrakt ist auf 380 €/t gefallen. Nun wird für die Glattstellung der Kontrakt aber zu diesem günstigeren Kurs auch zurückgekauft. Das generiert einen Börsengewinn von 70 €/t.
Preis steigt: Der Rapskontrakt wurde zu 450 €/t verkauft. Der Preis steigt im August auf 500 €/t. Die Rapsernte kann also für 500 €/t verkauft werden. Aber: Auch der Börsenkurs ist gestiegen, und für die Glattstellung muss ein Rückkauf erfolgen. Hier ergibt sich nun ein Verlust von 50 €/t.
In beiden Fällen wird aber der zuvor gewählte Absicherungspreis von 450 €/t erreicht.
Fazit
Zugegeben: Es wurde nur ein vereinfachtes Beispiel beschrieben. Die Schwankungen der sogenannten Basis (Preisabstand zwischen den beiden Märkten) wurden hier nicht berücksichtigt, denn die Märkte bewegen sich nicht immer zu 100 % parallel. Daher könnte sich das Ergebnis noch in die eine oder andere Richtung verschieben. Aber dieses Risiko ist nicht so groß wie das Risiko, sich der Volatilität der Märkte schutzlos auszuliefern. Im Prinzip ist Hedging wirklich eine sichere Sache. Und wer sich nicht vor Preisschwankungen schützt, ist der eigentliche Spekulant.
Die Lage der Wälder in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr auf einem niedrigen Niveau stabilisiert. Wie aus dem Bericht zur Waldzustandserhebung 2023 hervorgeht, sind nur noch 20 % der Bäume gesund.
„Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatienten“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bei der Vorstellung des Berichts am Montag in Berlin. Die Klimakrise habe den Wald fest im Griff, so der Grünen-Politiker. Lang andauernde Trockenheit und hohe Temperaturen hätten bleibende Schäden hinterlassen und machten die Bäume anfälliger für Schädlinge.
Vergleicht man die Entwicklung der Verlichtung der Baumkronen mit der des Jahres 2022, zeigt sich ein gemischtes Bild. Der Anteil der Bäume ohne Verlichtung bei den Kiefern ist seither von 13 % auf 23 % gestiegen. Weniger stark war die positive Veränderung bei den Fichten mit einem Anstieg von 17 % auf 24 %. Demgegenüber hat sich die Situation der zwei wichtigsten Laubbäume in Deutschland verschlechtert. Bei den Eichen ist der Anteil der Bäume ohne Kronenverlichtung von 19 % auf 17 % gesunken. Bei den Buchen waren es nach 21 % im Jahr 2022 lediglich noch 15 % im Folgejahr.
Mit Hinweis auf die umfangreichen Niederschlagsmengen im Winter 2022/23 stellte Dr. Nicole Wellbrock vom Thünen-Institut fest: „Wir haben jetzt die Möglichkeit, einen Puffer zu haben, aber das löst natürlich nicht dauerhaft die Probleme.“ Der Thünen-Wissenschaftlerin zufolge ist ein Umbau des Waldes dringend notwendig.
Özdemir betonte, dass die Waldbesitzer mit dieser Herausforderung nicht alleingelassen werden dürften. Ihm zufolge sind im laufenden Bundeshaushalt 250 Mio. € für Waldfördermaßnahmen über die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) und das Förderprogramm Klimaangepasstes Waldmanagement eingestellt. Der Minister bezeichnete den Waldumbau als Generationenaufgabe, für die es keine schnelle Lösung gebe. Nur ein gesunder Wald könne seine vielfältigen Funktionen als Kohlenstoffspeicher, Rohstofflieferant, Erholungsort, Arbeitsplatz sowie Lebensraum für Tiere und Pflanzen optimal erfüllen.
Die Waldzustandserhebung ist abrufbar unter t1p.de/m70iz
Das Deutsche Spring- und Dressurderby 2024 steht vor der Tür. Fünf Tage dauert der Turnierklassiker in der Himmelfahrtswoche. Zum Programm gehören der älteste und schwerste Parcours der Welt, internationale Top-Prüfungen auf Fünfsterneniveau und Dressur, wie es sie nur in Hamburg gibt. Das Herzstück des Events ist wieder das Deutsche Springderby am Sonntag.
Von Mittwoch, 8. Mai, bis Sonntag, 12. Mai, ist es endlich wieder Zeit für fünf Tage internationalen Spitzenreitsport im Derbypark nahe der Elbe. Natürlich mit allem, was dazugehört: Ponykinder und Weltmeister, ambitionierte Amateure und Vollprofis, wagemutige Springreiter und elegante Dressurkönner – die bunte Welt des nationalen und internationalen Pferdesports tummelt sich in Hamburg-Klein Flottbek. Insgesamt geht es in den 42 Prüfungen um rund 840.000 € Preisgeld, aber vor allem um Derbyehren und den Jubel der Zuschauer. Im vergangenen Jahr feierten 98.000 Menschen die Pferde und Reiter im Derbypark, so viele wie noch nie.
Das Championat von Hamburg im Preis der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG) macht den Turnierdonnerstag – traditionsgemäß Christi Himmelfahrt – zu einem gefühlten Turniersonntag. Hier geht es im Parcours schon fast um olympische Höhen: 1,55 m hoch sind die Hindernisse, Sieg und Platzierungen werden im Stechen entschieden und die besten 40 qualifizieren sich für den Longines Grand Prix am Sonnabend. Mario Stevens hatte mit Starissa im vergangenen Jahr in dieser Prüfung dominiert und sprach von seinem „Traum, mal hier das Championat zu gewinnen“. Bereits davor geht es im Rising Star by Mercedes-Benz Hamburg um Anforderungen auf Fünfsterneniveau.
Auch in der Anrecht-Investment Dressurarena fallen bereits wichtige Würfel: Im Grand Prix, dem Preis der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung, fällt die Entscheidung, wer am Sonntag im Deutschen Dressurderby um das Blaue Band reiten darf.
Über den Wall
In der zweiten Qualifikation zum Deutschen Springderby, dem Preis der Deutschen Kreditbank AG, stehen schon am Freitag alle Pferde zum ersten Mal in diesem Jahr auf dem weltberühmten 3 m hohen Wall. Nach dieser Feuerprobe steht fest, wer im 93. Deutschen Springderby die Chance bekommt, Springsportgeschichte zu schreiben.
Am Sonnabend wird dann einer der wichtigsten Großen Preise der Welt entschieden, der hochdotierte CSI5* Longines Grand Prix of Hamburg. Im vergangenen Jahr traten in dieser Prüfung Weltcup- und Olympiasieger gegeneinander an. In einem rasanten Stechen verwies der 29-jährige Gerrit Nieberg den amtierenden Olympiasieger Ben Maher auf Platz zwei. Es sind die Besten, die in diesem Grand Prix über 1,60 m hohe Hindernisse flitzen und um 250.000 € Preisgeld reiten. Kurz danach sausen Pferde und Reiter im Agria Speedderby über typische Derbyhindernisse. Auch für die Zuschauer ist dies ein absolutes Highlight.
In der Dressurarena fallen die Entscheidungen im U25-Dressurderby, dem Kasa Brandt-Preis, im Grand Prix Special, dem Preis des Helenenhofes von Familie Schwiebert, sowie in der Grand Prix Kür, gestiftet von Freiherr von Jenisch. Zudem wird in der Kür der hochbegehrte Harmonie- und Fairnesspreis vergeben.
Sonntag ist Derbyzeit
Bereits am Sonntagmorgen entscheidet sich im Dressurviereck der Sieg im Deutschen Ponydressurderby, präsentiert von Selleria Equipe. Dann folgt Höhepunkt Nummer eins: das Almased 64. Deutsche Dressurderby. Das Dressurfinale mit Pferdewechsel auf Grand Prix-Niveau gibt es nur in Hamburg. Die größte Herausforderung für die Spitzendressurreiter sind meist die Seriengaloppwechsel auf den Fremdpferden. Dann sind die Daumen der Zuschauer besonders fest gedrückt.
Einen solchen Spannungsmoment gibt es auch am Nachmittag im 93. Deutschen Springderby, präsentiert von Idee Kaffee: Wenn Pferd und Reiter auf dem Wall ankommen, hält das Publikum die Luft an. Es geht vorsichtig den Wall hinunter, die Spannung bleibt, und wenn dann die Planke nicht fällt, wird frenetisch gejubelt. Jeder Derbystarter wird vom Publikum durch den legendären Parcours begleitet – mit Höhen und Tiefen, jubelnd und mitfiebernd und vor allem mit Begeisterung beim Zieleinlauf. Am Ende ist das Buch der Derbygeschichte wieder um ein spannendes Kapitel reicher.
Das Deutsche Spring- und Dressurderby ist immer auch ein gesellschaftliches Ereignis in der Hansestadt. Die Besucher kommen nicht nur für den Pferdesport, sondern auch für den geselligen Klönschnack, vertiefte Fachgespräche unter Pferdeleuten, exklusives Shopping in der vielfältigen Ausstellung oder einfach, um die ersten Erdbeeren des Jahres zu genießen. Alle Infos zum Derby gibt es online unter www.hamburgderby.de pm
Kühe mit weniger Kraftfutter zu füttern, entspricht dem ökologischen Gedanken. Mit der niedrigeren Milchleistung lassen sich die Vollkosten oft nicht decken. Eher gelingt das Heumilchbetrieben, die von höheren Prämien profitieren.
Die Diskussion um die richtige Kraftfuttermenge in der Milchviehhaltung hält an. In nahezu allen Bioanbauverbänden diskutieren Mitglieder das Thema regelmäßig. Kürzlich hat Naturland Richtlinien für Rinderbetriebe vorgelegt, die den Einsatz von Futtermitteln beschränken, die auch als Lebensmittel für Menschen genutzt werden können.
Die Bioland-Beratung hat Zahlen von Biomilchviehbetrieben ausgewertet, um zu untersuchen, wie wirtschaftlich der Einsatz von Kraftfutter (KF) ist. Grundlage dafür sind Vollkostenrechnungen der Wirtschaftsjahre 2019/2020 und 2021/2022. Knapp ein Fünftel der Betriebe liegt in Süddeutschland, die anderen in Mittel- und Norddeutschland.
Zum Vergleich zwischen den Wirtschaftsjahren wurden die Daten von 70 identischen Betrieben herangezogen. Die Betriebe wurden in zwei Gruppen eingeteilt – danach, ob sie mehr oder weniger als 150 g Kraftfutter pro 1 kg Milch verfüttern. Im Wirtschaftsjahr 2021/2022 haben die Betriebe ihre Milchleistung im Durchschnitt um 2 % gesteigert. Den Kraftfutteraufwand pro Kilogramm Milch haben sie um 3 % erhöht, wobei der Kraftfutterpreis um 6 % gesunken war. Der Milchauszahlungspreis lag um 3 % höher als im Vorjahr. Beide Betriebsgruppen konnten im Wirtschaftsjahr 2020/2021 ihr kalkulatorisches Betriebszweigergebnis verbessern.
Grundfutter macht mehr Arbeit
Die Ergebnisse aus dem Wirtschaftsjahr (WJ) 2020/2021 bestätigen die Erkenntnisse aus dem WJ 2019/2020: Betriebe mit einem niedrigen Kraftfutteraufwand sparen bei den Direktkosten, die maßgeblich durch die Futterkosten beeinflusst werden. Sie haben aber höhere Arbeitserledigungskosten, also Personal- und Mechanisierungskosten der Innenwirtschaft.
Zudem erzielen sie aufgrund der niedrigeren Milchleistung geringere Erträge. Deshalb erzielen Betriebe mit niedrigem Kraftfutteraufwand ein niedrigeres kalkulatorisches Betriebszweigergebnis pro Kuh. In der Folge benötigen sie einen höheren Milchauszahlungspreis, um ihre Vollkosten zu decken.
Fünf der ausgewerteten Betriebe haben ihren Kraftfutteraufwand pro Kilogramm Milch vom ersten zum zweiten WJ so erhöht, dass sie die Schwelle von 150 g KF pro 1 kg Milch überschritten. Auch diese Betriebe konnten ihr Betriebszweigergebnis verbessern, allerdings nicht so stark wie die anderen Betriebe, denn die Milchleistung pro Kuh ist weniger stark angestiegen, als die Kraftfuttermenge angepasst wurde.
Potenzial der Kühe im Blick
Für einen dieser Betriebe allerdings hat es sich gelohnt, mehr Kraftfutter zu geben. Es ist ein familiengeführter Gemischtbetrieb im Norden von Baden-Württemberg, der nach einer Fütterungsberatung die Kraftfuttermenge erhöht hat. Die Beratung hatte ermittelt, dass mit der bisherigen Fütterung das Potenzial der Milchmenge pro Kuh nicht ausgeschöpft wurde.
Die Kühe im Betrieb fressen Körnermais und Ausputzgetreide, als Grundfutter bekommen sie überwiegend Luzernegras als Silage oder Gras auf der Weide. Durch das zusätzliche Kraftfutter hat sich die Milchleistung erhöht. Obwohl die Grundfutterleistung entsprechend gesunken ist, ergab sich weiterhin eine gute Kraftfuttereffizienz (siehe Tabelle). Mit dem Mehrerlös konnte der Betrieb andere Kostensteigerungen kompensieren wie die höheren Kosten für die Grobfuttererzeugung.
In einer Befragung aller ausgewerteten Betriebe sagten die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, dass sie damit rechnen, dass ihre Betriebe größer werden, mehr Flächen bewirtschaften und mehr Tiere halten. Zudem erwarten sie eine höhere Milchleistung. Dafür wollen sie weniger Kraftfutter je Kuh aufwenden, so würde der Kraftfutteraufwand je Kilogramm Milch sinken. Ob dies gelingen wird, hängt maßgeblich von den Grundfutterqualitäten in den nächsten Jahren ab.
Spezialfall Heumilch
Neun Heumilchbetriebe betrachtet die Bioland-Beratung in einer eigenen Auswertungsgruppe. Sie halten zwischen 30 und 120 Kühen. Auch diese Betriebsleiter verfütterten im WJ 2020/2021 sehr unterschiedlich hohe Kraftfuttermengen. Im Winter erhielten die Milchkühe überwiegend unter Dach getrocknetes Heu. Sieben Betriebe liegen in Baden-Württemberg und Bayern. Sechs Betriebe füttern weniger als 100 g Kraftfutter pro 1 kg Milch. Weil diese Stichprobe so klein ist, sind lediglich ungefähre Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit der Bioheumilchbetriebe möglich.
Die ausgewerteten Heumilchbetriebe zeichnen sich gegenüber den Nicht-Heumilchbetrieben durch eine 29 % höhere Grundfutterleistung aus. Das lässt sich einerseits durch das hochwertige Winterfutter erklären, das mit großem Energieaufwand unter Dach konserviert wird. Es verursacht aber zugleich höhere Grundfutterkosten. Andererseits profitieren die Betriebe in den Sommermonaten von viel Futter von der Weide oder auch aus der Frischgrasfütterung. Auffällig ist die um 28 % längere Nutzungsdauer der Tiere in Heumilchbetrieben. Analog dazu ist die bereinigte Reproduktionsrate um 22 % niedriger.
Höhere Einnahmen erzielt
Der Blick auf die Wirtschaftlichkeit von Heumilch zeigt: Heumilchbetriebe profitieren häufig von zusätzlichen Flächenprämien wie für Silageverzicht im gesamten Betrieb oder für Messerbalkenschnitt. Hinzu kommt, dass sie für verkaufte Tiere mehr erlösen und Zuschläge auf den Milchauszahlungspreis erhalten, durchschnittlich +7,2 ct/kg Milch. Bei ähnlichen Produktionskosten, die um 61 € je Kuh und Jahr günstiger abschneiden, erzielen die Heumilchbetriebe ein besseres kalkulatorisches Betriebszweigergebnis. Sie übertreffen die Vergleichsgruppe um 191 € je Kuh und Jahr.
Unterteilt man die Heumilchbetriebe nach ihren Kraftfuttermengen pro Kilogramm Milch, ist zu beobachten, dass ein niedrigerer Kraftfuttereinsatz wie bei allen ausgewerteten Betrieben zu einer niedrigeren Milchleistung führt und damit der Umsatz sinkt. Gespart werden 10 dt Kraftfutter je Kuh und Jahr, die Personalkosten sind geringfügig höher. So ergeben sich etwas niedrigere Produktionskosten – um 325 € je Kuh und Jahr – und ein um 80 € je Kuh und Jahr besseres kalkulatorisches Betriebszweigergebnis.
Fazit
Insgesamt ist es die verfütterte Kraftfuttermenge, die produktionstechnische und betriebswirtschaftliche Kennzahlen von Biomilchviehbetrieben stärker beeinflusst als die Heufütterung. Grund dafür ist vermutlich, dass sich das Kraftfuttermanagement auf das gesamte Futterjahr auswirkt. Die Fütterung von Heu beschränkt sich jedoch vor allem auf die Wintermonate. Im Sommer unterscheiden sich Heumilchbetriebe hinsichtlich der Fütterung oftmals nicht von anderen Betrieben.
Rita Ebel baut Rampen – damit alle Menschen freie Bahn haben. Sie sitzt selbst im Rollstuhl und weiß, wie nur eine Stufe den Alltag einschränkt.
Die kleine Stufe am Eingang zur Bäckerei ist eigentlich kein Problem. Zumindest dann nicht, wenn man laufen kann. Doch für Rita Ebel aus Hanau im Main-Kinzig-Kreis sind die nicht mal 15 cm Höhenunterschied ein Hindernis. Denn seit etwa 30 Jahren sitzt sie im Rollstuhl. Die heute 67-Jährige verlor während einer Autofahrt das Bewusstsein und krachte in eine Hauswand. „Die Ärzte stellten einen inkompletten Querschnitt fest“, sagt sie. Das heißt, sie kann ihre Beine fast nicht mehr bewegen. Ihre Perspektive: ein Leben im Rollstuhl. Dass in diesem Leben auch Lego eine große Rolle spielen würde, das hätte sie nicht gedacht.
Bauplan aus dem Netz
Vier Monate nach ihrem Unfall verließ Ebel das Krankenhaus. Ihre Wohnung war nicht behindertengerecht und auch in ihrem Umfeld musste sie feststellen, dass überall Stolperschwellen lauerten. Doch Ebel wollte sich nicht ausbremsen lassen. Die sportbegeisterte Frau probierte alle Sportarten aus, die sich ihr anboten: „Ich habe gefochten, bin Kajak gefahren und habe mich im Wasserski versucht“, blickt Ebel zurück. Beim Trick-Ski, einer Wettkampfdisziplin des klassischen Wasserski, wurde sie sogar Vize-Europameisterin. Doch auch sonst hielt die aktive Frau nicht still. „Mein Leben ist durch den Unfall anders geworden, aber nicht weniger schön“, sagt sie heute überzeugt. Durch Zufall stieß Ebel nach 20 Jahren auf einen Bericht in einer Fachzeitschrift. Dort war auf einem Foto ein elektrischer Rollstuhl auf einer Rampe aus Lego zu sehen. Ein Supereinfall, befand die gelernte Versicherungsfachangestellte, die bis zu ihrem Unfall als Geschäftsführerin in einer Baufirma tätig war. Warum also nicht fortan Rampen aus Lego bauen – für den guten Zweck.
Neu war die Idee, aus den bunten Steinen Rampen zu bauen, damals schon nicht mehr. Bereits 2014 hatte Raul Krauthausen, ein Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit, einen Bauplan für Rampen aus Lego ins Internet gestellt.
Rampen für alle
Ebel baute und sammelte ihre eigenen Erfahrungen. Sie probierte viel aus. „Zunächst bauten wir zwei einzelne schmale Spuren, mittlerweile zwei breite, die zusammengelegt eine große Fläche ergeben“, sagt sie. Inzwischen bauen sie und ihr neunköpfiges Team die Rampen immer so. Dennoch wiegt jedes Element rund 9 kg. „Das Gewicht hängt maßgeblich von der Höhe der Stufe ab, die wir überwinden müssen“, erklärt Ebel, „aber höher als 16 Zentimeter darf sie nicht sein.“ Versuche, mehr als eine Stufe zu überwinden, scheiterten: „Das war dann zu steil und hätte dazu geführt, dass kein Rollifahrer sie eigenständig hätte benutzen können.“ Und eben darum geht es Ebel. Sie möchte, dass Menschen mit Beeinträchtigungen teilhaben können. „Und wenn wir es genau nehmen, helfen unsere Rampen auch vielen anderen Menschen – denen mit Kinderwagen oder Rollatoren“, ergänzt sie.
Die Rampen der Lego-Oma, wie Ebel sich nennt, sind offiziell keine. Denn Rampen müssen in Deutschland eine Norm erfüllen. Das heißt: Ihre Steigung darf nicht größer als 6 % sein. „Daher bauen wir offiziell nur Auffahrhilfen“, schmunzelt die 67-Jährige. Den Einfall dazu hatte ihr heutiger Mann Wolfgang. Die Abgrenzung ist wichtig, weil sonst Gewährleistungs- und Haftungsansprüche folgen könnten. Und das, obwohl Ebel keine Rampe je verkauft hat. Sie sind alle ein Geschenk. Die meisten der 116 Rampen, die sie mit ihrem Team in den vergangenen fünf Jahren gebaut hat, stehen im öffentlichen Raum und kommen so der Allgemeinheit zugute.
Nur selten bauen sie für Einzelpersonen. „Das können wir einfach nicht leisten“, erzählt Ebel, die mittlerweile deutschlandweit unterwegs ist, um mit Schulen oder Vereinen Rampen zu bauen. „Es macht wahnsinnig viel Freude, kostet aber auch viel Zeit – und Steine“, sagt Ebel. An eben diesem Punkt hakt es ab und an. Denn Ebel baut nur aus „brachliegenden Steinen“, wie sie es nennt. „Wir wollen nur die Steine nutzen, die ohnehin ungenutzt auf dem Dachboden liegen“, erklärt sie, „auf gar keinen Fall wollen wir Kindern ihr Spielzeug klauen.“ Ebel hat Glück. Immer wieder melden sich Menschen bei ihr, die Steine spenden wollen. Gerade wenn Ebel Rampen mit Motiven in entsprechenden Farben bauen will, ist das auch nötig. Ihre Bauanleitungen stehen im Internet – in neun Sprachen – und wurden über 800 Mal in die Welt verschickt.
Doch nicht überall trifft Ebels Tun auf Lob. Raul Krauthausen, der Urheber der Lego-Rampen, distanziert sich mittlerweile von seiner damaligen Idee. Auf seiner Internetseite nennt erden Bau von Legorampen inzwischen „Fürsorgekampagnen“. Er schreibt: „Sie lenken von den eigentlichen Herausforderungen ab.“ Er fordert dazu auf, Politik und Verwaltung an ihre Verantwortung für mehr Barrierefreiheit zu erinnern. Rita Ebel ist da anderer Meinung: „Das eine tun heißt doch nicht das andere lassen.“
Tee-Speicher Meldorf
Iris Jaeger
Auch in Schleswig-Holstein stehen Lego-Rollstuhlrampen beziehungsweise Auffahrhilfen. So zum Beispiel seit Neuestem in Meldorf, Kreis Dithmarschen, vor dem Tee-Speicher von Kerstin Jacobs. 2022 hat sie das Ladengeschäft übernommen und störte sich an der Türschwelle. Vergangenes Jahr ist sie auf den Beauftragten für Menschen mit Behinderung der Stadt Meldorf, Michael Hegger, zugegangen, um mit ihm zusammen nach einer Lösung zu suchen. Zuvor erkundigte sich Kerstin Jacobs beim Ordnungsamt, was erlaubt ist, und beantragte ein Sondernutzungsrecht.
Im regen Austausch mit Michael Hegger ging es dann darum herauszufinden, welche Art von mobiler Rampe es sein sollte, was gerade auf dem Markt so vorhanden war und womit alle gut umgehen könnten. „Dabei kamen wir beide zusammen auf die Idee mit der Lego-Rampe“, erzählt die Inhaberin des Tee-Speichers. Es wurden Informationen beschafft, Michael Hegger bekam die Bauanleitung der Lego-Oma und seit Oktober stand für Kerstin Jacobs fest: „Ich baue die Lego-Rampe.“ Nachdem mehr als 20 kg Legosteine sowie weiteres Material wie eine Bautenschutzmatte besorgt waren, ging im April der Bau los. Zirka 14 Stunden dauerte das Zusammensetzen der Teile bis zur fertigen Rampe. Am 5. Mai erfolgte dann die feierliche Einweihung. Für dieses Ereignis stellte Wagner Pralinen aus Brunsbüttel extra Pralinen in Form von Legosteinen her, die in 340 Tüten verpackt für den guten Zweck verkauft wurden. Der Erlös geht an die Lebenshilfe Dithmarschen.